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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Faktensammlung

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Faktensammlung


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Faktensammlung
  • Date: Fri, 20 Apr 2012 18:11:24 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Nein, Du brauchst nicht zu kotzen. Solche Untersuchungen, würden sie je zur Pflicht werden, wären niemals eine Leistung der GKV.
Auch Bildschirmarbeitsplatzbrillen werden nicht bezahlt und der Sehtest für den Führerschein ebenfalls nicht.
Aber nun halten wir uns damit nicht länger auf.

Wir müssen uns überlegen, welche Ausgaben im Gesundheitswesen nötig sind und wer darüber befinden darf was "nötig" ist. Hier bekommen sich Ärzte, Kassen und Patienten immer wieder in die Wolle, aber wir müssen einen ethisch vertretbaren, rechtlich zulässigen und fairen Weg finden, das festzulegen.
Deshalb ist mir im Moment auch mal egal, ob jemand auf Bachblüten schwört oder lieber schulmedizinisch therapiert werden möchte, es geht vielmehr darum, festzulegen, wer über die Therapie entscheiden darf und gleichzeitig Verantwortung für das Geld im Solidartopf übernimmt.

Dass wir am Solidarprinzip festhalten, nehme ich dabei jetzt mal als gegeben an. Würden wir alle Forderungen des Arztes aus Schrobenhausen, der mit seiner veröffentlichten Schimpfkanonade seine Praxis frustriert aufgab, erfüllen, dann wäre das Gesundheitswesen für niedergelassene Ärzte ein Selbstbedienungsladen. Doch wer soll sonst Diagnosen stellen und Therapien erarbeiten?

Brauchen wir permanent "neue" Arzneimittel? Müssen Apotheker wirklich 8,10 bzw. 6,80 € für jedes verschreibungspflichtige Medikament bekommen? Brauchen wir kanpp 160 Krankenkassen? Muss der Arzt wirklich für alles seinen Kopf hinhalten? Was ist z.B. mit all den nichtärztlichen Curriculi, die viel vom Tagesgeschäft eines Arztes genauso gut erledigen könnten? Sollte man nicht jetzt aus Steuermitteln aufgegebene Landarztpraxen aufkaufen und sie später an Ärzte (evtl. mit Fixgehalt) verpachten?
Können wir nicht auf die KVen verzichten?  Und, und und

Und wenn wir wissen, was wir unbedingt ausgeben müssen, um eine in §2 des SGB V versprochene Versorgung zu gewährleisten, dann können wir uns überlegen, wie wir das finanzieren. Ich denke, das wird dann das kleinere Problem sein.

So, und nun muss ich dringend los in die Apotheke. Ich brauch noch eine Creme für sage und schreibe 26,30 Euro. ;-)

Gruß
Harry




Am 20.04.2012 17:25, schrieb Dr. Forster:

Ich habe mich bisher immer bemüht objektiv die Probleme aufzuzeigen und anzugehen. Dass meine Sicht der Dinge berufsbedingt und weil ich mich nicht erst seit gestern mit Gesundheitspolitik beschäftige, etwas ärztlich gefärbt ist möge man mir bitte nachsehen.

Im Zentrum eines Konzeptes müssen immer Patienten, Ärzte und nichtärztliche Beschäftigte im Gesundheitswesen sein, ohne auch nur einen dieser drei geht nämlich gar nichts (ich versuche den Begriff „Leistungserbringer“ zu vermeiden!).

 

Die einzigen im System die keinerlei Lobby haben sind die Patienten und die niedergelassenen Ärzte! Die immer wieder gerne bemühte „ärztliche Selbstverwaltung“ ist eine Worthülse, von der Politik geschickt eingesetzt. Tatsächlich ist eine Kassenärztliche Vereinigung eine nachgeschaltete Behörde des Gesundheitsministeriums und nur dafür zuständig die Gesetze durchzusetzen. Im SGB V steht unter den Aufgaben den KVen nirgendwo irgendwas über eine Vertretung der ärztlichen Interessen. Wenn also irgendetwas nicht funktioniert heisst es immer: die ärztliche Selbstverwaltung schafft es nicht. Die eigentlich verantwortlichen bleiben gut geschützt!

