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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Krankenversicherung aus piratischer Sicht (Datenschutz)

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Krankenversicherung aus piratischer Sicht (Datenschutz)


Chronologisch Thread 
  • From: trophos <trophos AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Krankenversicherung aus piratischer Sicht (Datenschutz)
  • Date: Thu, 02 Feb 2012 20:57:36 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Hi Wolfgang!

Wolfgang Gerstenhöfer schrieb:

auch bei einer steuerfinanzierten Basisversorgung muss es eine Institution
(Krankenversicherungsbehörde/Staatlicher Gesundheitsdienst) geben, die
Rechnungen prüft und begleicht.
Dieser Aussage ist natürlich vollumfänglich zuzustimmen: völlig egal wie, aber die ca. 280 Milliarden Gesundheitsausgaben in D müssen 1. verwaltet ("Rechnungen begleichen") und 2. kontrolliert ("Rechnungen prüfen") werden. Bei beiden Punkten stellt sich die Frage wie ich das möglichst gut mache, wobei die Gütekriterien jeweils mehrere und auch unterschiedliche sind. Bei Punkt 1. könnten dies z. B. (aber nicht nur) die Kosten sein mit dem Argument wie schaffe ich es, dass von dem Geld (z.B. 280 Milliarden) möglichst viel im Gesundheitssystem landet und möglichst wenig für anderes ausgegeben wird, bei Punkt 2. geht es eher darum wie ist eine MAXIMALE Transparenz und Kontrolle möglich, dass das Geld auch wirklich nicht missbräuchlich verwendet wird, den egal welche Institution es später bekommt (GKV, Gesundheitsamt, privates Unternehmen) es ist nicht deren Geld, sondern vom Bürger zwangseingetriebend, sei es über Steuern oder über eine Pflichversicherung

Wolfgang Gerstenhöfer schrieb:
Oder möchtest Du alle im Gesundheitswesen zu Beamten und Angestellten des
Staates machen, die dann ihr Gehalt bekommen und dafür unentgeltlich ihre
"Basisleistungen" erbringen?
Diese Frage ist für mich nicht verständlich. Wie oben geschildert muss verwaltet und kontrolliert werden und natürlich gibt es auch Leistungserbringer, aber wer ist mit "alle im Gesundheitswesen" nun gemeint? Wie wird man Beamter bzw. Angestellter "des Staates"? Wieso erbringe ich eine Leistung unentgeltlich, wenn ich ein Gehalt bekomme? und was hat das mit den Punkten "Verwaltung" und "Kontrolle" zu tun? Der alte Rhetoriker in mir spricht: "Cave, cave, non sequitur!"

Wolfgang Gerstenhöfer schrieb:
Mich erstaunt auch, dass es offensichtlich konsensfähig ist, dem Staat bei
innenpolitischen Themen sehr skeptisch gegenüberzustehen, wenn es aber um
die Gesundheit geht, überwiegt die Staatsgläubigkeit. Kann mir das jemand
erklären? Ich verstehe das nicht.
Bei dieser Frage, Wolfgang, kann in der Tat einmal versuchen zumindest mich persönlich zu erklären: "dem Staat", also genauer den konkreten Ausprägungen in Form von Parlamenten, Regierungen, Behörden, Körperschaften ist grundsätzlich immer sehr skeptisch gegenüber zu stehen, schließlich geben "die" mein Geld aus und nehmen erheblichen Einfluss auf die Rahmenbedingungen meines Alltagslebens und daher möchte ich wissen, was diese letztlich von mir (dem Volk als Souverän) legitimierten Institutionen so treiben und daher gibt es ja auch so umfangreiche Kontrollmöglichkeiten und Einsichtsrechte in "staatliche" (vielleicht besser: öffentliche) Vorgänge. Das Problem ist, dass im Gesundheitsbereich immer Transferleistungen stattfinden müssen, wenn das System einigermaßen gerecht und damit konsensfähig sein soll und das bei diesen Summen immer ein berechtigtes Interesse an einer anständigen Kontrolle der Geldflüsse besteht, dass aber dieser Punkt der berechtigten Kontrolle imho bei privaten Unternehmungen NOCH VIEL SCHWIERIGER wird als bei öffentlichen Institutionen (denn zurecht kann jemand, der mit privatem Geld eine Unternehmung betreibt sagen was ich mit meinem Geld mache, dass geht niemanden was an, kann sich auf seine informationelle Selbstbestimmung berufen, kann sagen bestimmte Dinge sind Geschäftsgeheimnisse, die muss ich nicht offenlegen). Mit Staatsgläubigkeit hat das nichts zu tun, sondern damit dass ich wissen will, was mit "meinem Geld" gemacht wird.

Wolfgang Gerstenhöfer schrieb:
Sind denn Bürger, die sich politisch engagieren (= Politiker), in der
Gesundheits- und vielleicht auch in der Sozialpolitik plötzlich die besseren
Menschen und auch noch die besseren Unternehmer, die effizient mit den
Geldern und zurückhaltender mit den Daten der Bürger umgehen?
das sind ja gleich drei Fragen auf einmal :)
1. ob man plötzlich ein besserer Mensch wird, wenn man sich politisch engagiert im Gesundheits- oder Sozialbereich, dass kann ich nicht beantworten (allerdings erlaube ich mir eine Gegenfrage: wird eine Unternehmung (z. B. eine Versicherung), die sich plötzlich im Gesundheits- oder Sozialbereich engagiert automatisch eine bessere Unternehmung (also z. B. vom Profit- zum Cost-Center?) oder hat sie weiter ihr primäres (in vielen anderen Bereichen auch legitimes!) Unternehmensziel?)
2. ob man plötzlich ein besserer Unternehmer wird, wenn man sich in Gesundheitspolitik engagiert, dass kann glaube ich definitiv verneint werden (wobei es wahrscheinlich schon ein wenig das Gespür für zumindest volkswirtschaftliche Zusammenhänge schärft)
3. ob das so ist, ist ja genau die spannende Frage: wer verwaltet die Mittel am effizientesten, also so, dass möglichst viel im Gesundheitsbereich zur Verfügung steht? Wer lässt sich am besten kontrollieren (z. B. was Mittelverwendung, aber auch was Datenschutz angeht)? Ich kann das nicht sicher beantworten (obwohl ich schon eine tendentielle Meinung habe), würde mich interessieren, was andere so denken

trophos




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