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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!


Chronologisch Thread 
  • From: Robert Stein <SteinRob AT gmx.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: "ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!
  • Date: Sun, 9 Oct 2011 08:25:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ein allerletztes Statement von mir dazu. Könnte man dann nicht alternativ die
GKV abschaffen? Die PKV sorgt zumindest für Wirtschaftlichkeit und wohl auch
bessere Medizin!

MfG

Robert

Am 09.10.2011 um 03:08 schrieb syna <syna AT news.piratenpartei.de>:

>
> Robert Stein schrieb:
>> Ahoi und
>> MfG
>> Robert
>
> Hihooo Robert!
>
> Robert Stein schrieb:
>> syna schrieb:
>>> *Denn: *
>>> --- Wie soll ich einem jungen Menschen, der ins Erwerbsleben eintritt,
>>> erklären, dass er Sozialabgaben zahlen muss - es gleichzeitig aber eine
>>> Gruppe Privilegierter gibt, die das nicht tun muss?
>> Dafür gibt es aber eine Gegenleistung, wenn man Sozialabgaben zahlt und
>> hingegen keine, wenn man nicht versichert ist.
>
> Mmmmh, das verstehe ich nicht. Denn:
>
> *Ein Arbeitnehmer *mit 3800 Euro Einkommen zahlt 550 Euro Beitrag
> (einschließlich Arbeitgeberanteil). Von diesen 550 Euro werden etwa 250
> Euro verwendet, um damit die medizinische Versorgung von
> Einkommensschwachen zu finanzieren, während ein privat Versicherter
> mit genau dem gleichen Einkommen nicht einen einzigen Euro für die
> Solidargemeinschaft aufbringt und das Geld ganz dafür ausgeben kann,
> sich selbst eine bessere medizinische Behandlung zu kaufen und sogar
> noch etwas fürs eigene Alter zurückzulegen.
>
> Wie soll ich das interpretieren oder bewerten? Es drängt sich der Verdacht
> auf, dass *die Solidargemeinschaft* der gesetzlich Versicherten die
> Behandlung derer bezahlen muss, die selbst kein ausreichendes Einkommen
> haben. Dazu zählen mitversicherte Ehefrauen, Kinder, Arbeitslose und
> Hartz-IV-Empfänger. Privat Versicherte beteiligen sich nicht an diesem
> Sozialtransfer, sie bezahlen lediglich ihr in der Regel niedriges
> Krankheitsrisiko.
>
> Es ist einem Gastwissenschaftler aus anderen Teilen Europas oder den USA
> nicht leicht zu erklären, wie das deutsche Gesundheitssystem sich
> international als *Vorbild der Solidarität* halten kann, wenn die Lasten der
> Schwachen von den Beamten sowie den gutverdienenden Selbständigen
> und Angestellten nicht oder nur minimal mitbezahlt werden. Und derweil
> von den Arbeitern, kleinen und mittleren Angestellten volle Solidarität vom
> ersten Euro an gefordert wird.
>
> *Die Private Krankenversicherung* ist daher ein System, welches Jahr für
> Jahr mit 9,7 Milliarden Euro von den Versicherten der gesetzlichen
> Krankenversicherung subventioniert wird. Das ist nämlich der Betrag, den
> die privat Versicherten in das Solidarsystem zahlen müssten, würden sie
> sich wie die gesetzlichen Kassen beteiligen. Sie ist eine Art
> Steuerschlupfloch für Reiche in der Krankenversicherung und müsste
> genauso konsequent dichtgemacht werden wie andere Steuerschlupflöcher.
>
> 'Robert Stein schrieb:
>>> --- Wie soll ich ihm erklären, dass er im Falle einer schweren
>>> Krebserkrankung nicht von den besten Spezialisten behandelt wird (obwohl
>>> dies ökonomisch möglich wäre - und obwohl dies oft über Leben und Tod
>>> entscheidet)?
>> In der eigenen Familie habe ich das Gegenteil erlebt. Der Chefarzt - ein
>> Spezialist auf seinem Gebiet - hat sich sehr wohl um meinen Vater
>> intensivst bemüht und modernste Therapien vermittelt, obwohl er "nur" in
>> der GKV versichert war. Woher kommt Dein Wissen dazu?
>
> Sehr schön, dass der Chefarzt sich um Deinen kranken
> Vater so bemüht hat. Das finde ich sehr erbaulich und vorbildlich.
