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Betreff: AG Gesundheit
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- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Zusammenfassung Diskussion
- Date: Sun, 11 Apr 2010 15:26:09 +0200
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- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Am 11.04.2010 14:13:49 schrieb Morgan le Fay (evtl. zitierend!):
Hallo Morgan,
> Wie soll das konkret aussehen? Da bist Du als Medizinrechtler sicher
> besser informiert als ich, doch noch nicht einmal das
> Augenoptikerhandwerk darf als "fahrendes Gewerbe" ausgeübt werden und
> erfordert als sog. "gefahrengeneigter Beruf" eine lückenlose
> Meisterpräsenz.
Selbstverständlich muss Arztpräsenz gewährleistet sein - ggf. über
organisierte Bereitschaftsdienste.
Und wir sind sowieso - und auf dem Land "fahrende Gesellen" (nein, kein
Gewerbe) - wir arbeiten als Konsiliarien, Vertretungen etc.
Warum nicht z.B. in gemeinnützige /Eigenbetrieben der
Gebietskörperschaften (besser als in Klinik MVZ!) ?
Mit Basisgehalt, ggf. Leistungszulagen.
> Um wieviel mehr wird man die Ausübung der Heilkunst reglementieren?
Die inhaltlichen Anforderungen will ich auch nicht unbedingt ändern.
Oder doch?
Warum nicht den modularen Facharzterwerb?
Als Rechtsanwalt z.B. darfst Du selbstverständlich eigenverantwortlich
Fälle übernehmen, sobald du approbiert bist.
Und immerhin sind die Ärzte hochqualifizierte Akademiker. Es hat mir
schon immer missfallen, wie unser Berufsstand mit jungen Kollegen
umging. Da gab es die "Aip"-geeigneten Fortbildungsveranstaltungen -
welche Anmaßung ... wie jugendfreies Kino. Als ob nicht die jungen
Kollegen gerade wissenschaftlich besser drauf sind als altgediente Hasen.
D.h.
Ein Modell:
Jungarzt fängt als Arzt in Weiterbildung unter einem Weiterbilder an.
Er kann Bereiche der Weiterbildung komplettieren - z.B.
Ultraschallqualifikation. Sobald er diese hat, trägt er im vollen Maße
die Verantwortung für seine Befunde und darf auch an der
Patientenversorgung eigenständig teilnehmen.
Derzeit darfst Du zwar ambulant einen Weiterbildungsassistenten
einstellen - nur ... die KV schreibt die Zuständigkeiten bis auf's
i-Tüpfelchen vor - und die Assistenten haben z.B. keinerlei eigene
Rechte gegenüber der Regulationsbehörde.
Bei rein klinischen Bereichen bestätigt der Weiterbilder jeden Abschnitt
mit einem Zeugnis. Andere Abschnitte - z.B. Notfalltraining können mit
Kursen kombiniert werden.
So kann die Weiterbildung auch zu großen Teilen im ambulanten Bereich
durchgeführt werden. Eine Gemeinde kann z.B. einen Kooperationsvertrag
mit einem Krankenhaus zur Rotation der Mitarbeiter eingehen.
> An dieser Stelle vielleicht mal etwas Grundsätzliches an alle: Wir
> versuchen hier doch, ein piratisches Konzept zu erarbeiten, mit dem man
> beim Wähler um Stimmen wirbt, oder sehe ich das falsch?
Richtig - sieh dir mal mein Konzept an - das hebt genau darauf ab.
> Was wir hier also gestalten, muss einerseits unserer Parteiphilosophie
> entsprechen, andererseits ein Stück weit "leicht verdauliche",
> meinetwegen auch populistische Kost sein,
Dann schreib's halt bei den Linken ab! Du wirst im gesamten sozialen
System immer nur mehr staatliche Verteilung bekommen (und als Folge
Reglementierung), wenn du populistisch bist.
Warum strebt ihr Optiker nicht an, dass Fielmann als staatliche
Organisation betrieben wird und genau festgelegt, wo welcher Optiker
wieviele Brillen von welchem Modell verkaufen darf?
