ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Keox aka Daniel Worofka <piratkeox AT googlemail.com>
- To: ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [AG-GOuFP] Was ist Geld?
- Date: Tue, 27 Mar 2012 07:16:19 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Meine Meinung zu Geld hat sich in der letzten Zeit geändert. Voraussetzung für folgende Behauptungen ist die Annahme, daß Banken bei jeder Kreditvergabe Giralgeld schöpfen:
Wenn von Banken durch Kreditvergabe jedes Mal Giralgeld geschöpft worden ist und die gegenwärtige Summe noch zu tilgender Kredite an Nichtbanken etwa 3.000 Milliarden beträgt, bedeutet das, daß es noch 3.000 Milliarden Giralgeld geben muß. Die offizielle Giralgeldmenge liegt aber bloß bei etwa 1.000 Milliarden. Wo ist also der Rest? Ganz einfach, er steckt in den Spar- und Terminguthaben. Joseph Huber bezeichnet M2-Guthaben als "stillgelegtes Giralgeld" in seinem Buch. Spar- und Terminguthaben sind Giralgeld, welches die Besitzer erst irgendwann in Zukunft ausgeben wollen. Wenn diese Besitzer nicht die Möglichkeit gehabt hätten, ihr Giralgeld bei Banken zu sparen, hätten sie es vielleicht anderweitig angelegt. Außerhalb von Banken hätte eine Anlage von Giralgeld aber zur Folge gehabt, daß es nur den Besitzer gewechselt hätte. Die Giralgeldmenge wäre also gleich hoch geblieben und nicht durch das Sparen verringert worden. Was wäre passiert, wenn die Besitzer keine geeigneten Anlagen gefunden hätten? Dann wäre ihr Giralgeld einfach unbenutzt auf ihrem Girokonto liegen geblieben und die Giralgeldmenge wäre ebenfalls gleich hoch geblieben. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. Der Unterschied zwischen Giralgeld und M2-Guthaben liegt nur in ihrer potenziellen Umlaufgeschwindigkeit. Die potenzielle Umlaufgeschwindigkeit für Giralgeld ist größer Null. Die potenzielle Umlaufgeschwindigkeit für M2-Guthaben ist gleich Null, aber nur wenn man einen bestimmten Zeitpunkt und nicht ihre gesamte Lebensdauer betrachtet. M2-Guthaben sind als Giralgeld durch Kreditvergabe entstanden. Danach wurde dieses Giralgeld bei einer Bank gespart/stillgelegt, weil der Besitzer zuviel Giralgeld hatte und einiges davon erst später ausgeben wollte, wodurch es zu M2-Guthaben wurde und nicht weiterverliehen worden ist, sondern nur eingefroren wurde und hat deshalb einen anderen Namen bekommen hat. Sobald der Besitzer nach Ablauf der Laufzeit sein M2-Guthaben liquidiert wird das eingefrorene Giralgeld wieder aufgetaut.
M2-Guthaben sind also genauso Geld wie Giralgeld. Es gibt nur zwei Unterschiede: Es wird anders genannt und der Besitzer hat durch sein Sparen zu erkennen gegeben, daß er sein Giralgeld vorübergehend garantiert nicht ausgeben wird.
Geld läßt sich meiner Meinung nach als Schnittmenge der Passivseite der Bankbilanz und der Aktivseite der Nichtbankenbilanz definieren. Das bedeutet, daß nicht nur alle Spar- und Terminguthaben (unabhängig von ihrer Laufzeit) Geld sind, sondern vorallem auch alle Bankschuldverschreibungen im Besitz der Nichtbanken.
Was geschieht denn bei der Umstellung auf Vollgeld genau, wenn nur M1-Giralgeld berücksichtigt würde. Der Schuldner der Nichtbanken-Sichtguthaben ändert sich. Jetzt sind es noch die Banken, danach wäre es die Zentralbank. Gleichzeitig verändert sich der Gläubiger der Sichtguthaben in der Bankenbilanz. Jetzt sind es noch die Nichtbanken, danach wäre es die Zentralbank.
Müßte man während der Umstellung nicht alle Verbindlichkeiten der Banken gegenüber den Nichtbanken aus der Bankbilanz ausgliedern und nicht nur die Girokonten? Nach der Umstellung würde dann bei Liquidation von Guthaben und Bankschuldverschreibungen das Giralgeld einfach automatisch aufgetaut werden, ohne daß es erst von außerhalb in die Bank geflossen sein müßte. In der Zentralbankbilanz und den Bankbilanzen erhöhen sich entsprechend die Verbindlichkeiten und Forderungen untereinander. Die einmalige Seigniorage würde dann über 4.500 Milliarden betragen.
Was hätte das abgesehen von einer höheren Seigniorage zur Folge. Vorallem eines: Die Geldbasis wäre fast dreimal so groß, wie wenn man nur das M1-Giralgeld berücksichtigen würde. Das sollte sich positiv auf das allgemeine Zinsniveau auswirken. Das Kreditvolumen an Nichtbanken beträgt im Moment etwa 3.000 Milliarden. Wenn man nur eine 1.300 Milliarden große Geldbasis hätte müßte jeder Euro durchschnittlich über zweimal gespart und ausgeliehen werden. Bei einer Geldbasis von 4.500 Milliarden müßte dagegen jeder Euro im Schnitt nicht mal 1,0 mal ausgeliehen werden, um das gegenwärtige Kreditvolumen aufrechtzuerhalten. Das wäre eine viel entspanntere Situation. Natürlich könnte es dann passieren, daß Geldbesitzer die sparen wollen keine Bank finden, da es nicht genügend Kreditnehmer gibt. Aber das sollte uns nicht kümmern. Dann liegt deren Geld halt nur auf ihrem Geldkonto rum. Was soll's? Ich denke nicht, daß man befürchten müßte, daß konservative Geldbesitzer, die ihr Geld bisher nur bei Banken gespart haben auf einmal anfangen ihr Geld in riskante Anlagen zu stecken.
Frage an alle:
Mir geht es vorallem darum zu klären welches Geld von einer Vollgeldreform betroffen sein sollte. Nur das Giralgeld oder auch das stillgelegte Geld? Welchen Nachteil hätte es, wenn man statt nur den Girokonten alle Verbindlichkeiten der Banken gegenüber den Nichtbanken bei der Umstellung aus den Bankbilanzen ausgliedern würde?
Was haltet ihr davon? Schreibe ich nur Unsinn oder habe ich vielleicht irgendetwas selbstverständliches übersehen?
Gruß Daniel
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- [AG-GOuFP] Was ist Geld?, Keox aka Daniel Worofka, 27.03.2012
- Re: [AG-GOuFP] Was ist Geld?, Axel Grimm, 27.03.2012
- Re: [AG-GOuFP] Was ist Geld?, Keox aka Daniel Worofka, 27.03.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Was ist Geld?, Grosser Nagus Gint, 27.03.2012
- Re: [AG-GOuFP] Was ist Geld?, Keox aka Daniel Worofka, 27.03.2012
- Re: [AG-GOuFP] Was ist Geld?, Axel Grimm, 27.03.2012
- Re: [AG-GOuFP] Was ist Geld?, Axel Grimm, 27.03.2012
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