ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
- To: ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Draghis QE
- Date: Sat, 24 Jan 2015 10:04:09 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo,
ich habe mir erlaubt, das hier über meinen Verteiler zu schicken:
Draghi rettet Banken, nicht Staaten
Es wir, man muss es so sagen, eine Menge Unsinn über die Entscheidung von Mario Dragee vom Donnerstag, geschrieben (siehe z.B. Spiegel Ticker).
- Es wird behauptet, die Europäische Zentralbank (EZB) würde im großen Stil Staatsanleihen kaufen und damit den Staaten helfen. Tatsächlich wird sie von März 2015 bis Sept. 2016 monatlich für 60 Milliarden Euro von Banken kaufen. Das bedeutet, dass die Staaten sich nach wie vor teuer am Geldmarkt finanzieren müssen, während Banken neue sichere Abnehmer für ihre Staatsanleihen haben und alles abgeben können, was sie nicht mehr haben wollen.
Was haben die Staaten davon? Nicht viel, evtl. sinkt der Zinssatz dadurch etwas. - Draghi behauptet, damit der Deflation entgegenwirken zu wollen. Es ist aber empirisch bewiesen, dass im aktuellen System "Inflation und Deflation keine monetären Phänomene sind, sondern in der Regel durch Über- und Unterschießen der Löhne über die Produktivität entstehen" [Flassbeck-Economics].
Das bedeutet: das angestrebte Ziel wird dadurch nicht erreicht werden. - Das Groß der Presse und viele Wissenschaftler der alten Schule schüren die Angst vor Inflation. Sie behaupten, dass durch die EZB-Milliarden eine Gefahr der Hyperinflation besteht. Das ist aber irrational (s.a. Flassbeck), denn:
- Die Tabuisierung der Staatsfinanzierung durch die Zentralbank ist zurückzuführen auf die Ereignisse in der Weimarer Republik 1914-1923. Damals versuchte die Regierung u.a. über Geldherausgabe die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden. Das konnte nicht funktionieren, weil Deutschland Reparationszahlungen in den Währungen der Alliierten zahlen musste. Zudem leistete De Reparationszahlungen auch in Gütern, was dazu führte, dass sich kein Exportüberschuss einstellen konnte. Es kam dann 1923 zur Hyperinflation. Und davor haben jetzt viele Angst. Das ist aber völlig irrational, denn das damals war durch einmalige Umstände geprägt.
Eine Inflation kommt dann zustande, wenn Geldmengen emittiert werden, die keine Kaufkraftdeckung haben. - Wenn die EZB Staatsanleihen kauft, ist die Frage: von wem. Kauft sie sie von den Banken, geht das Geld nicht in Nachfrage sondern in den Kreislauf der Geldanlage. Nur, wenn sie sie direkt von den Staaten kaufen würde und das Volumen über die Zinsabflüsse hinaus ginge, würde über Staatsausgaben ein möglicher Inflationseffekt verursacht. Das Geld geht aber nicht in inflationswirksamen Konsum sondern in den Finanzkreislauf.
- Der Spiegel behauptet, das Geld fließe in die Wirtschaft und würde dort Nachfrage erzeugen [Spiegel]. Tatsächlich bekommt die verkaufenden Bank eine Gutschrift auf ihrem Konto bei der Zentralbank. Da daran aber schon lange kein Mangel besteht, wird das die Kreditvergabe der Banken nicht steigern. Auch wird davon nichts in die Realwirtschaft investiert werden, es werden davon Anlagen gekauft werden.
- Folglich werden dadurch die Aktienkurse steigen, nicht aber der Konsum. Das bedeutet gleichzeitig, dass die besonders Vermögenden dadurch noch mehr Vermögen haben und das Vermögen und Einkommen der anderen 90% dadurch relativ entwertet werden.
- Auch behauptet der Spiegel, über die Aktienkäufe würden die Unternehmen Geld für die realwirtschaftliche Investition bekommen. Da fehlt schon das grundsätzliche Verständnis der Börse. Denn das Geld, das in Aktien geht, geht direkt zum Verkäufer des Vorbesitzers, das Unternehmen erhält davon keinen Cent. Es kann lediglich durch seinen so gesteigerten Wert mehr Kredit aufnehmen oder sporadisch neue Aktien emittieren, um davon zu profitieren.
- Was die EZB also tut ist in dem Maß und der Art Staatsanleihen aufkaufen, dass damit die Zinszahlungen der Staaten aufrecht erhalten und ausgeweitet werden können. Effekt auf das Inflationsziel: Null. Effekt auf die Banken: Alles kann bleiben wie es ist, die Quelle sprudelt. Effekt auf die Ungleichverteilung: Turbo.
Was müsste die EZB tun?
Was Draghi tun müsste: In der Art und dem Ausmaß Staatsanleihen kaufen, dass die Zinszahlungen der Staaten Stück für Stück sinken und wieder staatliche Investitionen stattfinden. Effekt: Beenden der Staatskrise, leicht steigend Inflation weil dann „konsumwirksam“. Effekt auf die Banken: Reduktion von Umsatz und Gewinn. Deshalb schlage ich ein Programm vor, das eine Alternative zu Staatsanleihen darstellt und den Krisenregionen ganz real hilft (z.B. ähnlich einer KfW, Kreditanstalt für Wiederaufbau).
