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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Varoufakis: Schäuble's Plan for Europe (kommenden Do in der ZEIT, vorab am blog)

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ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Varoufakis: Schäuble's Plan for Europe (kommenden Do in der ZEIT, vorab am blog)


Chronologisch Thread 

Am 14.07.15 um 17:38 schrieb Rudi:
>
> Das hier solltest du mal mit Grafiken darstellen:
> http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Ivl1705/Internationaler_Zahlungsverkehr#Hypothese:_Die_Verschuldung_eines_Landes_wird_jedesmal.2C_wenn_ein_Land_ein_Auslandsdarlehen_zur_Finanzierung_der_einheimischen_Wirtschaft_aufnimmt.2C_pathologisch_um_eben_diesen_Betrag_verdoppelt.

Hätte ich auch gerne gemacht. Mir ist aber noch kein Weg eingefallen,
das anschaulich umzusetzen. Mir ist die Bedeutung von Visualisierung um
komplexe Zusammenhänge deutlich zu machen, durchaus bewusst.

In
<https://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Geldtheorien_Systematik>

habe ich die unterschiedlichen Geldtheorien mal aufbereitet und die
Bewertung dieser Ansätze durch einen farbigen Hintergrund markiert. Rot
bedeutet Logikfehler, konkret heißt das, die Ansätze beruhen auf einem
Zirkelschluss. Gelb bedeutet konsistent, d.h. in sich fehlerfrei. Jedoch
beisst sich der Ansatz mit einem anderen Topic aus dem ökonomischen Kanon.

Wenn man dies als Ampelmetapher weiterführt, wäre ein geldtheoretischer
Ansatz grün zu unterlegen, wenn er in sich fehlerfrei ist und sich
konsistent in die Ökonomie integrieren lässt.

> Ehrlich gesagt habe ich nicht verstanden, was Du der Menschheit damit
> sagen wolltest.

Was dahintersteckt ist doch dies: Wenn man nationale Volkswirtschaften
zu einer Weltwirtschaft hochaggregiert und der Welthandel mit der
nationalen Währung eines Landes abgewickelt wird, so entsteht ein
ungerechtfertigter Vorteil für dieses Land. Abhilfe kann geschaffen
werden, indem der internationale Zahlungsverkehr durch eine neutrale
supranationale Institution abgewickelt wird. Das ist der eigentliche
wirtschaftswissenschaftliche Gehalt des Bancor. Es ist der Verdienst des
realwirtschaftlich denkenden J.M. Keynes, dass der Exportüberschuss
(=Geldüberschuss) eines Landes gleichzeitig eine 'Güterschuld' an das
Ausland darstellt. Die Idee hinter dem Bancor, der noch als Korbwährung
konzipiert war, stellt in meinen Augen einen essentiellen Baustein einer
Kooperativ verfassten Weltwirtschaftsordnung dar.

Das ist auch der Gehalt in Varoufakis Parabel vom globalen Minotaurus:
Er betrachtet, ähnlich wie Flassbeck das fixe Wechselkurs-Regime unter
Bretton-Woods als das 'goldene Zeitalter des Kapitalismus': Die
US-Exportüberschüsse wurden sofort im Ausland (Europa/Japan) investiert
(Stichwort: Marshall-Plan) und sorgten dort für eine prosperierende
Entwicklung. Diesen Transformationsprozess bezeichnet Varoufakis als
Globalen Überschuss-Recycling Mechanismus. Geopolitisch war das
nützlich, ein stabiles Bollwerk vor der Haustür der verhassten
kommunistischen Regimes (Warschauer Pakt/China) zu haben.

Nach der Freigabe des Dollarkurses 1971 stellten die USA fest, dass das
Spiel auch in der anderen Richtung funktioniert: Die mittlerweile
wirtschaftlich erstarkten Länder (vorrangig D und Japan; später auch
Südost-Asien) exportierten ihrerseits ihre Handelsüberschüsse, die am
US-Markt begierig angenommen wurden. Im Gegenzug überschütteten die
US-Finanzplätze die Weltwirtschaft mit Finanzkapital und sicherten sich
auf diese Weise die politische Dominanz.

Auf regionaler Ebene haben wir innerhalb der Eurozone eine vergleichbare
Machtkonstellation wie nach dem nach dem 2. Weltkrieg. Der
'Exportweltmeister' Deutschland produziert Überschüsse ohne Ende ähnlich
den USA damals. Für alle Länder der Eurozone ist der Euro aber quasi
'Fremdwährung'. D nimmt, dank seiner Überschüsse eine ähnliche Rolle
ein, wie die USA damals. Im Unterschied zu den USA damals verweigert
sich D jedoch einem regionalen Überschuss-Recycling Mechanismus um seine
politische Vormachtstellung zu erhalten. Das dürfte das Resume der
Verhandlungen mit GR der letzten Monate sein.

Das 'Souveränitätsverschuldungs Theorem' sagt letztlich folgendes: So
wie Banken heute verfasst sind, sorgen sie für eine Umverteilung von arm
nach reich, die ökonomisch nicht gerechtfertigt ist. Aber nicht nur arme
Länder sind davon betroffen, als Brandbeschleuniger befeuern sie das
globale Finanzcasino. Dies schwächt die Verhandlungsposition Deutschland
und dürfte vor allem die Südperipherie und das Baltikum gegen sich
aufbringen. Der Übergang zu einer 'European Clearing Union' ist eine
echte Win-Win-Win-Situation:
* Die verschuldeten Länder erhalten eine wirtschaftliche Perspektive
* Als monetäre Maßnahme fördert sie die Europäische Integration
* Die Eurozone wirkt global als Stabilitätsanker von nicht unerheblichen
ökonomischen Gewicht.

ivl1705









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