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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Tensor <Tensor AT Piraten-lsa.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Wie entsteht Vermögen?
- Date: Thu, 24 Sep 2015 11:36:19 +0200
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-------- Weitergeleitete Nachricht -------- Betreff: Re: [AG-GOuFP] Wie entsteht Vermögen? Datum: Thu, 24 Sep 2015 10:15:57 +0200 Von: Tensor <Tensor AT Piraten-lsa.de> An: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de> Am 24.09.2015 um 00:59 schrieb Arne
Pfeilsticker:
könntest du bitte die Zusammenhänge näher erläutern, weil
mir sind auch einige Punkte nicht klar.
Die allgemeine Definition für Sparlücke ist, dass in
einer Volkswirtschaft mehr investiert als gespart wird.
Diese Sparlücke wird dann nach herrschender Lehrer durch
eine Kombination von folgenden Maßnahmen ausgeglichen:
Die herrschende Lehre geht jedoch von der
Vorstellung aus, dass Banken Geld von den Sparern
einsammeln und an die Investoren in Form von Krediten
weiter leiten. Diese Vorstellung wäre in einem reinen
Bargeld- oder Vollgeldsystem richtig, aber in unserem
derzeitigen Währungssystem bedeutet sparen Geld vernichten
und Kreditvergabe Geld schöpfen. Diese Aussage gilt nur
zwischen Banken und Nichtbanken und die Geldvernichtung
und Geldschöpfung ist auf Zeit.
?
In unserem derzeitigen Währungssystem werden
keine Spareinlagen für die Kreditvergabe benötigt. Sparen
und Kreditvergabe sind zwischen Banken und Nichtbanken
unabhängige Prozesse. Bei einer horizontalen
Kreditvergabe, wie z.B. Krediten zwischen Nichtbanken ist
das anders. Hier muss der eine tatsächlich das Geld
gespart haben, um es als Kredit vergeben zu können. Aber
die Kreditvergabe zwischen Nichtbanken ist verhältnismäßig
klein.
Wenn also das sparen und investieren zum
größten Teil nichts miteinander zu tun haben, dann kann
eine Sparlücke auch nicht Ursache für eine Anstieg der
Geldmenge sein.
Auch diese Aussage gilt m.E. im Wesentlichen nur für ein
Bargeld- oder Vollgeldsystem, aber nur sehr bedingt in
unserem derzeitigen Geldsystem.
Horten ist m.E. ein Symptom aber keine Ursache für die
Geldmengenausweitung. Die Ursache liegt m.E. an einer
erheblichen Ungleichverteilung der Einkommen und der
Bereitschaft Aller sich zu verschulden.
Selbst wenn diejenigen, die Geld „horten“, dieses Geld
ausgeben würden, könnte das Hortungs“problem" nicht gelöst
werden, wenn dieses Geld unterm Strich wieder mehrheitlich
bei denen landet, deren Einnahmen größer sind, als ihre
Ausgaben. Das ist dieser Umverteilungseffekt von Unten nach
Oben.
Hast du statistische Unterlagen, die diese These
unterstützen? Ich würde den Zusammenhang der sog.
Transaktionskasse eher mit der Menge der Transaktionen und
damit mit dem BIP in Korrelation sehen, als mit der
Produktivität einer Volkswirtschaft.
M.E. liegt der Druck die Geldmenge zu erhöhen nur zu
einem kleinen Teil in der Realwirtschaft. Der eigentliche
Druck kommt vom Finanzsektor, der an der Ausweitung der
Geldmenge durch eigene Geldschöpfung verdient.
"Verdient?" - Na ja - die behaupten doch immer, sie nehmen sich nur das, was ihnen den geltenden Regeln nach zusteht. Also müssen die Regeln geändert werden. Aber vom "Verdienen" kann wohl keine Rede sein, wenn die einzige Arbeit darin besteht, Excel-Tabellen so auszufüllen, dass unterm Strich ein nettes Sümmchen herausspringt. Klar - auch das gelingt nicht immer und klar- das gilt auch nicht für alle Banker/n. Die enorme Ausweitung der Geldmenge in den letzten
Jahrzehnten ist m.E. weniger ein ökonomisches „Muss“,
sondern ein Mittel zur Ausbeutung.
M.E. sollte die Umlaufgeschwindigkeit nicht nur auf die
Realwirtschaft beziehen, sondern auch den Finanzsektor mit
einschließen. Allein durch das Highspeed-Trading dürfte sich
die Umlaufgeschwindigkeit drastisch erhöht haben.
