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- From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] [ ] [] Zentralbankgeld
- Date: Sat, 11 Jun 2016 09:10:56 +0200
Hallo Wolfgang,
auch Dank für Deine Antwort. Zur Beantwortung Deiner Fragen benötige ich allgemein ein mehrfaches an Zeit als Du, da ich nicht über Deine Fertigkeiten im Verfassen von Beiträgen verfüge. Auch liegt mein wesentliches Anliegen in der Beschreibung von Grundlagen des Geldsystems unter Einbeziehung des tatsächlichen Ablaufs im Bankensystem und weniger mit der Beschäftigung und in der Bewertung von unterschiedlichen Theorien. Deshalb dauern meine Antworten etwas länger oder aber erfolgen auch nicht, da mir schlicht die Kenntnisse zu einer angemessenen Antwort fehlen.
Unsere Betrachtungen unterscheiden sich teilweise grundlegend, da ich das Geldsystem von der Bankbetriebslehre her aufbaue und Du volkswirtschaftliche Aspekte diskutieren möchtest. So kann in meiner Arbeit z. B. der Bankbetrieb nicht in einer wirtschaftlich aufsteigenden Phase nach der X-Theorie funktionieren und in der absteigenden Phase nach der Y-Theorie. Das Bankensystem ändert seinen Betrieb nicht je nach wirtschaftlicher Lage. Es treten je nach Wirtschaftslage unterschiedliche Funktionen in den Vordergrund und andere werden unwichtiger, aber das System als solches muss m. E. so beschrieben werden, wie es in der Praxis tatsächlich funktioniert, gleich welche gesamtwirtschaftliche Situation besteht.
Am 10.06.2016 um 13:06 schrieb moneymind:
Hallo Rudolf,Aus welchem Text glaubst Du dies erkennen zu können?
vielen Dank für Deine Antwort. Dazu noch einige Gedanken und Fragen von mir:
Am 10.06.2016 um 08:04 schrieb Rudolf Müller:
> Hallo Wolfgang,
>
> im Wiki-Beitrag habe ich noch einige Ergänzungen vorgenommen, so z.B. am 3.6 den Zusatz
>
> "tritt als "Lender of last resort" -Kreditgeber letzter Instanz- für Banken in finanziellen Notsituationen auf"
Wäre genau das in Deiner Sichtweise nicht vollkommen unnötig, da Du ja der Meinung bist, daß private Geschäftsbanken ja jederzeit selbst beliebig soviel Geld schaffen können, wie auch immer sie brauchen?
Eine finanzielle Notsituation tritt unter anderem auf, wenn die Aktiva der Bank sich als wertlos erweist und deshalb die Gefahr besteht, dass die Bank zahlungsunfähig wird. Sie kann ihre Aktiva nicht mehr monetisieren, d. h. bei anderen Banken, der Zentralbank oder Nichtbanken zu einem angemessenen Preis verkaufen. Kauft die Zentralbank trotzdem ihre faulen Aktiva auf, im Fall von Amerika die Hypotheken von Hausbesitzern, rettet sie damit die Bank vor einer Insolvenz.
Was genau ist für Dich eine "finanzielle Notsituation" genau? Welche Erwartungen/Befürchtungen treiben die Leute da, und woher kommen diese Erwartungen? Wie handeln die Leute deswegen?
Auf welche Beobachtung beziehst Du Dich hier?
Meine Sicht kennst Du: diese Beobachtung
trifft auf die gegenwärtige Situation extrem expansiver Geldpolitik zu, die durch die gesamte wirtschaftspolitische Konstellation - v.a. extrem restriktive Fiskalpolitik - erzwungen ist. Sowohl die Zinspolitik, die Mindestreserveanforderungen und die Anforderungen an die Forderungen, die die Zentralbanken monetisieren, sind bekanntlich in Europa in der gegenwärtigen Situation extrem weit heruntergefahren, trotzdem bleibt das Inflationsziel von 2% unerreichbar, und selbst Draghi redet bereits von der Notwendigkeit expansiverer Fiskalpolitik.noch Wolfgang:
Meine Beschreibung ist nicht von der gegenwärtigen Situation abhängig, sondern umfasst die Funktion des Geldsystems, überwiegend aus betriebswirtschaftlicher Sicht des Bankensystems. Diese Beschreibung muss schon allgemeingültig sein und nicht auf einen gewissen Zeitpunkt bezogen.Du beobachtest und beschreibst etwas richtiges in der Gegenwart, verallgemeinerst es aber falsch auf "immer", weil Du nicht auf die Geschchte blickst und die heutige Situation mit anderen histor. Situationen vergleichst.
