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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv


Chronologisch Thread 
  • From: Bernd Kasperidus <lbear34 AT yahoo.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv
  • Date: Thu, 26 Apr 2012 17:54:07 +0100 (BST)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Martin,

es geht nicht darum, und Ich glaube wir haben das aus dem Aufheulen der diversen Drama-Queens heraus gearbeitet, dass ein unheilbar kranker Mensch die Selbstbestimmtheit erhalten soll, über sein Ableben zu entscheiden und das dazu manchmal ein wenig mehr gehört, als nur die künstliche Ernährung einzustellen oder das Beatmungsgerät abzustellen.

Worüber momentan der Streit läuft:

1) soll Aufgrund der ethischen Probleme die einige Ärzte damit haben, allen Ärzten verboten werden zu helfen?

2) es muss endlich klar sein, dass sich ein Arzt nicht einfach über den erklärten Willen des betreffenden hinweg setzt kann und sei es nur indem er wartet bis dieser nicht mehr ansprechbar ist und dann einfach weiter macht. Denn momentan bin ich z. b. schon mit einer Patientenverfügung darauf angewiesen, dass Ich bei einem Arzt in Behandlung bin, der diese auch akzeptiert.

3) und weiterhin, wenn ein Patient unheilbar krank ist und Agonie und Schmerz nicht mehr ertragen will, soll ihm da geholfen werden dürfen? Oder wollen wir Selbstmordzonen einrichten, in dem sich die Betreffenden in Ruhe von einem Mauervorsprung in den Tod stürzen können? <- ACHTUNG IRONIE

Lieber Gruß

Bernd


Von: Martin E. Waelsch <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
An: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Gesendet: 18:41 Donnerstag, 26.April 2012
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv

Also diese Schlagzeile ist ein sargnagel und willkommener Sprengstoff, dass die Piraten in Talkshows kaum werden beseitigen können. Es geht um Selbstbestimmung und Hilfe, bevor es ans sterben geht. 
Es muss bitte vermieden werden, das sterben wollen nicht zu Mode wird. Und der Arzt ist kein erfüllungshelfer sondern Begleiter und Helfer. Wir wollen wohlklingende sterbefabriken für humanes sterben verhindern. Bei der Sterbehilfe geht es nur um unheilbar Kranke mit höllischen Schmerzen, denen nicht anders als mit Sterbehilfe echte Erleichterung und Befreiung ermöglicht werden kann. Alles andere ist Glatteis falsch verstandener Humanität.

Dr. med. M. E. Waelsch
über iPhon 





Am 26.04.2012 um 12:03 schrieb Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>:

Sorry, das ist doch Käse und eine zweckdienlich verfremdete Wiedergabe dessen, was wir wollen und meinen und auch - vielleicht ungeschickt - gesagt haben.
Jeder, der in einem Auftrag handelt, "muss" irgendetwas. Auch der Arzt. Ob mit oder ohne Diktatur.
Auftraggeber des behandelnden Arztes ist sein Patient. Ganz einfach.
Wenn der Auftrag lautet: "Befreie mich von meinen Schmerzen, vom Leiden, auch seelisch oder hilf mir zu sterben", dann sollte das für einen guten Arzt nicht nur 3 Wochen Fentanyl bedeuten. Das ist unter bestimmten Krankheitsbildern unmenschliche Qual.

Der Staat "zwingt also nicht zum Töten", sondern soll nur die rechtliche Möglichkeit für den Arzt schaffen, dem Auftrag des Patienten straffrei nachzukommen.
Es ist übrigens gar nicht wünschenswert, dass jeder Arzt Sterbehilfe leisten müsste.
Man könnte dafür Geriatriker/Palliationsfachleute ausbilden.

Sollte, wie ich bereits ausgeführt habe, der Arzt das tödliche Medikament gar nicht verabreichen, sondern lediglich besorgen, kann er auch in seinen ethischen Grundsätzen kaum tangiert sein.

Es gibt ja verschiedene Modelle, die man mal durchdiskutieren müsste. Fakt ist aber, dass der Mensch im Rahmen seiner Selbstbestimmung das Recht haben muss, sterben zu dürfen. Kann er nicht selbst vor den ICE springen, muss er darauf vertrauen können, dass er gerade von Ärzten, die sich dem Ethos der "Nächstenliebe" verschrieben haben, Hilfestellung beim Sterben erwarten kann.

