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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Cannabis und andere BtM Stoffe als Medikamente

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Cannabis und andere BtM Stoffe als Medikamente


Chronologisch Thread 
  • From: BäDa <baeda76 AT googlemail.com>
  • To: Der Moonopool <the.moonopool AT googlemail.com>
  • Cc: Gesundheitspiraten <Gesundheitspiraten AT lists.piratenpartei.de>, AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>, Jan Kabus <j.kabus AT posteo.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Cannabis und andere BtM Stoffe als Medikamente
  • Date: Fri, 25 Jul 2014 12:49:12 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>


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Hash: SHA1

Moin Dirk,

danke für die schnelle, höfliche und konkrete Antwort.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass ich mein Anliegen unverständlich
vorgetragen habe. Deshalb versuche ich eine gewisse Richtigstellung.

Bei der ganzen Diskussion verfolge ich eine Mehrschritt Strategie.
Schritt eins: Den Betroffenen asap helfen. --> Kostenerstattung
durchsetzen. Schritt zwei: Schrittweise Überprüfung aller BtM Substanzen
und anderer frei erhähltlichen Substanzen auf Basis wissenschaftlicher
Auswertungen auf ihre individuelle Gefährlichkeit und Neubewertung.

Wie aber auch schon aus früheren Mails - auch von Dir - hervorgeht, gibt
es für Schritt 2 keinerlei Idee, wie das umgesetzt werden soll. Deshalb
mal eine provokante Frage: Sollen die Patienten solange warten, bis die
Piraten intern auf ein Testverfahren geeinigt haben? Oder davon
profitieren, dass andere (z. B. SPD) sich schneller dem Thema annehmen?

Klar, wir können uns hinstellen und Maximalforderungen in den Raum
werfen! Oder wir machen Politik und zeigen der Öffentlichkeit, dass wir
wirklich etwas bewegen können und nicht nur "Laberbacken" sind.

Nur eines noch: Um den Wirkstoffgehalt genau zu bestimmen, benötigt man
schon eine etwas größere und preislich in keinem Verhältnis stehende
Anlage. Es ist nicht wie bei der optischen Bestimmung des Zuckergehalts
im Wein.

Dein Vorschlag zur Trennung der Aspekte findet nicht nur meine
Zustimmung, ich selbst sehe sie als elementar an! Diese Trennung muss
erfolgen, wenn man sich nicht öffentlich zum "Vollhonk" machen will.

Da ich auf meine Mails bzgl. der Gesundheitspiraten Liste keinerlei
Reaktionen erhalten habe, habe ich diesmal bewußt alle mir bekannten
Mail Kanäle gewählt. Sorry.

