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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] FOCUS-Artikel: Die Bio-Aussteiger

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] FOCUS-Artikel: Die Bio-Aussteiger


Chronologisch Thread 
  • From: Klaus Reuter <aachener42 AT googlemail.com>
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] FOCUS-Artikel: Die Bio-Aussteiger
  • Date: Sat, 9 Jun 2012 14:21:27 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

das muss nun aber doch widersprechen, weil der Artikel in seiner Gesamtheit sehr tendenziös ist und einige falsche Aussagen enthält.

Aber vielleicht fange ich mit dem letzten Absatz über den Passus im Naturland-Vertrag an, der als "umfassendes Redeverbot" dargestellt und den Stephan und Det unmöglich finden. Ich kenne den Zusammenhang nicht, in dem dieser Satz steht, aber die Aussage „Die Parteien verpflichten sich, ... ihren Mitarbeitern auch über die Dauer ihrer Tätigkeit für die jeweilige Partei hinausgehende Geheimhaltungsverpflichtung aufzuerlegen.“ bedeutet für mich als angestellter Berater eines Anbauverbandes zu allererst, dass ich auch nach einem Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber, zunächst mal nichts über das im Rahmen meiner Beratungstätigkeit erworbenen Wissen an Dritte weitergeben. Das ist für mich keine Ungeheuerlichkeit, sondern eine Sebstverständlichkeit, ohne die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Berater gar nicht möglich wäre. Auch Det wäre es vermutlich nicht recht, wenn sein Berater alles, was er bei ihm auf dem Betrieb hört und sieht an Dritte weitergibt. Um tiefer in diese Diskussion einzusteigen, müssten wir uns aber besser mit dem kompletten Vertrag ansehen. Deshalb wie Det es macht, im Bausch und Bogen alle Anbauverbänden zu verdammen, ist überzogen.

Nun zu einigen anderen Punkten.

1) "Mehr und mehr Ferkel verendeten: „Weil ich sie wegen der Bioverordnung nicht adäquat behandeln konnte.“ Deshalb entschied er sich auszusteigen." Das ist einfach falsch, weil nach EG-Öko-Vo alle in Deutschland zugelassenen Medikamente auch von den Öko-Landwirten eingsetzt werden dürfen. Zu beachten ist allerdings die doppelte Wartezeit und das bei manchen Verbänden einige Arzneimittelgruppen (z.B. Hormone) nur mit Ausnahmegenehmigung eingesetzt werden dürfen.

2) "Die Beibehaltung der Bioproduktion bringt noch mal zwischen 300 und 720 Euro – jährlich."
Die Beibehaltungsförderung liegt zwischen 131 €/ha Grünland in Brandenburg (bzw. 0 €/ha in Schleswig-Holstein) und 864 €/ha für Intensivobst in Sachsen. Details hätte der Autor hier http://www.oekolandbau.de/erzeuger/umstellung/foerdermittel/ nachlesen können. Aber interessanter ist es natürlich, etwas zu Neiddebatte beizutragen.

3) "Doch es gibt eine kaum minder beeindruckende Zahl, die nur eine Hand voll Experten kennt: 930 Betriebe haben allein im Jahr 2009 der Bewegung den Rücken gekehrt. Fragt man danach, sind die Verbände deutlich zugeknöpfter."
Über die Zahlen wird in der Szene überhaupt kein Geheimniss gemacht, sondern die Gründe für eine Rückumstellung werden offen diskutiert. Das der Strukturwandel in der Landwirtschaft auch den Ökolandbau erfasst hat, wird von niemanden bestritten. Die Zahlen sind öffentlich und keineswegs "nur einer Hand voll Experten" bekannt. Für den Einstieg findet man hier schon so einiges an Daten: http://www.oekolandbau.de/service/oekolandbau-in-zahlen/

Und das auch im Ökolandbau die Wirtschaftlickeit besser und die Erzeugerpreise nach oben gehen müssten, darüber sind sich die Landwirte fast alle einig. Deshalb tun sie auch etwas und organisieren sich wie z,B. hier: http://www.bioschweine-deutschland.de/  oder hier http://www.bke-verein.de/ oder hier: http://www.oekolandbau.nrw.de/fachinfo/tierhaltung/milchkuehe/bio-meg_2008.

Viele Grüsse, Klaus


Am 6. Juni 2012 19:17 schrieb Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>:
Ja, hatte ich auch schon mal hier gepostet.

Da haben diese Bio-Verbände dringendes Aufklärungs- und Besserungspotential, bevor sie von irgendjemandem wieder ernst genommen werden können.

Die konventionelle Landwirtschaft rühmt sich seit Jahrzehnten damit, eine "gläserne Landwirtschaft" (Polit-Kampagne wimre 80er Jahre) zu sein und bei Bio-Verbänden gibt es Verschwiegenheitsklauseln in den Verträgen?

So etwas ist echt das allerletzte! Geht gar nicht! Dringendes Moratorium betreffs Äußerungen der Bio-Verbände, bis solche Vertragsklauseln ausgemerzt sind!

Gruß, Det


Am 06.06.2012 um 18:28 schrieb Stephan Verbücheln:

> <http://www.focus.de/wissen/technik/tid-25909/forschung-und-technik-medizin-die-bio-aussteiger_aid_743729.html>
>
>
> Besonders in sich hat es der letzte Absatz:
>
>> Eine offene Diskussion um solche Erfahrungen findet jedoch kaum
>> statt. Wer beispielsweise bei Naturland eintritt, muss einen Vertrag
>> unterschreiben, der ein umfassendes Redeverbot regelt. „Die Parteien
>> verpflichten sich, ... ihren Mitarbeitern auch über die Dauer ihrer
>> Tätigkeit für die jeweilige Partei hinausgehende
>> Geheimhaltungsverpflichtung aufzuerlegen.“ Da würde noch vieles ans
>> Licht kommen, sagt einer der Ex-Biobauern, der lieber nicht genannt
>> werden will.
>
>
>
>
> Gruß
>
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