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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag zu Glyphosat

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag zu Glyphosat


Chronologisch Thread 
  • From: Detlef Lindenthal <detlef AT lindenthal.com>
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag zu Glyphosat
  • Date: Fri, 27 Jun 2014 14:38:38 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Moin Detmar,

danke für die Antwort. Du bringst Sätze, die auf den ersten Blick wie Argumente aussehen, bei genauerem Hinschauen indessen erhebliche Restzweifel hinterlassen.

Wesentlich finde ich:
Glyphosat hat Wartezeiten von vielen Wochen (mit Grund?? ohne Grund???).
Beim Trockenspritzen (der "Sikkation") werden diese Warte- und Abbauzeiten nicht eingehalten:
Im Sommer verbleibt Glyphosat auf dem Getreide in einem Maße, wie es bei Ausbringung im Frühling als nicht zulässig beschlossen worden ist.
Daher finde ich Glyphosat-Haferflocken genauso ekelhaft wie Quecksilber-Äpfel und DDT-Möhren (DDT, Aldrin und Lindan lassen grüßen, die gab es in meiner Kindheit).

Du schreibst:
> Die Anwendungsbestimmungen glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel schreiben Wartezeiten (je nach Wirkstoffkombination unterschiedlich) vor, um Rückstände in Erzeugnissen auszuschliessen.
Ääääh ... Wartezeit bei fast fertigem Getreide??? Baut sich Glyphosat auf wundersame Weise dann in der Haferflockentüte ab???? Zum Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Tüte kommt das Frühestunbedenklichkeitsdatum hinzu? Ekelhaft.
> Darüber hinaus hätte ein Verbot von Glyphosat zur Sikkation (dessen Schädlichkeit oder Unschädlichkeit ausser acht lassend) diverse nachteilige Wirkungen. Für die Landwirtschaft, für die Umwelt und für die Produktqualität. 
> Die Landwirtschaft müsste mit wesentlich höherem Aufwand die Produktqualität (Produktreinheit) sicherstellen.
Das sieht aus wie ein Argument, hinterläßt aber Restzweifel an seiner Redlichkeit. Mittels Vergleich läßt sich feststellen, daß Demeter und Bioland gute Haferflocken kostengünstig herstellen können ohne Glyphosat. Vermutlich geben sie sich mehr Mühe bei den eingesetzten Fertigkeiten, etwa Lüftung und Umschichtung in den Silos. Bio-Haferflocken kosten das anderthalbfache von Aldi-Haferflocken -- dafür, daß ich mein Bio-Obst und -Gemüse kostenlos bekomme, kann ich jene Mehrausgabe gut hinnehmen.

> Größter Knackpunkt aber dürfte die von Abnehmerhand vorgeschriebene Produktreinheit sein, die dann nur mit höherem Aufwand anderer, teurerer und womöglich noch schädlicherer Pflanzenschutzmittel einzuhalten wäre. 
Was meinst Du damit: Produktreinheit? Stroh? Spelzen? Grassaat? Dafür gibt es den Windsichter. Feuchtes Getreide? Für trockenes Getreide gibt es Techniken, die weniger eklig sind als Glyphosat.

Wg. Botulismus und Glyphosat:
> Die Probleme dieser Thematik liegen darin, dass die Aussagen von Frau Krüger in Entscheidungsgremien angezweifelt werden und diese ihrerseits eine entwarnende Studie in Auftrag und zum Abschluss gebracht haben.
Und wo werden "die Probleme dieser Thematik" und die "entwarnende Studie" nicht erörtert? In der AG Landwirtschaft der PIRATEN!
Die Politik läßt Prof. Krüger im Regen stehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Nachdem Deine Glyphosat-Verniedlichung hier so unwidersprochen geblieben ist (außer durch mich), entstehen bei mir Restzweifel, daß die AG Landerwirtschaft der PIRATEN sich von einem (vielleicht von mir nur erträumten) Ziel des menschenfreundlichen Landbaus verabschiedet hat, möglicherweise auch ihn niemals angesteuert hat.

Ich könnte es auch anders ausdrücken: Weil ich nicht glauben mag, daß es soviel Politikverzicht freiwillig gibt, glaube ich an grundlegende Korruption:
Schere im Kopf, Herdentriebreflexe, vorauseilender Denkverbot-Gehorsam. auf jeden Fall Politikferne.

Mit Nichtpolitik sollten wir uns nicht weiterhin gegenseitig nerven und den Tag belasten, deshalb erfülle ich mir heute einen schon lange gehegten Wunsch:
Ich trage mich aus dem PIRATEN-Verteiler aus und denke an etwas Schönes, Aufbauendes, Verantwortbares, wenn ich abends zum Gemüse-Acker radele.
Es ist nicht mein Acker, aber ich hole dort immer mein Gemüse. Und pflege die Möhren- und Petersilienreihen und pflanze Rote Bete, Mangold und Kürbisse. Hmm lecker!

