ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft
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- From: Michael Schaber <michael.schaber AT gescha.de>
- To: "ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de" <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen nicht traurig sein.
- Date: Wed, 4 Jul 2012 10:36:43 +0200
- Accept-language: de-DE
- Acceptlanguage: de-DE
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
- List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>
Hallo Manfred,
ich weiss nicht ob ich das traurig finden soll.
Unsere Gesellschaft hat sich doch sehr verändert. Die Lebensumstände sind
doch jetzt ganz anders. Meine Grossmutter hasste es die Hühner zu rupfen ...
Männer hatten in meiner Familie nicht gerupft .. die durften das Vieh erlegen.
Convenience Produkte sind IN und ich kann darin nichts schlechtes finden. In
einer Arbeitsteiligen sehr produktiven Gesellschaft bleibt mehr Zeit das
Spezialistenwissen anzuwenden. Ich stelle mich gerade vor wie ich in meiner
damaligen 12m² Studentenwohnung ein Huhn zerlege ... nach der Sauerei dann 2
Stunden putzen... und das gute Stück anschliessend über dem Bunsenbrenner
braten?
Schauen wir doch mal in Länder in denen die Bevölkerung noch etwas mehr von
der Landwirtschaft mit bekommt, z.B. Thailand ... :-) .. fahrende
Strassenküchen, Gartenrestaurants, Convenience Produkte an jeder Ecke.
Es profitieren doch einige landwirtschaftliche Betriebe von den Convenience
Produkten, weil Sie die Erzeugnisse weiterverarbeiten und verändern, z.B.
Herstellung von Schwäbischem Kartoffelsalat, dieser wird Eimerweise an
Endverbraucher und Gastronomie vom Landwirt verkauft. Most und Apfelsaft. Ich
kann mir schwer vorstellen, dass jeder Verbraucher zu Hause Streuobst presst
und dann pasteurisiert....
Was wäre anders wenn unsere Kinder mehr davon wüssten? Warum soll das Ihre
spätere Kaufentscheidung verändern?
Die Kindergärten und schulische Einrichtungen sind bei uns regelmäßig bei den
Landwirten, Bäckereien, Imkervereinen unterwegs. Leider nur
sporadisch/oberflächlich und wenn der Lehrer selbst ein besonderes Interesse
am Thema Landwirtschaft hat.
Ich find es genauso schade wie Du, dass die Kids nur noch "blaue Kühe" sehen
aus denen dann Schokolade tropft. Meine Mädels haben im Moment nur Pferde im
Kopf. Welche Giftpflanzen nicht ins Heu gehören interessiert sie nicht. Von
einer Pfadfinderschaft ganz zu schweigen.
Vg Michael
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
manfredo-willich AT arcor.de
Gesendet: Mittwoch, 4. Juli 2012 09:18
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen
Hallo Wolfgang, ja es ist vieles wissen verloren gegangen, weil der Mensch
einfach und bequem ist, oder der Mensch macht es sich einfach zu bequem. hier
ein Link zu Alex
Fleming...http://www.zeit.de/1996/14/penicill.txt.19960329.xml Mein Vater
war von 1931, und dieses Wissen stammte wohl wiederum von seinem Vater. Die
Geschichte mit der Erde verdeutlicht, das Schweine der Entdecker des
Antibiotikas waren, jedoch wissen Menschen manchmal nicht warum, Fleming
machte aus seiner "zufälligen Entdeckung" erst sehr viel später ein
marktreifes Antibiotika (siehe Link) die "dummen Schweine" kannten es
warscheinlich schon jahrtausende vor uns Menschen. Der Ausdruck dummes
Schwein, zeugt eher von der Dummheit des Menschen...
Die Mayas hatten vermutlich schon vor ca 4000 Jahren ein wirksames
Pflanzenextrakt als Heilmittel gegen "Krebs" aus diesem Grunde fahren immer
und immer wieder Forscherteams verschiedenster Pharmakonzeren nach Süd und
Mittelamerika und suchen, und suchen.... bis sie wahrscheinlich ein noch
existierendes (unbekanntes) Urvolk/stamm gefunden haben, welche vielleicht
noch Bruchteile des Mayawissens überliefern können (und wenn es nur Bräuche,
wie die Erde in den Schweinestall kippen ist) Leider sind wir nun so schlau
geworden, und stellten fest, das diese Urvölker welche noch im
Amazonas-regenwald/urwald existieren allein durch den Kontakt neuzeitlicher
Menschen einen infektiösen Schock bekommen können, da weder eine Resistenz
noch Immunität gegen für uns noch so harmlose Grippe oder ähnliches besteht.
Leider hatte dies häufig fatale Auswirkungen auf einen solchen Stamm, welche
bis zu einer "Ausrottung" eines Stammes eskalieren können, weshalb sich
Forscher solchen Menschenstämmen eigentlich nicht mehr nähern dürfen. Ob
diese Regelung aus Profitgier immer eingehalten wird....???