noch Wolfgang:
noch Rudi:Deswegen hatte ich ein offensichtliches histor. Gegenbeispiel gebracht, das eigentlich jeder, der sich heute mit Geldwirtschaft beschäftigt, auf dem Schirm haben müßte, weil 2008 ja für die meisten der Anlaß für ein breiteres Interesse der Beschäftigung damit dargestellt hat. Ein weiteres wäre die Bankenkrise von 1931ff. oder jeder beliebige Bank Run, bei dem keiner Bank irgendein zentralbankgeldunabhängiger Interbankenkredit gegen die Illiquidität/Insolvenz hilft, sondern nur cash (heute ZB-Geld, früher Münzen).
Ohne Antwort, da Du meine Intention noch nicht verstehst, s. o.>
> Dies betrifft dann auch indirekt Deine unten gestellten Fragen. Zu den Fragen ansonsten weiter unten im Text.
>
> Am 08.06.2016 um 11:36 schrieb moneymind:
>> Hallo Rudolf,
>>
>>> Ich hoffe, dass mit dem Wiki-Beitrag die Stellung des Zentralbankgeldes in der tatsächlich existierenden Wirtschaft konkretisiert werden kann.
>>
>> Bei Deiner Sichtweise würde mich - Deine Antworten auf folgende Fragen interessieren:
>
>>
>> 1) Was genau hat die FED 2008 gemacht?
> Zur Beantwortung dieser Frage besitzt Du sicher bedeutend mehr Informationen als ich und kannst diese deshalb auch besser selbst beantworten.
Du willst damit sagen, Du hast Dich damit noch gar nicht genauer beschäftigt?!? War nicht die Finanzkrise Anlaß für Deine Beschäftigung mit dem Finanzsystem?!??
Oder ist es eher so, daß Du diesen historischen Einschnitt deshalb ignoriert hast, weil Zentralbanken in Deiner THEORIE überflüssig sind?
Offensichtlich hast Da meine Texte nicht richtig gelesen, oder ich habe mich sehr missverständlich ausgedrückt. Wenn letzteres der Fall ist dann nenne mir bitte die Textstellen, aus denen Du diese Sichtweise herauszulesen glaubst.
>> 2) Was wäre passiert, wenn es in dieser Situation es keine Zentralbank gegeben hätte?
> Ohne Zentralbanken wäre es wahrscheinlich zu größeren Einbrüchen im Finanzwesen und damit auch in der Wirtschaft gekommen.
Warum? Die Banken können doch Deines Erachtens beliebig selbst Geld schaffen, können also niemals zahlungsunfähig werden. Konsequenterweise schließt Du, die Zentralbank sei überflüssig. Reale Pleiten des Bankensystems mit massiven Zahlungsschwierigkeiten aber, von denen die Geschichte voll ist (siehe Kindleberger: "Manias, Panics and Crashes" oder andere einschlägige Lit.) blendest Du einfach aus?
s.o.
Wie läuft für Dich ein Bank Run ab? Warum können in Deiner Sicht Geschäftsbanken überhaupt zahlungsunfähig werden?
Betraf mE in erster Linie faule Kredite. Alles andere waren Folgeerscheinungen mit Versicherungen über Hypotheken und mit Versicherungen zum Versichern von Versicherungen.
> In meinem Beitrag habe ich die horizontale Einordnung auch nur auf die Geldschöpfung und den Zahlungsverkehr bezogen gesehen. In diesen zwei, kaum voneinander trennbaren Gebieten, spielt das Zentralbankgeld und die Zentralbank selbst nur eine, kaum von anderen Banken zu unterscheidende Rolle. Im internationalen Zahlungsverkehr wie auch im Massenzahlungsverkehr sind die Aktivitäten der Zentralbanken kaum nennenswert.
Betraf die Finanzkrise 2008ff. etwa NICHT "die Geldschöpfung und den Zahlungsverkehr"?!?!?
Ist jetzt "cleaering" oder aber "Zahlung" normaler Sprachgebrauch? Nur um Missverständnisse völlig auszuschließen.
