Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] DRGs: Fluch oder Segen ?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] DRGs: Fluch oder Segen ?


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] DRGs: Fluch oder Segen ?
  • Date: Mon, 2 Apr 2012 10:27:48 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Das wäre ja eine zu vereinfachte Sichtweise. Von der DRGs-Systematik ist die Bildung von Schwergewichten/Relativgewichte vorgesehen, und damit der Anreiz, möglichst viel abzubilden. Deshalb ist z. B. jede Intensivstation geil nach Beatmungspatienten usw.

Wenn die DRGs darauf ausgelegt sind, nur die Durchschnittskosten zahlen zu wollen, dann ist es gerade das Problem der mangelnden Kostendeckung. Jedes Mal, wenn eine Tarifsteigerung oder Bugetdeckelung kommt, muss an Personal gespart werden, eine andere Substanz gibt es im Krankenhaus nicht mehr. Die Berufsgruppe, die es immer trifft, sind die Krankenschwestern/Krankenpfleger, weil die größte Berufsgruppe im Krankenhaus. Bei den Ärzten kann nicht so gespart werden, weil erst durch die ärztliche Tätigkeit Einnahmen generiert werden.

 

Ich persönlich sehe es nicht als Nachteil, wenn man die Abrechnung durch Zusammenfassung von Kosten für bestimmte Behandlungsart abwickelt. Nur müssen die Pauschale dann die Kostenrealität abbilden. Tun sie aber bei weiten nicht. Im Moment schreiben nur die KHKs schwarze Zahlen, die sich mit Schwerpunktbehandlungen beschäftigen, also die üppigsten Schweregrade von vorneherein als Zielgruppe haben. Die meisten krebsen um den Level  des Überlebens herum.

Man kann es so machen, läuft ja auch für die Kassen ganz gut, für die Patienten und für die KKH-Besatzung nicht.

 

Und was noch wichtiger ist: so wie das System angelegt ist, bestehen keine Entwicklungsmöglichkeiten, keine Innovationen – die projektive Substanz der KKHs bricht vollends weg. Projekte im Bereich von Management, Prozessoptimierung usw. kann man ja vergessen, weil sie der Gesundheitsentwicklung null bringen.

 

Die Qualitätsentwicklung in dem eigentlichen medizinischen Betrieb bleibt auf der Strecke. Es war schon vor den DRGs schwer, Beziehungsaspekte, Gesprächsführungsqualität und Anamnesetechnologie den Ärzten beizubringen, weil alles nur auf „Tageseffizienz“ im Hinblick auf den Jahresabschluss unter den bestehenden Bedingungen ausgelegt ist.

 

Das ist aber nicht zukunftsorientiert, wenn wir das Ziel haben, Gesundheit zu erhalten oder wieder zu erlangen, möglichst keine oder weniger chronische Erkrankungen zu produzieren.

 

Das DRG-System lebt ja gerade von Wiederaufnahmen – neue Diagnose = Entlassung und Wiederaufnahme.

 

Aus meiner Sicht ist eine effektivere Möglichkeit gegeben, wenn sich die Kostenerstattung für Behandlungen an drei Größen orientiert:

Hotelkosten

Sachkosten der Behandlung

Personalkosten

 

Die Personalkosten sind Taktgeber für alles andere und für Erfolg oder Misserfolg von der medizinischen Entwicklung verantwortlich. Deshalb werden wir die Finanzierung des Gesundheitssystem vor allem aus dem Blickwinkel der Personalkosten betrachten müssen, sonst werden wir den Anforderungen der Zukunft, wie Z. B. Demographie-Entwicklung, weniger Leute für die Arbeitswelt zur Verfügung usw. nicht gerecht.

 

Dr. med. Martin E. Waelsch

Marktstr. 13 - 17

73207 Plochingen

Tel: 07153 921931

Fax:07153 921932

Mobil: 0151 52 503 458

Skype: marell1317

Email: waelsch AT mentalnet.de

Web:  http://www.mentalnet.de

 

Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Heiko Jakob
Gesendet: Montag, 2. April 2012 01:31
An: AG Gesundheit
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] DRGs: Fluch oder Segen ?

 


Die DRGs haben die Abrechnung im KRH-Bereich für die Kostenträger überschaubarer aber weniger detailiert gemacht. Die Transparenz hat also nur ihren schwerpunkt verschoben. Ob sich die Ärtzte im KRH ihre DRGs zusammenlügen oder ICDs wie ausserhalb ist im endeffekt egal. Der Sinn der DRGs lag ja darin,nur noch die durchschnittlichen kosten zu bezahlen damit die patienten nicht mehr kränker gemacht werden als sie sind. die krhs haben das damit gekonntert,dass jetzt halt zwei hauptdiagnosen gestellt werden 

um kränker zu werden. 

Von Samsung Mobile gesendet




"Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de> hat geschrieben:


Das System ist bislang mit falschen Anreizen ausgestattet, es wird Methode haben, wenn ein Abrechnungssystem so kompliziert gestrickt wird, damit die einfache Transparenz nicht möglich ist und Selbstbedienung gepusht wird. Schon in der Autowerkstatt haben wir Probleme, alle Abrechnungen nachzuvollziehen, in der Medizin wären wir froh, wenn wir wenigstens diese Qualität erreicht hätten.

Dr. med. Martin E. Waelsch
Häfnergasse 14
73207 Plochingen
Tel: 07153 921931
Fax:07153 921932
Mobil: 0151 52 503 458
Skype: marell1317
dr.m.e.waelsch AT t-online.de



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Jens Müller
Gesendet: Montag, 2. April 2012 00:26
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] DRGs: Fluch oder Segen ?

Am 01.04.2012 23:20, schrieb Checkinger:
> Durch die DRGs kommt der Patient meist mit mehr Diagnosen aus dem Krankenhaus raus, als er reingekommen ist.
>
> Mehr und schwerwiegender codierte Diagnosen bringen Erhöhung der Liegezeit und Vergütung.
>
> Seit Einführung der DRGs und durch die ICD-Kodierung im ambulanten Bereich, dürfte die Anzahl der "registrierten" Erkrankungen drastisch zugenommen haben - ohne dass sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung geändert hätte.
>
> Ob eine codierte Diagnose abrechnungsfähig ist, wird von den Kostenträgern u.a. an der Behandlungsnotwendigkeit gemessen: Wenn es erforderlich ist, ein Leiden medikamentös zu behandeln ("einzustellen"), bzw. wenn ein Leiden trotz medikamentöser Behndlung fortbesteht, ist i.d.R. auch ein (verlängerter) klinischer Aufenthalt erforderlich.
>
> Die niedergelassenen Ärzte müssen nach Entlassung der Patienten, oft schwer kämpfen, um die (vielen) teuren Original-Präparate aus der Klinik (kommen günstig über Phrama-Marketing in die Klinik) mit gleichwertigen verordnungsfähigen Mittel zu ersetzen, (bzw. ggf. wieder einzusparen).
>
> So kommt eins zum anderen...
>
> Klar zum ändern ?

Es gab da ja mal diese Studie, die ein Kriminologe für den
AOK-Bundesverband erstellt hat. Danach sind Falschabrechnungen für die
Krankenhäuser weitgehend risikolos.

Ich erinnere mich letzte Woche an Zeitungsberichte, wonach in der
Politik jetzt endlich gefordert wurde, deutlichere negative Anreize
gegen Falschabrechnungen zu setzen.

Gruß Jens
--
AG-Gesundheitswesen mailing list
AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen

--
AG-Gesundheitswesen mailing list
AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang