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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Oligopole Produktionsketten

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

Listenarchiv

Re: [Ag-landwirtschaft] Oligopole Produktionsketten


Chronologisch Thread 
  • From: "Pirat Wolfgang" <pirat AT wolfgang-zerulla.de>
  • To: <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Oligopole Produktionsketten
  • Date: Fri, 31 Aug 2012 22:14:07 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

So sehe ich das auch Detmar,

die Geflügelbranche ist ein gutes schlechtes Beispiel was bei der
Industrialisierung der Landwirtschaft heraus kommt.

Natürlich kann man einen 20ha Betrieb rationeller betreiben als einen 5ha
Betrieb. Und ein 50ha Betrieb lässt sich wohl noch rationeller betreiben.
Aber irgendwann sind die Rationalisierungsmöglichkeiten ausgeschöpft. Dann
lässt sich der Gewinn nur noch über die Haltungsbedingungen erhöhen.

LG

Wolfgang


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-landwirtschaft-
> bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Detmar Kleensang
> Gesendet: Mittwoch, 29. August 2012 06:28
> An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] Oligopole Produktionsketten
>
> Moin Maik!
>
> Solch ein Prinzip gibt es in der Landwirtschaft auch schon. Stichwort wäre
da:
> vertikale Integration
>
> Das ist die Methode, mit der sich bsw. die Geflügelbranche zu dem
entwickelt hat,
> was wir heute schon haben. Und das stößt leider auf breite Ablehnung. Weil
es die
> Industrialisierung der Landwirtschaft enorm befördert hat. Der Kunde kann
zwar
> sehr günstig einkaufen und die Industrie verdient daran nicht schlecht,
das geht
> aber zu Lasten der Erzeuger, also der Landwirte, und zu Lasten der
> Haltungsbedingungen der Tiere.
>
> Die Methode hier ist ja: Großschlachtereien wie bsw. Wiesenhof haben sich
> Futtermittelwerke einverlaibt. Die Urproduzenten werden mit
Abnahmeverträgen an
> das Schlachtunternehmen gebunden, es werden ihnen die Futtermittel aus
> eigenem Werk aufgezwungen, es werden eigene Tierärzte beschäftigt usw.
usf. Im
> Gegenzug finanziert das Schlachtunternehmen die betriebliche Entwicklung
des
> Erzeugers, bindet diese also auch mit Krediten an sich. Dazu gibt es dann
ganz
> genau Produktionsvorgaben, was, wie viel, zu welchem Datum, mit welchem
> Gewicht usw. usf. geliefert zu werden hat.
> Das Problem ist, dass für Erzeuger da weitgehend das Prinzip "friss oder
stirb" gilt.
> Die Verträge werden einseitig von den Schlachtunternehmen vorgegeben.
> Entweder man akzeptiert dies oder lässt es bleiben. Vorgerechnet wird den
> Erzeugern natürlich, dass sie da wunder was verdienen können, was in der
Praxis
> allerdings selten zutrifft. Das Schlachtunternehmen hat absolute
> Planungssicherheit über den gesamten Produktionszyklus, der Landwirt als
> Erzeuger hat nur zu machen (ich spreche da von Schein-Selbstständigkeit)
und hat
> das gesamte Produktionsrisiko zu tragen.
>
> In der Schweinehaltung läuft es schon seit längerem in die genau gleich
Richtung.
> Und auch bei der Milchviehhaltung sind deutliche Zeichen für diese
Methodik zu
> erkennen.
> So geben die ersten Meiereiunternehmen schon Kredite an Landwirte für etwa
> Kühltanks, wenn sie ihren Betrieb in der Form erweitern, dass sie so viel
> produzieren, um einen ganzen Tanklaster voll zu bekommen. Nur: bei dem
