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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Kostensteigerung im Gesundheitswesen?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Kostensteigerung im Gesundheitswesen?


Chronologisch Thread 
  • From: "Jörg H" <joergdr24 AT googlemail.com>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Kostensteigerung im Gesundheitswesen?
  • Date: Wed, 17 Aug 2011 22:15:23 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

vorweg möchte ich Syna für danken, das er den Punkt Medizinprodukte
angesprochen hat auch wenn er klein ist. Insbesondere die "Etiketten
Produkte" sind gute Beispiele. Natürlich hat der Zweitbildschirm für
den Patienten keine diagnostische Zweckbestimmung.

Nur zur der Korrektheit, auch wenn flapsig gerne von Medizinprodukte
Zulassung gesprochen wird. Medizinprodukte werden zertifiziert von
Benannten Stellen z.b. der TÜV. Die müssen irgendwo in der EU oder
vertraglich assoziierten Staaten liegen. Zertifizierung gilt für den
gesamten Bereich. Da ist viel billiger als eine EU-weite
Arzneimittelzulassung.

Die Anforderungen sind hier wie im Arzneimittelbereich gewaltig
heraufschraubt worden, aber sind niedrigeren Niveaus.
Es grob gibt 4 Klassen mit unterschiedlichen Anforderungen.

Im Medizinprodukte Bereich ist das recytel on Gerät ein ganz wichtiges
Sparpotential. Ich las in einer (Laien) Zeitung, das die Krankenkassen
zurückgegebene Rollatoren horten bzw. vernichten. In einem Modellversuch
haben Fahrradhändler sie jetzt geprüft und wieder fit macht. Da vorher
immer für ca. 300 Euro neugekauft wurde, kann sich das Lohnen. Ich weiß
nicht, ob das Problem inzwischen Flächendeckend behoben ist.

Die Kostensteigerung stellt -ungeachtet der Medienbericht - in den
letzten Jahren gar kein großes Problem mehr da.
Bis vor 2-3 Jahren war der Mangel an Beitragszahlern /Beiträgen das
Problem. (Was zahlt eine 400 Euro kraft ein?)
Dannach wurde seit ca. 2009 im Arzneimittelbereich durch die
Zwangsrabatte und das Einfrieren der Preise sehr viel gespart. In den
nächsten Jahren wird der überproportionale Patentablauf von Blockbuster
u.ä. zu weiter starken Einsparungen führen.

--> *Die Herausforderung* ist die Atempause vor dem Eintreten des
demograpischen Problems (Morbide Baby Boomer) zu nutzen und *unsinnige*
Kostenteiber abzubauen, ohne den medizinischen Fortschritt zu
verhindern. ( Wir brauchen z.B. dringend was gegen Alzheimer, sonst
werden wir das Problem in der Pflege nicht im Zaum halten können.)

Ärzte und Apotheker nennen hier die Bürokratie.

Am 17.08.2011 16:29, schrieb Jürgen Junghänel:
> Am 17.08.2011 02:17, schrieb syna:
>> Die Kostensteigerung, eines der brennendsten Probleme.
>>
>> Ganz unabhängig von den Problemen der Leistungsbezahlung durch GKVen,
>> KVen und PKVen ist eines der brisantesten Probleme die Kostensteigerung
>> im Gesundheitswesen. Dabei wird dann gerne auf die demographische
>> Entwicklung hingewiesen, auf die höheren Kosten der Medizingeräte. Hmmm
>> ... in anderen technischen Bereichen, z.B. bei Medien oder Computern, da
>> sinken die Preise ständig. Warum nicht auch bei Medizingeräten?
>
> Das Thema gehört auch auf den Tisch: es ist ein Teil der Frage, warum
> hier immer höhere außerhalb der eigentlichen Leistung liegende
> Anforderungen gestellt werden:
>
> Warum haben wir dieses Medizinproduktegesetz in dieser Form?
Weil die EU mal wieder Harmonisieren musste. Fast jede Harmonisierung
auf EU-Ebene hat die Bürokratie und Kosten erhöht. Globale Firmen haben
da vielleicht einen Nutzen.
Oder wie Helmut Schmidt es mal formulierte: Er muss sich erst zeigen, ob
die Korruption in China oder die Bürokratie in Europa schädlicher sind.
> Warum haben wir allerorten Qualitätsmanagement?
[Ironie] Vielleicht weil QM von BWLern und anderen, die von der Sache
keine Ahnung haben verkauft werden kann?
Sicher hat der Traum Fachkräfte durch Hiwis zu ersetzen was damit zu tun.
>
> Warum müssen Chirurgen für die Facharztprüfungen mehr Ops nachweisen,
> als es überhaupt gibt?
>
> Die Menscheit und auch die Medizin ist verdammt weit ohne all das gekommen.
Ja!
> Es scheint, als wollten Politik und Lobbygruppen überall den "gesunden
> Menschenverstan" hinter einer Wolke von Regeln verschwinden lassen:
> Kafka pur
>
> Ich bin 1972 in Läden für Sammlerbedarf gegangen um für einen
> Spotpreis "Schmetterlingsnadeln" zu kaufen, die dann mit selbst
> zusammengelöteten Kabeln aus dem Radiobastel-laden angeschlosen wurden
> zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.
>
> Das war damals Stand der Technik und billig.
>
> Heute dürfen EMG-Nadeln nur noch 1 mal verwendet werden, was zu einem
> fast völligen Erliegen der ambulanten Elektromyographie geführt hat.
>
> Euer Jürgen J
In der Apothekerzeitung wurde kürzlich auf 2 A3 Seiten beschrieben, was
bei Abgaben eines Arzneimittel auf Rezeptes alles zu bedenken und zu tun
ist. Untertitel: der alltägliche Wahnsinn.

Gruß
Jörg




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