Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!


Chronologisch Thread 
  • From: syna <syna AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!
  • Date: Sun, 09 Oct 2011 01:08:03 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Robert Stein schrieb:
Ahoi und

MfG

Robert

Hihooo Robert!

Robert Stein schrieb:
syna schrieb:
*Denn: *
--- Wie soll ich einem jungen Menschen, der ins Erwerbsleben eintritt,
erklären, dass er Sozialabgaben zahlen muss - es gleichzeitig aber eine
Gruppe Privilegierter gibt, die das nicht tun muss?
Dafür gibt es aber eine Gegenleistung, wenn man Sozialabgaben zahlt und hingegen keine, wenn man nicht versichert ist.

Mmmmh, das verstehe ich nicht. Denn:

*Ein Arbeitnehmer *mit 3800 Euro Einkommen zahlt 550 Euro Beitrag
(einschließlich Arbeitgeberanteil). Von diesen 550 Euro werden etwa 250
Euro verwendet, um damit die medizinische Versorgung von
Einkommensschwachen zu finanzieren, während ein privat Versicherter
mit genau dem gleichen Einkommen nicht einen einzigen Euro für die
Solidargemeinschaft aufbringt und das Geld ganz dafür ausgeben kann,
sich selbst eine bessere medizinische Behandlung zu kaufen und sogar
noch etwas fürs eigene Alter zurückzulegen.

Wie soll ich das interpretieren oder bewerten? Es drängt sich der Verdacht
auf, dass *die Solidargemeinschaft* der gesetzlich Versicherten die
Behandlung derer bezahlen muss, die selbst kein ausreichendes Einkommen
haben. Dazu zählen mitversicherte Ehefrauen, Kinder, Arbeitslose und
Hartz-IV-Empfänger. Privat Versicherte beteiligen sich nicht an diesem
Sozialtransfer, sie bezahlen lediglich ihr in der Regel niedriges
Krankheitsrisiko.

Es ist einem Gastwissenschaftler aus anderen Teilen Europas oder den USA
nicht leicht zu erklären, wie das deutsche Gesundheitssystem sich
international als *Vorbild der Solidarität* halten kann, wenn die Lasten der
Schwachen von den Beamten sowie den gutverdienenden Selbständigen
und Angestellten nicht oder nur minimal mitbezahlt werden. Und derweil
von den Arbeitern, kleinen und mittleren Angestellten volle Solidarität vom
ersten Euro an gefordert wird.

*Die Private Krankenversicherung* ist daher ein System, welches Jahr für
Jahr mit 9,7 Milliarden Euro von den Versicherten der gesetzlichen
Krankenversicherung subventioniert wird. Das ist nämlich der Betrag, den
die privat Versicherten in das Solidarsystem zahlen müssten, würden sie
sich wie die gesetzlichen Kassen beteiligen. Sie ist eine Art
Steuerschlupfloch für Reiche in der Krankenversicherung und müsste
genauso konsequent dichtgemacht werden wie andere Steuerschlupflöcher.

'Robert Stein schrieb:
--- Wie soll ich ihm erklären, dass er im Falle einer schweren
Krebserkrankung nicht von den besten Spezialisten behandelt wird (obwohl
dies ökonomisch möglich wäre - und obwohl dies oft über Leben und Tod
entscheidet)?
In der eigenen Familie habe ich das Gegenteil erlebt. Der Chefarzt - ein Spezialist auf seinem Gebiet - hat sich sehr wohl um meinen Vater intensivst bemüht und modernste Therapien vermittelt, obwohl er "nur" in der GKV versichert war. Woher kommt Dein Wissen dazu?

Sehr schön, dass der Chefarzt sich um Deinen kranken
Vater so bemüht hat. Das finde ich sehr erbaulich und vorbildlich.

*Meine Erfahrung *ist leider leider eine ganz andere. Und die scheint
eher die Regel zu sein. Mache doch einfach mal den
*SELBSTVERSUCH*: Rufe als gesetzlich Versicherter einen
renommierten Chefarzt einer Universtitätsklinik an und bitte um eine
Audienz. Die erste und für neunzig Prozent der Anrufer auch letzte Frage
des Sekretariats wird lauten, ob Du privat versichert seist. Musst Du das
verneinen, ist es in der Regel aus.

