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ag-meinungsfindungstool - [Ag Meinungsfindungstool] Evolutionäres Wachsen am Beispiel

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Betreff: Ag-meinungsfindungstool mailing list

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[Ag Meinungsfindungstool] Evolutionäres Wachsen am Beispiel


Chronologisch Thread 
  • From: Jochen Plumeyer <jochen AT plumeyer.org>
  • To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ag Meinungsfindungstool] Evolutionäres Wachsen am Beispiel
  • Date: Fri, 13 Apr 2012 12:35:00 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
  • List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>

Hallo!

Einerseits gibt es positive und negative Beispiele der Meinungsbildung aus der nicht-virtuellen Welt. Aus diesen Beispielen kann man sicherlich lernen.
  • Asamblea - Methode des gemeinschaftlichen sequentiellen Brainstormings mit Konsens-Tendenz
  • Opinion Leader - Darauf bezieht sich unsere bisherige Analyse mit der sozialen Typologie ("Messias" "Nazi" usw.) auf dem Piratenpad, also dem Phänomen der Meinungsdominanz, gegen dessen Armutstendenz man methodisch vorgehen kann/ sollte
Andererseits sind gerade die nicht-virtuellen klassischen Methoden offensichtlich unzureichend. Meinungs-Oligopole simplifizieren/ vereinfachen Realität gemäß jeweiliger Interessen.

Den Meinungsbildungsprozeß sehe ich als "Komplexe Selbstorganisation einer Gesellschaft". Dieser Optimierungsprozeß der Definition gesellschaftlicher Regeln sollte Realität korrekt widerspiegeln. Es geht also um die Definition von Regeln zur Reaktion auf die Realität.
"Realität" ist dabei die Herausforderung, denn das Modellieren der Realität ist sowieso immer unvollständig, immer mit Fehlern behaftet, und extremes Ziel von Manipulation.

Die Fragen, die ich sehe, um Realität vernünftig zu modellieren, sind diese:
  1. Welche Faktoren spielen in dem betrachteten Wirkungszusammenhang eine Rolle?
  2. Wie sind diese Faktoren qualitativ oder quantitativ miteinander verbunden?
"Wissenschaftlich" wäre dann ein Vorgehen, Modelle/ Hypothesen mit Fakten zu verifizieren oder zu verwerfen/ anzupassen. Exaktheit ist dabei natürlich nicht zu erreichen, was Handlungsfähigkeit aber nicht blockieren sollte.
Das Modellieren der Realität (Hypothesenbildung) ist ja selbst Fakten-basiert (individuelle Wahrnehmung), da könnte der Prozeß auch losgehen.
Jeder sieht Zusammenhänge anders. Es sollte möglich sein, alle Modell-Vorschläge zu verifizieren, nach Korrekturen zu vereinigen (Synthese) oder zu verwerfen. Vielleicht gibt es auch eine Gruppe von Lösungen, die parallel existieren sollten.

Nebenbei wäre es natürlich optimal, wenn gesellschaftliche Regeln überflüssig wären, weil die individuelle Integrität und das Bewußtsein so hochentwickelt sei. Das war glaube ich die positive Utopie des Kommunismus.

Zum anderen kann man sicherlich aus der Natur selbst lernen, und evolutionär vorgehen. Damit das Ganze nicht zu abstrakt wird, können wir uns ja vielleicht ein Beispielthema vornehmen.

Ich schlage einfach mal das Thema "Drogen legalisieren - ob und wie?" vor. Ich selbst kenne positive und negative Biographien.
Als (immer fehlerbehaftete, unvollständige, zum Teil sich direkt widersprechende) Fakten:
  1. Drogen machen glücklich.
  2. Drogen machen unglücklich.
  3. Auch Verhalten kann Drogencharakter annehmen (Internet), Substanzen sind ein wichtiger Teilbereich des Phänomens
  4. Illegalität von Drogen schafft Leiden, wegen absurd hoher Produktpreise
  5. Drogen manipulieren Emotionen
  6. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz werden seltener abhängig
  7. Gesellschaft suggeriert Werte von Verhaltensweisen
  8. Individuelle Befriedigung steht oft gesellschaftlicher oder familiärer Loyalität entgegen
  9. Illegalität von Drogen züchtet mafiöse Strukturen, Korruption, teilweise extremes Leiden aus Korruption
  10. Einer wissenschaftliche Untersuchung erbrachte das Resultat, daß ein bestimmter Pilz langfristig glücklicher macht
  11. Rausch ist ein integraler Bestandteil des Menschseins
  12. Rausch ersetzt emotionale Geborgenheit
  13. Rausch sprengt mentale Enge
  14. Das Kapitalvolumen der Drogen-Industrie ist größer als die des Erdöls
  15. Politik ist tendenziell korrupt, und unterstützt vielleicht gerade deswegen die Illegalität von Drogen
Jetzt wäre also die (gern auch game-ifizierbare ;-) )  Frage, wie diese Fakten modelliert und letztlich zu einem gesellschaftlichen Verhaltenscodex (Gesetze, Verordnungen, Förderungen, Ausbildung, Sanktionen durch Polizei etc.) verarbeitet werden.
Dröge, also "angeblich neutral" und emotionslos muß/ sollte der Prozeß wirklich nicht vonstattengehen. Emotionen/ Glaubensfakten/ Schlüsselerlebnisse und direkte Interessen sollten als solche aber denke ich deutlich sichtbar werden.

Meine eigene Tendenz ist, ein Puzzle mit den Faktoren zu basteln, und einen "Relations-Spaghetti" mit diesen Faktoren zu stricken.

Hättet Ihr Lust, mitzumachen? Ich hoffe, ich stimuliere, und nicht zu ungerichtet.

Cheers,

Jochen



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