Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Pot. Blog-Artikel: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitslosigkeit

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

[AG-GOuFP] Pot. Blog-Artikel: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitslosigkeit


Chronologisch Thread 
  • From: Thomas Weiß <Weiss-Tom AT gmx.de>
  • To: ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-GOuFP] Pot. Blog-Artikel: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitslosigkeit
  • Date: Tue, 03 Dec 2013 00:08:43 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi AG,
ich möchte demnächst einen Blog Artikel einstellen. Ich kann mir vorstellen, dass er etwas kontrovers sein könnte, als mal her mit euren Kritikpunkten!

Gruß, Thomas

---

Unser AG-Mitglied Rudi ist genauso wie Heiner Flassbeck (http://www.flassbeck-economics.de/) ein Verfechter von signifikanten Lohnsteigerungen in Deutschland. Orthodoxe Ökonomen und Politiker lehnen diese Maßnahme oft ab, mit der Behauptung, dass das die Wettbewerbsfähigkeit vermindert und Arbeitsplätze vernichtet. Damit haben sie nicht Unrecht.

Steigen die Löhne, so erhöhen sich für deutsche Firmen die Ausgaben für Lohnkosten. Das reduziert die erreichbaren Profite und vermindert folglich die Motivation für Unternehmer in Deutschland zu investieren, also Arbeitsplätze zu schaffen. Soweit so gut.

Viel zu wenig wird jedoch in der deutschen Öffentlichkeit die andere Seite der Medaille angesprochen: die Nachfrage. Steigende Löhne bedeuten auch steigenden Konsum bzw., aus Unternehmerseite betrachtet, steigende Umsätze und Profite.

Kompensiert also nun der Nachfrageeffekt die höheren Lohnkosten, sodass die Profite der Unternehmen unterm Strich stabil bleiben? Leider nur teilweise. Hier kommt nämlich der Außenhandel ins Spiel. Man darf selbstverständlich nicht annehmen, dass die höhere Nachfrage vollständig in *inländische* Produkte fließt. Der Teil, mit dem ausländische Produkte gekauft, also zusätzliche Importe finanziert werden, schlägt sich letztendlich negativ auf die Profite deutscher Unternehmen nieder.

Die Wettbewerbsfähigkeit sinkt also tatsächlich durch die höheren Löhne. Dass aber nicht alle gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können, und dass Deutschland innerhalb der EWU klar *über*-wettbewerbsfähig ist, wurde bereits hier (http://www.geldsystempiraten.de/wp/populare-irrtumer-die-sache-mit-der-wettbewerbsfahigkeit/) dargelegt. Trotzdem stellt sich die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt, Arbeitslosigkeit global zu reduzieren, oder ob man diese letztendlich nur zwischen den Ländern hin- und herschieben kann. Anders ausgedrückt: Hätte die deutsche Wirtschaft den Erfolg der letzten Jahre auch erreichen können, ohne durch exzessives Lohndumping seine europäischen Partner niederzukonkurrieren?

Ich sage ja. Eine Möglichkeit dazu liegt in den Lohnnebenkosten, also der Differenz zwischen den Lohnkosten der Unternehmen und den Nettolöhnen der Arbeiter. Eine Senkung der Lohnnebenkosten stärkt die Nachfrage während die Gewinne der Unternehmen erhalten werden. Sinnvolle Wirtschaftspolitik sollte also Sozialabgaben reduzieren (bei gleichzeitigem Erhalt der Leistungen durch den Staatshaushalt) oder *nachfragewirksame* Steuersenkungen (Einkommensteuerfreibeträge, Mehrwertsteuer) durchführen. Die Regierungen der letzten Jahre haben stattdessen genau nicht nachfragewirksam Steuern gesenkt, betreffend Vermögensteuer, Erbschaftssteuer, Spitzensteuersatz, Kapitalertragssteuer, siehe hierzu http://www.nachdenkseiten.de/?p=18433.

Offensichtlich würden diese Reformen zu einer höheren Neuverschuldung führen. Ich jedoch kann nicht verstehen, dass diese Zahl auf dem Papier wichtiger sein soll als das Elend von Millionen von Bürgern.





Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang