Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Kartelle in der Medizin

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Kartelle in der Medizin


Chronologisch Thread 
  • From: K K <klk_op AT yahoo.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Kartelle in der Medizin
  • Date: Sat, 31 Dec 2011 16:38:56 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Abend,

Wie wäre es das nächste mal vielleicht ein zwei Absätze einzubauen, so ist es
doch etwas Wall-of-Text. Ok, ich hab sie wirklich durchgelesen, aber naja, da
kommt in mir die Frage: und nun?

Also zerschlagen der Kartelle? Mehr Studenten zulassen die dann doch wieder
rausgekehrt werden, weil im klinischen Bereich keine Kapazitäten da sind?
Oder gleich die ganze Kapazitäten erhöhen damit wir mehr Ärzte erzeugen die
dann zwar immer noch in die Wirtschaft/Ausland gehen weil sie immer noch
nicht in der dt Klinik-Mühle arbeiten wollen?

Ach ja und natürlich Naturheilverfahren...
Bye
Klaus

Am 31.12.2011 um 13:35 schrieb "Dr. med. Bernhard Weber" <NHK-AG AT gmx.de>:

> Liebe Piraten
>
> Bei der Diskussion über GKV/PKV möchte ich für Veränderungen, aber Erhalt
> der Vielfallt plädieren da in der Medizin schon Vieles Gleichgeschaltet
> wird. ( Wir haben durch den enormen Druck der Kinderärzte schon einen
> faktischen Impfzwang, obwohl der Nutzen der Impfung keinesfalls Evidence
> based medicine ist (siehe "Impfreport")
> Die Freiheit der Information und Entscheidung ist gefährdet;
>
> Dr. med. Bernhard Weber, Marburg
>
> Kartelle in der Medizin
> Abstimmung mit den Füßen zeigt negative Folgen
> 1. Kartell der Medizin : Freie Berufswahl mit freiem Zugang zu einem
> Studienfach wird in der Medizin seit Jahrzehnten Zehntausenden
> qualifizierten Bewerbern verweigert. Der Staat baut hiermit das erste
> gesetzeswidrige Kartell bereits seit Jahrzehnten auf. Da der Bedarf an
> medizinischen Leistungen durch höhere Lebenserwartung der Bevölkerung und
> schlechtere Lebensgewohnheiten ständig steigt kommt es zu Ärztemangel in
> ländlichen Gebieten und Anmeldezeiten bei Fachärzten von 6- 12 Wochen. Wir
> können natürlich dann den Nachbarländern Ärzte abwerben. Soziale
> Marktwirtschaft verlangt Erhöhung der Studienplätze um mindestens 50 %.
> 2. Kartell der Medizin: Freie Forschung, und damit auch unbeeinflusste
> Lehre, wird durch zu hohe Fremdmittelförderung aus Firmen, die ihre Preise
> ständig „optimieren“, negativ beeinflusst, obwohl diese zum Beispiel bei
> den extrem überteuerten, massenhaft eingesetzten, Chemotherapien keine
> wesentlichen Erfolge für die Patienten ermöglichten. Preiswerte, einfache,
> traditionelle Heilmethoden lohnen sich nicht für die Forscher und deren
> verwöhnte Nebeneinnahmen die oft über 500 % des Gehalts betragen . Die
> Milchmädchenrechnung von Landesregierungen Fremdmittel in der Forschung
> seien gut für den vom Bürger bezahlten Landeshaushalt führt hier zum
> zweiten gesetzeswidrigen Kartell. Der Bürger zahlt trotzdem mehr, über im
> Vergleich zur restlichen Welt weit überteuerte Medikamentenpreisen.
> Professoren mit Schwerpunkt Fremdmittelforschung sollten zu mindestens zu
> 50 % in die Industrie ausgelagert werden, die sie ja sowieso bezahlt. In
> der Lehre sollte dieser einseiti
> ge Einfluss damit zurückgedrängt werden. Die Medizin „Traditionelle
> Heilverfahren“, die von 80 % der Weltbevölkerung (WHO) eingesetzt wird und
> die auch von 80 % der Bundesbürger gerne mehr eingesetzt würde, muss
> wieder Kassenleistung werden.
> 3. Kartell der Medizin: Die Niederlassungsbeschränkungen für Krankenkassen
> zugelassenen Ärzte ist das dritte dieser leider sehr „erfolgreichen“
> Kartelle in der Medizin. Zu Beginn wurde es auch deshalb eingeführt um eine
> Überversorgung der Ballungsräume gegenüber den Landregionen zu vermeiden.
> Der sinnvollere Schritt das Kartell 1 der Medizin, die zu geringen
> Studienplätze aufzustocken unterblieb. Nicht zu viele Konkurrenten und die
> möglichst weit verteilt waren für die Niedergelassenen natürlich zuerst
> angenehm. Die ursprünglich festgelegten „maximalen“
> Kassenarztzulassungszahlen sind durch die heute wesentlich höheren
> Lebenserwartungen und vermehrten chronischen Zivilisationskrankheiten aber
> viel zu tief. Anfang 2009 waren von fast 10000 Kassenarztsitzen nur 2
> unbesetzt. Ein eindeutiges Kartell, dass natürlich nicht wünschenswert ist
> in einer sozialen Marktwirtschaft, sonder schlicht gesetzeswidrig. Wenn
> dann Facharztbesuche Anmeldefristen von 6-12 Wo
> chen haben sieht man die deutlichen Folgen dieser drei Kartelle in der
> Medizin.
> 4. Kartell in der Medizin: Ausschluss fast aller seit Jahrhunderten
> erprobten und bewährten pflanzlichen Medikamente, die wegen
> Nebenwirkungsarmut in der Bevölkerung so beliebt sind, dass sie, von denen
> die das Geld dazu haben, weiter privat gekauft werden. Der Schaden trat
> 2004 durch eine Gesetzesänderung ein: Medikamente ohne Rezeptpflicht, also
> die ohne Nebenwirkungen, werden nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt
> (bis auf drei Ausnahmen). Dieser unsäglich dumme Schritt einer Regierung
> führt zu einem erneuten gesetzeswidrigen Kartell, das besonders die
> finanzschwächeren Bevölkerungsgruppen benachteiligt. Naturheilverfahren
> werden so etwas für finanzkräftigere, obwohl sie weltweit eher von den
> Ärmeren genutzt werden. Einfache und kostenneutrale Lösung wäre hier die
> Erlaubnis des Staates z.B. mindestens drei gesetzlichen Krankenkassen zu
> erlauben Naturheilverfahren anzubieten. Mehrkosten entstehen dadurch nicht
> wie Krankenkassen- Versuche in Niedersachsen und de
> r Schweiz zeigen. Zusatzversicherungen sind hier eher ein Irrweg: Durch von
> der Zusatzversicherung bezahlte Naturheilverfahren können über 30 % der
> Krankenkassenleistung ersetzt werden. Die Zusatzversicherung bekommt aber
> nur etwa 10 % der Kassenbeiträge, Einsparungen von etwa 20 % kommen so nur
> der gesetzlichen Krankenkasse zu Gute. Diese ungerechte Verteilung schränkt
> die Zusatzversicherungen enorm ein, ein weiteres Kartell der
> Ungerechtigkeiten.
> 5. Das Kartell der Wachstumsbeschränkung: Unbeschränktes Wachstum ist nicht
> möglich, wie einige raffgierige Finanzspezialisten zur Zeit lernen müssen.
> Da aber ohne Gesundheit alles andere Nichts ist können wir diesen wichtigen
> Anteil unseres Bruttosozialprodukts nicht ungestraft vom Wachstum
> ausschließen. Zum Beispiel indem wir zugeben, daß wir eine
> Zweiklassenmedizin haben oder doch alle gewünschten Leistungen allen
> zugänglich machen, über unser soziales Netz. Lösungen sind hier sicher
> immer schmerzhaft, aber dieses Kartell der Deckelung von Kosten wird die
> Auslandsflucht von Ärzten auf Dauer bedrohlich verstärken, wie die Länder
> Afrikas zeigen, selbst dort wäre ja genug Geld vorhanden.
> 6. Kartell Preiskartell: In einer medizinischen Welt der Kartelle wäre es
> natürlich überraschend wenn bei den Preisen für Medikamente nun
> ausgerechnet kein Kartell bestünde. Es gibt hunderte von Einzelfällen an
> denen dieses leicht nachweisbar ist. Vor einigen Jahren mussten 6 sechs
> große Firmen wegen extrem überhöhter Preis bei Vit. C bis zu 200 Millionen
> Euro Strafe bezahlen. Eine Packung Selen 300 yg für 3 Monate enthält
> Natriumselenit im Wert von 8 Cent, kostet aber dem Käufer 54 Euro. Besser
> informierte Patienten bemerken solche dreisten Betrügereien und weichen ins
> Ausland aus wo etwas mehr Preis- Konkurrenz besteht. Selbst Krankenkassen
> schreiben schon ihre Patienten an, die Monatsmenge Insulin, von der selben
> Firma, in Belgien zu bestellen, da diese dort 40 Euro preiswerter ist.
> Diese langsam gewachsenen, einzeln noch gar nicht so bedrohlichen, aber
> doch gesetzeswidrigen, Kartelle bilden eine bedrohliche Kartellgruppe die
> sowohl Patienten als auch Ärzte zur Abstimmung mit den Füßen treibt, wie
> zur zeit der DDR.
> Patienten nutzen massiv die vom Kartell ausgeschlossenen Naturheilverfahren
> trotzdem, bei Naturheilkunde-, Homöopathie- und Akupunktur- Ärzten, gehen
> sogar zu den Heilpraktikern die mit 3 statt 12 Jahren wesentlich kürzer
> ausgebildet sind. Sollte man diese nicht doch von den Krankenkassen
> zumindestens teilweise mitbezahlen, bis wir endlich mehr Studienplätze
> haben?
> Die Abstimmung der Ärzte mit den Füßen, Auswanderung wird bei Fortführung
> der zahlreichen Kartelle sicher noch zunehmen.
> Dr. med. Bernhard Weber, Marburg
>
>
> Anlage:
> Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang