Re: [Ag Meinungsfindungstool] Regelkreis

["marc" <marc AT merkstduwas.de>]

Ergänzend würde ich noch anfügen wollen, dass ein ganz gravierender 
Unterschied bzw. eine klare Abgrenzung der Systeme darin liegt, dass das 
'Decision System' anderen (in der Regel schärferen) rechtlichen und 
regulatorischen Anforderungen genügen muss als das 'Discussion System'.

Denn das Decision System hat den alles entscheidenden Beschlusscharakter. 
Nur über das Decision System können wirksame und bindende Beschlüsse gefasst 
werden. Solange hier diverse theoretische Probleme (aka 
Wahlcomputerproblematik) nicht gelöst sind, wird das Desicion System auch 
immer eine Repräsentanz in Form von Parteitagen oder andern beschlussfähigen 
Versammlungen finden.

Die von ThomasE als zweites beschriebene Alternative der zyklischen 
Rückkopplung in sehr kurzen Intervallen ist mMn nicht durch die Interaktion 
zwischen Discussion und Decision System gegeben, sondern wird einzig 
innerhalb des Discussion Systems abgebildet. Durch die von Oliver 
beschriebene Optimierung der Diskussion sollte dies aber mMn die Ausnahme 
bleiben.

In länger laufenden Zyklen ist jedoch ein alternierender Wechsel zwischen 
den System für mich durchaus vorstellbar, da wie Oliver bereits erwähnte 
Diskussionen nicht enden müssen. Obwohl bereits eine Entscheidung getroffen 
wurde kann es notwendig sein wegen geänderter Rahmenbedingungen und Kontexte 
die Diskussion wieder aufzunehmen und erneut eine Entscheidung 
herbeizuführen.

Besseres Wissen führt zu optimierter Diskussion, welche Optionen reduziert 
und dadurch die Entscheidung vereinfacht.

Cheers
marc

-----Original Message----- 
From: Slash
Sent: Thursday, September 27, 2012 1:59 PM
To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
Subject: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Regelkreis


An beiden Versionen ist was dran, an ersterer jedoch mehr, ThomasE.
Also, ich sag' mal so, das Ziel des Diskussions-Systems ist eine wie auch
immer geartete Qualifizierung des Diskussionsprozesses - was die
Reduktion von Auswahl an Entscheidungsoptionen mit einschließt.
Im Idealfall reift in der Tat der Diskussionsprozess durch das
System derartig stark heran, dass am Ende nur noch eine Position
da ist; und für jenen Fall würde das Entscheidungs-System dann
tatsächlich stark an Bedeutung verlieren - ich pfleg' da immer zu sagen,
dass es nur noch rein formal ist, und dann nicht mehr um Inhalte geht.

Zur zweiten Variante ist zu sagen, dass auch Parallelität vorliegt,
weil der Diskussionsprozess im Gegensatz zum Entscheidungsprozess
dauerhaft läuft, und nicht etwa auf ein gewisses Datum X fixiert ist.

Im Rahmen des Diskussionsprozesses werden typische System-Dynamiken
auftreten: Am Anfang viel durcheinander und Bewegung, und im Verlaufe
der Diskussion dann immer mehr Ordnung und weniger Bewegung,
bis etwas theoretisch noch flexibel aber praktisch halt erst mal
ausdiskutiert und fest ist.
Und parallel zu diesem theoretisch unendlich langen Diskussionsprozess
gibt es dann halt Abstimmungen - und das natürlich sinnvollerweise
erst, wenn der Diskussionsprozess im Vergleich zum Anfang gut herangereift
ist...

Viele Grüße,
/ aka Oliver

Thomas von der Elbe schrieb:

> Hallo Leute,
>
> ich bin Thomas und neu hier auf der Liste. Slash hatte mich zum vorletzten 
> Mumble-Treffen eingeladen und da war ich jetzt zwei mal mit dabei. Ich bin 
> seit 4 Jahren im e-democracy Projekt Votorola aktiv.
>
> Ich finde es Klasse, was Ihr hier macht und würde gern beitragen. Ich 
> stimme 100% zu, dass die Meinungsfindung bzw. Diskussion in der 
> Piratenpartei technische Unterstützung gebrauchen kann.
>
> Im Moment komme ich mit der Trennung zwischen Diskussion- und 
> Entscheidungsprozess nicht so recht klar. Ist das eine zeitliche Trennung, 
> oder eine funktionale/logische?
>
> Nur noch mal, um zu sehen, ob ich das genauso seht wie Ihr: Eine effektive 
> Diskussion hat zum Ziel den Entscheidungsprozess zu vereinfachen, indem 
> sie die Anzahl der unterstützten Postionen reduziert. Richtig? ... Was 
> aber hindert uns, diese Anzahl auf 1 zu setzen? Wäre das nicht der nächste 
> logische Schritt? Das Decision-Tool wäre dann nur noch zum bloßen 
> gemeinschaftlichen Abnicken da! ... Seht Ihr das auch so?
>
> Das scheint mir die einzige Art zu sein, eine zeitliche Trennung zwischen 
> beiden Systemen aufrecht zu erhalten. Es reduziert das Decision-Tool aber 
> auf beinahe null Funktionalität.
>
> Andere Variante: funktionale/logische Trennung, aber zeitliche 
> Parallelität: Discussion- und Decision-Tool laufen parallel. Im Verlauf 
> der Diskussion ändern sich permanent die einzelnen Entscheidungen für oder 
> gegen einzelne Positionen. Die Diskussion wird so lange geführt, bis sich 
> alle Mitglieder für die gleiche Position entschieden haben und weitere 
> Entscheidungen überflüssig sind. (Und sei es die Position: "Da 60% für 
> Variante X sind, akzeptiere ich die Mehrheitsentscheidung und betrachte 
> dies als _*unsere*_ Position.") D.h. Diskussions- und Entscheidungsprozess 
> laufen parallel und enden beide gleichzeitig mit einer von allen 
> unterstützten Position.
>
> Ist das so von Euch gemeint?
>
> Grüsse,
> Thomas

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