>
> *Meine Erfahrung *ist leider leider eine ganz andere. Und die scheint
> eher die Regel zu sein. Mache doch einfach mal den
> *SELBSTVERSUCH*: Rufe als gesetzlich Versicherter einen
> renommierten Chefarzt einer Universtitätsklinik an und bitte um eine
> Audienz. Die erste und für neunzig Prozent der Anrufer auch letzte Frage
> des Sekretariats wird lauten, ob Du privat versichert seist. Musst Du das
> verneinen, ist es in der Regel aus.
>
> ----------------------------------------
>
> Solange Du nicht ernsthaft erkrankst, kann Dir das erstmal egal sein.
>
> Sobald Du aber *ernsthaft erkrankst*, wird Dir der 2-Klassenstaat
> eindrücklich
> vor Augen geführt. Dann aber bist Du zu schwach, um Dich dagegen zu
> stemmen, Du bist dem hilflos ausgeliefert.
>
> ------------------------------------------
>
> *Im Ernstfall* kommt es daher in jedem Lebensalter darauf an, Zugang zu
> einem Experten (= Spezialisten) zu haben. Um an einen guten Arzt oder
> eine gute Klinik zu gelangen, muss man "shoppen" gehen. Das kann man
> aber in der Regel nur als privat Versicherter, weil der Spezialist, wenn man
> ihn bei der mangelhaften Transparenz des Systems überhaupt findet, sonst
> kein Interesse zeigt.
>
> In den USA wurde schon früh durch wissenschaftliche Studien bewiesen,
> dass *durch Spezialisierungen die Überlebensraten* von Patienten erheblich
> gesteigert werden können. Dieser Zusammenhang zwischen Anzahl der
> Eingriffe (= Spezialisierung) und Mortalität konnte mittlerweile auch in
> Deutschland nachgewiesen werden. Bei schwerwiegenden Krankenheiten
> (also Krebsarten, Herzoperation usw.) ist die Überlebensrate entscheidend
> davon abhängig, ob ein Spezialist die Operation durchführt oder ein Chirurg
> vom nächsten Dorfkrankenhaus.
>
> Robert Stein schrieb:
>>> --- Wie soll ich ihm erklären, dass er sehr wohl Solidarabgaben (etwa 1/3
>>> in der GKV) zahlen muss, selbst aber tendenziell schlechter behandelt wird
>>> und im Falle einer schweren OP Opfer der Drehtürmedizin werden wird?
>> Ganz im Gegenteil, denn
>> A) siehe Punkt zuvor.
>> B) viele Privatversicherte werden unnötig operiert und therapiert, weil es
>> lukrativ ist.
>
> Ja, Robert, meine Erfahrung, dass der GKV-ler "tendenziell
> schlechter behandelt" wird, wird von vielen Menschen geteilt. Z.B. hier:
>
>> *In der MOPO packte eine Arzthelferin aus.* Müssen Kassenpatienten auch
>> bei Schmerzen länger auf Behandlung warten?
>> Am Telefon fragte der Reporter Christoph Heinemann bei zehn Ärzten nach
>> einem Termin. Hausärzte, Internisten, Kardiologen. Irgendwie seien da
>> heftige Schmerzen, im Magen und am Herz, klage ich. Um es gleich
>> vorwegzunehmen: Geholfen hat es wenig ...
>> Der erste Versuch: eine feine Kardiologenpraxis in der City.
>> „Belastungs-EKG? Erst Mitte August, wir sind sehr voll“, sagt die
>> Arzthelferin. Aber es sei wirklich dringend, schwindele ich. Plötzlich ist
>> schon am 2.8. etwas frei. Als ich mich dann als Privatpatient oute,
>> schlägt die Dame einen anderen Tonfall an. „Mal schauen“, säuselt sie,
>> „Ich kann Ihnen kommenden Montag um acht Uhr anbieten. Ist das für Sie
>> noch akzeptabel?
>> Beim Anruf einer Hausarztgemeinschaft in Bramfeld läuft das Gespräch
>> ähnlich ab. Diesmal will ich einen Termin für einen allgemeinen
>> Gesundheits-Check. Aufwendig sei das, stöhnt die Arzthelferin. In sechs
>> Wochen, frühestens. „Aber ich bin doch Privatpatient!“ – sie überlegt,
>> fragt eine Kollegin, dann ist die Sache klar. Übermorgen kann ich
>> vorbeischauen. Beim erfahrensten Arzt des Hauses.
>> „Mir gefällt das auch nicht, aber wir haben eben einen
>> Extra-Terminkalender für privat Versicherte“, sagt sie, als ich mich als
>> MOPO-Reporter zu erkennen gebe. Andere Praxen würden sich ganze Tage für
>> die Privatpatienten freihalten. Dann der Satz, den ich noch öfter hören
>> werde: „Schuld sind ja die Krankenkassen. Die Zahlen für Privatpatienten
>> einfach mehr.“
>> Das bleibt für viele Ärzte leider ähnlich wichtig wie das Wohl der
>> Patienten. Die Bilanz des Tests: Nur in zwei von zehn Praxen gab es keinen
>> Bonus für Privatpatienten. Bei den anderen Fachärzten müssen
>> Kassenpatienten fast eine Woche länger auf die Untersuchung warten.
>> Schmerzen hin oder her.
>
> Quelle (falls noch verfügbar): Hier.
> http://www.mopo.de/hamburg/panorama/so-unfair-sind-hamburgs-aerzte/-/5067140/8692804/-/index.html
>
> Robert Stein schrieb:
>> B) viele Privatversicherte werden unnötig operiert und therapiert, weil es
>> lukrativ ist.
>
> Das mag vorkommen, ist aber meistens zumindest nicht
> allzu schädlich.
>
> Robert Stein schrieb:
>>> --- Wie soll ich ihm erklären, dass er sehr wohl Solidarabgaben (etwa 1/3
>>> in der GKV) zahlen muss, ...
>>> und im Falle einer schweren OP Opfer der Drehtürmedizin werden wird?
>> Ganz im Gegenteil, denn
>> A) siehe Punkt zuvor.
>> B) ...
>
> Tchaa, die *Drehtürmedizin* ....
>
> Sie hängt damit zusammen, dass de facto GKV-lern der Weg zu
> ambulanten Behandlung in Kliniken versperrt ist. Ich will das mal - an einem
> Beispiel - erläutern:
>
> Der gesetzlich Versicherte bemerkt *Blut im Urin* und geht zum Urologen. Es
> wird Prostatakrebs festgestellt. Der niedergelassene Urologe überweist an
> die örtliche Klinik. Der Patient hat keine Ahnung, dass bei einer
> Prostataoperation viel davon abhängt, wie oft die Klinik den Eingriff
> vornimmt und wie stark der Operateur spezialisiert ist. Verschiedene
> Studien zeigen, dass Männer seltener unter Inkontinenz und Impotenz
> leiden und schneller aus dem Krankenhaus entlassen werden können, wenn
> die Prostata von einem auf diesem Gebiet erfahrenen Urologen entfernt
> wird. Amerikanische Fachgesellschaften empfehlen deshalb 55 Eingriffe pro
> Jahr und Krankenhaus – eine Quote, die in Deutschland nur ein Viertel der
> Kliniken, die Prostataoperationen durchführen, auch erreichen. Vielmehr
> werden in Deutschland die Fälle so gut auf die Krankenhäuser verteilt, als
> ob die Forschung bewiesen hätte, dass die Ergebnisse der Operation um so
> besser wären, je weniger Erfahrung der Chirurg mit dem Eingriff hat.
>
> *Gibt es Komplikationen*, beispielsweise unkontrollierten Harnabgang, dann
> geht der Patient zurück zu seinem niedergelassenen Urologen. Dieser
> versucht jetzt, das Problem in den Griff zu kriegen. Er hat die Operation
> allerdings nicht durchgeführt, er kennt den Verlauf des Falls nur aus der
> Akte, die er oft erst mit wochenlanger Verspätung bekommt. Er fühlt sich
> für die Folgekrankheit vielleicht gar nicht verantwortlich, während der
> Operateur den Fall ganz aus den Augen verliert. Die niedergelassenen
> Ärzte, etwa ein Röntgenarzt, der Urologe und ein Spezialist für Innere
> Medizin besprechen den Fall niemals gemeinsam, sie tauschen nur Akten
> aus. Richtig zuständig fühlt sich niemand, bestenfalls der Hausarzt, der
> aber mit solchen Fällen noch die wenigste Erfahrung hat.
>
> In den USA, den skandinavischen Ländern und den Niederlanden würde der
> Fall anders ablaufen. Die Behandlung würde in der Regel in einem Zentrum
> für Prostatakrebs durchgeführt, die Komplikationsrate fiele dort
> wahrscheinlich niedriger aus. Diese Versorgung durch Spezialisten aus einer
> Hand hat sich nicht nur als besser, sondern auch als kostengünstiger
> erwiesen.
>
> Sie steht aber in Deutschland ausschließlich dem privat Versicherten zur
> Verfügung, weil sie die Ärzte frei auswählen können und die Fachleute sie
> gerne behandeln. Im Fall von Komplikationen können sie daher auch nach
> dem Eingriff von dem Arzt ambulant weiterbetreut werden, der sie operiert
> hat.