> Mehrling behauptet, das Banken untereinander mit Zentralbankgeld und Zentralbanken untereinander mit "internatinal reserves" zahlen. Eine Aussage die sehr wenig mit der Realität zu tun. Es passt aber schön ins eigene Modell.
> https://www.youtube.com/watch?v=nmu6MCF7nKs&list=PLA8B567A3718B4AC4
> ab Minute 4
> Seine Aussage,
> "... because the liabilities of the higher layers are the money that the lower layers use"
> kann mich nicht überzeugen. Es wird der Anschein erweckt, dass nur die Verbindlichkeiten der höheren Ebene für die darunter liegenden Ebene Geld im Sinne von Zahlungsmitteln seien. Dass Banken untereinander sowohl national wie auch international Zahlungen ohne Zentralbankgeld durchführen, wird dabei nicht erwähnt.
Einfach deshalb, weil Mehrling clearing/netting - wechselseitige Aufrechnung von Forderungen (in D: § 387 BGB) nicht als "Zahlungen" bezeichnet, sondern eben als clearing, was normaler (aber potentiell tatsächlich irreführender bzw. mißverständlicher) Sprachgebrauch ist.
Tatsächlich werden ja auch beim clearing (dem Verrechnen wechselseitiger aktuell fälliger Forderungen) Forderungen erfüllt und vernichtet, allerdings verbleibt in den meisten Fällen - wenn sich die gegenseitigen Forderungen eben nicht zu denselben Beträgen aufaddieren - ein Restsaldo, der in Zahlungsmitteln zu erfüllen ist, die der Schuldner nicht selbst schaffen kann.Dann verkauft die Bank halt andere Aktiva, wenn die vereinbarten Kreditlinien erreicht werden.
Um das Bankensystem zu erklären ziehe ich es vor, zuerst den "Normalbetrieb" betriebswirtschaftlich zu erläutern und nicht die Ausnahmesituation an den Anfang zu stellen.
Ich stimme Dir aber insoweit zu, daß Mehrling in den von mir verlinkten Texten und - soweit ich sehe - auch sonst das clearing/netting nicht systematisch genug diskutiert und damit zu Mißverständnissen einlädt.
>
> Mehrlings Vereinfachungen gehen mE zu weit, da grundlegende Zusammenhänge in der übergeordneten Gesamtshow einfach vernachlässigt werden.
Ich sehe eher umgekehrt: Deine Sicht blendet Liquiditätskrisen des Bankensystems wie 2008 oder 1931 und Bank Runs einfach aus, weil sie nicht zur Theorie passen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Bankenkrise
https://de.wikipedia.org/wiki/Bank_Run
Kannst Du das etwas näher erläutern, da mir Banking- und Currency-Theorie nicht so vertraut sind, dass ich Deinen Ausführungen folgen könnte.
Mehrling sieht ganz klar die relative Berechtigung Deiner Sichtweise (Banking-Theorie) IM BOOM. Innerhalb der Kredithierarchie werden dann auch Forderungen gegen die unteren Ebenen der Kredithierarchie (Nichtbanken - z.B. Wechsel / Bills of Exchange und Geschäftsbanken - Sichtguthaben) als ZM akzeptiert. Die Liquiditätspyramide "flacht sich ab", und in dieser Situation läßt sich die Welt mit Deiner (Banking-)Perspektive oberflächlich halbwegs zutreffend und falsch verallgemeinernd beschreiben, und die Currency-Theorie erscheint falsch (wie Dir).
Umgekehrt im Bust (Bank Run, Liqui-Krise des Bankensystems). Dann wollen alle "Cash" sehen, die Verbindlichkeit der oberen Ebenen (im einstufigen Bankensystem ohne Zentralbank waren das Goldmünzen). Diese Situation wird von der Currency Theorie halbwegs zutreffend, aber falsch verallgemeinernd beschrieben, und die Banking-Theorie erscheint falsch.
Mir und Mehrling erscheint nun der ganze Streit überflüssig, weil jede der beiden Theorie NICHT GENERELL, sondern jeweils für SPEZIFISCHE TYPISCHE SITUATIONEN gilt. Die Antwort auf die Frage, "stimmt die Currency T. oder die Banking T." ist also weder CT noch BT, sondern "es kommt auf die Situation an" - also beide, aber nicht beide gleichzeitig.
