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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Bilanz der Deutschen Bank Was:Sergio Rossi vs. Sergio Ermotti

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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Bilanz der Deutschen Bank Was:Sergio Rossi vs. Sergio Ermotti


Chronologisch Thread 
  • From: Gerhard Rinnberger <listmember AT rinnberger.de>
  • To: Moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Bilanz der Deutschen Bank Was:Sergio Rossi vs. Sergio Ermotti
  • Date: Wed, 18 Apr 2018 11:11:23 +0200

Am 09.04.18 um 00:19 schrieb Moneymind:
>
>> Das ist mit Abstand der dickste Brocken und hat vorab mal gar
>> nichts mit 'Zinsen' zu tun.
> So ist es. Bewertung und Bewertungsvorschriften (z.b. HGB vs. IFRS)
> waren aber in der (sowieso toten und obsoleten, nicht mehr
> weiterlernenden) AG meineswissens nie Thema.

Ja, ich erinnere mich noch an meinen Wirtschaftskundunterricht in der
Mittelstufe mit dem Wust an unterschiedlichen aber in sich plausiblen
Definitionen. Jetzt, da du die

>> Ich habe mir deshalb mal Anhang 26 zu Gemüte geführt (Anhänge, wie
>> auch Fussnoten sind nach meiner Erfahrung äusserst interessante
>> Quellen um die dargebotene Information ins rechte Licht zu
>> setzen).
>>
>> Ohne die genauen Geschäftsvorfälle zu kennen, dekodiere ich die
>> Bemerkungen so, dass die Deutsche Bank in einem internen
>> Assessment die kreativen Möglichkeiten des 'fair value accounting',
>> die innerhalb des IFRS möglich sind, für einige Positionen
>> erheblich nach unten korrigiert haben, bevor durch irgendwelche
>> blöden Gerüchte die Aktienkurse der entsprechenden Assets in den
>> Keller rutschen.
> Und was schließt Du daraus? Die DB hätte lieber "zu hoch" (im
> Vergleich wozu genau?) bewerten sollen?

...und noch mehr Öl ins Feuer giessen? Ich weiss nicht, ob man bei der
Deutschen Bank diesen[1] IWF-Report gelesen hat, aber darin machen die
Autoren schon leise Andeutungen, dass aufsichtsrechtliche Massnahmen
mitursächlich für die Krise 2008 waren. Im Annex 2 (S. 26) heißt es:
> Pro-cyclicality. A constellation of regulatory practices, (fair
> value) accounting treatment of structured products, ratings, and
> incentives magnified the credit boom and exacerbated market
> turbulence.

Das Problem liegt allerdings noch viel tiefer. Durch einen Aufsatz von
Andrew Gelman sensibilisiert, der den Sozialwissenschaftlern das
Spielzeug Signifikanztest wegnehmen will, weil dabei eh nichts
sinnvolles rauskommt, habe ich einige Grundlagen der mathematischen
Stochastik rekapituliert. In der Wirtschaftswissenschaft hat man dafür
sogar ein eigenes Teilgebiet, die Ökonometrie. Um aber ein statistisches
Modell sinnvoll anwenden zu können, müssen aber *alle* relevanten
Faktoren bekannt sein. J.M. Keynes war sich dessen bewusst und
formulierte das in seiner Tinbergen-Kritik[2] folgendermassen (meine
Übersetzung):

> Habe ich recht, wenn ich daran denke, dass die Methode der multiplen
> Korrelationsanalyse im Wesentlichen davon abhängt, dass der Ökonom
> nicht nur eine Liste der signifikanten Ursachen, die soweit wie
> möglich korrekt ist, sondern eine vollständige Liste erstellt hat?
> Nehmen wir zum Beispiel an, dass drei Faktoren berücksichtigt
> werden, es reicht nicht aus, dass diese tatsächlich veræ causæ sind;
> es darf keinen anderen signifikanten Faktor geben. Wenn es einen
> weiteren Faktor gibt, der nicht berücksichtigt wird, dann ist die
> Methode nicht in der Lage, die relative quantitative Bedeutung der
> ersten drei zu ermitteln. Wenn ja, bedeutet dies, dass die Methode
> nur dann anwendbar ist, wenn der Ökonom in der Lage ist, im Vorfeld
> eine korrekte und zweifellos vollständige Analyse der wesentlichen
> Faktoren zu liefern. Die Methode ist weder von entdeckender noch von
> kritischer Natur. Es ist ein Mittel zur quantitativen Präzisierung
> dessen, was wir in qualitativer Hinsicht bereits als Ergebnis einer
> vollständigen theoretischen Analyse kennen.

Soweit Keynes. In dem Artikel 'In praise of the Institutional Nature of
the National Accounts' [3] diskutiert Mereijn Knibbe das neoklassische
Makro-Modell ‘EAGLE-FLI’ der ECB und lässt kein gutes Haar daran. Zwei
Aspekte aus diesem Artikel möchte ich hervorheben. Zum einen die
Feststellung dass in der Definition der Statistiker ein Bankguthaben
('deposit') eine Verbindlichleit der Bank darstellt. Zum anderen die
Beobachtung, dass ein Bankguthaben zwar ein Land verlassen kann, nicht
jedoch das Bankensystem an sich.

Angenommen, wir bilden eine konsolidierte Bilanz der Weltwirtschaft aus
den nationalen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen denominiert in
US$, dann ergibt sich allein schon geografisch eine sehr 'unorthodoxe'
Verteilung. Die Vermögensseite konzentriert sich in Finanzoasen ohne
nennenswerten Anteil an realen Vermögenstiteln, wie Fabriken und
Produktionsanlagen, Exportüberschussländer halten $-Reserven in Form von
US-Schatzanleihen, wie im Fall von China oder halten einen
buchhalterischen Ausgleichsposten vor, wie z.B. Deutschland, wo sich der
Target2 Saldo in der BuBa-Bilanz versteckt.

An dieser Stelle möchte ich den Begriff Kapital vertiefen. Hier lohnt es
sich den deutschen Ökonom Wilhelm Lautenbach zu Worte kommen zu lassen.
Er führte hierzu 1937 in einem Vortrag [4] aus:
> Diese Doppelsinnigkeit ist die Hauptquelle unendlicher Verwirrungen
> und Mißverständnisse, und sie ist schuld daran, daß das Kapital zu
> einer der beliebtesten politischen Streitfragen geworden ist. Kapital
> ist einmal eine Kategorie der Produktion und bedeutet dann dasselbe
> wie Investition. Unter Investition verstehen wir alles, was zur
> technischen Ausstattung der Volkswirtschaft gehört, den gesamten von
> Menschenhand geschaffenen Produktionsapparat: Fabriken, Maschinen,
> Kraftanlagen, aber darüber hinaus Verkehrsmittel wie Wege,
> Eisenbahnen, Kanäle, Schiffe und langdauernde Nutzungsgüter wie
> Wohnhäuser, und endlich auch die Vorräte in der Hand von
> Unternehmungen. Wenn volkswirtschaftlich von Kapitalbildung
> gesprochen wird, so hat man Kapital in diesem Sinne, also als
> Produktionsbegriff zu verstehen. Gegenüber dem Produktionsbegriff
> des Kapitals, der an das Objekt, die Substanz, anknüpft und deswegen
> auch als „reales Kapital“ qualifiziert wird, gibt es noch den
> Verteilungsbegriff, das „nominelle Kapital“. Das sind alle
> Vermögenstitel oder Ansprüche, die letztlich eine Beteiligungsquote
> am volkswirtschaftlichen realen Kapital darstellen.
Man beachte, dass Lautenbach klar zwischen den Domänen 'Produktion' und
'Distribution' (Verteilung) unterscheidet. Wir beobachten heute unter
dem Verteilungsaspekt eine Konzentration dieser nominellen Kapitalien.
Betrachtet man diese nominellen Kapitalien näher, so kann man dabei drei
Gruppen unterscheiden:

1. Kapitalgesellschaften, deren Vermögen auch tatsächlich mit realen
Werten (Maschinen, Immobilien, Fuhrpark…) unterlegt ist (Apple, GM,
Bayer, Toyota).
2. Körperschaften, deren Vermögen nur mittelbar (in Form von Anteilen
aus 1.) gedeckt ist, die sog. 'institutionellen Anleger', also sowas wie
Blackrock oder Berkshire Hathaway oder auch Fondsgesellschaften.
3. Kapitalgesellschaften, deren Vermögen praktisch überhaupt nicht real
gedeckt ist (Facebook, Uber…) und deren Aktienkurs nur von den künftigen
Renditewünschen der Anleger gespeist wird.

Wie wir sehen, liegt bei einem nicht unerheblicher Anteil der heute im
Umlauf befindlichen Vermögenstitel eine Doppelzählung vor.

In dem ANEP-Talk zu Stützel ging Fabian Lindner auch auf die Historische
Schule der Nationalökonomie ein. Das ist der Aufhänger um den gordischen
Knoten aufzulösen. Jetzt können wir Stützels Vorarbeit in einem
makroökomomisch fundierten Framework der Makroökonomie formulieren, das
ich grob mit Bezug auf [5] skizziere. Banken (genauer Monetary Financial
Institutions) müssen institutionell als Verrechnungssystem einer
Volkswirtschaft aufgefasst werden, in dieser Rolle sind sie lediglich
Treuhänder. Das Beharren der Lehrbuchökonomie auf einer
'Mikrofundierung' mit dem simplen 'homo oeconomicus' ignoriert diese
institutionelle Eigenart. Jetzt können monetärer und reale Sektoren
getrennt betrachtet werden.

Der ökonomische Messvorgang ist im Arbeitsmarkt anzusiedeln.

Mit der Lohnzahlung (Entstehen eines Guthabens im Sektor Haushalte) wird
der ökonomische Output gemessen. Ein vorab durch Darlehenszusage an ein
Unternehmen gebildetes Bankdepot wird dazu verwendet. Im Ergebnis
resultiert daraus eine Glattstellung in der Beziehung zwischen
Unternehmen und Beschäftigen, während das Unternehmen netto gegenüber
der Bank verschuldet ist. Der reale Wert wird jedoch als
Vorrat/Lagerbestand im Unternehmenssektor registriert.

Auf den Gütermärkten läuft das Spiel umgekehrt ab. Unternehmen verkaufen
ihren Output in aller Regel mit einem Aufschlag. Es stellt sich die
Frage wie Überschüsse verbucht werden, sobald das ursprünglich gewährte
Darlehen getilgt wurde. Jetzt wird auch der Sinn einer
Bankendepartementalisierung deutlich, welche die Unterscheidung in
Finanzierungskapital und Fixkapital vorsieht. Unternehmensprofite sind
im Fixkapitaldepartement zu verbuchen. Was Lautenbach als „nominelles
Kapital“ bezeichnet, gehört wie das Realkapital zum
gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock, dem Fixkapital. Auch hier ist die
Mikrofundierung zu primitiv, um die institutionelle Eigenart des
nominellen Kapitals zu erkennen. Institutionalisiertes Kapital, wie wir
es etwa in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft vorfinden, kann jetzt
als der Zusammenschluss von prä-existentem Einkommen zur Finanzierung
eines Produktionsprozesses verstanden werden. Die Verteilung des
Unternehmensprofits wird jetzt jährlich im Rahmen der
Aktionärsversammlung festgestellt. Hier entscheidet sich, was als
Dividende ausgeschüttet und welcher Anteil im Unternehmen verbleibt.
Eine Dividendenzahlung landet als Dividenden-Einkommen letztlich im
realen Sektor Haushalt, der thesaurierte Gewinn verbleibt im Sektor
Unternehmen und steht zur Finanzierung von
Ersatz-/Erweiterungsbeschaffung zur Verfügung. Nur dieser Anteil stellt
echten wirtschaftlichen Wertzuwachs dar.

