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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Kostensteigerung im Gesundheitswesen?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Kostensteigerung im Gesundheitswesen?


Chronologisch Thread 
  • From: syna <syna AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-Gesundheit] Kostensteigerung im Gesundheitswesen?
  • Date: Wed, 17 Aug 2011 00:17:27 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Die Kostensteigerung, eines der brennendsten Probleme.

Ganz unabhängig von den Problemen der Leistungsbezahlung durch GKVen,
KVen und PKVen ist eines der brisantesten Probleme die Kostensteigerung
im Gesundheitswesen. Dabei wird dann gerne auf die demographische
Entwicklung hingewiesen, auf die höheren Kosten der Medizingeräte. Hmmm
... in anderen technischen Bereichen, z.B. bei Medien oder Computern, da
sinken die Preise ständig. Warum nicht auch bei Medizingeräten?


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Dazu mal einige Beispiele (allerdings nicht von mir persönlich):

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Da gab es beispielsweise mal einen Fall bei einem mir bekannten Arzt,
der wollte für sein (ohnehin schon grotesk teuren) Ultraschallgerät
einen Zweitmonitor, damit auch der Patient selbst sich das Bild
ansehen kann, ohne für den Blick auf den (für die damalige
LCD-Generation erstaunlich brillanten, aber halt fest in der Kiste
montierten) Hauptbildschirm akrobatische Verrenkungen hinlegen zu
müssen.

Erster Versuch mit einem eigenen Röhren-Monitor brachte ein tolles
Bild am VGA Ausgang des Gerätes, aber das Ding war halt zu klobig, um
es sinnvoll im Patientenbereich unterbringen zu können. Also mal beim
Hersteller angefragt, und flugs kam der Vertreter angedackelt, mit einem
(ebenfalls für damalige Verhältnisse recht guten) LCD-Fünfzehnzöller,
der

mir seeeehr bekannt vorkam, es war nämlich das damals (IIRC
Anfang-Mitte 2000) aktuelle 15"-Spitzenmodell von LG. Lediglich mit
einem (ziemlich billig gemachten, Papieretikett mit Nadeldruckeraufdruck)


Aufkleber des Ultraschallgeräte-Herstellers über dem LG Logo.

Ein zweites Exemplar samt Halterung hatte der Vertreter auch schon
mitgebracht. Das Verkaufsgespräch verlief problemlos, bis der Preis ins
Spiel kam: Sage und schreibe VIERZEHNTAUSEND HARTE DEUTSCHE MARK
... das Gerät wurde sonst überall schon für unter 2000.- gehandelt,
UVP

war 2500.-.

Ich war an dem Tag gerade wegen einer Netzwerkinstallationsgeschichte
beim Doc und schaltete mich mit einer entsprechenden Bemerkung ins
Gespräch ein.

Als Begründung für den doch sehr herben Mehrpreis brachte der
Vertreter dann gleich eine angeblich sehr aufwendige und uuunbedingt
erforderliche Prüfung des Monitors nach dem Medizinproduktegesetz ins
Spiel. Und das unterscheide "den Monitor da" (er deutete auf die
Verpackung mit dem zweiten Gerät drin) von "dem Zeug was man beim
Vobis oder sonst einem billigen Jakob angedreht bekommt".

"Also der Monitor da wurde von Ihrer Firma geprüft? Dieses Exemplar
dort?" -

"ja!"

"hm, das muß wirklich eine wahnsinnig fortgeschrittene Technologie
sein, die es ermöglicht, den Monitor zu prüfen, ohne überhaupt die
Originalverpackung aufzumachen, da ist ja noch das Siegel von LG
drüber!"

Da wurde dann auch der Doc nachdenklich.

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Und sowas ist kein Einzelfall.

Beispielsweise bei den Schleifgeräten für Fußpflegeanwendungen, da
habe ich mal ein Gerät gesehen, das sich nur durch die nachträglich
(und das auch noch schlampig, richtig fette Lacknasen, und an den
Lüftungsschlitzen schimmerte das ursprüngliche Grün immer noch
durch!) drübergesprühte weiße Gehäusefarbe von dem Originalgerät des
Heimwerkergeräte-Herstellers Proxxon unterscheidet ... und durch den
vierfachen Preis!

Der wiederum wird auch wieder durch die mysteriöse
"Medizinproduktegesetz-Zulassung" gerechtfertigt. Und die Sache
wird noch weiter getrieben, es gingen sogar Testkunden dieses
Herstellers durchs Land und besuchten Fußpflegestudios, und wenn sie
da ein ihnen nicht genehmes Gerät sahen, dann wurde gleich die große
Bedrohungskeule ausgepackt, und der dagegen wappnende Schutzschild in
Form des Kauf eines Gerätes gleich mit.

Ist aber alles nichts gegen die RIESENSCHWEINEREI, die die ach so
feine Firma Linde auf die Beine gestellt hat:

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Vor einigen Jahren wurde entdeckt, daß die Beimischung geringer
Mengen bestimmter Stickoxide zum Beatmungsgas insbesondere bei
Frühgeborenen das Risiko bestimmter Komplikationen während der
Inkubation beträchtlich senkt.

Es gab allerdings keinen Anbieter von Stickoxidgas als Medikament,
also bezog man einfach hochreines Stickoxid von den gängigen
Industriegasanbietern, zu denen u.a. auch Linde gehört.

Dort hat irgendwann mal jemand mit "gesundem" Geschäftssinn
mitbekommen, wozu die Krankenhäuser das Zeug brauchen, und daß sich
bisher niemand diese Methode hat patentieren lassen. Das wurde dann
flugs nachgeholt, und der Abgabepreis für das Gas unmittelbar darauf mal
eben VERFÜNFZIGFACHT! Na und, es gibt ja noch andere
Stickoxidhersteller ... denkste, mit der dicken Patentkeule wurde jeder
Klinik gedroht, die es wagte, das Zeugs woanders her zu beziehen.

Den Krankenhäusern blieb nichts anderes übrig als sich zu fügen. Wobei


die Kostensteigerung dazu führt, daß diese Behandlung nicht mehr
überall

durchgeführt werden kann, wo sie eigentlich sinnvoll wäre.

Aber was sind schon ein paar tote Frühchen mehr oder weniger,
Hauptsache die Konzernbilanz stimmt.

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Dieser Forums-Text ist von André Linoge, zu finden hier.
http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Linde-Reizle-und-die-krepierenden-Fruehchen/forum-176986/msg-18311225/read/

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