Zum Buchgeld der Geschäftsbanken nochmals ein Gedanke aus den Ausführungen von Georg Friedrich Knapp:
Er beschreibt in seinem Werk "Staatliche Theorie des Geldes" auch den Fall, dass die Bank von dem Zahlungsversprechen "Bargeld zu zahlen" durch den Staat entbunden wurde. Es handelte sich damals um Banknoten der einzelnen privaten Banken, welche diese auf Forderung des Bankguthabenbesitzers gegen Goldmünzen des Staats eintauschen mussten. Aber auch wenn keine Einlösepflicht in staatliche Goldmünzen bestand, waren die Banknoten noch nicht wertlos, sondern sie konnten jederzeit für Zahlungen an die Bank selbst verwendet werden. Die Bank musste zumindest die eigenen Banknoten als Zahlungsmittel akzeptieren. Diese Banknoten kann man ohne Weiteres mit unserem heutigen Giralgeld vergleichen.
Solange Du meine Texte nicht wirklich liest oder nur den Teil, den Du für Deine Interpretation meiner Texte für sinnvoll hältst, erübrigt sich hier eigentlich jede weitere Diskussion. Auch wäre es nett, wenn Du das Wesentlich aus
Mehrling:
/ "Much of the ink spilled on the vexed question of whether money is exogenous or endogenous could have been saved by greater clarity about the level of analysis. Everyone accepts that credit is endogenous, so the question of whether money is endogenous depends on whether the assets covered under the operative definition of money are more nearly promises to pay, or means of payment. The fact that what appears as credit and money depends on one’s point of view implies that what appears as endogenous and exogenous is equally context-specific. Taking the entire hierarchy of money as the object of analysis, rather than just money or just credit, allows one to place the insights of competing schools in their proper context. Not currency school or banking school, but both, each in its proper place." ("What is Monetary Economics About?, S. 2, FN 3)/
Der Ausschließlichkeitsstreit, den Du führen willst, sieht genau das nicht und rennt sich deshalb in einer der beliebten Sackgassen der Geschichte der Kontroversen in der Geldtheorie fest, die zu fruchtlosem Gezanke und praktischer Handlungsunfähigkeit führt.
Würde man Zentralbanken wieder abschaffen (Du hältst sie ja - wie Axel Grimm auch - für überflüssig), wäre das Geschrei nach einem LOLR bald wieder recht groß. Was aber auch Mehrling ausblendet, ist, daß die ZB eigentlich mit dem Staat zusammenarbeiten müßte bei der Bewältigung von FInanzkrisen, um die too big to fail" Machtstrategie der Banken auszuschalten.
Hier verstehst Du mich nicht recht, s. a.
>
> Noch einiges zu meinen Quellen:
> Zu bargeldlosen Überweisungen verweise ich auf das Schülerbuch "Geld und Geldpolitik" der Bundesbank, Stand: Januar 2014, ab Seite 56. Dort wird aufgeführt, das Überweisungen mittels Korrespondenzbankgeschäften oder über Gironetze der Bankgruppen erfolgen. Die BuBa: "Banken ohne eine solche Einbindung bietet die Deutsche Bundesbank den Zugang zum bargeldlosen Zahlungsverkehr." und dann weiter:
> "Die Bundesbank hat eigene Verfahren aufgebaut, die die übrigen Gironetze ergänzen."
>
> Eine weitere Möglichkeit wird von der BuBa nicht erwähnt; es sind dies die Clearinginstitutionen.
Das ist doch alles völlig klar und von mir und Mehrling unbestritten, s.o. Clearinghouses sind als private entstanden, de facto gehört das multilaterale Clearing ja zu den Services, für die Banken überhaupt entstanden sind. Und es gibt auch weiterhin private Clearinghäuser, die ZB ist AUCH ein Clearinghaus. Der Witz ist doch gerade auch, daß die LOLR-Funktion von PRIVATEN BANKEN zuerst erfunden wurde. Auch die Clearinghouses saldieren Forderungen z.B. zw. Bank A und Bank B, den Restsaldo begleicht die Schuldnerbank (z.B. A) ggü. B dann in Form von Forderungen ggü. dem Clearinghaus (d.h. Verbindlichkeiten der nächsthöheren Ebene der Kredithierarchie). *Genau das *beschreibt Mehrling doch mit seinem Text zur Hierarchy of Credit/Money.
