ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
- To: Tensor <Tensor AT Piraten-lsa.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Wie entsteht Vermögen?
- Date: Thu, 24 Sep 2015 11:57:06 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
„Wir müssen den monetären Mechanismus kontrollieren, damit er nicht nur den Spekulanten zugute kommt, sondern der ganzen Gesellschaft.“ John M. Keynes, britischer Ökonom, 1930
Am 24.09.2015 um 11:36 schrieb Tensor <Tensor AT Piraten-lsa.de>:
muss die Geldmenge jährlich wachsen
M.E. liegt der Druck die Geldmenge zu erhöhen nur zu einem kleinen Teil in der Realwirtschaft. Der eigentliche Druck kommt vom Finanzsektor, der an der Ausweitung der Geldmenge durch eigene Geldschöpfung verdient.
"Verdient?" - Na ja - die behaupten doch immer, sie nehmen sich nur das, was ihnen den geltenden Regeln nach zusteht. Also müssen die Regeln geändert werden. Aber vom "Verdienen" kann wohl keine Rede sein, wenn die einzige Arbeit darin besteht, Excel-Tabellen so auszufüllen, dass unterm Strich ein nettes Sümmchen herausspringt. Klar - auch das gelingt nicht immer und klar- das gilt auch nicht für alle Banker/n.
Die enorme Ausweitung der Geldmenge in den letzten Jahrzehnten ist m.E. weniger ein ökonomisches „Muss“, sondern ein Mittel zur Ausbeutung.
(oder die Umlaufgeschwindigkeit, was aber unrealistisch ist).
M.E. sollte die Umlaufgeschwindigkeit nicht nur auf die Realwirtschaft beziehen, sondern auch den Finanzsektor mit einschließen. Allein durch das Highspeed-Trading dürfte sich die Umlaufgeschwindigkeit drastisch erhöht haben.
D.i. wohl wahr. Die Länge eines Patchkabels kann in bestimmten Situationen über Wohl und Wehe eines Börsenmaklers entscheiden. Hier geht es ausnahmsweise NICHT um das längste, sondern um das kürzeste. Nanosekunden entscheiden darüber, ob ein automatisch generierter Trade-Request rechtzeitig vor dem des lieben Nachbarn auf dem Parkett eintrifft.
Day-Trading? Ich glaube, das ist inzwischen nahezu ausgestorben.
OB Arne hier recht hat und man die Umlaufgeschwindigkeit der "(lt Huber) 75% (lt. Arne) Falschgeld" zu Spekulationszwecken kriegsentscheidend für die Geldmenge ist - das sollten wir alle vielleicht durchdenken. Ich weiß darauf jedenfalls keine faktengestützte Antwort.
...aber wirklich nur formal.2. Eine höhere Geldmenge ist durch Waren und Sachwerte gedeckt,
Das ist eine steile These. Wie begründest du sie?
Geld und insbesondere Kreditgeld wird m.E. nicht besser, wenn es durch einen Sachwert gedeckt wird. - Im Gegenteil, die Geldmengensteuerung wird durch die Bindung an einen Sachwert unnötig behindert.
weil mehr hergestellt wird, es ist also in Ordnung die Geldmenge zu erhöhen.
3. Diese Deckung wird durch Wertschöpfung geschaffen. Gäbe es eine höhere Geldmenge und keine Wertschöpfung, dann würde der Geldwert implizit sinken.
Auf den ersten Blick scheint diese These plausible. Ich hatte deshalb vor Jahren anhand der offiziellen Zahlen der Bundesbank die Zeitreihen der Inflation und der Geldmenge verglichen. Ich war überrascht es gab sehr viele Perioden mit sinkender Inflationsrate und steigender Geldmenge.
Für mich ist unstreitig, dass es zwischen der Geldmenge und dem Tausch-Wert des Geldes einen Zusammenhang geben muss. Gäbe es diesen Zusammenhang nicht, dann könnte man getrost jedem seine eigene Gelddruckmaschine gönnen.
Nur relativ knappe Güter haben in einer Tauschwirtschaft einen Tauschwert. Dabei hängt die relative Knappheit von der Angebots- und Nachfragefunktion ab.
Und in diesen Angebots- und Nachfragefunktionen ist die reale Wertschöpfung nur ein Faktor unter anderen. Zu den anderen Faktoren zähle ich nicht nur die Lohnstückkostenentwicklung, sondern insbesondere viele Produkte des Finanzsektors. Hier wird formal eine gigantische Wertschöpfung betrieben,
...oder auch das Inumlaufbringen von Falschgeld. So versteh' ich das viel besser.die m.E. bei genauer Betrachtung keinen eigenen Wert hat. Der Wert kommt nur dadurch zustande, dass mit Einkommen aus dieser „Wertschöpfung“ in der Realwirtschaft genauso Güter gekauft werden können, wie mit Einkommen aus der Produktion von Waren und Dienstleistungen aus der Realwirtschaft. Das ist das, was ich die Ausbeutung der Realwirtschaft durch den Finanzsektor nenne.
Beachten: Inflation ist damit nicht gemeint, denn die ist als Preis eines bestimmten Warenkorbs definiert. Hier ist die Deckung des gesamten Geldvermögens durch real Kaufbares gemeint.
Ich denke, diese These steht und fällt mit der Abgrenzung von Geldvermögen und real Kaufbarem sowie dessen Bewertung. Laut Statistischem Bundesamt / Bundesbank betrug 2013 das Geldvermögen ca. 5 Bill. € und Gebrauchs-, Anlagevermögen und bebautes Land zusammen ca. 7 Bill. €. Dieses Verhältnis war in den letzten 20 Jahren ähnlich. http://politik-almanach.de/wp-content/uploads/2015/07/entwicklung_destatis.gif
Selbst wenn man 5 und 7 als ungefähr gleich durchgehen lässt, ist mir der sachlogische Zusammenhang zwischen Geldwert einerseits und dem Verhältnis von Geldvermögen und real Kaufbares nicht klar.
Wenn unter Geldwert nicht die Kaufkraft des Geldes gemeint ist, und nicht anhand eines Warenkorb berechnet wird, wie sollte er dann deiner Meinung nach berechnet werden? Und wenn das Verhältnis von Geldvermögen und restlichem Vermögen in den letzten 20 Jahren ungefähr 5:7 betrug, bedeutet das für dich, dass der Geldwert sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert hat?
Viele GrüßeArne
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- [AG-GOuFP] Fwd: Re: Wie entsteht Vermögen?, Tensor, 24.09.2015
- Re: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Wie entsteht Vermögen?, Christoph Mayer, 24.09.2015
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