Übrigens bin ich zu Pfingsten Großvater geworden ... ein Sonntagskind ... hiervon fühle ich mich in meiner sauberkeitsfreundlichen Sichtweise unterstützt.

Saubere Grüße,
Detlef





Am 27.06.14 06:05, schrieb Detmar Kleensang:
Guten morgen!

Am 26.06.2014 um 19:58 schrieb Detlef Lindenthal:

Ihr Lieben,

wenn der Antrag jetzt von den Linken kommt, können CD/SU, SPD und Grüne ihn ja frohen Mutes ablehnen.   :-(

Nach wie vor:
Wie eklig ist sowas denn -- Glyphosat auf fast erntereifes Korn zu spritzen ("Sikkation")!
Ohne Wartezeit und somit ohne die Möglichkeit zum biologischen Abbau verbleibt ein Anteil in Brot und Haferflocken und stört als Antibiotikum den Stoffwechsel und fördert Botulismus.

Einspruch (nach Faktenlage bleibt mir leider nichts anderes übrig):

1.: Die Anwendungsbestimmungen glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel schreiben Wartezeiten (je nach Wirkstoffkombination unterschiedlich) vor, um Rückstände in Erzeugnissen auszuschliessen. 

2.: Laut Abschlussbericht der von der Bundesregierung an die TiHo vergebenen wissenschaftlichen Studie bezüglich Botulismus gibt es keine Zusammenhänge von Glyphosat und chronischem/viszeralem Botulismus. 

Zugabe: 3.: Bestimmte glyphosathaltige Produkte (speziell mit Tallowamin als Netzmittel und "Wirkverstärker" versetzte) sind bereits für Sikkationsanwendungen verboten worden. Ohne eindeutige wissenschaftliche Belege für deren Schädlichkeit und in "vorauseilendem Gehorsam" auf die Zweifel der Glyphosatkritiker hin. 

Das bedeutet nach meiner Meinung gefährliche Körperverletzung (siehe unten*).

Somit wäre dieser Vorwurf rechtlich nicht haltbar.

Auffällig ist, daß das Wort Botulismus im Antrag nicht vorkommt, daß also die Forschung von Prof. Monika Krüger, Leipzig, nicht bis in die Politik vorgedrungen ist.

Das dürfte auf die Ergebisse der TiHo-Studie begründet sein, die ein Krankheitsgeschehen "Botulismus" als nicht existent deklariert hat und wäre, wenn dem wirklich so sein sollte, durchaus begründet. 

Sieht sich  Gysi klüger als Krüger, oder bezieht er sein Wissen von denen, die der Agrarchemie nicht wehtun wollen?

Das fragt sich Euer
Detlef

Die Probleme dieser Thematik liegen darin, dass die Aussagen von Frau Krüger in Entscheidungsgremien angezweifelt werden und diese ihrerseits eine entwarnende Studie in Auftrag und zum Abschluss gebracht haben. Wie will man da (sachlich und rechtssicher) gegen eine Sikkationsanwendung von Glyphosat argumentieren?

Darüber hinaus hätte ein Verbot von Glyphosat zur Sikkation (dessen Schädlichkeit oder Unschädlichkeit ausser acht lassend) diverse nachteilige Wirkungen. Für die Landwirtschaft, für die Umwelt und für die Produktqualität. 
Die Landwirtschaft müsste mit wesentlich höherem Aufwand die Produktqualität (Produktreinheit) sicherstellen. Dies würde deutlich intensivere ackerbauliche Methoden zur Unkrautbekämpfung nötig machen. Mit einhergehender Steigerung des Dieselverbrauchs, welcher ebenfalls die Umwelt belasten würde wie es die häufiger notwendigen Überfahrten mit ackerbaulichem Gerät die Bodenstruktur belasten würde. 
Größter Knackpunkt aber dürfte die von Abnehmerhand vorgeschriebene Produktreinheit sein, die dann nur mit höherem Aufwand anderer, teurerer und womöglich noch schädlicherer Pflanzenschutzmittel einzuhalten wäre. 

Es ergäben sich daraus imho diverse Fragen, die wir für ein erfolgreiches Verbot von Glyphosat auch nur zur Sikkation beantworten müssten:
1.: Auf welcher nachweislichen Sachlage begründet wäre ein Verbotsverfahren rechtlich haltbar?
2.: Vorausnehmend dessen erfolgreiche Umsetzung: Wie stellen wir die Produktreinheit künftig sicher?
3.: Vorausnehmend dessen erfolgreiche Umsetzung: Welchen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der erzeugenden Betriebe hätte solch ein Verbot und welche Auswirkungen auf den zunehmenden Strukturwandel in der Landwirtschaft hin zu immer industrielleren Größenordnungen?
4.: Vorausnehmend dessen erfolgreiche Umsetzung: Wie (viel) schädlich(er) wären die alternativ verwendeten Pflanzenschutzmittel für Umwelt und Produkte?

Diese Dinge müssten wir erörtern, wenn wir ein Verbotsverfahren nicht einfach so "aus dem Bauch heraus" unterstützen wollten.

Liebe Grüße, Detmar





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