Für obige Unterscheidung der „nominellen Kapitalien“ bedeutet dies, dass
1) und 2) zusammenfallen, das ist lediglich eine institutionell
unterschiedliche Zusammensetzeung der abstrakten Kapitalanteile. Es kann
jetzt auch eine realistischere Bewertung des institutionellen Kapitals
vorgenommen werden, was insbesondere für 3) einen erheblichen
Wertberichtigungsbedarf nach unten nahelegt. Man beachte, dass jetzt
individuelle Erwartungen weitestgehend ausgeblendet sind und damit
gesamtwirtschaftliche Unsicherheit erheblich reduziert ist.
Institutionelle Anleger sind jetzt gezwungen, mehr Bedeutung auf
realwirtschaftliche Erwägungen zu legen.

Die Nicht-Departementalisierung des Bankensektor und das damit
verbundene Vagabundieren nominellen Kapitals in Kapitalmärkten des
heutigen Weltfinanzssystem ist ein systematischer Fehler, der die
makroökonomische Ursache für Inflation ist. Damit ist aber auch sowohl
eine monetaristische Angebotspolitik wie auch keynesianisch motivierte
Nachfragepolitik konterkariert. Letztere führt zu einer offenen
Verbraucherpreisinflation, während erstere zu einer versteckten 'asset
price inflation' (Cencini verwendet den inhaltlich gleichwertigen
Begriff Kreditinflation).

In Bezug auf internationale Beziehungen wird jetzt auch die Weitsicht
klarer, die in Keynes' Bancor-Plan liegt. Die Bildung einer
supranationalen Verrechnungsinstanz in der das Clearing und Settlement
zwischen den nationalen Notenbanken abgewickelt wird. Exportüberschüsse
lassen sich jetzt auch rein finanzwirtschaftlich als *Einnahmen*
interpretieren, die in der supranationalen Verrechnungsinstanz verbucht
werden, sie stellen aber noch kein volkswirtschaftliches *Einkommen* dar!

Das System fixer Wechselkurse des Bretton-Woods Systems war schon ok.
Die Sollbruchstelle lag in der Goldpreisfixierung, die bekanntlich 1971
durch Richard Nixon aufgehoben wurde. Wechselkursdifferenzen wurden
dadurch selbst zu Handelsobjekten und somit auch Gegenstand von Spekulation.

>> Ich habe auch noch ein wenig in den Anhängen rumgestöbert.
>> Unangenehm aufgefallen ist mir in dem Zusammenhang der Begriff
>> 'Modell' vor allem im Zusammenhang mit dem Begriff 'capital asset
>> pricing model'. Ich kann zwar nicht sagen, welches Volumen
>> derartige Modelle annehmen, aber 'systematisches Raten' hat in
>> meinen Augen herzlich wenig mit solider Buchführung zu tun. Dieser
>> Umstand stärkt imho auch nicht das Vertrauen in die
>> Finanzmarkt-Akteure.
>
> Haha - was genau wäre denn dann in deinen Augen "solide
> Buchführung",

Da sind wir wieder beim 'Heiligen Gral' in den
Wirtschaftswissenschaften: Die Suche nach einem 'objektiven', zeitlich
invariantem Maß für ökonomischen Wert.

Mit der Lohnzahlung als ökonomische Messgröße haben wir zwar noch keinen
absolut objektiven Wert, aber ein einheitliches Maß, dass zwischen
Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite kooperativ ausgehandelt werden kann.

