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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld

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Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [[AG-GOuFP]] [] Zentralbankgeld
  • Date: Fri, 10 Jun 2016 08:08:27 +0200

Hallo Wolfgang,

im Wiki-Beitrag habe ich noch einige Ergänzungen vorgenommen, so z.B. am 3.6 den Zusatz

"tritt als "Lender of last resort" -Kreditgeber letzter Instanz- für Banken in finanziellen Notsituationen auf"

Dies betrifft dann auch indirekt Deine unten gestellten Fragen. Zu den Fragen ansonsten weiter unten im Text.

Am 08.06.2016 um 11:36 schrieb moneymind:
Hallo Rudolf,

Ich hoffe, dass mit dem Wiki-Beitrag die Stellung des Zentralbankgeldes in der tatsächlich existierenden Wirtschaft konkretisiert werden kann.

Bei Deiner Sichtweise würde mich - Deine Antworten auf folgende Fragen interessieren:


1) Was genau hat die FED 2008 gemacht?
Zur Beantwortung dieser Frage besitzt Du sicher bedeutend mehr Informationen als ich und kannst diese deshalb auch besser selbst beantworten.
2) Was wäre passiert, wenn es in dieser Situation es keine Zentralbank gegeben hätte?
Ohne Zentralbanken wäre es wahrscheinlich zu größeren Einbrüchen im Finanzwesen und damit auch in der Wirtschaft gekommen.
In meinem Beitrag habe ich die horizontale Einordnung auch nur auf die Geldschöpfung und den Zahlungsverkehr bezogen gesehen. In diesen zwei, kaum voneinander trennbaren Gebieten, spielt das Zentralbankgeld und die Zentralbank selbst nur eine, kaum von anderen Banken zu unterscheidende Rolle. Im internationalen Zahlungsverkehr wie auch im Massenzahlungsverkehr sind die Aktivitäten der Zentralbanken kaum nennenswert.
Mehrling behauptet, das Banken untereinander mit Zentralbankgeld und Zentralbanken untereinander mit "internatinal reserves" zahlen. Eine Aussage die sehr wenig mit der Realität zu tun. Es passt aber schön ins eigene Modell.
https://www.youtube.com/watch?v=nmu6MCF7nKs&list=PLA8B567A3718B4AC4
ab Minute 4
Seine Aussage,
"... because the liabilities of the higher layers are the money that the lower layers use"
kann mich nicht überzeugen. Es wird der Anschein erweckt, dass nur die Verbindlichkeiten der höheren Ebene für die darunter liegenden Ebene Geld im Sinne von Zahlungsmitteln seien. Dass Banken untereinander sowohl national wie auch international Zahlungen ohne Zentralbankgeld durchführen, wird dabei nicht erwähnt.

Mehrlings Vereinfachungen gehen mE zu weit, da grundlegende Zusammenhänge in der übergeordneten Gesamtshow einfach vernachlässigt werden.

Noch einiges zu meinen Quellen:
Zu bargeldlosen Überweisungen verweise ich auf das Schülerbuch "Geld und Geldpolitik" der Bundesbank, Stand: Januar 2014, ab Seite 56. Dort wird aufgeführt, das Überweisungen mittels Korrespondenzbankgeschäften oder über Gironetze der Bankgruppen erfolgen. Die BuBa: "Banken ohne eine solche Einbindung bietet die Deutsche Bundesbank den Zugang zum bargeldlosen Zahlungsverkehr." und dann weiter:
"Die Bundesbank hat eigene Verfahren aufgebaut, die die übrigen Gironetze ergänzen."

Eine weitere Möglichkeit wird von der BuBa nicht erwähnt; es sind dies die Clearinginstitutionen.

Die Bundesbank rückt damit die Überweisungen außerhalb ihres eigenen Netzes in den Fokus.

Empfehlenswert  auch die Schrift der ONB zu Zahlungsverkehrssystemen.
https://www.oenb.at/Zahlungsverkehr/Zahlungsverkehrssysteme.html
und den zugehörigen Zahlungsverkehrsbericht
https://www.oenb.at/dam/jcr:220880df-945a-4be0-b5f7-d1d8da43537c/Zahlungsverkehrsbericht%202009.pdf
Auch andere Stellen im Netz informieren recht neutral wie die Seite
http://www.zahlungsverkehrsfragen.de/ueberweisung/ueberweisungs-verrechnung-girokreise

Die Seite
http://www.eacha.org/members.php
führt zum Beispiel die 26 Clearinginstitutionen in der  European Automated Clearing House Association (EACHA) auf, von denen die überwiegende Zahl nichts mit Zentralbanken zu tun haben, wie z. B. die beiden größten, EQUENS und VOCALINK.
Wie die ONB so schön ausdrückt, geschieht das Clearing mit "Kommerzbankgeld" (Geschäftsbanken-Buchgeld). Forderungen werden in Kommerzbankgeld ausgeglichen.

Gleichgültig welche Clearinginstitution eingeschaltet ist, wird am Ende des Tages eine Aufrechnung erfolgen. Fehlende Zahlungsmittel müssen dann auf dem Kreditwege in dem System für einen Ausgleich sorgen. Wer diese Zahlungsmittel im Detail zur Verfügung stellt, ist dabei zweitrangig. Im EMZ der BuBa werden ca 15 % der Zahlungen in Deutschland abgewickelt, d. h. 85 % erfolgen über direkte Korrespondenzbankbeziehungen zwischen Banken, über Korrespondenzbankbeziehungen zwischen Giroringen oder aber über andere europäische Clearinghäuser. Für den Ausgleich der Tagessalden stehen damit viele Möglichkeiten offen. Die ZB-Salden bilden gemäß ihrem Beitrag an Überweisungen nur einen relativ geringen Anteil. Clearinghäuser benutzen jedoch für den Saldenausgleich, zumindest habe ich das bei EBA so gelesen, Target2 und damit ZB-Geld. Ob dies auch bei anderen Clearinghäusern so zutrifft, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Verwendung von Zentralbank-Buchgeld ist sicher die praktisch naheliegende Lösung, da dessen Akzeptanz allgemein außer Zweifel steht, auch wenn es kein "gesetzliches Zahlungsmittel" darstellt.

Beste Grüße
Rudi Müller
Gruß
Wolfgang





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