 

Wär' ein schönes Geschäft für uns und die Ärzte

 

Das sind so Stereotype die mich einfach zum k…. bringen! In einem gedeckelten Honorarsystem führt jeglich Mehrarbeit einfach nur dazu dass die einzelnen Leistungen noch schlechter vergütet werden! Außerdem habe ich nicht studiert und Facharztausbildung gemacht in erster Linie zum Geldverdienen. Ich möchte für meine Arbeit angemessen bezahlt werden wie jeder andere auch! Vor allem möchte ich ein System das so transparent und verstehbar ist, dass ich mich nicht permanent damit beschäftigen muss und Planungssicherheit bekomme!

 

Grundsätzlich sind wir aber gar nicht so weit voneinander weg!

Aktuelles Zitat von heute in Arzt am Abend über die Konzepte der Parteien in NRW:

 

Die Piraten sammeln in ihrem Programm unter den Punkten 1.7 („Gesundheit“), 1.8 („Whistelblowing“) und 1.9 („Drogenpolitik“) zahllose Einzelanliegen wie „Erste Hilfe“

(1.7.3), „Fortbildungspflicht in der Pflege“ (1.7.7.) oder „Suchtprävention mit dem Selbstkontrolltraining (SKOLL)“ (1.9.4). Ein strukturelles Gesamtkonzept, das auch die

ambulante Medizin umfasst, ist nicht erkennbar. (Hervorhebung durch mich)

 

Das stimmt, wir verlieren uns hier in Detaildiskussionen ohne ein schlüssiges Gesamtkonzept zu haben (oder zumindest eine Idee in welche Richtung das gehen könnte!)

 

Daran müssen wir dringend gemeinsam arbeiten!!!

Gruß

 

Andreas


Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Morgan le Fay
Gesendet: Freitag, 20. April 2012 14:57
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Faktensammlung

 

Richtig, mehr ist es auch nicht.

Ich möchte an der Stelle aber festhalten, dass "Informationen" über "Fehler und Schwächen im System" aus dem Blickwinkel eines Patienten, Versicherten und Steuerzahler deshalb nicht weniger wert und schon gar kein Grund sind, diesen "Ärztebashing" vorzuwerfen oder sie als "Ärztehasser" zu titulieren.

Als ich diese Mailliste übernommen hatte, da habe ich eigentlich mehr oder weniger Selbstgespräche geführt. Deshalb bin sehr froh und stolz darauf, sagen zu können, dass wir es geschafft haben, sie auch für (angehende) Ärzte attraktiv zu machen.

Aber um es nochmals klar zu sagen: Wir machen hier Politik für die Bürger und sind kein Lobbyistenverein für irgendeine Berufsgruppe, für die Ärzte nicht und auch für die Optiker nicht.

So sehr ich mir aus beruflichem Eigennutz auch wünschen würde, die aktuell geführte Diskussion zu regelmäßigen Pflichttests für (ältere) Führerscheininhaber würde wahr..., ich bin ich dagegen! Bestehende Gesetze reichen aus, um die Fahrtauglichkeit zu garantieren, nur muss man die Einhaltung auch prüfen und Nichteinhaltung sanktionieren. Und das geschieht nicht. Oder hat schon jemand bei einer allg. Verkehrskontrolle ein ausreichendes Gesichtsfeld nachweisen müssen?
Wer soll die ganzen Kosten für Seh-, Hör- und Reaktionstests tragen? Von der Untersuchung beim Kardiologen und Neurologen gar nicht zu reden. Und warum nur Führerscheininhaber? Und warum nur "Ab65jährige"?

Wär' ein schönes Geschäft für uns und die Ärzte, aber ich lehne jede weitere Bevormundung der Bürger ab, zumal auch dann die Einhaltung der Gesetze nicht gewährleistet wäre. Was hilft 's denn, wenn man alle2 Jahre erfährt, man müsse Brille tragen, diese aber im Handschuhfach liegt?!

Ich wünschte mir auch von anderen ein wenig mehr Horizont über 'm Tellerrand, oder dass sie sich einfach mal vorstellen, wenn man ihnen im Restaurant und beim Friseur so begegnen würde, wie sie ihren Kunden/Versicherten/Patienten begegnen.

Just my 2Cent! Bitte lasst uns versuchen, vernünftig zu einer mehrheitsfähigen Position im Gesundheitswesen zu kommen. Wir sind noch nicht einen Schritt weiter als vor 1 Jahr. Und die Philosophie eines Arztes in Altötting, die auch noch 4 Jahre alt ist, hilft uns nicht weiter.

Gruß
Harry








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