>
> *Der gesetzlich Versicherte Patient* wird dagegen nach Auftreten einer
> Komplikation „durch das System gereicht“. Dabei gerät er an Ärzte, die mit
> Fällen wie seinem keine oder wenig Erfahrung haben. Ist seine Behandlung
> aufwändig und durch die Budgets des niedergelassenen Arztes nicht
> gedeckt, so überweist man ihn phasenweise in das Krankenhaus zurück.
> Die Drehtürmedizin beginnt: Anlässlich einer jeden Verschlechterung seines
> Leidens wechselt er vom niedergelassenen in den stationären Bereich und
> wieder zurück.
>
> Robert Stein schrieb:
>>> ==> Ein Zweiklassenstaat fördert die moralisch niedrigsten
>>> Verhaltensweisen in seiner Bevölkerung und hat gleichzeitig
>>> nicht die moralische Autorität, sich darüber zu erheben.
>> Wie willst Du diese Behauptung belegen? Gibt es eine
>> sozialwissenschaftliche Studie dazu?
>
>
> Wie bitte? *Das* ist meine tiefste persönliche
> Überzeugung. Mir scheint, dass Du diese nicht teilst, richtig?
>
> Robert Stein schrieb:
>> Im Moment ermöglichen die PKV-Versicherten die Finanzierung teurer
>> Medizin, wovon auch GKV-Versicherte, selbst wenn sie mancherorts längere
>> Wartezeiten haben, profitieren, da die teure Medizin ansonsten nicht oder
>> nur kaum zugänglich wäre.
>
>
> Ja, das ist so ein Standard-Satz, den
> PKV-Funktionäre/Manager gerne absondern. Das hört sich dann so an:
>
>> Die Private Krankenversicherung behauptet, sie subventioniere das System,
>> weil ihre Versicherten für die ärztliche Behandlung um 130 % höhere
>> Honorare bezahlten. Für das Jahr 2004 beliefen sich diese Mehrausgaben
>> ihren Angaben zufolge auf 4,1 Milliarden Euro. Quelle:
>> "Niehaus, F.: Der überproportionale Finanzierungsbeitrag
>> privatversicherter Patienten zum Gesundheitswesen im Jahr 2005. WIP
>> Diskussionspapier 10/06. Köln 2006."
>
> Aber wie ist es denn nun?
>
> *In den Krankenhäusern* werden fast alle Geräte, die gesamte Infrastruktur
> der Klinik und der größte Teil des betreuenden Personals von den
> Kassenpatienten beziehungsweise durch Steuergelder bezahlt. Die
> Privatpatienten werden in diesem System mitbehandelt. Ihr Honorar fließt
> dabei zum größten Teil den Ärzten zu, die oft auch noch von dringenderer
> Arbeit abgehalten werden. Trotzdem wird von Subvention gesprochen?
>
> *Wenn jeder Arzt oder jede Klinik* entweder nur gesetzlich Versicherte oder
> nur privat Versicherte behandeln dürfte, wäre das private System in
> kürzester Zeit am Ende. In einem solchen System wäre jede
> Quersubvention ausgeschlossen, und schnell würde klar, in wie vielen
> Bereichen das private System parasitär vom gesetzlichen lebt.
>
> Gemeint sind hier nicht die Versicherten, sondern die *Unternehmen*: Sie
> wären nicht in der Lage, eine Krankenhausversorgung für ihre Patienten
> auch nur im Ansatz sicherzustellen. Sie nutzen die Infrastruktur der
> gesetzlichen Kassen und bezeichnen das sie bewirtenden System auch
> noch als marode.
>
> Dabei wachsen die *Kosten der Privaten Krankenversicherung* doppelt so
> schnell wie die der gesetzlichen Krankenkassen, und ihr
> Verwaltungsapparat ist doppelt so teuer. 2004 kostete ein
> Vertragsabschluss in der Privaten Krankenversicherung 3946 Euro,
> verglichen mit nur 17 Euro bei der Gesetzlichen Krankenversicherung.
> Quellen: "1. Lauterbach, K., Klever-Deichert, G., Gerber, A., Lüngen, M.:
> Kapitaldeckung und Vertragsabschlusskosten der Privaten
> Krankenversicherung in Deutschland. Studien zu Gesundheit, Medizin und
> Gesellschaft 2006; Köln: Ausgabe 02/2006 vom 05.04.2006. 2.
> „Gemeinsame Wettbewerbsgrundsätze der Aufsichtsbehörden der
> gesetzlichen Krankenversicherung“ in der gültigen Fassung vom 20.10.200
> Randziffer 34".
>
> Ähnliches gilt für die Entwicklung der *Leistungsausgaben pro Versichertem*.