Güterseitig erscheint der Anschaffungswert als allgemeine Grundlage der
Bewertung sinnvoll.

> akkurat nach HGB mit Imparitätsprinzip ("Vorsicht, Vorsicht über
> alles") und allem drum und dran? Würde ich auch für sinnvoller
> halten, aber das haben die Amerikaner immer anders gesehen, und die
> haben den Ton in den Internationalen Rechnungslegungs-Standards
> vorgegeben. Deutsche Bewertungsvorschriften vs. globalisierte
> Märkte? Good luck.

Man sollte nicht vergessen, dass gerade die USA mit dem Dollar als
Weltreservewährung einen gewaltigen Klotz am Bein haben (Stichwort
Triffin Dilemma). Mit den Bürgschaften in Form von US-Bonds des
realwirtschaftlichen Sektor 'Gebietskörperschaft der Vereinigten Staaten
von Amerika' wird das Finanzcasino mit am Leben gehalten.

Das Weltfinanzsystem kann aber schon auf regionaler Ebene stabilisiert
werden. Am Weitesten ist dies in der Eurozone gediehen, wo durch einen
Übergang von bilateralem zu multilateralem Clearing, praktisch umgesetzt
haißt das, die Target2-Salden werden bei der EZB verbucht.

Man sollte auch nicht vergessen dass die BRICS-Staaten mit dem
'Contingent Reserve Arrangement'[6] einen Mechanismus haben, der relativ
leicht zu einem regionalen System fixer Wechselkurse weiterentwickelt
werden kann.

Profiteuere im aktuellen System sehe ich vor allem beim US-Militär,
dessen gigantisches Budget durch die die US Staatsanleihen finanziert
wird. Desweiteren gehören dazu die 'Schwarzen Nullen' in den
Finanzministerien.

Ich sehe aber gerade bei Zentralbankern mögliche Koalitionäre. Da kann
man schön etwa zwischen Weidmann und deutschen Finanzministerium einen
Keil treiben. Der IWF ist auch nicht glücklich über sein Engagement in
der Eurozone, erkennbar daran, dass sie zunehmend auf Distanz zur
deutschen Position geht. In einem internen Bericht [7] werden der
Führung massive Fehler vorgeworfen, die Yanis Varoufakis im
DIEM25-Newsletter vom 25.8.2016 so zusammenfasst:

> „Der Bericht des Independent Evaluation Office (IEO) des IWF geht
> über die Geschäftsführerin, Christine Lagarde, hinweg. Er geht
> ausschließlich an die Mitglieder des Aufsichtsgremiums, und die
> Vertreter aus Asien und Lateinamerika sind deutlich erzürnt über die
> Art und Weise, wie EU Insider den Fond benutzten, um ihre eigene,
> reiche Währungsunion und ihr Bankensystem zu retten.” „Während die
> Aktionen des Fonds im Eifer der Krises verständlich war, ist es die
> reine Wahrheit, dass Griechenland dem Bailout zur Rettung des Euro
> und der nordeuropäischen Banken in einer Art “Halteaktion” geopfert
> wurde.” „Die führenden Beamten des IWF täuschten ihre eigene
> Aufsicht, machten eine Reihe verhängnisvoller Fehler in
> Griechenland, wurden zu euphorischen Cheerleadern des Euro-
> Projektes, ignorierten die Vorzeichen der sich anbahnenden Krise, und
> scheiterten allesamt daran, ein grundlegendes Konzept der
> Währungstheorie zu verstehen.

Am wichtigsten erscheint mir jedoch ein Framework zu haben, unter dem
sich die heterodoxen Strömungen in der Ökonomie konsolidieren können.


> Ein genauerer Blick wird Dir schnell offenbaren, daß subjektive
> Elemente in Bewertungsstrategien nie völlig ausgeschaltet werden
> können. Bewertung wird damit zu einem Machtwerkzeug, und Du brauchst
> eine Machttheorie von Wert, Preis, und Bewertung, ohne die auch
> keine Konjunkturtheorie zu haben ist.