----------------------------------------

Solange Du nicht ernsthaft erkrankst, kann Dir das erstmal egal sein.

Sobald Du aber *ernsthaft erkrankst*, wird Dir der 2-Klassenstaat eindrücklich
vor Augen geführt. Dann aber bist Du zu schwach, um Dich dagegen zu
stemmen, Du bist dem hilflos ausgeliefert.

------------------------------------------

*Im Ernstfall* kommt es daher in jedem Lebensalter darauf an, Zugang zu
einem Experten (= Spezialisten) zu haben. Um an einen guten Arzt oder
eine gute Klinik zu gelangen, muss man "shoppen" gehen. Das kann man
aber in der Regel nur als privat Versicherter, weil der Spezialist, wenn man
ihn bei der mangelhaften Transparenz des Systems überhaupt findet, sonst
kein Interesse zeigt.

In den USA wurde schon früh durch wissenschaftliche Studien bewiesen,
dass *durch Spezialisierungen die Überlebensraten* von Patienten erheblich
gesteigert werden können. Dieser Zusammenhang zwischen Anzahl der
Eingriffe (= Spezialisierung) und Mortalität konnte mittlerweile auch in
Deutschland nachgewiesen werden. Bei schwerwiegenden Krankenheiten
(also Krebsarten, Herzoperation usw.) ist die Überlebensrate entscheidend
davon abhängig, ob ein Spezialist die Operation durchführt oder ein Chirurg
vom nächsten Dorfkrankenhaus.

Robert Stein schrieb:
--- Wie soll ich ihm erklären, dass er sehr wohl Solidarabgaben (etwa 1/3
in der GKV) zahlen muss, selbst aber tendenziell schlechter behandelt wird
und im Falle einer schweren OP Opfer der Drehtürmedizin werden wird?
Ganz im Gegenteil, denn

A) siehe Punkt zuvor.
B) viele Privatversicherte werden unnötig operiert und therapiert, weil es lukrativ ist.

Ja, Robert, meine Erfahrung, dass der GKV-ler "tendenziell
schlechter behandelt" wird, wird von vielen Menschen geteilt. Z.B. hier:

*In der MOPO packte eine Arzthelferin aus.* Müssen Kassenpatienten auch bei Schmerzen länger auf Behandlung warten?
Am Telefon fragte der Reporter Christoph Heinemann bei zehn Ärzten nach einem Termin. Hausärzte, Internisten, Kardiologen. Irgendwie seien da heftige Schmerzen, im Magen und am Herz, klage ich. Um es gleich vorwegzunehmen: Geholfen hat es wenig ...

Der erste Versuch: eine feine Kardiologenpraxis in der City. „Belastungs-EKG? Erst Mitte August, wir sind sehr voll“, sagt die Arzthelferin. Aber es sei wirklich dringend, schwindele ich. Plötzlich ist schon am 2.8. etwas frei. Als ich mich dann als Privatpatient oute, schlägt die Dame einen anderen Tonfall an. „Mal schauen“, säuselt sie, „Ich kann Ihnen kommenden Montag um acht Uhr anbieten. Ist das für Sie noch akzeptabel?

Beim Anruf einer Hausarztgemeinschaft in Bramfeld läuft das Gespräch ähnlich ab. Diesmal will ich einen Termin für einen allgemeinen Gesundheits-Check. Aufwendig sei das, stöhnt die Arzthelferin. In sechs Wochen, frühestens. „Aber ich bin doch Privatpatient!“ – sie überlegt, fragt eine Kollegin, dann ist die Sache klar. Übermorgen kann ich vorbeischauen. Beim erfahrensten Arzt des Hauses.

„Mir gefällt das auch nicht, aber wir haben eben einen Extra-Terminkalender für privat Versicherte“, sagt sie, als ich mich als MOPO-Reporter zu erkennen gebe. Andere Praxen würden sich ganze Tage für die Privatpatienten freihalten. Dann der Satz, den ich noch öfter hören werde: „Schuld sind ja die Krankenkassen. Die Zahlen für Privatpatienten einfach mehr.“

Das bleibt für viele Ärzte leider ähnlich wichtig wie das Wohl der Patienten. Die Bilanz des Tests: Nur in zwei von zehn Praxen gab es keinen Bonus für Privatpatienten. Bei den anderen Fachärzten müssen Kassenpatienten fast eine Woche länger auf die Untersuchung warten. Schmerzen hin oder her.

