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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 

Am 03.02.15 um 19:52 schrieb thomas:
> Hallo Gerhard,
>
> ich würde es wirklich gerne verstehen, aber ich verstehe es einfach
> nicht. Was sind denn diese Departements? Wer führt die, wer kontrolliert
> die?

Die Departement dienen einer internen Restrukturierung der Konten der
Banken. Dies Unterteilung in Gruppen/Departements erfolgt nach den
Aufgaben einer Bank, der Zahlung, Finanzierung sowie
(Fix-)Kapitalbildung. Strukturell ist diese Unterscheidung ähnlich zu
Stützels Unterscheidung in Konten der Zahlungs- bzw. Leistungsreihe.

Die Unterscheidung zwischen Zahlungsfunktion und Finanzierungsfunktion
ist heute durch RTGS-Systeme ja schon grundsätzlich gegeben. Zwischen
Finanzierung und Kapitalbildung wird aber nicht unterschieden. Die
Umsetzung kann durch eine einfache Änderung im nationalen Bankenrecht
erfolgen.

Diese Unterscheidung ist notwendig, weil Finanzierungskapital und
Fixkapital zwei konzeptionell völlig unterschiedliche Dinge sind:

Finanzierungskapital stellt eine Credit-Debit-Beziehung zwischen einer
Bank und seinem Klienten dar. Fixkapital stellt ein reales physisches
Objekt dar (Immobilie, Produktionsanlage…). Durch die
Departementalisierung wird sichergestellt, dass das im
Fixkapitaldepartement registrierte Einkommen nur noch für
Fixkapital-(Investitions-)güter verwendet werden kann.

> da ist von einem "ursprünglich zugesagten Darlehensbetrag" die Rede, der
> vorher nie erwähnt war.

Sorry, war an dieser Stelle wohl zu sehr verkürzt. Dahinter verbirgt
sich der elementare Ablauf eines Produktionsprozesses, wie er sich
monetär in einem Kreislauf abbildet:

* Kreditzusage durch Bank
* Faktorentlohnung
* Zeit beanspruchender Produktionsprozess
* Einkommenserzielung auf dem Gütermarkt
* Rückzahlung Darlehen aus dem erzielten Einkommen (Finalisierung)

> ich versteh einfach das gesamte Setting nicht. und auch nicht, wozu
> eine "Synthese aus Klassik und Neoklassik" von Nöten wäre.

Banken werden heute noch als gewöhnliche profitorientierte
Unternehmungen modelliert. In den monetären Kreislaufmodellen werden
Banken jedoch als Treuhänder aufgefasst, welche den Zahlungsverkehr
zwischen dem Publikum abwickeln. Von daher haben Banken eher den
Charakter einer Zentralbank, welche zwischen den Banken vermittelt, wie
dies Banken für das Publikum tun. Sie sollten daher zusammen mit der
Zentralbank zu einem eigenständigem Aggregat zusammengefasst werden.

Im Gegensatz zu den monetären Kreislauftheorien, welche die von der
Neoklassik geforderten 'Neutralität des Geldes' ablehnen, kommt in der
Quantumökonomie die 'Neutralität des Geldes' auf institutionellem Wege
wieder in die Ökonomie: Geld funktioniert als reiner Intermediär. Das
ist ein starkes Argument in der politischen Auseinandersetzung besonders
in Deutschland: Die Bundesbank ist ja - auch historisch bedingt - stark
auf Geldwertstabilität fixiert.

Eine "Synthese aus Klassik und Neoklassik" ist nicht notwendig, ist aber
in einer politischen Auseinandersetzung vielleicht hilfreich.

> Wo ist der Mehrwert der Quantenökonomik gegenüber einem saldemechanisch
> modellierten Post-Keynesianismus mit endogener Geldschöpfung und
> Derivatemärkten?

Abgesehen von den Derivatemärkten sind da ja schon grundsätzlich alle
Komponenten eines sinnvollen gesamtwirtschaftlichen Modells vorhanden.

Was fehlt, ist ein verbindendes Element, welches diese Bausteine zu
einem konsistenten Ganzen zusammenfügt. Die Quantumanalyse ist imho
dieser Baustein.

Die Saldenmechanik kategorisiert imho leider noch unter
betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten und abstrahiert noch nicht
hinreichend vom physikalischen Produktionsprozess. Von daher kann die
Saldenmechanik zwar die ökonomischen Anomalien und Paradoxa zwar
beschreiben, aber nicht erklären. Mit der alternativen Kategorisierung
in Departements können diese größtenteils aufgelöst werden.

Dass Geldschöpfung einen endogenen Prozess darstellt, sollte eigentlich
mittlerweile Konsens sein. Viel wichtiger erscheint mir die
Unterscheidung in Commodity- und Currency-Theorien bei der
Geldentstehung zu sein. Der Commodity-Ansatz (Geld als 'irgendwie'
werthaltige Handelsware) muss komplett zugunsten eines Currency-Ansatzes
(Geld als Verrechnungseinheit einer Volkswirtschaft) verworfen werden.

Zu den Derivaten habe ich parallel noch einen Beitrag (Narrative
ökonomischer Vernunft) gepostet.

> Mich interessiert es wirklich, aber ich scheitere vollkommen an der
> Lektüre zu Quantenökonomik.

Danke für dein Nachfragen. Ich hoffe ich habe mit meinem Beitrag
etliches aufklären können, ansonsten einfach weiter nachfragen.







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