Die ZB ist aber ein SPEZIELLES Clearinghaus, das eine Monopolstellung ggü. dem Rest der inländischen Wirtschaft hat und eben nicht illiquide werden kann, weil sie Forderungen in selbst produziertem ZM begleichen kann. Eben diese Sonderstellung willst Du offensichtlich ALLEN Banken zusprechen, wenn ich Dich recht verstehe -
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Mehrbankensystem
und das ist empirisch einfach nicht korrekt, wie jeder Bankrun zeigt und wie v.a. 2008ff. zeigt (FED-Aktionen).noch Rudi:
Hätte es da keine FED gegeben, würden wir vermutlich nicht so gemütlich am PC sitzen und solche Basics diskutieren, sondern die Einsichten wären klar, weil von einer großen Depression genauso erzwungen wie in den 1930ern.
>
> Die Bundesbank rückt damit die Überweisungen außerhalb ihres eigenen Netzes in den Fokus.
>
> Empfehlenswert auch die Schrift der ONB zu Zahlungsverkehrssystemen.
> https://www.oenb.at/Zahlungsverkehr/Zahlungsverkehrssysteme.html
> und den zugehörigen Zahlungsverkehrsbericht
> https://www.oenb.at/dam/jcr:220880df-945a-4be0-b5f7-d1d8da43537c/Zahlungsverkehrsbericht%202009.pdf
> Auch andere Stellen im Netz informieren recht neutral wie die Seite
> http://www.zahlungsverkehrsfragen.de/ueberweisung/ueberweisungs-verrechnung-girokreise
>
> Die Seite
> http://www.eacha.org/members.php
> führt zum Beispiel die 26 Clearinginstitutionen in der European Automated Clearing House Association (EACHA) auf, von denen die überwiegende Zahl nichts mit Zentralbanken zu tun haben, wie z. B. die beiden größten, EQUENS und VOCALINK.
> Wie die ONB so schön ausdrückt, geschieht das Clearing mit "Kommerzbankgeld" (Geschäftsbanken-Buchgeld). Forderungen werden in Kommerzbankgeld ausgeglichen.
>
> Gleichgültig welche Clearinginstitution eingeschaltet ist, wird am Ende des Tages eine Aufrechnung erfolgen.
Genau. Und dabei wird in der Regel ein Restsaldo verbleiben, der in einem Zahlungsmittel zu begleichen ist, das der Schuldner nicht selbst schaffen kann - wobei der Gläubiger unter Umständen aber eben auch akzeptiert, den Saldo erstmal als Kreditforderung stehen zu lassen.
Beispiel: ich (Bank A) schulde Dir (Bank B) am Ende des Tages 10 000, du schuldest mir 9 000. Nach Clearing schulde ich Dir 1 000. Jetzt kannst Du sagen, du willst von mir 1000 ZBG überwiesen haben. Oder ich sage, hey, ich zahle Dir das in 30 Tagen, Du akzeptierst, und so schieben wir die jeweiligen Restsalden einfach immer weiter vor uns her, was unproblematisch ist, solange sie nicht allzu groß werden. Typische Boom-Situation.
Was aber, wenn ich Dir 1 000 schulde und bei Dir stehen die Kunden Schlange und wollen sich ihre Guthaben in bar auszahlen lassen? Wirst Du dann nicht mir gegenüber darauf bestehen, daß ich Dir die 1 000 in ZBG überweise, damit Du die Forderungen Deiner Kunden bedienen kannst? Typische Bust-Situation.
Noch Wolfgang:> Fehlende Zahlungsmittel müssen dann auf dem Kreditwege in dem System für einen Ausgleich sorgen.
s.o.
Bitte ein konkretes Beispiel, damit ich wirklich genau verstehe, wie Du es meinst und Dich nicht fehlinterpretiere.
Was aber war Auslöser und was waren die Folgen?
> Wer diese Zahlungsmittel im Detail zur Verfügung stellt, ist dabei zweitrangig.
Ja, aber in jedem Fall sind es ZM die der Schuldner nicht selbst produzieren kann und in denen er deswegen illiquide werden kann. Es sind ZM einer nächsthöheren Ebene des Kredit-/Geldsysstems ob die nun "Goldmünzen", "Verbindlichkeiten eines privaten Clearinghaus", "Zentralbanknoten" oder "Verbindlichkeiten der Zentralbank" heißen.
Und wer diese zur Verfügung stellen KANN (und will), ist situationsabhängig, siehe wiederum 2008ff.
Das Clearinghäuser eine höhere Ebene bilden ist im Modell von Mehrling so eingebaut. Kann man so sehen, muss es aber nicht.