Quelle (falls noch verfügbar): Hier. http://www.mopo.de/hamburg/panorama/so-unfair-sind-hamburgs-aerzte/-/5067140/8692804/-/index.html

Robert Stein schrieb:
B) viele Privatversicherte werden unnötig operiert und therapiert, weil es lukrativ ist.

Das mag vorkommen, ist aber meistens zumindest nicht
allzu schädlich.

Robert Stein schrieb:
--- Wie soll ich ihm erklären, dass er sehr wohl Solidarabgaben (etwa 1/3 in der GKV) zahlen muss, ...
und im Falle einer schweren OP Opfer der Drehtürmedizin werden wird?
Ganz im Gegenteil, denn

A) siehe Punkt zuvor.
B) ...

Tchaa, die *Drehtürmedizin* ....

Sie hängt damit zusammen, dass de facto GKV-lern der Weg zu
ambulanten Behandlung in Kliniken versperrt ist. Ich will das mal - an einem
Beispiel - erläutern:

Der gesetzlich Versicherte bemerkt *Blut im Urin* und geht zum Urologen. Es
wird Prostatakrebs festgestellt. Der niedergelassene Urologe überweist an
die örtliche Klinik. Der Patient hat keine Ahnung, dass bei einer
Prostataoperation viel davon abhängt, wie oft die Klinik den Eingriff
vornimmt und wie stark der Operateur spezialisiert ist. Verschiedene
Studien zeigen, dass Männer seltener unter Inkontinenz und Impotenz
leiden und schneller aus dem Krankenhaus entlassen werden können, wenn
die Prostata von einem auf diesem Gebiet erfahrenen Urologen entfernt
wird. Amerikanische Fachgesellschaften empfehlen deshalb 55 Eingriffe pro
Jahr und Krankenhaus – eine Quote, die in Deutschland nur ein Viertel der
Kliniken, die Prostataoperationen durchführen, auch erreichen. Vielmehr
werden in Deutschland die Fälle so gut auf die Krankenhäuser verteilt, als
ob die Forschung bewiesen hätte, dass die Ergebnisse der Operation um so
besser wären, je weniger Erfahrung der Chirurg mit dem Eingriff hat.

*Gibt es Komplikationen*, beispielsweise unkontrollierten Harnabgang, dann
geht der Patient zurück zu seinem niedergelassenen Urologen. Dieser
versucht jetzt, das Problem in den Griff zu kriegen. Er hat die Operation
allerdings nicht durchgeführt, er kennt den Verlauf des Falls nur aus der
Akte, die er oft erst mit wochenlanger Verspätung bekommt. Er fühlt sich
für die Folgekrankheit vielleicht gar nicht verantwortlich, während der
Operateur den Fall ganz aus den Augen verliert. Die niedergelassenen
Ärzte, etwa ein Röntgenarzt, der Urologe und ein Spezialist für Innere
Medizin besprechen den Fall niemals gemeinsam, sie tauschen nur Akten
aus. Richtig zuständig fühlt sich niemand, bestenfalls der Hausarzt, der
aber mit solchen Fällen noch die wenigste Erfahrung hat.

In den USA, den skandinavischen Ländern und den Niederlanden würde der
Fall anders ablaufen. Die Behandlung würde in der Regel in einem Zentrum
für Prostatakrebs durchgeführt, die Komplikationsrate fiele dort
wahrscheinlich niedriger aus. Diese Versorgung durch Spezialisten aus einer
Hand hat sich nicht nur als besser, sondern auch als kostengünstiger
erwiesen.

Sie steht aber in Deutschland ausschließlich dem privat Versicherten zur
Verfügung, weil sie die Ärzte frei auswählen können und die Fachleute sie
gerne behandeln. Im Fall von Komplikationen können sie daher auch nach
dem Eingriff von dem Arzt ambulant weiterbetreut werden, der sie operiert
hat.