> Zwischen 1985 und 2001 haben sich diese in der Privaten
> Krankenversicherung je Vollversichertem um 122,1 % erhöht, in der
> gesetzlichen Krankenversicherung dagegen nur um 67%. Wären die
> Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung im gleichem Maße wie die
> der Privaten Krankenversicherung gestiegen, so hätte Berechnungen
> zufolge der durchschnittliche Beitragssatz 2003 um ca. 3,5 Prozentpunkte
> höher gelegen. Quellen: "Ohne Berücksichtigung der unterschiedlichen
> Mitgliederentwicklung: Institut für Wirtschaft und Soziales (WISO) 2005:
> Strukturen und Kostensteuerungsmechanismen im deutschen
> Gesundheitssystem: Gutachten von H. Berie, G. Braeske, U. Fink und I.
> Völker."
>
> Die Private Krankenversicherung kann *politisch nur überleben*, weil die
> meisten Entscheidungsträger in Deutschland dort versichert sind: Politiker,
> Professoren, Spitzenbeamte der Regierung, Unternehmer, Fernsehmacher,
> Journalisten. Die niedergelassenen Ärzte, die Chefärzte, die
> Universitätsprofessoren, zahlreiche Gutachter im Gesundheitswesen und
> Sachverständige, die Pharmaindustrie und die Medizinprodukte-Industrie
> wollen die Zweiklassenmedizin durch die Private Krankenversicherung, weil
> sie höhere Gewinne bringt.
>
> Robert Stein schrieb:
>>> *Deshalb: *Der erste (und wichtigste) Schritt zu mehr
>>> Gerechtigkeit -weg von der 2-Klassen-Gesellschaft - ist die Abschaffung
>>> der PKV.
>> Das sehe ich komplett anders.
>
> Ich will das hier bekräftigen: Statt milde zu im Nebel zu
> stochern, Kosten zu bejammern und zu sinnieren, sollte eine Maßnahme
> klar und deutlich sofort (mit Bestandsschutz für Versicherte natürlich)
> ergriffen werden:
>
> *Die Abschaffung der (heutigen) PKV!*
>
> Robert Stein schrieb:
>> Die Missstände beruhen auf falsche Anreizsysteme für Ärzte. Nicht der
>> PKV-Patient ist der vermeintliche Übeltäter, sondern die wirtschaftlichen
>> Zwänge der Ärzte.
>
> OOohhps? Wo ist der Widerspruch? Das sehe ich genauso
> - ich stimme Dir hier 100% zu! Denn ...
>
> ... in der Praxis hat der Arzt *lange studiert*, und hat sich eventuell
> durch
> den Kauf einer Praxis in Schulden gestürzt. Er wird mit der kommerziell-
> finanziellen Seite dieser Welt *konfrontiert*. Da macht es schon einen
> Unterschied, ob man viele Privatpatienten behandelt und nach GÖÄ
> abrechnen kann - oder ob arme GKV-Patienten das Wartezimmer
> bevölkern.
>
> Genau das stößt viele Ärzte in einen *inneren Konflikt*: Einerseits wollen
> sie
> alle Patienten gleich gut behandeln - ganz im ethisch-humanistischen
> Sinne. Andererseits müssen die die Kredite abzahlen und müssen die
> Praxiskosten irgendwie tragen.
>
> *Manche denken sich* alle möglichen "Zwischenlösungen" wie getrennte
> Wartezimmer und Eingänge, getrennte Wartelisten, mehr IGEL-Leistungen
> usw. aus. Es bleibt oft eine schizophrene Situation.
>
> *Durch Kostendruck und die finanzielle Situation* im Hinterkopf ist es
> sicher
> nicht auszuschließen, dass manche Ärzte ihren Privatpatienten einfach
> wohlwollender gegenüberstehen, ihnen mehr Zeit widmen und mit ihnen
> ausführlicher über die Diagnose und die möglichen
> Behandlungsmöglichkeiten reden. Es kann auch sein, dass sich diese
> Präferenzmuster verfestigen - und sich in vielen Kleinigkeiten ausdrücken.
> Insofern werden dann PKV-Patienten bevorzugt.
>
> Man sieht dabei gut: Das Problem sind nicht die Ärzte - ihr
> Verantwortungsbewusstsein oder ihre ethische Gesinnung. Das Problem
> sind die *unterschiedlichen Vergütungssysteme* für PKV- und GKV-Patienten.
> Und genau das sollte bereinigt werden. Deshalb muss man deutlich fordern:
> *Die (heutige) PKV muss abgeschafft werden!*
>
> -------------------------------------------
> Uff - das war's erstmal - hoffentlich nicht umsonst.
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen




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