> Preisniveau, an dem die Landwirte keine Stellschrauben haben als nur ihre
eigene
> Produktion immer weiter zu verbilligen (mit welchen Folgen für die Tiere
etwa?)
> sind sie mit solchen Krediten dauerhaft an ein Meiereiunternehmen gebunden
und
> können den Abnehmer nicht mehr wechseln. Sie sind um die einzige
> marktwirtschaftliche Handhabe gebracht. Sowas nenne ich
privatwirtschaftliche
> Planwirtschaft.
>
> Und dann gab es da noch so eine merkwürdige Aussage bei einer Industrie-
> Vortragsveranstaltung, die in etwa lautete: "Bei Geflügel hat das doch
schon
> wunderbar funktioniert und bei den Schweinen sind wir ja auch auf dem
richtigen
> Weg, nur bei Milch, da klappt das noch nicht so, da wird noch zu viel
verdient"...
> Also zu viel verdient, um die Landwirte nicht vertikal integrieren und an
sich binden
> zu können. Um die Produktionsvorgaben nicht entsprechend rigide
durchsetzen zu
> können. Um nicht die Gewinnmarge rein bei den Verarbeitern zu sichern.
Denn
> genau da will uns die Industrie offenbar hin haben: das wir Landwirte nur
als
> Scheinselbstständige zu machen haben, was die wollen. Das hat aber mit
> Marktwirtschaft nichts mehr zu tun. Mit freiem Unternehmertum schon gar
nicht.
> Dann sind wir nicht mehr besser als irgendwelche völlig austauschbaren
> Leiharbeiter samt deren Lohnverhältnissen. Nur das wirtschaftliche Risiko
tragen
> wir Landwirte vollumfänglich und auch für die Verarbeitungsindustrie
gleich mit.
>
> Nein, das wäre keine Methode, die ich gutheissen könnte. In Dänemark kann
man
> schon beobachten, wo solch ein System hinführt: Massiver Verlust an
> landwirtschaftlichen Betrieben, massiver Verlust an Anerkennung in der
> Bevölkerung, massiver Gewinn an Fremdkapitalbelastung.
>
> Gruß, Detmar
>
>
> Am 29.08.2012 um 00:04 schrieb Michael Schaber:
>
> >
> > Hallo Wolfgang,
> >
> > ok, da stimme ich Dir zu .. wenn wir schon beim Öl sind ...
> >
> > ... warum nicht diejenigen aufkaufen die vor oder nach einem in der
> Produktionskette sitzen?
> >
> >
> > Was ist wenn die Ketten grosse Agrarbetriebe aufkaufen .. was wäre wenn
ALDI
> seine Milch selbst produziert ausserhalb Deutschlands?
> >
> > .. oder wie Aktuell ... Lidl seine eigenen Back Shops eröffnet ... wann
produzieren
> sie die Teiglinge selbst und auch gleich die Zutaten dazu?
> >
> > Vielleicht können diese "Riesenbetrieb" auch eine viel bessere Qualität
> produzieren, weil Ihnen eine bessere Ausstattung zur Verfügung steht.
Produzieren
> preiswerter durch Economies of scale s .. z.B. preiswerteren Einkauf von
Saatgut
> etc und damit Volkswirtschaftlich sogar sinnvoller.
> >
> > Können wir das verhindern? Wollen wir das verhindern? Ich fühle mich da
> irgendwie an die ehem. Steinkohlezechen in unserem Lande erinnert. Da
kommt
> nachher noch die Forderung, Landwirte bleibt zu Hause .. da ist billiger
als Euch
> Subventionen in den Rachen zu werfen???? Da kommt dann noch das BGE ins
> Spiel ...
> >
> > Im Endeffekt verstärken Subventionen weitere Konzentrationsbestrebungen
und
> damit auch Marktmacht. Daher finde ich, dass Strukturmassnahmen auch an
die
> Betriebsgrösse gekoppelt werden sollten.
> >
> > ... dann mal gute Nacht :-) Maik
> >
> >
>
>
> --
> Ag-landwirtschaft mailing list
> Ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-landwirtschaft





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