*Der gesetzlich Versicherte Patient* wird dagegen nach Auftreten einer
Komplikation „durch das System gereicht“. Dabei gerät er an Ärzte, die mit
Fällen wie seinem keine oder wenig Erfahrung haben. Ist seine Behandlung
aufwändig und durch die Budgets des niedergelassenen Arztes nicht
gedeckt, so überweist man ihn phasenweise in das Krankenhaus zurück.
Die Drehtürmedizin beginnt: Anlässlich einer jeden Verschlechterung seines
Leidens wechselt er vom niedergelassenen in den stationären Bereich und
wieder zurück.

Robert Stein schrieb:
==> Ein Zweiklassenstaat fördert die moralisch niedrigsten
Verhaltensweisen in seiner Bevölkerung und hat gleichzeitig
nicht die moralische Autorität, sich darüber zu erheben.


Wie willst Du diese Behauptung belegen? Gibt es eine sozialwissenschaftliche Studie dazu?


Wie bitte? *Das* ist meine tiefste persönliche
Überzeugung. Mir scheint, dass Du diese nicht teilst, richtig?

Robert Stein schrieb:
Im Moment ermöglichen die PKV-Versicherten die Finanzierung teurer Medizin, wovon auch GKV-Versicherte, selbst wenn sie mancherorts längere Wartezeiten haben, profitieren, da die teure Medizin ansonsten nicht oder nur kaum zugänglich wäre.


Ja, das ist so ein Standard-Satz, den
PKV-Funktionäre/Manager gerne absondern. Das hört sich dann so an:

Die Private Krankenversicherung behauptet, sie subventioniere das System, weil ihre Versicherten für die ärztliche Behandlung um 130 % höhere Honorare bezahlten. Für das Jahr 2004 beliefen sich diese Mehrausgaben ihren Angaben zufolge auf 4,1 Milliarden Euro. Quelle:
"Niehaus, F.: Der überproportionale Finanzierungsbeitrag privatversicherter Patienten zum Gesundheitswesen im Jahr 2005. WIP Diskussionspapier 10/06. Köln 2006."

Aber wie ist es denn nun?

*In den Krankenhäusern* werden fast alle Geräte, die gesamte Infrastruktur
der Klinik und der größte Teil des betreuenden Personals von den
Kassenpatienten beziehungsweise durch Steuergelder bezahlt. Die
Privatpatienten werden in diesem System mitbehandelt. Ihr Honorar fließt
dabei zum größten Teil den Ärzten zu, die oft auch noch von dringenderer
Arbeit abgehalten werden. Trotzdem wird von Subvention gesprochen?

*Wenn jeder Arzt oder jede Klinik* entweder nur gesetzlich Versicherte oder
nur privat Versicherte behandeln dürfte, wäre das private System in
kürzester Zeit am Ende. In einem solchen System wäre jede
Quersubvention ausgeschlossen, und schnell würde klar, in wie vielen
Bereichen das private System parasitär vom gesetzlichen lebt.

Gemeint sind hier nicht die Versicherten, sondern die *Unternehmen*: Sie
wären nicht in der Lage, eine Krankenhausversorgung für ihre Patienten
auch nur im Ansatz sicherzustellen. Sie nutzen die Infrastruktur der
gesetzlichen Kassen und bezeichnen das sie bewirtenden System auch
noch als marode.

Dabei wachsen die *Kosten der Privaten Krankenversicherung* doppelt so
schnell wie die der gesetzlichen Krankenkassen, und ihr
Verwaltungsapparat ist doppelt so teuer. 2004 kostete ein
Vertragsabschluss in der Privaten Krankenversicherung 3946 Euro,
verglichen mit nur 17 Euro bei der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Quellen: "1. Lauterbach, K., Klever-Deichert, G., Gerber, A., Lüngen, M.:
Kapitaldeckung und Vertragsabschlusskosten der Privaten
Krankenversicherung in Deutschland. Studien zu Gesundheit, Medizin und
Gesellschaft 2006; Köln: Ausgabe 02/2006 vom 05.04.2006. 2.
„Gemeinsame Wettbewerbsgrundsätze der Aufsichtsbehörden der
gesetzlichen Krankenversicherung“ in der gültigen Fassung vom 20.10.200
Randziffer 34".

Ähnliches gilt für die Entwicklung der *Leistungsausgaben pro Versichertem*.
Zwischen 1985 und 2001 haben sich diese in der Privaten
Krankenversicherung je Vollversichertem um 122,1 % erhöht, in der
gesetzlichen Krankenversicherung dagegen nur um 67%. Wären die
Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung im gleichem Maße wie die
der Privaten Krankenversicherung gestiegen, so hätte Berechnungen
zufolge der durchschnittliche Beitragssatz 2003 um ca. 3,5 Prozentpunkte
höher gelegen. Quellen: "Ohne Berücksichtigung der unterschiedlichen
Mitgliederentwicklung: Institut für Wirtschaft und Soziales (WISO) 2005:
Strukturen und Kostensteuerungsmechanismen im deutschen
Gesundheitssystem: Gutachten von H. Berie, G. Braeske, U. Fink und I. Völker."

Die Private Krankenversicherung kann *politisch nur überleben*, weil die
meisten Entscheidungsträger in Deutschland dort versichert sind: Politiker,
Professoren, Spitzenbeamte der Regierung, Unternehmer, Fernsehmacher,
Journalisten. Die niedergelassenen Ärzte, die Chefärzte, die
Universitätsprofessoren, zahlreiche Gutachter im Gesundheitswesen und
Sachverständige, die Pharmaindustrie und die Medizinprodukte-Industrie
wollen die Zweiklassenmedizin durch die Private Krankenversicherung, weil
sie höhere Gewinne bringt.

Robert Stein schrieb:
*Deshalb: *Der erste (und wichtigste) Schritt zu mehr
Gerechtigkeit -weg von der 2-Klassen-Gesellschaft - ist die Abschaffung
der PKV.
Das sehe ich komplett anders.

Ich will das hier bekräftigen: Statt milde zu im Nebel zu
stochern, Kosten zu bejammern und zu sinnieren, sollte eine Maßnahme
klar und deutlich sofort (mit Bestandsschutz für Versicherte natürlich)
ergriffen werden:

*Die Abschaffung der (heutigen) PKV!*

Robert Stein schrieb:
Die Missstände beruhen auf falsche Anreizsysteme für Ärzte. Nicht der PKV-Patient ist der vermeintliche Übeltäter, sondern die wirtschaftlichen Zwänge der Ärzte.

OOohhps? Wo ist der Widerspruch? Das sehe ich genauso
- ich stimme Dir hier 100% zu! Denn ...

... in der Praxis hat der Arzt *lange studiert*, und hat sich eventuell durch
den Kauf einer Praxis in Schulden gestürzt. Er wird mit der kommerziell-
finanziellen Seite dieser Welt *konfrontiert*. Da macht es schon einen
Unterschied, ob man viele Privatpatienten behandelt und nach GÖÄ
abrechnen kann - oder ob arme GKV-Patienten das Wartezimmer
bevölkern.

Genau das stößt viele Ärzte in einen *inneren Konflikt*: Einerseits wollen sie
alle Patienten gleich gut behandeln - ganz im ethisch-humanistischen
Sinne. Andererseits müssen die die Kredite abzahlen und müssen die
Praxiskosten irgendwie tragen.

*Manche denken sich* alle möglichen "Zwischenlösungen" wie getrennte
Wartezimmer und Eingänge, getrennte Wartelisten, mehr IGEL-Leistungen
usw. aus. Es bleibt oft eine schizophrene Situation.

*Durch Kostendruck und die finanzielle Situation* im Hinterkopf ist es sicher
nicht auszuschließen, dass manche Ärzte ihren Privatpatienten einfach
wohlwollender gegenüberstehen, ihnen mehr Zeit widmen und mit ihnen
ausführlicher über die Diagnose und die möglichen
Behandlungsmöglichkeiten reden. Es kann auch sein, dass sich diese
Präferenzmuster verfestigen - und sich in vielen Kleinigkeiten ausdrücken.
Insofern werden dann PKV-Patienten bevorzugt.

Man sieht dabei gut: Das Problem sind nicht die Ärzte - ihr
Verantwortungsbewusstsein oder ihre ethische Gesinnung. Das Problem
sind die *unterschiedlichen Vergütungssysteme* für PKV- und GKV-Patienten.
Und genau das sollte bereinigt werden. Deshalb muss man deutlich fordern:
*Die (heutige) PKV muss abgeschafft werden!*

-------------------------------------------
Uff - das war's erstmal - hoffentlich nicht umsonst.




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang