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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: matthias garscha <matthias_garscha AT yahoo.de>
  • Cc: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Position Krugmann zur Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
  • Date: Sat, 7 Apr 2012 15:02:39 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Matthias,

erst mal grundsätzlich: Ökonomen wie Randall Wray, Scott Fulwiller,
und Steve Keen zerreißen Krugman regelmäßig mit Leichtigkeit, weil
Krugman von der Operationsweise des Interbankenhandels und auch vom
weiteren Bankwesen einfach praktisch keine Ahnung hat,
Pseudo-Nobelpreisträger hin oder her.

Randall Wray z.B. vor kurzem hier:
http://www.economonitor.com/lrwray/2012/04/02/krugman-versus-minsky-who-should-you-bank-on-when-it-comes-to-banking/
Scott Fulwiller:
http://neweconomicperspectives.org/2012/04/krugmans-flashing-neon-sign.html

On Sat, Apr 7, 2012 at 2:31 PM, matthias garscha
<matthias_garscha AT yahoo.de> wrote:
> Ein Kredit wird i.d.R. in einer anderen Bank deponiert. Aber der Empfänger
> des Kredits kann die Mittel (und das ist manchmal der Fall) schnell wieder
> zurückziehen, nicht als Check, sondern als Währung. Und das Geld ist knapp
> (limitiert) im Angebot, und zwar durch die Entscheidungen der US-Notenbank,
> die die Limite festlegt, sodass es keinen automatischen Prozess gibt, wonach
> ein Anstieg der Bankkredite zu einem ausreichenden Anstieg der Einlagen
> führt, die die Kredite decken. Und ein zentraler, limitierender Faktor in
> Bezug auf die Bilanzsumme der Banken ist die Notenbankgeldmenge, die die Fed
> schafft, auch wenn die Banken keine Reserven halten.

Das ist so nicht korrekt. Zunächst zur Terminologie. In dem Zitat wird
behauptet, dass Kredite durch Einlagen gedeckt werden müssen. Das ist
falsch.

1. Kredite werden beschränkt durch Eigenkapitalregulierungen. Einlagen
sind kein Eigenkapital.
2. *Einlagen* müssen durch Reserven (= Zentralbankgeld) "gedeckt"
werden, durch den Mindestreservesatz.

Einlagen entstehen durch Kredite. Das heißt theoretisch könnte es
sein, dass durch die neu entstandenen Einlagen auf einmal nicht mehr
genügend Reserven (= Zentralbankgeld) existieren könnten.

Hier ist der automatische Prozess, durch den die notwendigen Reserven
erzeugt werden. Die Banken haben in der Regel etwas mehr Reserven als
durch die Mindestreserve gefordert (die Mindestreserve wird sowieso
nur in einem Zeitfenster gemittelt ermittelt und eingefordert). Die
Banken leihen sich diese Reserven auf dem Interbankenmarkt
gegenseitig, um die Mindestreserveanforderung zu erfüllen. Wenn also
von Bank A zu Bank B besonders viel Geld fließt, und Bank A so in
Gefahr kommt, ihre Mindestreserveanforderung nicht mehr zu erfüllen,
dann leiht sie sich die notwendigen Reserven von einer anderen Bank.

Wenn insgesamt zu wenige Überschussreserven im System sind, dann
steigt der "Wert" dieser Reserven, und dementsprechend steigt der
Zinssatz, zu dem Reserven verliehen werden. Wenn der Zinssatz über den
von der Zentralbank gesetzten Leitzins steigen, greift die Zentralbank
mit Offenmarktoperationen ein.

Einer der Effekte dieser Offenmarktoperationen ist, dass neue Reserven
erzeugt werden.

Das ist der automatische Prozess, durch den die notwendigen Reserven
in der Regel entstehen.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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