Ich sehe auch eine Schlagzeile: "Endlich: Piraten verwirklichen humanes Sterben auch in Deutschland"

Am 26.04.2012 10:50, schrieb Dr. Forster:
Natürlich würde dann passive oder aktive Sterbehilfe zu einer Pflicht. Wollen wir Halbgötter in Weiß oder wollen wir Ärzte, die sich den Wünschen des Patienten fügen (müssen)
 
Tut mir leid, aber jemanden staatlich zu zwingen andere zu töten passt sicher nicht zu den Piraten, da musst Du Dich bemühen die Diktatur wieder einzuführen!
Merkt Ihr eigentlich nicht mit welchen haarsträubenden Argumenten Ihr hier halböffentlich über ein hochsensibles Thema diskutiert??
Ich sehe schon die Schlagzeile: „ AG Gesundheit der Piratenpartei will Ärzte zwangsverpflichten Kranke auf zu töten“.
Da soll sich doch lieber einer von Euch als hauptamtlicher Henker zur Verfügung stellen!
 
Absolut Null Verständnis
 
Andreas

Hi Harry,

klar Fragen über Fragen ...

zu 1) die heutige Regelung enthält noch so viele Schlupfwinkel und Ausnahmen, dass sich ein Arzt nicht dran halten muss ... selbst erlebt.

zu 2) Natürlich würde dann passive oder aktive Sterbehilfe zu einer Pflicht. Wollen wir Halbgötter in Weiß oder wollen wir Ärzte, die sich den Wünschen des Patienten fügen (müssen) ... da finde Ich z. b. die DNR und "Physician assisted Suicid" Regelungen der USA wirklich extrem progressiv.

Aber wie gesagt ... erstmal wäre zu klären, damit man hier eine eindeutige Position beziehen kann ... was ist ethischer einen Menschen auf Teufel kom raus am Leben zu erhalten, selbst wenn man dann kein Arzt sondern ein Folterknecht ist, der seinen Patienten zu einer Hölle aus 24/7 Schmerzen verurteilt (und selbst Morphin kann nur ein gewisses Maß an Schmerzen nehmen bevor es atmunngssupresiv wirkt und damit auch wieder tötet)

oder ist es ethischer einem Patienten, der darum bittet von seinen Leiden erlößt zu werden diesen letzten Wunsch zu erfüllen?

LG

Bernd

zu
Von: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Gesendet: 23:37 Mittwoch, 25.April 2012
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Sterbehilfe passiv und aktiv


Am 25.04.2012 21:18, schrieb Bernd Kasperidus :
Ahoi,
 
nach dem es anscheinend noch nicht bearbeitet wurde, würde Ich es gerne Vorschlagen, denn eine Regelung ist dringend notwendig.
 
Nach dem ich in meiner eigenen Familie drei Fälle erleben durfte, wo das Leben der Betreffenden noch und nöcher verlängert wurde, obwohl sie klar und deutlich geäußert hatten, dass sie dieses Leiden nicht mehr wollen (dreimal Krebs im Endstadium und ein Fall noch so verschlimmert, dass durch falsch eingestellte Werte bei der Strahlentherapie der Ein-Punkt-Strahler regelrecht ein Loch durch meinen Onkel gebrannt hat)
 
Immer wieder die Aussagen: "Der Patientenwille war nicht klar geäußert", "Wir haben noch Optionen" und "Wenn wir was machen, machen wir uns strafbar".

Insgesamt wurden drei Menschen fünf, sechs und neun Monate zu fast unerträglichem Leiden gezwungen.
 
Als Ich mich hinterher mit der jüngsten deutschen Geschichte zu der Sterbehilfe beschäftigte, mußte ich mich fragen, welche lahme Ausreden hier verwendet wurden um sich um eine Entscheidung zu drücken. Immerhin haben extremistische Gottesstaaten wie die USA und erz-konservative Staaten wie die Schweiz es geschafft dazu eine Lösung zu finden.
 
Wenn man sich überlegt, für wen eigentlich Sterbehilfe in Frage kommt, dann sind das schwer- und schwersterkrankte Menschen. Als Ich die Medikamentenrechnungen für meine Tante kontrollieren sollte, hatte ich eine Idee, warum es in Deutschland noch keine Regelung gibt. Für alle drei Personen zusammen gilt, wären sie zu dem Zeitpunkt gestorben, wo sie gesagt haben, wir wollen nicht mehr, hätte die deutsche Pharmaindustrie insgesamt 25000 Euro verloren, von den Umsätzen im Medizintechnikbereich nicht zu sprechen.

Rechnet man das auf ganz Deutschland hoch, hat man einen Hinweis, warum keine Regelung herbeigeführt werden soll.

Denn letztendlich, was ist ethischer? Einen Menschen endlos zu quälen oder im die Möglichkeit geben mit Würde zu sterben und dem Sichtum zu entgehen?

Daher, was denkt Ihr? Wie sollten wir das Thema angehen und welche Regelung würdet Ihr befürworten?
 
Lieber Gruß
 
Bernd
 

 

--
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