Würde die EZB (Europäische Zentralbank) mindestens einen Teil der Staatsanleihen der Krisenstaaten direkt aufkaufen und die Zinsen die aus ihnen resultieren für Aufbauprogramme in Griechenland verwenden, würde das Land eine Chance haben, wieder wachsenden Wohlstand zu generieren. Es ist empirisch erwiesen, dass staatliche Investitionen (im aktuellen Zustand) mit ca. Faktor 1,5 positiv auf das Bruttoinlandsprodukt wirken.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht muss der Staat die Nachfragelücke schließen, die durch Sparen entsteht. Ebenso muss er einen Teil der Schulden tragen, solange 100% des Geldvermögens eine Schuldentsprechung hat. Es macht, wenn man diesen Zusammenhang kennt, absolut Sinn, diese Schuldentsprechung für den Staat aufzulösen. Das bedeutet, eine direkte Staatsfinanzierung durch die EZB macht Sinn, solange sie sinnvoll reglementiert wird.
Würde die EZB alle Staatsanleihen aufkaufen, kämen viele Länder aus der Schuldenfalle raus, weil die Zinszahlungen aus dem Haushalt entfallen, das sind in Deutschland derzeit rund 63 Milliarden Euro. Jeder Staat, der einen Primärüberschuss hat, wird dann seine Schulden abbauen können.
Da Staatsanleihen hinter der Verzinsung für private Renten steckt, braucht man ein Alternativkonzept, wie diese Gelder verwendet werden können. Dazu siehe:
Wir sind die Machthaber
Jeder mächtige Mensch bezieht seine Macht aus der Akzeptanz anderer Menschen. Das bedeutet: wir sind die, die Macht abgeben oder wahrnehmen. Geben wir Macht und Verantwortung ab, sind wir dafür verantwortlich, was andere damit tun.
Daher ist die Aufklärung der Bevölkerung wichtig. Eine Veränderung wird nur passieren, wenn viele Menschen eine klare Meinung und Forderung haben und für diese aufstehen.
Wer sich berufen fühlt, diese klaren Informationen herauszuarbeiten, ist herzlich eingeladen im "Wiki" mitzuarbeiten: Wiki für Weltverbesserer .
Herzliche Grüße
Am 24.01.2015 um 09:07 schrieb Monika Herz <elisapirat AT googlemail.com>:Das Interview mit Piratos ist jetzt auf Zeile 260.Für Satiren ist hier wohl nicht der richtige Platz. Oder vielleicht doch? Ich glaub ja, Otto Normalbürger ist eher an Lösungen interessiert, als an möglichst exakten Beschreibungen des Ist-Zustands.Eine mögliche Lösung wäre, das benötigte Kleingeld direkt aus der Quelle in die Geldbeutel der kleinen Leute sprudeln zu lassen. Per Grundeinkommen z.B. und per Volksentscheid demokratisch legitmiert - DIE (möglichen) Programmpunkte der Piraten.Dass das nicht geht, weil BLABLA-STATUS QUO - hör ich von jeder anderen Partei auch. Dass etwas nciht geht und warum etwas nicht geht, was MÖGLICH WÄRE, interessiert mich nicht so sehr, ehrlich gesagt.... dass der gefüllte Geldbeutel für ALLE Menschen nur mit Systemwechsel geht, weiß ich auch. Deshalb bin ich mehr interessiert an Beschreibungen von Situationen, in denen ein Systemwechsel bereits subtil in Aussicht gestellt ist. Das ist auch eine Art Aufklärung. Hintenrum.Aber ist egal.Am 24. Januar 2015 um 06:44 schrieb MikeTM <mikethemechanic AT web.de>:Am 23.01.2015 um 14:25 schrieb Piratos:
> Ja dann husch husch, fang an zu schreiben, DU hast den Anstoß zu dem
> Artikel geliefert, nun verbessere ihn auch
> hier der Pad Link, sag Bescheid wenn Du fertig bist.
> https://aggeldordnungundfinanzpolitik.piratenpad.de/QE
Ich habe mal einen anderen Ansatz verfolgt. Ab Zeile 300.
Vielleicht geht das so besser?
M.
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- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Piratos, 22.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, MikeTM, 23.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Piratos, 23.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Piratos, 23.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, thomas, 23.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, MikeTM, 23.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Piratos, 23.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Monika Herz, 23.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, MikeTM, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Monika Herz, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Christoph Mayer, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Patrik Pekrul, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Christoph Mayer, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Patrik Pekrul, 24.01.2015
- [AG-GOuFP] QE : ob es diesmal reicht ? Karikatur, Grosser Nagus Gint, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] QE : ob es diesmal reicht ? Karikatur, Patrik Pekrul, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Marco Schmidt, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Marco Schmidt, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Patrik Pekrul, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Marco Schmidt, 24.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Draghis QE, Patrik Pekrul, 24.01.2015
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