Re: [Ag-landwirtschaft] Umweltbildung Landwirte

[Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>]

Ääähm, hatten wir das nicht schon mal? Von der selber Adresse oder einer anderen?

Da war doch wohl eher erstmal Umweltbildung landwirtschaftsferner Bevölkerung angesagt, oder nicht?

- Die Ernte steht nicht in den nächsten Wochen an, sondern die Ernten sind schon seit Monaten im Gange. 

- Mit Mähbalken arbeitet so gut wie kein Landwirt mehr, und das schon seit vielen vielen Jahren nicht mehr.

- von innen nach aussen mähen ist kein selig machendes Allheilmittel. Es hilft ein wenig bei Hasen und älteren Rehkitzen. Rehe sind allerdings auch schon so schlau und lassen sich nicht in intensiver bewirtschafteten Flächen nieder. Dies kann allerdings gerade dann passieren, wenn ehemalige Stilllegungs- oder Extensivflächen turnusgemäß neu bewirtschaftet werden. Außerdem: jeder Landwirt versucht Wildunfälle wo es nur geht zu verhindern, da es immer mit erheblichen Aufwänden verbunden ist. So können Maschinen großen Schaden nehmen und mindestens ist das Futter verunreinigt, was zu Krankheiten im Tierbestand führen kann. Daran hat niemand Interesse und versucht entsprechend jeder, dies zu vermeiden!

- Feldlerche, Feldsperling und Brachvogel werden in weit höherem Maße von den noch immer geschützten und sich somit unkontrollierbar ausbreitenden Krähen und Rabenkrähen dezimiert als von der Landwirtschaft. Leider täglich hier zu beobachten. Zudem finden gerade bodenbrütende Vögel keine Brutstätten, wenn Weiden und Wiesen nicht gemäht oder abgegrast werden. In hohen Grasbeständen brüten die nämlich auch nicht.

- weniger mähen ist kontraproduktiv, da nur oft und jung gemähtes Gras entsprechend Eiweiß beinhaltet wie es ernährungsphysiologisch für Rinder geeignet ist. Umso mehr, falls auf Mais und Soja als Eiweißlieferant in der Fütterung verzichtet werden soll. Älteres Gras ernten heisst: mehr Mais, mehr Soja. In Maisbeständen brüten Vögel ebenfalls nicht. Darüber hinaus gibt es bereits derzeit etliche umfangreiche ausgewiesene Vogelschutzgebiete, in denen per Gesetz erst ab dem 1. Juli der erste Grasschnitt erfolgen darf, um die Bodenbrüter zu schützen. 

- zum Feldhamster ein Ausschnitt aus der Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/Feldhamster

"Ursprünglich war der Feldhamster in den Steppen Osteuropas beheimatet und breitete sich im Zuge der Landwirtschaftsintensivierung nach Westeuropa aus."

Wie kann sich der Hamster bei Intensivierung der Landwirtschaft ausbreiten, wenn gerade diese ihm angeblich weniger Futter liefern soll? Offenbar ist das Gegenteil der Fall.

Es ist auch überhaupt nicht pauschal zu sagen, dass Felder bereits umgehend ("innerhalb von 2 Tagen") bearbeitet werden. Für gewöhnlich dauert es gerade bei Getreideanbau noch einige Tage, bis das Stroh abgefahren ist. Dann wird vor einer Bodenbearbeitung noch gewartet, bis das Ausfallgetreide gekeimt hat, um späteren Neuaufwuchs zu verhindern (Stichwort Nachbaugebühr). Zum auskeimen wird allenfalls sehr flach (0,5-2cm) bearbeitet, wodurch Bauten, auch von Hamstern, nicht verschüttet werden.

Wer Sing- und andere vermeintlich gefährdete Vögel schützen möchte darf erstmal über eine neue Bejagung von Krähen, deren Population in den letzten Jahren drastisch gestiegen ist, nachdenken.

Hint: ich verliere jedes Jahr die Ernte von 1-2 Hektar Getreide durch Befrass von Saatkrähen. Ebenso sind mittlerweile weitere 2 Hektar beste Ackerfläche als Randstreifen an Gewässern verloren gegangen durch Unterhöhlungen und Abrutsche durch Bisamratten. 

Wirtschaftsfläche ist nicht vermehrbar. Jeder Verlust führt tendenziell zur Intensivierung der verbleibenden Fläche, um das Einkommen sicherstellen zu können.

Es gibt regional geförderte Maßnahmen zur Abschrägung von Uferrandstreifen. In diesen Randstreifen werden dadurch Brutflächen für bodenbrütende Vögel geschaffen sowie gleichzeitig Blühstreifen für Insekten etc. Für den Verlust dieser Fläche werden die Landwirte entschädigt. Über eine Ausweitung solcher Programme darf gerne nachgedacht werden!

Bitte erst den Anschrieb neu überdenken, bevor in ein paar Wochen wieder das selbe Posting Einzug in die ML hält. Danke.

Gruß, Det

Am 01.07.2012 um 12:56 schrieb Isa Frejek:

Liebe Piraten.

Da in den nächsten Wochen auf dem Feld die Ernte ansteht, würde ich Sie bitten, ob Sie des Themas Natur und Landwirtschaft einmal möglichst informativ annehmen könnten und meinen Beitrag vielleicht auch in Ihr Wiki reinnehmen. Das Thema Ökologie wird auch für die Landwirtschaft immer wichtiger wird und es ist wichtig, dass Sie sich auch die Landwirtschaft im Natur- und Umweltschutz den Herausforderungen der Zeit stellt. Vielleicht können Sie ja dazu beitragen, dass auch adem einen oder anderen Bauern bewusst welche Arten in der Kulturlandschaft durch die intensive Landwirtschaft bedrohten Arten sind: Feldlerche, Feldhamster, Feldsperling, Brachvogel und viele mehr.

Bildung ist das A und O. Ich habe kürzlich einen Bauern gefragt, ob er nicht seine Wiese so wie empfolen von innen nach aussen mähen könnte, damit die sich hinkauernden Kitze vom Mähbalken nicht erschlagen werden. Der Bauer meinte dann, dass es doch egal sei, ob das Tier durch den Mähbalken oder den Jäger stibt. Sicher ist das eine Ausnahme, aber es zeigt doch, dass hier viel Aufklärung notwendig ist. Vielleicht könnten Sie diese Entwicklung durch Berichte von aussen anschieben: Warum macht es Sinn den Feldrain stehen zu lassen und weniger zu mähen, damit Tiere in der ausgeräumten Landschaft überhaupt noch etwas zu fressen finden. Was kann man machen, um dem Feldhamster zu helfen, damit er nach der Ernte nicht verhungert (innerhalb von 2 Tagen ist die Ernte eingefahren, das Feld gegrubbert und er findet nichts zu fressen). Ein kleiner Anhalt:

1. Naturschutzmaßnahmen: Säume und Raine

2. Naturschutzmaßnahmen: Vögel

3. Naturschutzmaßnahmen: Fledermäuse

4. Naturschutzmaßnahmen: Insekten

5. Naturschutzmaßnahmen: Acker

6. Naturschutzmaßnahmen: Blühstreifen

7. Naturschutzmaßnahmen: Gehölzstrukturen

8. Naturschutzmaßnahmen: Grünland

9. Naturschutzmaßnahmen: Streuobstwiesen/Magerrasen

  

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