Gerade der Optiker-Markt ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Rückzug
des Staates (aus der Brillenfinanzierung) das Gewerbe hat aufblühen
lassen - es ist vieles billiger und vielfältiger geworden.
Ja - und ich bin Jahre lang nur "Lesehilfen" aus dem Kaufhaus sehr
zufrieden gewesen (auch die gab's erst nachdem sich die Kassen
zurückgezogen hatten)
Ich will nicht missverstanden werden - natürlich kann
Gesundheitsversorgung nicht komplett einem freien Markt überantwortet
werden - nur die komplette Ausschaltung letzteren - bzw. deren Ersatz
durch den Wettbewerb staatlicher Zwangsorganisationen (KV, GKV)
entmündigt die eigentlichen Vertragspartner - auch und gerade die Patienten.
> programmatisch nicht mehr erreichen. So ist ihm z.B. mit Sicherheit
> herzlich wurscht, ob ein Medikament in der Tagespauschale einer Klinik
> enthalten ist oder nicht.
Solange er selber nicht an den Kosten der Medis beteiligt ist. Du kannst
nicht zu mehr Markt und Eigenverantwortung kommen, wenn du dem
durchschnittlichen Bürger nicht zumutest, zu verstehen was er bezahlt.
Ein erster kleiner Schritt ist hier getan - ich begrüße den Vorstoß von
Minister Rößler bzgl. der Generika-Verordnung - ich hatte genau so eine
Petition vor einem halben Jahr eingebracht.
D.h. Pat. will unbedingt die originale blaue Pille, obwohl es eine
wirkungsstoffgleiche von einem anderen Hersteller gibt - er kann sie
bekommen - dies ist nicht eine fachliche Frage an den Arzt, sondern eine
Frage ob ihm dies Aufpreis wert ist.
Gleiches sollte auch mit den Hilfsmittel geschehen - hier werden gerade
die kleinen Betrieb vor Ort, die auch mal schnell einen Rollstuhl
reparieren kaputt gemacht, weil die Kassen Massenverträge mit
Billigprodukten von Lieferanten in Hinterposemuckel aushandeln.
Festpreis-Zuschuss - und gut!
> Ich freue mich, dass im Gegensatz zu früher hier richtige Fachleute
> mitwirken, aber wir müssen aufpassen, dass wir im Sinne der Bürger
> argumentieren und nicht Pfründeschutz betreiben.
Das ist richtig. Aber die Gefahr sehe ich derzeit nicht. Bei den Ärzten
gibt es einige wenige, die richtig gut verdienen. Die meisten Kollegen
an der Basis - zumindestens hier in Neufünfland - leben in
Mietwohnungen, haben gemietete Praxen und fahren allenfalls
Mittelklassewagen. Lediglich Urlaub (mussten) sich einige Kollegen seit
ein paar Jahren mehr gönnen (wenn nämlich das Budget verbraten ist und
jeder zusätzliche Patient eigentlich ein Defizit produziert ... ).
Und wenn du dir die durchschnittlichen Vergütungen aus der GKV pro Jahr
und Kassenarzt ansiehst - und hier gibt es praktisch keine
Privatpatienten ausser ein paar Basistariflern ( ich habe 3 bei 900
Patienten) - dann weißt du, dass das betriebswirtschaftlich knapp ist.
>> Muss es immer die Niederlassung sein?
>>
>
> Das ist eine rechtliche und logistische Frage. Zur Rechtsgrundlage
> kannst Du sicher mehr sagen.
Ich möchte das Sachleistungsprinzip als quasi einziges Modell zur
Diskussion stellen.
Gruß
Privacy
- [AG-Gesundheit] Zusammenfassung Diskussion, ZweiPi, 11.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Zusammenfassung Diskussion, Morgan le Fay, 11.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Zusammenfassung Diskussion, Privacy, 11.04.2010
- Re: [AG-Gesundheit] Zusammenfassung Diskussion, Morgan le Fay, 11.04.2010
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