Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

[Thomas Luft <post AT luto.de>]

Am 8. Mai 2012 18:54 schrieb Meier <Meier AT news.piratenpartei.de>:
>
> Dr. Alessandro Cavicchioli schrieb:
>>
>> Für die Abrechnung braucht der Behandler 30 Minuten-1 Stunde je Quartal.
>> Die Abrechnungskosten werden vom Behandler (Arzt bzw. PT) selbst bezahlt.
>> Cenerentola macht also nicht die Abrechnung, zudem wird sie vom Arzt selbst
>> bezahlt.
>>
>
> Da sind wir ja einer Meinung. Was das Thema Abrechnung angeht, kann ich nur
> mit Fontanes Worten sagen: "Das ist ein sehr weites Feld..."
>
> Die Krux liegt oft im verborgenen. Wenn Maestro Google allein bei Eingabe
> des Suchbegriffes "/Apothekenrechenzentrum/" so um die 17.000 Treffer
> bringt, dann ist was faul im Staate Deutschland.

Hallo zusammen,

na und? Wenn Google da so viele Treffer raushaut, kann das vieles
heißen. Wo der Zusammenhang zu "es gibt zu viele Abrechnungszentren
und die kosten zuviel Geld" besteht, erschließt sich mir nicht.

Aus der Praxis: die Abrechnungszentren kosten den Apothekeninhaber ca.
0,2% seines GKV-Umsatzes. Die Durchschnittsapotheke macht ca. 1,35 Mio
Euro Umsatz (Stand 2011), davon ca. 70% im Bereich GKV, d.h. 945.000
Euro Umsatz. Kostet die Apotheke dann 1.890 Euro. Runden wir auf auf
2000 Euro IM JAHR! Bei 20.000 Apotheken in Deutschland sind das Kosten
in Höhe von 40 Millionen Euro. Klar ist das viel Geld. Aber ich glaube
nicht, dass die Einsparung in diesem Bereich ernsthaft die GKV
entlastet. Denn die gibt insgesamt ca. 180 Milliarden Euro aus, davon
27 Milliarden für Arzneimittel (ohne die Patientenzuzahlungen). Zum
Vergleich: die Rabattverträge haben ein Einsparvolumen von 1,5
Milliarden Euro gebracht.

Wenn ich mir dann vorstelle, dass ich die ganze Abrechnerei selbst
machen müsste, zahle ich die ca. 200 Euro im Monat gerne. Denn wir
müssen ja nicht nur mit der Krankenkasse abrechnen (das ginge ja
noch), sondern müssen dafür Sorge tragen, dass der Herstellerrabatt
gezahlt wird. Die Inkassopflicht für diesen Mist wurde den Apotheken
nämlich in einem der Spargesetze aufgezwängt. D.h. ich muss nicht nur
mit knapp 150 Kassen sondern auch noch mit 150 Herstellern abrechnen.
Das Ganze vollkommen digital, weil die Kassen die Rezepte als Scan
(Image) sowie die Daten gefiltert (Versichertennr., Status, Arztnr.,
Betriebsstättennr., PZNs, Betrag, ATC-Code) erhalten. So lange es das
Rezept in Papierform gibt, wird das ganz schön unübersichtlich.

Klar, wenn man die Abrechnung vereinfacht, kann man sich die 40 Mio
sparen und jede Apotheke könnte selbst abrechnen. Das gab es glaube
ich zuletzt in den 1960ern. Die Rechenzentren wurden letztlich als
Antwort auf den Datenhunger der Krankenkassen gegründet. Wie man das
ändern könnte weiß ich nicht, bin aber für Ideen jederzeit offen.

Das Thema Abrechnung beschäftigt ja alle "Leistungserbringer", ist es
sinnvoll hier etwas auszuarbeiten?

Piratige Grüße

Thomas