> Im EMZ der BuBa werden ca 15 % der Zahlungen in Deutschland abgewickelt, d. h. 85 % erfolgen über direkte Korrespondenzbankbeziehungen zwischen Banken, über Korrespondenzbankbeziehungen zwischen Giroringen oder aber über andere europäische Clearinghäuser.
> Für den Ausgleich der Tagessalden stehen damit viele Möglichkeiten offen. Die ZB-Salden bilden gemäß ihrem Beitrag an Überweisungen nur einen relativ geringen Anteil. Clearinghäuser benutzen jedoch für den Saldenausgleich, zumindest habe ich das bei EBA so gelesen, Target2 und damit ZB-Geld.
Na, was denn sonst? Die nächsthöhere Ebene des Kredits eben. Private Clearinghäuser sind auch eine Ebene über den Geschäftsbanken. Die Hierarchie hat viele Ebenen, nicht nur die 4 "Nichtbanken, Geschäftsbanken, Zentralbank, international money".
Wie heißt denn eigentlich dieses "international money"?
Wie bereits oben erwähnt orientiert sich meine Beschreibung wesentlich am tatsächlichen Ablauf im Bankensystem. Ich beschreibe keine Zusammenhänge für die Boom oder die Bust-Phase, sondern versuche das Bankwesen, unabhängig von den jeweiligen Phasen zu erläutern. Die Ausnahmesituation eines Bank Runs mit seinen Auswirkungen und den erforderlichen Gegenmaßnahmen, die nur noch von einer ZB ergriffen werden können ist sicherlich noch als gesondertes Kapitel im Wiki zu erwähnen, jedoch nicht ohne die Auslöser einer solchen Krise näher zu bezeichnen. Der Bank Run ist nur eine Folgeerscheinung.
> Ob dies auch bei anderen Clearinghäusern so zutrifft, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Verwendung von Zentralbank-Buchgeld ist sicher die praktisch naheliegende Lösung, da dessen Akzeptanz allgemein außer Zweifel steht, auch wenn es kein "gesetzliches Zahlungsmittel" darstellt.
Also, Hand aufs Herz: was ist und wie funktioniert für Dich ein Bank Run? Eine Bankenkrise wie die von 1931 oder 2008? Warum funktioniert da plötzlich das Banking Principle nicht mehr, und das currency principle taucht auf, und alle wollen Cash sehen?
Für den Boom beschreibst Du die Abläufe ja korrekt, Du verallgemeinerst Du falsch (die CurrencyTheoretiker machen denselben Fehler andersherum, und das kritisierst Du zu Recht). Ich meine, 8 Jahre nach 2008 sollte man so langsam in der Lage sein, Finanzkrisen und Bank Runs zu verstehen und nicht - wie die herrschende Ökonomie - aufgrund verkürzter Theorie auszublenden und das auch noch zu verteidigen.
ohne Antwort
Ich schätze Deine entspannte Art sehr, aber kann Deine Sichtweise leider nicht teilen und hoffe, daß ich halbwegs klarmachen konnte, warum. Mir fällt auch auf, daß Du nie nachfragst, sondern nur Deine Sicht verteidigst (eine häufige und verständliche Gewohnheit in unserer westlichen Diskussionskultur). Der gemeinsamen Erkenntnisfindung dient das m.E. nicht so sehr, aber vielleicht meinst Du ja, die nicht zu brauchen, weil Du sie bereits hast.
Beste Grüße
Rudi Müller
Beste Grüße
Wolfgang
- Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld, moneymind, 08.06.2016
- Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld, Rudolf Müller, 09.06.2016
- Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld, moneymind, 10.06.2016
- Re: [AG-GOuFP] [ ] [] Zentralbankgeld, Rudolf Müller, 11.06.2016
- Re: [AG-GOuFP] [] Zentralbankgeld, moneymind, 14.06.2016
- Re: [AG-GOuFP] [] Zentralbankgeld, Rudolf Müller, 15.06.2016
- Re: [AG-GOuFP] [] Zentralbankgeld, moneymind, 14.06.2016
- Re: [AG-GOuFP] [ ] [] Zentralbankgeld, Rudolf Müller, 11.06.2016
- Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld, moneymind, 10.06.2016
- Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld, Rudolf Müller, 10.06.2016
- Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld, Rudolf Müller, 09.06.2016
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