In einer Art, gebe ich dir Recht Wolfgang gestern sprach ich noch mit einem
Bekannten über "Billigfleisch" und dessen Ursache, warum die Landwirtschaft
so handelt/oder auch leider handeln muss. Wir stellten mit Recht fest, das
der Verbraucher wirklich keinen Bezug mehr zum Fleisch hat. Wie du schon
sagst die kaufen die Hähnchenschenkel im "Sixpack".... Wenn man nur 40 Jahre
oder auch länger zurückblickt, ging man zu "Kaninchen-Paul" , suchte sich
einen Belgischen Riesen oder was auch immer aus. Der Paule gab jenem mit der
Handkante einen kräftigen Schlag ins Genick, nun durfte der Käufer dieses
Kanin dann in seiner eigenen Behausung "abziehen und küchenfertig" machen.
Bis zu meiner Jungjägerzeit, war es zB. üblich die Fasane im "Federkleid"
abzugeben, rupfen, musste der Verbraucher selbst! Diese Aufzählungen könnte
ich hier beliebig fortsetzen. Nein unser heutiger Verbraucher geht meist an
die "Selbstbedienungstheke" und kauft ein 10-Pack Schnitzel, aber was eine
Wamme ist und wozu diese zB. verarbeitet wird, wissen kaum noch
welche..Ausser einem Fleischer/Metzger, so hoffe ich..;-). so kommt es dann
halt auch zu den Hühnern mit 6 Beinen, die trotz Atomkatastrophen so hoffe
ich Phantasie bleiben wollen/sollen.
Wäre der Verbraucher überhaupt noch in der Lage diese Arbeiten zur
Fleischbeschaffung zu verrichten, aber wozu soll man sich die Hände und seine
Behausung einsauen, wenn man ein eingeschweisstes Sixpack für 1,99 kaufen
kann. Ja unsere Gesellschaft ist zur Bequemlichkeit erzogen worden.
Ich sagte kürzlich noch zu meiner eigenen Tochter, welche seit der Scheidung
meiner ersten Ehe vor 10 Jahren nicht mehr bei mir lebt. Meine Güte, du weist
nicht mal aus was Weissbrot gebacken wird, du weist nicht aus was Graubrot
ist ? Dann zeigte ich ihr in der Ferne einen Mähdrescher, die Funktionsweise
war ihr selbst mit 17 Jahren völlig unbekannt! Dann sagte ich oh Schreck, du
als Landwirtstochter weist nicht mal diese Dinge!!!! Was lernt ihr eigentlich
in der Schule???? Wenn man euch im Wald aussetzen würdet, würdet ihr sofort
verhungern ------------- Traurig,-- traurig,-- traurig,
Gruss Manfred
----- Original Nachricht ----
Von: Pirat Wolfgang <pirat AT wolfgang-zerulla.de>
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Datum: 04.07.2012 00:29
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen
> Ja Detmar,
>
> das gilt aber nicht nur für die Landwirtschaft sondern für unser
> Naturverständnis insgesamt, da müsste man in den Schulen mehr machen. Zu
> meiner Zeit hieß das Fach tatsächlich noch Naturkunde, später nannte man es
> Biologieunterricht. Ob das heute überhaupt noch an den Schulen gelehrt wird?
> Wenn ich mal mit den Kids von heute rede merke ich jedenfalls nichts davon.
>
> Die großen Pharmakonzerne sind seit Jahren in den Urwäldern unterwegs und
> sprechen mit den Heilern und Schamanen um sich deren Wissen über die
> Wirkungen der Pflanzen anzueignen. Damit wollen sie dann weitere Milliarden
> verdienen, aber wenn die Ureinwohner erst einmal vertrieben und ausgestorben
> sind wird von deren Wissen auch nur noch ein paar chemische Formeln übrig
> geblieben sein.
>
> LG
>
> Wolfgang
>
> > -----Ursprüngliche Nachricht-----
> > Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de
> [mailto:ag-landwirtschaft-
> > bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Detmar Kleensang
> > Gesendet: Dienstag, 3. Juli 2012 22:47
> > An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> > Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen
> >
> > Moin Wolfgang
> >
> > So geht es wohl uns allen
> >
> > Entschuldige, ich habe Deiner Antwort an Manfred mal einen neuen Betreff
> > gegeben, weil es einfach ein ganz anderes Thema ist, Du genau das aber so
> schön
> > eingeleitet hast.
> >
> > Tja, da meint man und heisst es ja auch immer, wir wären so modern
> geworden,
> > hätten so viel dazugelernt, uns weitergebildet und entwickelt und all die
> schlauen
> > Sprüche. Wie viel aber von altem Wissen verloren gegangen ist im Laufe der
> Zeit,
> > von selbst heute noch nützlichem Wissen, selbst dieser Umstand wird gerne
> > vergessen.
> >
> > Da geht es ja nicht mal drum, wie man Pyramiden quasi von Hand baut. Das
> wollte
> > heute wohl eh keiner mehr. Aber was lebendiger Boden ist und wie man ihn
> > lebendig hält oder machen kann, das weiß in Zeiten von Mineraldünger und
> > Pflanzenschutzmitteln kaum jemand mehr. Selbst ich nicht mehr oder
> bestenfalls
> > ansatzweise. Eine Freundin beschäftigt sich da wesentlich mehr mit und das
> finde
> > ich bewundernswert. Vor Jahren gab es da wohl auch noch mal sowas wie
> einen
> > Lehrstuhl für Bodenkunde. Wurde wegrationalisiert. Wurde wohl nicht mehr
> > gebraucht.
