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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Manfred Gotthalmseder <m.gotthalmseder AT eduhi.at>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem
- Date: Thu, 24 May 2012 14:52:03 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem;
Ich habe diesen Beitrag zwar schon gepostet, aber die wesentliche Grafik ging nicht mit,
und daher war er Beitrag unverständlich. Deshalb baue ich die Grafik diesmal durch
einen Link ein:
Ich habe vor einem halben Jahr die Web-Plattform www.geldmitsystem.org gegründet,
um mit unabhängigen Experten (die nicht am Bankgeschäft verdienen) über die eigentlichen
Ursachen der Krise zu diskutieren, und wir haben uns auch in die Frage der Geldschöpfung
verstrickt. Nach einem halben Jahr intensiver Diskussion kann ich dazu nur sagen, es lachen
sich alle ins Fäustchen, wenn sich die Alternativbewegung in diesem Thema verliert.
Denn die Ursache für die Misere liegt überhaupt nicht in der Geldmenge und damit auch nicht
in der Geldschöpfung. Diese ist nämlich gering im Vergleich dazu, was sich an Geldvermögen
und Schulden auftürmt.
Wie aber kann das sein? Wie kann bei gleichbleibender Geldmenge (und die nicht mehr
wachsende europäische Wirtschaft braucht eine gleichbleibende Geldmenge) eine Eskalation
der Schulden entstehen?
Der Prozess ist ganz einfach: Nehmen wir einen Geldanleger, der Agrarland im Osten kauft,
(heute ein beliebtes Anlageprodukt). Er verpachtet es an einen Bauern für 1000 € / Monat.
Nun ist es so, dass im Wettbewerb des freien Marktes jeder einen Nachteil hat, wenn er keine
Eigenmittel hat. Denn die Preise werden von jenen Bauern bestimmt, denen ihr Land gehört.
Der Wettbewerb drückt die Preise so weit, dass der Bauer die Familie und die Betriebsmittel
erhalten kann, aber für die Pacht fehlt ihm das Geld. Er nimmt also jedes Monat 1000 € Kredit.
Die Bank nimmt Haus, Hof und Traktor als Pfand und spielt "Loan to Own". Der Bauer macht weiter,
da er am Arbeitsmarkt auch keine Chance hat, und hofft, dass sein Besitz erst am Lebensende
gepfändet wird.
Nun beginnt das Spiel: Der Bauer zahlt die 1000€ Pacht an den Grundbesitzer. Der legt das Geld auf
sein Sparkonto. Die Bank verwendet diese Summen im Saldenausgleich um neue Kredite zu
vergeben, zum Beispiel an den Bauern. Dieser nimmt das Geld wieder, und gibt es dem
Grundbesitzer. Nach 20 Monaten entstehen 20000€ Guthaben beim Grundbesitzer und
20000€ Schulden beim Bauern. Wieviel Geld war im Spiel? Immer nur die 1000€, die
sozusagen im Kreis liefen. Das wäre auch bei fließendem Geld möglich und auch mit
rein privater Kreditvergabe. Es hat nichts mit Geldschöpfung zu tun.
Und nun betrachten wir eine Statistik der deutschen Bundesbank:
http://www.banken-in-die-schranken.at/images/stories/banken/Geldvermoegen_Schulden_2010.jpg
M1 ist die Geldmenge, also in unserem Beispiel 1000€. Weit höher jedoch sind die Geldvermögen, das sind also
überwiegend gebundene Gelder, die nicht in Umlauf sind, und daher nicht zur Geldmenge M1 gehören (in unserem
Beispiel das Sparkonto des Grundbesitzers). Dem gegenüber stehen in gleicher Höhe die Schulden
(in unserem Beispiel die des Bauern). Seht ihr nun, warum der Diskurs um die Geldschöpfung irreführend ist?
M1 muss nicht wachsen, um die Schulden und Geldvermögen gegen unendlich steigen zu lassen.
M1 soll bei stagnierender Wirtschaft auch nicht weiter wachsen, sonst entsteht Inflation. Die Frage ist also
nicht mehr, wie wird Geld geschöpft (da kein neues geschöpft werden soll), sondern wie und warum
es sich so ungünstig verteilt, und selbst im Fall rein umlaufenden Geldes verteilen würde.
Das Problem ist: Die Kreditzinsen fallen nicht auf M1 an, sondern auf die Schulden. Sie müssen aber mit
der, im Verhältnis immer geringer werdenden Geldmenge M1 bezahlt werden. Das geht sich nach etwa
fünf Jahrzehnten nicht mehr aus. Das System hat den Crash in sich vorprogrammiert.
Wenn ihr das begreift, dann versteht ihr auch die Texte von www.banken-in-die-schranken.eu und die
Anliegen der EU-Petition und des österreichsichen Volksbegehrens. Dort sind auch gute Texte.
Und alle, die glauben, die Spargelder haben nichts mit den Schulden zu tun, sollen bitte einmal die Symmetrie
in dieser Grafik erklären, und sich mit dem Saldenausgleich beschäftigen. Jede Bank muss am
Abend jedes Tages ein Nullsaldo vorweisen, also eine ausgeglichene Bilanz zwischen Einnahmen und
Ausgaben. Wenn ihr mehr wissen wollt, dann geht auf www.geldmitsystem.org
Wir suchen Kontakt mit Fiskalpolitikern aller Parteien, insbesonders innovativen Vordenkern, wie
den Piraten. Wer ist da zuständig? Mail an: mg AT banken-in-die-schranken.eu
Manfred Gotthalmseder
- [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Manfred Gotthalmseder, 24.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Systemfrager, 24.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Volker, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Arne Pfeilsticker, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, alex, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Rudi, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, alex, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Arne-H. Rehse, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Stefan Müller, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Arne-H. Rehse, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Christoph Ulrich Mayer, 27.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Stefan Müller, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Arne-H. Rehse, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, alex, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Rudi, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, alex, 25.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung ist nicht das zentrale Problem, Systemfrager, 24.05.2012
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