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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
- Date: Sat, 7 Apr 2012 15:48:35 +0200
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Am 07.04.2012 15:02, schrieb Nicolai Haehnle:
Hallo Matthias,
erst mal grundsätzlich: Ökonomen wie Randall Wray, Scott Fulwiller,
und Steve Keen zerreißen Krugman regelmäßig mit Leichtigkeit, weil
Krugman von der Operationsweise des Interbankenhandels und auch vom
weiteren Bankwesen einfach praktisch keine Ahnung hat,
Pseudo-Nobelpreisträger hin oder her.
Randall Wray z.B. vor kurzem hier:
http://www.economonitor.com/lrwray/2012/04/02/krugman-versus-minsky-who-should-you-bank-on-when-it-comes-to-banking/
Scott Fulwiller:
http://neweconomicperspectives.org/2012/04/krugmans-flashing-neon-sign.html
On Sat, Apr 7, 2012 at 2:31 PM, matthias garscha
<matthias_garscha AT yahoo.de> wrote:
Ein Kredit wird i.d.R. in einer anderen Bank deponiert. Aber der EmpfängerDas ist so nicht korrekt. Zunächst zur Terminologie. In dem Zitat wird
des Kredits kann die Mittel (und das ist manchmal der Fall) schnell wieder
zurückziehen, nicht als Check, sondern als Währung. Und das Geld ist knapp
(limitiert) im Angebot, und zwar durch die Entscheidungen der US-Notenbank,
die die Limite festlegt, sodass es keinen automatischen Prozess gibt, wonach
ein Anstieg der Bankkredite zu einem ausreichenden Anstieg der Einlagen
führt, die die Kredite decken. Und ein zentraler, limitierender Faktor in
Bezug auf die Bilanzsumme der Banken ist die Notenbankgeldmenge, die die Fed
schafft, auch wenn die Banken keine Reserven halten.
behauptet, dass Kredite durch Einlagen gedeckt werden müssen. Das ist
falsch.
1. Kredite werden beschränkt durch Eigenkapitalregulierungen. Einlagen
sind kein Eigenkapital.
2. *Einlagen* müssen durch Reserven (= Zentralbankgeld) "gedeckt"
werden, durch den Mindestreservesatz.
Einlagen entstehen durch Kredite. Das heißt theoretisch könnte es
sein, dass durch die neu entstandenen Einlagen auf einmal nicht mehr
genügend Reserven (= Zentralbankgeld) existieren könnten.
Hier ist der automatische Prozess, durch den die notwendigen Reserven
erzeugt werden. Die Banken haben in der Regel etwas mehr Reserven als
durch die Mindestreserve gefordert (die Mindestreserve wird sowieso
nur in einem Zeitfenster gemittelt ermittelt und eingefordert). Die
Banken leihen sich diese Reserven auf dem Interbankenmarkt
gegenseitig, um die Mindestreserveanforderung zu erfüllen. Wenn also
von Bank A zu Bank B besonders viel Geld fließt, und Bank A so in
Gefahr kommt, ihre Mindestreserveanforderung nicht mehr zu erfüllen,
dann leiht sie sich die notwendigen Reserven von einer anderen Bank.
Wenn insgesamt zu wenige Überschussreserven im System sind, dann
steigt der "Wert" dieser Reserven, und dementsprechend steigt der
Zinssatz, zu dem Reserven verliehen werden. Wenn der Zinssatz über den
von der Zentralbank gesetzten Leitzins steigen, greift die Zentralbank
mit Offenmarktoperationen ein.
Einer der Effekte dieser Offenmarktoperationen ist, dass neue Reserven
erzeugt werden.
Das ist der automatische Prozess, durch den die notwendigen Reserven
in der Regel entstehen.
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
Sorry Steve Keen ist ein Minskianer. Wer jemals Minsky gelesen hat, und ich habe einige Paper angefangen, schnell aber abgebrochen, ein Freund von mir hat jedoch über ihn eine lange Arbeit geschrieben (als Philosoph der sich sehr für die Ökonomie interessiert und auch ein umfangreiches Wissen hat), wird feststellen das Minsky ein System von nicht zutreffenden Annahmen schafft. Minsky baut sich eine Welt auf. Es ist natürlich immer möglcih sich die Annahmen so zu bauen dass jede Argumentation richtig ist. Wow. Kann ich auch machen.
Außerdem geht es nicht darum ob ein Ökonom in einzelnen Punkten falsch liegt. Krugman liegt oft falsch - wie jeder Mensch, wie jeder Wissenschaftler. Es geht darum ob er in einer Aussage falsch liegt. Krugman behauptet, im Gegensatz zu Steve Keen und Hyman Minsky nicht ein ganzes Erklärungssystem zu schaffen, sondern tätigt Aussagen schafft Hypothesen zu einzelnen Zusammenhängen publiziert diese dann und setzt sich der Kritik aus. Krugman kann in vielen Punkten richtig oder falsch liegen, die er im Laufe seines Lebens hervorgebracht hat, das beeinflusst aber nicht seine Aussage zu diesem Thema.
Die Kritik an der Person halte ich deshalb für vööllig verfehlt. Außerdem ist es schnurzpiep Egal wer wann wo wie einen Preis von der schwedischen Notenbank bekommen hat. Hört doch endlcih mit diesen Oberflächlichkeiten auf und diskutiert das gesagte.
Ich beobachte hier immerzu eine Quellenkritik die so funktioniert:
Ah okay der ist Ökonom - ist scheisse, ist Mainstream, ist "neoliberal", ist "kapitalist"
Ah der sagt dass was ich hören will - der ist dann Professor Huber oder sonst irgendein Hanswurscht
Stattdessen sollte das doch so sein
Ah okay der ist Ökonom - ist ein Hanswurscht, aber ich hör mir mal an was er sagt
Ah der sagt was ich hören will - ist ein Hanswurscht aber ich hör mir mal an was er sagt
- [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, matthias garscha, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Nicolai Haehnle, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Axel Grimm, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Systemfrager, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Christian . Seiler, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Nicolai Haehnle, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Christian . Seiler, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Nicolai Haehnle, 07.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken, Nicolai Haehnle, 07.04.2012
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