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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG


Chronologisch Thread 
  • From: Anton Tranelis <antontranelis AT gmail.com>
  • To: GOUFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG
  • Date: Thu, 11 Oct 2012 01:07:40 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Neben der komischen Annahme, dass die Banken den Zinszahlern das Geld schon irgendwie zurückgegeben haben, bevor die Zinsen fällig werden, hat der Zins auch eine nach oben umverteilende Wirkung. Man muss sich nurmal vorstellen, dass jeder Deutsche statistisch Staatsschulden hat in Höhe von ~20.000€. Dafür zahlt er indirekt Zinsen. Beim Konsumieren zahlt er über die Preise auch die Kapialkosten (Zinsen) der Unternehmen. Deutsche Unternehmen sind zu ~ 77% fremdfinanziert also verschuldet. Wie stehen die Unterstützer zu diesem anderen Kritikpunkt?

Und wie erklären die Unterstützer des Antrags z.B. den Anstieg der Schulden im Euroraum?

http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Statistiken/Zeitreihen_Datenbanken/ESZB_Zeitreihen/eszb_details_charts_node.html?listId=debt_securities_3&tsId=SEC.M.I6.1000.F33000.N.1.EUR.E.Z

Würde mich interessieren.

Grüße, Anton


Am 11. Oktober 2012 00:17 schrieb Frauke Mattfeldt <mattfeldt AT karten-verlag.de>:
Am 10.10.2012 23:06, schrieb Rudi:

Moin AG-Mitglieder,

es gibt eine neue Abstimmung:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Antraege#Kritik_an_der_Zinskritik

HINWEIS: Die Abstimmung endet am 16.10. um 23 Uhr.


Die Abstimmung ist irreführend.

Zum einen könnte die Abstimmung suggerieren, dass die im Antragstext formulierte Kritik am Zinssystem die einzige Kritik der Zinskritiker am Zinssystem wäre und dass, wenn diese These widerlegt werden würde, die gesamte Zinskritik hinfällig würde.

Zum anderen ist das Modell mit dem ihr die von euch angeführte These der Zinskritiker zu widerlegen sucht irreführend, da ihr zum einen von Idealbedingungen ausgeht, die in der Realität nicht vorherrschend sind, etwa, dass die Banken die Zinseinnahmen vollständig in den allgemeinen Geldkreislauf, mit dem auch die Schuldner in Berührung kommen, zurück geben würden. Das ist allein insofern Unsinn, als ein Teil der Zinseinnahmen als Guthabenszinsen auf Bankkonten landen und dann nicht ausgegeben werden. Zum anderen investieren auch die Banken nicht unbedingt in Geldkreisläufe, mit der die Allgemeinheit/die Schuldner ausreichend in Berührung kommt.

Außerdem wird das Wirtschaftswachstum und der auf lange Sicht gesehen permanente und rasante Anstieg der Geldmenge, der auch eine permanent wachsene Verschuldung nach sich zieht - zunächst einmal egal wodurch begründet - nicht berücksichtigt. Ein permanenter Anstieg der Geldmenge - selbst wenn er keine direkte Folge des Zinssystems sein sollte (was ich immer noch anzweifle), sondern z.B. auch durch das Wirtschaftswachstum begründet ist - führt im herrschenden System bei einem permanenten Wirtschaftswachstum dennoch zu einer permanent wachsenden Verschuldung auf der einen und zu einem Anstieg der Guthaben auf der anderen Seite. Diese Guthaben - auf der Bank gebunkert - führen zu Guthabenszinsen, d.h. zu leistungslosem Einkommen, was wiederum von anderen erwirtschaftet werden muss und zudem durch den Zinseszins exponentiell ansteigen kann. Dieser potentiell exponentiell ansteigende Guthabenszins / Anstieg der Bankguthaben wiederum führt zu einem Zwang des Geldmengenwachstums und einem Zwang zu immer mehr Kreditvergaben, da sie ja irgendwie bedient werden müssen, wenn die Leute ihr Geld auf der Bank lassen.

In eurem Modell habt ihr euch nur mit dem Kreditzins beschäftigt, nicht mit dem Guthabenszins, bei dem ihr vermutlich dann auch davon ausgehen würdet, dass die Guthaben wieder alle in den Geldkreislauf zurück fließen. Dies ist aber nicht der Fall.

Es nützt ja nichts, wenn man Tatsachen zu wiederlegen versucht, indem man von Bedingungen ausgeht, die nicht vorhanden sind bzw. indem man den Akteuren unterstellt anders zu handeln, als sie es in der Realität tun. Dann könnte man auch sagen: "Wir brauchen keine Gesetze mehr, weil die Leute eigentlich alle immer gut und richtig und menschen-, umwelt-, und tierfreundlich handeln. Wenn sie es aber unter den herrschenden Bedingungen nicht tun, hilft auch ein Modell, das die Realität erklären soll nichts, in dem davon ausgegangen wird, dass alle so handeln, wie sie es im Idealfall tun sollten obwohl sie es in der Realität nicht tun.

Euer Zinskritik-Widerlegungs-Modell ist also realitätsfern. Daher lehne ich es ab und daher stimmte ich gegen den Antrag,

Gruß, Frauke




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