> >
> > Nicht alles alte lässt sich heute überhaupt noch sinnvoll geschweige denn
> > kostendeckend anwenden. Doch meine ich, sollte man zumindest darüber
> wissen.
> > In der Schule wird Geschichte gelehrt. Welche politischen Wendungen es aus
> > welchen Gründen gab etc. Eigentlich hätte ich so etwas gerne für die
> > Landwirtschaft: warum wurde wo zu welcher Zeit was gemacht und wie? Es
> hiess
> > damals in meiner Schulzeit, man solle aus der Vergangenheit für die
> Zukunft
> > lernen. Das Wissen darum wurde und wird stetig weitergegeben. Das ist in
> anderen
> > Bereichen nicht so. Wie in der Landwirtschaft. Und sicherlich liesse sich
> so einiges
> > an alter Weisheit auch auf die heutige Zeit übertragen.
> >
> > Ein anderer Kollege, Birgitt kennt ihn, übrigens auch konventionell
> wirtschaftend,
> > macht einiges in seinem Getreideanbau in Gemengelage. Verschiedene Sorten
> > und Arten gleichzeitig auf ein und demselben Feld. Sommertriticale,
> Ackerbohnen
> > und noch etwas gemischt auf einem Acker. Finde ich toll, vor allem, wenn
> da Ertrag
> > runter kommt, man solches Gemenge direkt in geschrotetem Zustand
> verfüttern
> > kann oder was auch immer, wenn man stickstoffzehrende und
> stickstoffbindende
> > Pflanzen gleichzeitig anbaut und so Dünger sparen kann, von
> > Pflanzenschutzmitteln mal ganz abgesehen, die man in solchen Gemengelagen
> eh
> > nicht anwenden kann. Bin ich richtig neidisch drauf. Ich weiß nur nicht,
> wo man
> > solches Wissen ausser von dem Kollegen, der ja selber recht viel
> experimentiert,
> > herbekommen kann. Und es müssen doch eigentlich nicht alle solche Dinge
> > komplett neu erfunden werden. Vieles hat es schon mal gegeben.
> >
> > Mais und Ackerbohnen etwa. Wollte ich auch schon zusammen anbauen, wie es
> in
> > Mexiko gemacht wurde. Ich habe einen Berater gefragt, auf dass er sich mal
> schlau
> > machen möge, welche Sorte Ackerbohnen zu Mais passen würde, damit Aussaat
> > und Aufwuchs möglichst gleichmäßig vonstatten gehen könnten. Ich habe nie
> > wieder von ihm gehört. Dieses Jahr habe ich das erste Mal seit langem
> komplett
> > auf den Maisanbau verzichtet. Mal sehen, wie sich die Milchleistung
> verändert,
> > unter der Fütterung mit ausschliesslich Grassilage, allerdings
> hochenergetisch
> > geerntet.
> >
> > Aber wie gesagt, es ist schade, dass so vieles Wissen bereits verloren
> gegangen
> > ist, dass jeder selbst experimentieren muss an solchen Dingen und es keine
> > Lehranstalten gibt, die solche Experimente übernehmen und die Erkenntnisse
> > teilen oder lehren.
> >
> > Gruß, Det
> >
> >
> > Am 03.07.2012 um 21:32 schrieb Pirat Wolfgang:
> >
> > > Es ist schon toll was unsere Väter noch wussten. Meiner, der Anfang
> > > vergangenen Jahres verstorben ist, kannte fast alle Tiere und deren Rufe
> und
> > > Fährten, Pflanzen, Pilze, Mineralien. Ich habe davon leider zu wenig
> > > gelernt. Die jungen Nerds können zwar Computer programmieren aber keine
> > Kühe
> > > mehr melken. Und die Grundschüler heute zeichnen Hähnchen mit 6 Beinen
> weil
> > > sie Hähnchenschenkel nur im Six-pack aus dem Kühlregal kennen.
> > >
> > > Im Grunde ist das alles sehr traurig, auch ich habe das Wissen meines
> Vaters
> > > schon zu gering geachtet.
> > >
> > > LG
> > >
> > > Wolfgang
> >
> >
> > --
> > Ag-landwirtschaft mailing list
> > Ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> > https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-landwirtschaft
>
>
> --
> Ag-landwirtschaft mailing list
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> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-landwirtschaft
>
Manfred Cremers alias grandepatate
--
Ag-landwirtschaft mailing list
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- Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen nicht traurig sein., Michael Schaber, 04.07.2012
- Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen nicht traurig sein., Pirat Wolfgang, 04.07.2012
- Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen nicht traurig sein., Detmar Kleensang, 04.07.2012
- Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen nicht traurig sein., manfredo-willich, 04.07.2012
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen nicht traurig sein., manfredo-willich, 04.07.2012
- Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen nicht traurig sein., Pirat Wolfgang, 04.07.2012
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