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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Rechtliche Fundamente der Geldordnung & saldenmechanisch fundierte Konjunkturtheorie

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Re: [AG-GOuFP] Rechtliche Fundamente der Geldordnung & saldenmechanisch fundierte Konjunkturtheorie


Chronologisch Thread 
  • From: Gerhard Rinnberger <listmember AT rinnberger.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Rechtliche Fundamente der Geldordnung & saldenmechanisch fundierte Konjunkturtheorie
  • Date: Mon, 23 Apr 2018 11:08:05 +0200

Am 17.04.18 um 16:56 schrieb moneymind:
> - Zahlungsmittelflüsse (Einzahlungen/Auszahlungen)
> - Nettogeldvermögensflüsse (Einnahmen/Ausgaben)
> - Nettovermögensflüsse (Erträge/Aufwendungen)

Das Suffix '-flüsse' impliziert eine räumliche Analogie. Dies ist jedoch
irreführend. Die Strenge buchhalterischer Logik impliziert jedoch die
Abnahme des Bestandes auf dem Quellkonto und die Zunahme des Bestandes
auf dem Zielkonto, welche gleichzeitig erfolgt.

Dies wusste auch schon Morris Copeland, der in [1] schrieb:
> 5) The process of payment is instantaneous in the sense that no
> paying transactor loses title to a penny of cash until title is
> acquired by the payee – all the currency and deposit liabilities of
> the banking sector are always owned by someone. (p 236 Ch. 12)

Auch Stützel referenziert Copeland in der Fußnote zu Beginn des 2.
Kapitels der Saldenmechanik. Grundsätzlich hat Stützel die
'Zeitlosigkeit' der Zahlung verstanden, scheint aber noch in einer
räumlichen Analogie verhaftet zu sein, wenn er von geschlossenen
Röhrensystemen spricht. Die wesentliche Ergänzung von Schmitt und
Cencini besteht in der 'Nichtlokalität' von Geld. Dies erlaubt die
Unterscheidung in der Zahlung selbst (Angabe von Quelle, Ziel und
numerische Form des Zahlungsbetrages) und dem Resultat der Zahlung, den
geänderten Depotbeständen im Verrechnungssystem bei Quelle und Ziel.

Jetzt wird auch deutlich, was bei der Lohnzahlung passiert: Aus der
unspezifizierten numerischen Form im Bankdepot des Unternehmers ist
Geld-Einkommen im Bankdepot des Lohnempfängers entstanden. Die
schuldrechtliche Beziehung zwischen Lohnempfänger und Unternehmer ist
finalisiert. Das Geld-Einkommen auf dem Konto des Lohnempfängers
begründet den Anspruch auf seinen Anteil am gesamtwirtschaftlichen
Output. Die heterogene Sphäre der Güter und Dienstleistungen ist jetzt
homogenisiert, die physische Analogie liegt daher in der Dimension Zeit,
da Löhne und Gehälter i.d.R. monatlich gezahlt werden. Mit anderen
Worten Geld quantisiert Zeit oder wie Cencini formuliert 'Geld
integriert Zeit'; kurzum Geld *ist* Zeit. Das ist der Hirnfick, dem man
erst einmal geistig verarbeiten muss und sich so sehr von unserer
Alltagsvorstellung unterscheidet. Wenn man sich aber darauf einlässt,
dürften sich etliche Paradoxien auflösen.

Eine unmittelbare Folgerung aus dieser Erkenntnis besteht darin, dass
sich jetzt die unreflektierte Anwendung mathematische Methoden die die
Zeitabhängigkeit in Form einer Exponentialfunktion formulieren, auf
Makroebene verbieten. Sobald man die Exponentialfunktion
<latex>e^x</latex> als Potenzreihe
<latex>\sum_{n=0}^\infty\frac{x^n}{n!}</latex> darstellt, was in der
reinen Mathematik eine simple Äquivalenzumformung ist, wird bei der
konkreten Anwendung mathemetischer Methoden zum Problem, wo man auch
Einheiten betrachten muss. Im ökonomischen Bezug auf Geld angewandt,
führt das zu einem unsinnigen Ausdruck sec + sec^2 +sec^3 …

In der Lehrbuchökonomie wurde dies formal durch die Unterscheidung in
nominal und real aufgelöst (klassische Dichotomie). Die aus der
Finanzmathematik bekannten Verfahren sind davon unberührt, ist es doch
Ziel dieser Verfahren, eine Folge zu ermitteln, in der Höhe und
Zeitpunkt von Zahlungen festgelegt werden.

gerhard

=======
[1] Copeland, Morris A. „Moneyflows and Business Fluctuations“. In A
Study of Moneyflows in the United States, 240–289. NBER, 1952.
<http://www.nber.org/chapters/c0838.pdf>.



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