D.i. wohl wahr. Die Länge eines Patchkabels kann in bestimmten Situationen über Wohl und Wehe eines Börsenmaklers entscheiden. Hier geht es ausnahmsweise NICHT um das längste, sondern um das kürzeste. Nanosekunden entscheiden darüber, ob ein automatisch generierter Trade-Request rechtzeitig vor dem des lieben Nachbarn auf dem Parkett eintrifft. Day-Trading? Ich glaube, das ist inzwischen nahezu ausgestorben. OB Arne hier recht hat und man die Umlaufgeschwindigkeit der "(lt Huber) 75% (lt. Arne) Falschgeld" zu Spekulationszwecken kriegsentscheidend für die Geldmenge ist - das sollten wir alle vielleicht durchdenken. Ich weiß darauf jedenfalls keine faktengestützte Antwort.
Das ist eine steile These. Wie begründest du sie?
Geld und insbesondere Kreditgeld wird m.E. nicht besser,
wenn es durch einen Sachwert gedeckt wird. - Im Gegenteil,
die Geldmengensteuerung wird durch die Bindung an einen
Sachwert unnötig behindert.
Auf den ersten Blick scheint diese These plausible. Ich
hatte deshalb vor Jahren anhand der offiziellen Zahlen der
Bundesbank die Zeitreihen der Inflation und der Geldmenge
verglichen. Ich war überrascht es gab sehr viele Perioden
mit sinkender Inflationsrate und steigender Geldmenge.
Für mich ist unstreitig, dass es zwischen der Geldmenge
und dem Tausch-Wert des Geldes einen Zusammenhang geben
muss. Gäbe es diesen Zusammenhang nicht, dann könnte man
getrost jedem seine eigene Gelddruckmaschine gönnen.
Nur relativ knappe Güter haben in einer Tauschwirtschaft
einen Tauschwert. Dabei hängt die relative Knappheit von der
Angebots- und Nachfragefunktion ab.
Und in diesen Angebots- und Nachfragefunktionen ist die
reale Wertschöpfung nur ein Faktor unter anderen. Zu den
anderen Faktoren zähle ich nicht nur die
Lohnstückkostenentwicklung, sondern insbesondere viele
Produkte des Finanzsektors. Hier wird formal eine
gigantische Wertschöpfung betrieben,
die m.E. bei genauer Betrachtung keinen eigenen Wert hat.
Der Wert kommt nur dadurch zustande, dass mit Einkommen aus
dieser „Wertschöpfung“ in der Realwirtschaft genauso Güter
gekauft werden können, wie mit Einkommen aus der Produktion
von Waren und Dienstleistungen aus der Realwirtschaft. Das
ist das, was ich die Ausbeutung der Realwirtschaft durch den
Finanzsektor nenne.
Ich denke, diese These steht und fällt mit der Abgrenzung
von Geldvermögen und real Kaufbarem sowie dessen Bewertung.
Laut Statistischem Bundesamt / Bundesbank betrug 2013 das
Geldvermögen ca. 5 Bill. € und Gebrauchs-, Anlagevermögen
und bebautes Land zusammen ca. 7 Bill. €. Dieses Verhältnis
war in den letzten 20 Jahren ähnlich. http://politik-almanach.de/wp-content/uploads/2015/07/entwicklung_destatis.gif
Selbst wenn man 5 und 7 als ungefähr gleich durchgehen
lässt, ist mir der sachlogische Zusammenhang zwischen
Geldwert einerseits und dem Verhältnis von Geldvermögen und
real Kaufbares nicht klar.
Wenn unter Geldwert nicht die Kaufkraft des Geldes
gemeint ist, und nicht anhand eines Warenkorb berechnet
wird, wie sollte er dann deiner Meinung nach berechnet
werden? Und wenn das Verhältnis von Geldvermögen und
restlichem Vermögen in den letzten 20 Jahren ungefähr 5:7
betrug, bedeutet das für dich, dass der Geldwert sich in den
letzten 20 Jahren nicht verändert hat?
Viele Grüße
Arne
|
- [AG-GOuFP] Fwd: Re: Wie entsteht Vermögen?, Tensor, 24.09.2015
- Re: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Wie entsteht Vermögen?, Christoph Mayer, 24.09.2015
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