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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten, dominieren Expertengremium

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Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten, dominieren Expertengremium


Chronologisch Thread 
  • From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten, dominieren Expertengremium
  • Date: Fri, 25 May 2012 10:31:22 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Moin Detlef!

Danke für Deine Stellungnahme. Je mehr Stimmen zu hören sind, desto genauer ist das Bild, das dabei entsteht. Und desto präziser kann die Politik lenken.

Ist ein schade um die Arbeitsplätze bei BASF, aber die haben halt schon gemerkt, dass hier in D die GVOs einen ganz schweren Stand haben. Deshalb ziehen sie weg und forschen woanders weiter. Sie sind auch nicht die einzigen, die dies tun. KWS hat kürzlich ein Freillandversuchsfeld nicht erneut angemeldet. 

Das Sicherheitsbedenken gegenüber GVO Vorgriffe auf Zukünftiges sind ist richtig und doch: es ist ja nicht so, dass grüne Gentechnik bisher noch nirgendwo angebaut wurde. In anderen Ländern sind die schon seit vielen Jahren im kommerziellen Anbau. Und dort haben die Bauern auch schon entsprechende Langzeiterfahrungen damit gemacht. Die sind längst nicht alle begeistert davon. Eher im Gegenteil. 

In den ersten drei Jahren scheinen sich ein paar der tollen Versprechungen zu bewahrheiten. Danach aber verkehrt es sich leider und das teils und je nach Art extrem. So sind quasi schon "Langzeitstudien" möglich, bereits jetzt. Man muss sich nur in anderen Ländern umsehen, wie viel Pflanzenschutzmittel die jetzt unter GVO tatsächlich noch mehr gebrauchen, wie viele eigentlich unerwünschte Pflanzen Resistenzen gebildet haben und das selbe bei den tierischen Schädlingen.

Besorgniserregend finde ich auch, dass derzeit 86% der GVO nur darauf abzielen, die so veränderten Pflanzen resistent gegen ein einziges Pflanzenschutzmittel zu machen. Da ist eine Marketingstrategie leider deutlich erkennbar. 

Wer weiß, ob die Gentechnik irgendwann in der Lage sein wird, etwas wirklich gutes hervorzubringen? Etwas das funktioniert, über langen Zeitraum, ohne Resistenzen zu bilden, ohne sonstige gravierende Nachteile. Ich hoffe es! Und es soll auch gerne dran geforscht werden. Aber Stresstests müssen schon im abgeschotteten Labor gemacht werden und nicht bei uns Bauern auf unsere Land. Wir geben uns nicht her für derlei Experimente. Die können alle im Labor nachgestellt werden. Wenn man wollte. 

Das allermeiste, fast alles an GVO, was bisher auf dem Markt ist, hat mehr Nach- als Vorteile. Brauchen wir nicht. Weg damit. Ertragssteigerungen konnte bisher die konventionelle Zucht weit mehr hervorbringen.

Gruß, Det


Am 25.05.2012 um 09:47 schrieb Detlef Haase:

Hallo an die Piraten, ich mische mich mal als Außenstehender ein,
nicht weil ich Euer Positionspapier  der AG nun umwerfend überzeugend finde, läuft wohl eher unter "Ist eben so ...", denn auch die Piraten können beim besten Willen das Rad einer systemkonformen Landwirtschaftspolitik nicht neu erfinden.
Aber die Gentechnik-Debatte finde ich schon interessant.
Sicherheitsbedenken gegenüber der grünen Gentechnik sind ja Vorgriffe auf Zukünftiges, ob das Prognostizierte eintritt, wissen weder Befürworter noch Gegner. Deshalb sind sie kein Humbug, sondern ernstzunehmend.
Es gibt eben Technologien, siehe z. B. die friedliche Nutzung der Kernkraft, die mahnen. Lieber jetzt kritisch sein und Riskantes vermeiden, als später mit unüberschaubaren Schäden und Folgen kämpfen. 
Und wer kann schon sagen, welche Konsequenzen es z. B. für das Artengeschehen hat, wenn man via Gentechnik die natürlich Artenschranken zwischen der zweikeimblättrigen Ackerbohne und dem einkeimblättrigen Weizen überwindet, um das Genom des letzteren so zu modifizieren, dass ein ungewöhnlich proteinreicher Futterweizen herauskommt? Aber da kommt dann: Wir wollen den Hunger in der Welt bekämpfen! Antwort: Ihr müsst Bayer Crop Science die Taschen füllen!
Und viel könnte man fabulieren über Sinn, Unsinn und Chancen der grünen Gentechnik bei der Bekämpfung von Phytopathogenen, der Resistenzüchtung oder der Herbizidtoleranz. Wir sind da m. E. auf einem folgenschweren Irrweg (siehe Glyphosat).
Aber eines ist mir klar: Ich kenne niemanden, der in die grüne Gentechnik involviert ist, der am Ende seines Idealismus nicht mit den knallharten Problemen der ökonomischen Verwertbarkeit seines Denkens und Tuns konfrontiert wird. Und wenn er da kneift, kann er - von Luft und Liebe lebend - in seinem Hausgarten weiterforschen.
Zum Schluss: Hier vor meiner Haustür "stirbt" 2012 mit SunGene ein Unternehmen der BASF Crop Science... Wer da zuvor noch Illusionen über grüne Gentechnik als Profitmaximierungsmittel hatte, dürfte angesichts der Folgen endgültig aller Illusionen beraubt sein.

Viel Erfolg
Detlef Haase


Von: Stephan Verbücheln <erlenmayr AT gmail.com>
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Gesendet: 9:05 Freitag, 25.Mai 2012
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] Schlecht beraten: Gentechnik-Lobbyisten, dominieren Expertengremium

Ich bin ja wie gesagt auch gegen Gentechnik in jeder bisherigen Form,
schon allein Patente auf Lebewesen sind für mich absolutes No Go.

Aber das ändert nichts daran, dass die Argumente von angeblichen
Sicherheitsrisiken bezüglich Umwelt und Gesundheit weitgehend Humbug sind.

Und nicht jeder, der von den Vorteilen der Gentechnik überzeugt ist,
arbeitet für irgendwelche Konzerne.


Gruß

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https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-landwirtschaft



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