Zum Thema Macht habe ich neulich einen interessanten Aufsatz[8]
gefunden, der von einer ganz anderen Seite herangeht. Darin klopft der
Autor die klassischen Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital
hinsichtlich ihrer 'Produktivität' ab. Fazit: weder Arbeit noch Kapital
sind im physikalischen Sinne produktiv, einzig Energie ist dies.
Ausgehend vom Konzept Eigentum beschreibt er ein Verteilungsmodell
basierend auf der Verhandlungsmacht über die Energie-Renten des
energetischen und der nicht-energetischen Inputfaktoren.

> Stützel hatte das begriffen und umgesetzt:
> https://www.dropbox.com/s/4p7e2tcbn0w0akh/Stuetzel_Preis_Wert_Macht.PDF?dl=0
> Konjunkturtheorie (zusammengefaßt in Kap. 5.9, vorbereitet in
> 5.1-5.8):
> https://www.dropbox.com/s/zh0hxmarvh2jojn/Grass_Stuetzel_1988_%20VWL.PDF?dl=0g

Danke für die Links, werde ich mir alles noch ansehen. Mir ging es vor
allem darum, ein alternatives makroökonomisches Framework zu skizzieren,
das auf Bilanztheorie und Prinzip der Doppik beruht, der einzig
eigenständigen ökonomischen Theorie. Das Konzept der Marktesoteriker,
die mit einer gesamtwirtschaftlichen 'Produktionsfunktion' in der
mathematischen Form einer Euler-Gleichung mit einem ewigen
Wachstumsversprechen ist damit hoffentlich grundsätzlich in Frage gestellt.



==========
[1] Lamdany, Ruben, Nancy L. Wagner, und International Monetary Fund,
Hrsg. IMF performance in the run-up to the financial and economic
crisis: IMF surveillance in 2004-07. Evaluation report / IEO.
Washington, D.C: International Monetary Fund, 2011.

[2] Madi, Maria Alejandra. „Keynes and Econometrics | World Economics
Association“. Zugegriffen 9. März 2018.
<https://www.worldeconomicsassociation.org/newsletterarticles/keynes-and-econometrics/>

[3]
<https://rwer.wordpress.com/2018/01/06/in-praise-of-the-institutional-nature-of-the-national-accounts/>

[4] Lautenbach, Wilhelm. „Kapitalbildung und Sparen“. Verein zur
Beförderung des Gewerbefleißes von 1821, 28. Oktober 1937.
<http://www.saldenmechanik.info/files/saldenmechanik/Lautenbach_-_Kapitalbildung_und_Sparen.pdf>.

[5] Cencini, Alvaro. Macroeconomic Foundations of Macroeconomics.
London; New York: Routledge, 2005.

[6] Federative Republic of Brazil, the Russian Federation, the Republic
of India, the People’s Republic of China, und the Republic of South
Africa. „Treaty for the Establishment of a BRICS Contingent Reserve
Arrangement – Fortaleza, July 15“, 2015.
<http://brics.itamaraty.gov.br/media2/press-releases/220-treaty-for-the-establishment-of-a-brics-contingent-reserve-arrangement-fortaleza-july-15>.

[7] Takagi, Shinji, Donal Donovan, International Monetary Fund, und
Independent Evaluation Office. The IMF and the Crises in Greece,
Ireland, and Portugal: An Evaluation, 2016.
<http://www.ieo-imf.org/ieo/files/completedevaluations/EAC__REPORT%20v5.PDF>.

[8] Beaudreau, Bernard C. „The trouble with distribution theory“.
Real World Economics Review, Nr. 82 (13. Dezember 2017): 76–93.
<http://www.paecon.net/PAEReview/issue82/Beaudreau82.pdf>




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