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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: Marwyn <Marwyn AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Privates Gesundheitswesen
  • Date: Tue, 06 Mar 2012 12:27:07 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


checkinger schrieb:
Privat vs. Staatlich: Sind das die Gegensätze des 21. Jahrhunderts ?

Gute Nacht !

Der Alex aka checkinger

Ahoi schro, Wolfgang, Alex

Die Frage von Alex bringt mE das Problem gut auf den Punkt: Im Ausgangspost mag mit dem Begiff "Verstaatlichung" ein Unwort gefallen sein, aber letztlich gibt es neben dem Privateigentum eine Menge "öffentliche" Eigentumsformen (kommunales, genossenschaftliches, Stiftung, etc.). Das Gespenst einer "Zentralverwaltungswirtschaft" (Wolfgang) wäre keinesfalls automatische Folge einer "de-privatisierenden" Reform sondern droht lediglich bei einer allgemeinen Verstaatlichung "von oben herab" und "mit der Sense". - Schon im Ausgangspost wurde von schro aber lediglich von "kritischen Bereichen" gesprochen, nicht vom Gesundheitswesen als ganzes.
Zu klären ist also zweierlei: Erstens, was genau ist "kritisch"? (Meines Erachtens zumindest der Finanzierungsmechanismus - also die Versicherung(en) - sowie die Kliniken der Maximalversorgung. In der Forschung bedarf es deutlicher Regulation, evtl. auch öffentliche Forschung parallel zur privaten.)
Zweitens muss klar sein, dass öffentliches Eigentum im Gesundheitswesen nicht "zentral" und "hierarchisch" (also ala Ostblock-Kommunismus) verwaltet werden soll, sondern dezentral und demokratisch. (Außerdem sollte man nicht unterschätzen, dass mit der Digitalisierung die technischen Voraussetzungen für effiziente Verwaltung deutlich besser geworden sind, als sie zu Zeiten des Ostblock waren. Insgesamt halte ich Wolfgangs Verweis auf "Erfahrungen" mit Zentralverwaltungswirtschaft daher für ziemlich hinfällig: Die Erfahrungen entstanden in Diktaturen und unter technisch überholten Bedingungen.)

Schro hat recht mit seiner Kritik eines Gesundheitswesen, das ein "finanzielles Interesse daran hat, dass es uns nicht gut geht". Das zeigt sich übrigens nicht nur bei der Pharmaindustrie, hier ein guter Artikel aus dem Ärzteblatt zu den Folgen von Privatisierung im Bereich der Krankenhäuser: Was sich nicht rechnet, findet nicht statt http://www.aerzteblatt.de/archiv/65373.

Ein Analogieschluss: Die zentrale Aufgabe des Bildungswesens ist nicht, Gewinne zu machen, sondern Bildung zur Verfügung zu stellen und das bei gleichen Bildungschancen für alle. Vergleichbares gilt für das Gesundheitssystem: Seine Aufgabe besteht darin, Gesundheit zu bewahren bzw. so weit wie möglich wieder herzustellen, Gewinne sind nicht Ziel des Systems. Beide Sektoren sind Teil der öffentlichen Daseinsfürsorge und wettbewerbliche Lösungen sind nur dort sinnvoll, wo sie mit dem übergeordneten Ziel zumindest nicht kollidieren, idealerweise dieses sogar unterstützen.

Für mich ist nur schwer nachvollziehbar, warum manche nach bald 20 Jahren immer neuer wettbewerbsorientierter Reformen, die weder das Kostenwachstum gestoppt, noch das System effizient gemacht haben noch immer "mehr davon" fordern. Das am stärksten privatisierte Gesundheitssystem der westlichen Welt, das der USA ist übrigens auch das teuerste und ineffizienteste.




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