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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] FOCUS-Artikel: Die Bio-Aussteiger

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] FOCUS-Artikel: Die Bio-Aussteiger


Chronologisch Thread 
  • From: "Pirat Wolfgang" <pirat AT wolfgang-zerulla.de>
  • To: <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] FOCUS-Artikel: Die Bio-Aussteiger
  • Date: Sun, 10 Jun 2012 20:44:42 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Das sehe ich genauso Detmar,

 

die Mitarbeiter eines Dienstleisters, Zulieferers oder Abnehmers sind selbstverständlich zur Verschwiegenheit verpflichtet wenn es um die Daten ihrer Kunden geht.

Es gibt aber keinen Grund den Landwirten einen Maulkorb zu verpassen. Das verstößt gegen die Transparenz, auf die der Verbraucher Anspruch hat.

 

LG

 

Wolfgang

 

 

 


Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Detmar Kleensang
Gesendet: Samstag, 9. Juni 2012 18:56
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] FOCUS-Artikel: Die Bio-Aussteiger

 

Moin!

 

Vorab: ich glaube tendenziell (oder meinetwegen "tendenziös") eher Berufskollegen als Verbänden. Und die Aussagen der im Focus-Artikel interviewten wiegen schwer.

 

Der Skandal ist da, und daher sind jetzt, so meine ich, die Bioverbände in der Bringschuld, entsprechend lückenlos aufzuklären. Niemand sonst! Die Bioverbände sind jetzt in der Pflicht, all diese Verträge offenzulegen, zu veröffentlichen, ohne Kürzungen, ohne Zensur. Damit jeder nachlesen kann, dass die Vorwürfe ungerechtfertigt sind.

 

Der Maulkorb-Vertrags-Passus „Die Parteien verpflichten sich, ... ihren Mitarbeitern auch über die Dauer ihrer Tätigkeit für die jeweilige Partei hinausgehende Geheimhaltungsverpflichtung aufzuerlegen.“ wirkt in beide Richtungen. Man könnte ja noch sagen, dass ein Verbandsberater oder sonstiger Funktionionär oder Bediensteter nichts einzelbetriebliches an Daten veröffentlichen darf. 

Das aber den Bauern auch Verschwiegenheit abgefordert wird wundert mich schon sehr. Was haben die Bioverbände zu verbergen, dass es unbedingt einer beidseitig wirkenden Verschwiegenheitsklausel bedarf?

Die zudem ja auch noch äußerst rigoros gestaltet ist, da sie explizit die Verschwiegenheit auch noch über das Vertragsverhältnis und dessen Laufzeit hinaus fordert!

 

Nein, so etwas hat es nicht zu geben! Punkt. 

 

Die konventionelle Landwirtschaft ist eine weitestgehend gläserne Landwirtschaft. Weitestgehend, weil ich die industrielle Landwirtschaft davon ausgenommen sehe. Es gibt AFAIK nicht einen einzigen Datensatz über die konventionelle Landwirtschaft, der nicht irgendwo von irgendwem erhoben und veröffentlicht wird. Meist sogar redundant!

 

Von meinem Betrieb sind sämtliche Betriebskennzahlen veröffentlicht. Umsatz, Gewinn, Subventionen, Betriebsgröße, Ausrichtung, Art der Stallungen und der Haltungsform, wieviele Tiere welcher Art und in welchem Lebensstadium, welche Medikamente in welchen Mengen verwendet wurden, das selbe für Pflanzenschutzmittel, wieviel Diesel ich verbraucht habe, was für Maschinen ich habe, schlicht alles! 

Jeder Pfütze und jeder Busch auf meinem Land ist registriert und wird, wenn ich Pech habe, Dank Luftbilder als Teichanlage oder anderes Landschaftselement ausgewiesen und aus meiner Produktionsfläche herausgerechnet. 

 

Was also sollte ich noch verheimlichen? Es ist alles bereits bekannt!

 

Bei einigen Bioverbänden scheint dies aber nach Focus-Recherchen nicht so zu sein. Denn die haben offensichtlich "Verschwiegenheitsklauseln" in ihren Verträgen. Und so etwas gibt es in der gesamten konventionellen Landwirtschaft nicht! Ist mir nie zu Ohren gekommen.

 

Wie gesagt: in die Richtung, dass Berater nichts einzelbetriebliches veröffentlichen dürfen, könnte man solche Maulkorberlasse billigen. Aber doch nicht in der anderen Richtung, dass ein Bauer nichts über seinen Bioverband sagen darf. 

 

Auch, dass erworbenes Wissen, sofern es der Beratung, Wissenschaft, Weiterentwicklung des Bio-Anbaus förderlich ist, per Verschwiegenheitsklausel unterbunden nicht an Dritte weiterzuverbreiten erlaubt sein soll halte ich für "unpiratig". Als piratig galt doch, das erworbenes Wissen geteilt wird, um der Allgemeinheit zu nutzen. Und solange es nichts einzelbetriebliches angeht. 

 

Wenn die Zahl und die Gründe der vielen Rückumsteller von Bio zu konventionell hin offen diskutiert werden, warum habe ich davon dann noch nichts gelesen? Die im Focus-Artikel angesprochenen Bio-Verbände hätten doch schon längst eine Richtigstellung einfordern oder selber tätigen können. Ist mir da etwas entgangen oder hat es das bis dato nicht gegeben? 

 

Ich sehe ganz klar die Bio-Verbände in der Pflicht, ihre Verträge offenzulegen, damit diese schwerwiegenden Vorwürfe lückenlos aufgeklärt und ausgeräumt werden können. Solange von dieser Seite nichts kommt… Naja, wie gesagt, es schadet deren Ansehen deutlich. Denn in diesem Punkt haben stehen sie der übrigen konventionellen Landwirtschaft offenbar deutlich nach.

 

Nichts desto trotz meine ich generell, dass es diese Trennung zwischen Bio und konventionell möglichst nicht mehr allzu lange geben sollte. Denn es schürt in der Tat nur die Neiddebatte und unterschiedliche Vertragsausgestaltungen bringen, wie man hier sieht, noch mehr Ärger und Unfrieden in das System. Gleiches Recht und gleiche Pflichten für alle und wer dann freiwillig mehr tun möchte darf nicht behindert werden und muss seinen Mehraufwand auch am Markt erwirtschaften können.

 

Gruß, Det

 

 




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