VG

BäDa
Am 25.07.2014 12:02, schrieb Der Moonopool:
> Mojn BäDa,
>
> verhaltene Zustimmung.
>
> Inhaltlich ist das Argument absolut gültig, dass der Cannabis-Gehalt
schwer kontrollierbar ist und daher die Dosierung bei Selbstanbau
problematisch. Dieses Problem ließe sich – bei gutem Willen – auch
dadurch lösen, dass den Patienten, die selbst anbauen, eine Möglichkeit
der Analyse bereitgestellt wird. Zudem kann man davon ausgehen, dass das
eine oder andere Patient nicht wirklich etwas dagegen hat, wenn die
berauschende Wirkung nicht auf das absolut medizinisch erforderliche
Minimum beschränkt bleibt.
>
> Würden wir "nur" den von Dir vorgeschlagenen Zug nehmen, dann würden
wir akzeptieren, dass Cannabis weiterhin als "böse" eingestuft wird und
eine Art §218a für medizinische Anwendung unterstützen. (Ja, dieser
Vergleich hinkt.)
>
> Bei Betrachtung unseres Programms kann man, isoliert, durchaus so
argumentieren: Wir treten für eine Emanzipation cannabinoidhaltiger
Medikamente, incl. Blüten, ein und fordern, dass sie wie alle anderen
Medikamente auch – und natürlich in der immer erforderlichen
Nutzen-Risiko-Abwägung – verordnet werden dürfen und übernommen werden
müssen. Lediglich wegen der idiotischen Kosten bietet hier der
Eigenanbau – bei Bereitstellung geeigneter Testmöglichkeiten – eine
Alternative. Aber natürlich auch eine problematische, weil viele
Patienten das vermutlich gar nicht gebacken kriegen und dann immer noch
die Konzentrationsfrage bleibt und das mit der erlaubten Menge. Außerdem
die, dass ein Konsum über Inhalatoren besser wäre u.v.a.m.
>
> Aber: Wir sind eine Partei mit einer sehr ausgeprägten
programmatischen Aufstellung zum gesamten Themenbereich. Und das werden
wir nicht ausklammern. Denn wie sind eine Partei, die für beschlossene
politische Positionen eintritt. Nach außen. Aktiv. Nachhaltig. Auch wenn
es einzelnen Piraten nicht gefällt, wie die Beschlusslage ist.
>
> Was ich in der ÖA allerdings durchaus tun kann, ist:
> a) bei Texten die beiden Aspekte besser trennen und
> b) den negativen Einfluss der ideologiebasierten Drogenpolitik auf die
aus ganz anderen Gründen wünschenswerte medizinische Verwendung separat
thematisieren.
> Der nächste Text zu diesem Thema (vermutlich am Wochenende) wird das
beides versuchen. Ich wäre für Feedback dankbar.
>
> Dennoch würde ich darum bitten, dass wir inhaltliche Diskussionen
nicht auf mehreren Mailinglisten gleichzeitig führen. Vor allem nicht
auf Listen, die "orga" im Namen tragen. Deswegen hab ich jetzt mal
reduziert und hoffe, dass ich die richtige Listen gewählt habe und auf
die überhaupt durchgelassen werde :)
>
> Lieben Gruß,
> Dirk
> @moonopool
>
>
> Am 25. Juli 2014 09:19 schrieb BäDa <baeda76 AT googlemail.com
<mailto:baeda76 AT googlemail.com>>:
>
> Hallo,
>
> zuerst eine Vorbemerkung:
> Mit Pad und Co. bin ich nicht vertraut. Also schreibe ich Mails.
Diese Mail kann dann gerne als Pad Entwurf verwendet werden. Sollte der
Inhalt der Mail nicht den Ansprüchen der Gruppe genügen, so bitte ich um
einen sachlichen Hinweis. So ein Hinweis umfasst m.M.n. auch eine Liste
von Verbesserungsvorschlägen bzw. Hinweisen, was konkret besser gemacht
werden kann.
>
> ===Cannabis und andere BtM Stoffe als Medikamente===
>
> =Grundlagen:=
> Hier werden zwei unabhängige Gesetzbücher berührt: das AMG,
welches sich mit Arzneimitteln, ihrer Verschreibung, Abgabe, Zulassung
etc. beschäftigt und das BtMG, in welchem der Umgang mit Suchtstoffen
geregelt ist. Das ist deshalb so wichtig, da das AMG die Zulassung, die
Rezepttypen (Kassenrezept, BtM Rezept oder T-Rezept) und die Abgabe
regelt und bestimmte Medikamente vom AMG ins BtMG verschoben werden.
Beim BtMG geht man i.d.R. von einer erhöhten Suchtgefahr für Patienten aus.
>
> (Über Sinn und Unsinn der Regelung soll sich bitte die Drogen AG
kümmern! Hier geht es rein und ausschließlich um den medizinischen Einsatz!)
>
> Die meisten BtM Stoffe, die in der Medizin ihren Einsatz finden,
werden als Schmerzmittel eingesetzt. Es betrifft also vorwiegend chron.
Schmerzpatienten. (Tipp:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chronisches_Schmerzsyndrom) um das Thema
jetzt nicht extrem aufzublähen, beschränkte ich mich im Folgendem auf
diese Patientengruppierung.
>
> Zur Therapie von Schmerzen wurde von der WHO ein Stufenschema
entwickelt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist der Punkt, dass es
ursprünglich für eine effektive Schmerztherapie bei Tumorpatienten in
Entwicklungsländern entwickelt wurde. Das ist deshalb wichtig, da es in
Deutschland für fast alle Schmerztypen eingesetzt wird.
>
> Somit wird in Deutschland sehr früh an den Einsatz von Opioiden
gedacht. Deshalb sind diese BtM Stoffe sehr anerkannt und als
Kassenleistung zugelassen.
>
> Hier kommen wird zu einem zentralen Problem und Hauptargument der
Zulassungsbehörde BfarM im OVG Köln Prozess, dessen Urteil wir kennen:
das BfarM sagt nun, dass beim Eigenanbau keine gleichbleibende Qualität
(=Wirkstoffgehalt und Reinheit) garantiert werden kann. Die garantierte
Qualität eines Arzneimittels ist aber Voraussetzung für Zulassung und
Inverkehrbringen eines Arzneimittels!
>
> Soweit die Grundlagen...
>
> =Ist-Situation:=
> Es gibt medizinisches Cannabis, welches kontrolliert angebaut wird
und bei dem eine regelmäßige Kontrolle stattfindet. Es kann von Ärzten
bei bestimmten Diagnosen verschrieben werden. Der Erwerb über eine
Apotheke, der Besitz und Transport dieser Substanz ist legal!
>
> Deshalb ist es keine Legalisierungsdebatte!
>
> Allerdings ist Cannabis als Medikament keine Kassenleistung. Somit
muss der Patient die Kosten (vgl. Klageschrift vor OVG Köln) selbst
tragen. Das können schon mal um die 1.000€ pro Monat und mehr sein.
>
> Wichtig: wir sprechen von schwer Kranken. Die meisten sind
aufgrund der Erkrankung EU Rentner! (Themenschnittpunkt mit
Sozialpiraten bzgl. Angemessenheit von EU Renten)
>
> Das OVG Köln hat in seinem Urteil auch eindeutig auf die
Kostenseite verwiesen. (Wie auch ich in vorangegangenen Mails)
>
> =Ansatzpunkt für Veränderungen:=
> Auch wenn es unpiratig ist, so sind wir aktuell in einem System
eingebunden, welches einigermaßen funktioniert. Aber das ist auch eine
andere Baustelle!
>
> M.M.n. sollte der Ansatzpunkt für Veränderungen das SGB sein. Die
Piraten sollten sich für eine Kostenerstattung der Therapie stark machen
und einen breiteren und ggf. früheren Einsatz von Cannabis in der
Therapie. Immer unter Beachtung mögl. negativer Auswirkungen (z. B.
Entwicklung einer COPD) und ärztlicher Verordnung. Damit hilft man den
Betroffenen und begibt sich nicht in eine Fundamentalopposition.
>
> Geht es um eine Ideologie oder um Menschen?
>
> Leider ist, wie gestern (24.07.2014) im Mumble erwähnt, schon
Prof. Karl Lauterbach auf diesen Zug aufgesprungen.
>
> VG
>
> BäDa
>
> Von meinem iPad mini gesendet
>
>

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