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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House
- Date: Sat, 07 Mar 2015 10:51:11 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hi David,
ja, private Banken agieren als multilaterale Clearingstellen - allerdings als Clearingstellen mit Profitinteresse (das Zentralbanken nicht haben). Damit haben ein Interesse an ungleichschrittiger Entwicklung von Käufen/Verkäufen, denn daran verdienen sie.
Zu sinnvollen Unterscheidungen von money / currency and credit (=sind nicht dasselbe, auch wenn in bestimmtem Umfang credit alle Geldfunktionen erfüllen kann) und zur Integration von currency school und banking school Mehrlings Betrachtung der "Hierarchy of Credit":
"*The fact that what appears as credit and money depends on one’s point of view* implies that what appears as endogenous and exogenous is equally *context-specific*. Taking the entire hierarchy of money as the object of analysis, rather than just money or just credit, allows one to place the insights of competing schools in their proper context. *Not currency school or banking school, but both, each in its proper place.*"
http://economics.barnard.edu/sites/default/files/inline/what_is_monetary_economics_about.pdf
Ein exzellenter und essentieller Text von Mehrling, und sollte Dir als Hegelianer unmittelbar einleuchten.
Zuende gedacht bedeutet er u.a.:
- Wir haben ein hierarchisches Kreditsystem mit verschiedenen Ebenen:
--- Nichtbanken, darüber:
--- Geschäftsbanken, darüber
--- Zentralbanken, darüber:
--- supranationale Zentralbanken (EZB)
Auf jeder Ebene findet bilaterales clearing statt, dann multilaterales clearing auf der nächsthöheren Ebene.
Die Restsalden nach multilateralem Clearing werden auf der nächsthöheren Ebene der Kreditpyramide mit "credit" der nächsthöheren Ebene ausgeglichen. In other words, aus der Perspektive der jeweiligen Ebene ist der "credit" der nächsthöheren Ebene jeweils "money", der "credit" der eigenen Ebene aber kein "money", sondern lediglich "credit".
- bisher haben wir keine internationale "Spitze" der Kreditpyramide (globale Zentralbank - wie von Keynes 1944 als Internationale Clearing Union vorgeschlagen)
- eine international clearing union würde die Restsalden zwischen den Zentralbanken global verrechnen (clearen).
Auf globaler Ebene würden sich dabei die Verbindlichkeiten der ICU (gegenüber Zentralbanken von Gläubigerländern) und ihre Forderungen (gegenüber Zentralbanken von Schuldnerländern) immer genau entsprechen, da global ja immer gilt: Forderungen = Verbindlichkeiten (in der konsolidierten Bilanz der Gesamtwirtschaft - und die würde die ICU dann ja führen - entsprechen sich aus logischen Gründen Forderungen und Verbindlichkeiten genau).
Das bedeutet, daß eine ICU im Gegensatz zu einer Geschäftsbank oder einer nationalen oder auch supranationalen Zentralbank praktisch kein Eigenkapital benötigen würde, da dies - wegen der konstanten Salden zwischen Forderungen und Verbindlichkeiten (=0) als Puffer auf dieser Ebene nicht benötigt würde.
Oder, in Stützel'schen Begriffen:
Partialsatz: in der Bilanz eines einzelnen Wirtschaftssubjekts kann die Summe aller Forderungen von der Summe aller Verbindlichkeiten abweichen, sodaß sich ein positives oder negatives Netto-Finanzvermögen (=Forderungen minus Verbindlichkeiten) ergibt (Netto-Finanzvermögen + "Sachvermögen" = Nettovermögen = Eigenkapital).
Satz zur Größenmechanik: ein einzelnes Wirtschaftssubjekt kann ein positives (negatives) Netto-Finanzvermögen nur in dem Maß erzielen, in dem die Komplementärgruppe ein negatives (positives) Netto-Finanzvermögen erzielt, hinnimmt oder erleidet.
Globalsatz: die Gesamtheit aller Wirtschafter kann weder ein positives noch negatives Netto-Finanzvermögen erzielen. Die Summe aller Forderungen und Verbindlichkeiten in der konsolidierten (aggregierten) Bilanz der Gesamtwirtschaft ist immer gleich Null. Das Nettovermögen der Gesamtwirtschaft entspricht immer dem Sachvermögen (aber auf der globalen Ebene macht der Vermögensbegriff keinen Sinn - er ist ein Partialbegriff).
Letzteres wäre in der Bilanz der ICU ganz praktisch der Fall. D.h. eine höhere Ebene kann es nicht mehr geben und wird nicht benötigt. Die ICU wäre der logische "Schlußstein" in einem "reinen Kreditgeldsystem" und bräuchte auch keine Noten zu emittieren. Ihre Verbindlichkeiten (Keynes: "bancor") wären "money" für die nationalen (und supranationalen) Zentralbanken, für die ICU selbst wäre "money" einfach nur eine Verrechnungseinheit.
Siehe auch diesen Faden:
https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=482368&pid=2268962&mode=threaded
David Finsterwalder schrieb:
Hey Wolfgang,
Falls du dich erinnern kannst, hatten wir eine kleine Auseinandersetzung bezüglich Steve Keens Artikel über Krugmann:
http://www.forbes.com/sites/stevekeen/2015/02/10/nobody-understands-debt-including-paul-krugman/
Du hast da als Gegenbeispiel die direkte Kreditnahme bei apple angeführt. Also Kauf mit später Zahlung. Ich hatte an diesem Punkt das Gefühl, dass die Bank hier aber eine Ausnahmestellung einnimmt, da es eben 2 Haftungsebenen gibt. Die Haftung für den Kredit des Gläubigers wird nicht auf das emittierte Geld übertragen. Mir war nicht klar wie ich das ordentlich formulieren soll. Die Betrachtung der Bank als "Clearing House" passt hier sehr gut zur aktuellen Clearing Debatte.
Steve Keen hat hierzu einen aktuellen Blogartikel in Bezug auf Augusto Graziani geschrieben:
http://www.forbes.com/sites/stevekeen/2015/02/28/what-is-money-and-how-is-it-created/
Die Bank ist schlicht ein "Clearing House".
Zitat:/ "money has to be accepted as a means of *final settlement* of the transaction (otherwise it would be *credit *and not *money*)"/
/"Firms are present in the market as sellers or buyers of commodities and make recourse to banks in order to perform their payments; banks on the other hand produce means of payment,*_ and act as clearing houses among firms_*. In any model of a monetary economy, banks and firms cannot be aggregated into one single sector."/
/
/
Das Indossement von Wechseln hätte nie funktioniert, wenn nicht die Bank (oder ein Geldwechseler) des Bezogenen den Wechsel bei Fälligkeit eingelöst hätte. Banken haben als Bürgen/Clearing house eine besondere Stellung und (Kredit)Geld zum bloßen Kredit einen qualitativen Unterschied.
Grüße
David
- [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, David Finsterwalder, 07.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, moneymind, 07.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, Christoph Ulrich Mayer, 07.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, Patrik Pekrul, 08.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, Christoph Mayer, 08.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, David Finsterwalder, 08.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, Christoph Mayer, 08.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, Patrik Pekrul, 08.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, Christoph Ulrich Mayer, 07.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, moneymind, 07.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, David Finsterwalder, 07.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Banken als Clearing House, moneymind, 07.03.2015
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