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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] evidence based economy

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] evidence based economy


Chronologisch Thread 
  • From: "Mike Arnhold" <wiwg AT gmx.net>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] evidence based economy
  • Date: Wed, 29 Feb 2012 14:10:23 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Es freut mich, dass es nun doch noch einige Reaktionen auf meinen Post gibt.
Ich hatte schon befürchtet, das Thema würde einfach stur wegignoriert.

Wie auch immer. Es wurden einige Fragen und Kritikpunkte angebracht, worüber
ich mich sehr freue. Ich hatte auf genau so eine Diskussion gehofft, deren
Verlauf hoffentlich zu einem produktiven Ergebnis führt.

Hypothesenprüfung
Es gab durchaus eine Hypothese. Als allgemeine Hypothese formuliert lautet
sie:
H1: Der Zinssatz hat Einfluss auf das Geldmengenwachstum.
Die entsprechende Nullhypothese dazu lautet:
H0: Der Zinssatz hat keinen Einfluss auf das Geldmengenwachstum.

Dass wir einen Versatz einführen, um diese Hypothese in verschiedenen
Zeiträumen versuchen zu überprüfen, ändert nichts an der prinzipiellen
Herangehensweise.

Ich werde aber erst mal etwas genauer auf den Test eingehen:
Der angewendete Test prüft in allgemeinform prinzipiell die sogenannte
Dominanzwahrscheinlichkeit (P(X ≥ Y), oder allgemein PD). Die
Dominanzwahrscheinlichkeit (z.B. P(ΔMZ- ≥ ΔMZ+))ist die Wahrscheinlichkeit,
dass die Werte der einen Reihe (Z-) größer sind als die Werte der anderen
Reihe (Z+).
In Form einer statistischen Hypothese lautet diese bei den verwendeten
Testverfahren:
H1: PD≠0,5; das heißt, die Dominanzwahrscheinlichkeit, dass die Werte der
einen Reihe größer als die der anderen sind ist ungleich 0,5, und damit nicht
gleichverteilt. In diesem Fall würden die beiden Reihen sich unterscheiden.
H0: PD=0,5; das heißt, die Dominanzwahrscheinlichkeit, dass die Werte der
einen Reihe größer als die der anderen sind ist gleich 0,5, und damit
gleichverteilt. In diesem Fall würden die beiden Reihen sich nicht
unterscheiden.

Man kann auch speziell von einer sogenannten Lagealternative ausgehen. Hier
wird angenommen, dass in unserem Fall F(ΔMZ-)=F(ΔMZ+ - c) ist. Das heißt,
beide Verteilungen sind, bis auf eine Verschiebung, gleich. Dies ist eine
Verallgemeinerung des doppelten t-Tests, welche auch bei
Nichtnormalverteilung, angewendet werden kann. In diesem Fall werden die
Hypothesen wie folgt definiert:
H1: c≠0, beide Funktionen unterscheiden sich durch die Verschiebung c.
H0: c=0, keine Verschiebung, beide Funktionen sind gleich.

Signifikanz
Hier gibt es keinen Spielraum. Da wir die Ablehnung der Nullhypothese als die
wichtigere Aussage betrachten, müssen wir die für diese Frage kritischere
Signifikanz von 0,01 wählen. D.h., es ist schwerer, die Nullhypothese
abzulehnen.

Ein Signifikanzniveau von 1% sagt dann keineswegs aus, dass 1% der Daten
fehlerhaft sind. Es sagt aus, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% die
Nullhypothese fälschlich abgelehnt und damit ein fälschlicher Unterschied
zwischen den Gruppen festgestellt wurde. Wir haben in dieser Untersuchung
eine Signifikanz von sogar 0,1% mit Leichtigkeit erreicht.

Wahl des Tests
Auch hier besteht wenig Raum, einen Test frei zu wählen. Im Rahmen der
Teststatistik wurden verschiedene Vereinbarungen getroffen, damit keine
Manipulation durch willkürliche Wahl von Tests erfolgt. Es müssen
verschiedenste Voraussetzungen geprüft werden. Auch besteht der Grundsatz,
möglichst den kritischsten Test für die Fragestellung zur Prüfung der
Hypothese anzuwenden.

Anpassungs- oder Unterschiedstest:
- Soll ein Verteilungstyp geprüft werden, werden Anpassungstests
verwendet, soll ein Unterschied zwischen zwei oder mehreren Stichproben
festgestellt werden, finden Unterschiedstests Anwendung. In unserem Fall,
führen wir einen Unterschiedstest durch.

Abhängige oder unabhängige Stichproben:
- Eine manchmal schwer zu beantwortende Fragestellung. Abhängige
Stichproben liegen prinzipiell vor, wenn die Daten aus beiden Stichproben aus
derselben Grundgesamtheit stammen. Die Werte der einen Stichprobe können dann
immer paarweise zu Daten der anderen Stichprobe zugeordnet werden. Bei
unabhängigen Stichproben, ist dies nicht der Fall. In unserem Fall haben wir
unabhängige Stichproben.

Datenniveau:
- Liegen alternative bzw. kategoriale, ordinale (Rangdaten) oder
metrische Daten vor? In unserem Fall finden wir metrische Daten.

Anzahl der Stichproben:
- Die Verwendung des gleitenden Durchschnittes bei den Zinsen führt zur
Bildung von 2 Stichproben

Verteilungsform:
- Welche Verteilung liegt vor? In unserem Fall haben ein Schnelltest
und der χ2-Anpassungstest ergeben, dass keine Normalverteilung angenommen
werden kann.

All diese Voraussetzungen führen zur Verwendung des Kolmogorov-Smirnov-Tests.
Der Test hat aber Signifikanz über alle Monatsversätze angegeben. Die ist
wahrscheinlich durch die ungewöhnliche Verteilung und einige extreme
Geldmengenwachstumswerte nach dem Jahr 2000 zu verschulden. Außerdem ist zur
Durchführung des Tests die Einteilung der Daten in Kategorien nötig, welche
durch einen Mangel an Standardisierung eines Kategorisierungsverfahrens zu
weiteren Verzerrungen führen kann. Um eine kritischere Herangehensweise zu
gewährleisten, wurden die Daten auf ordinales Niveau transferiert. Dies ist
leider mit einem Informationsverlust verbunden, hat aber zu weitaus
kritischeren und damit aussagekräftigeren Ergebnis geführt.

Die vorgeschlagenen Herangehensweise mit Comovement mit einer V.A.R.
Autoregression oder eines Granger Casualty Tests erscheint mir aus einem
einfachen Grund nicht zweckmäßig:
Wir kennen die Art des Zusammenhangs nicht. Wenn ich es recht verstehe, bauen
beide Tests auf Regression auf. Hier ist eben die Frage, ob wir eine Lineare,
exponentielle oder sonstig geartete Regression annehmen. Die klassische
Teststatistik jedoch bedarf keiner Zusammenhangsannahme, es ist aber hierbei
nötig, die Daten in verschiedene Stichproben einzuteilen. Daher haben wir
hierbei den gleitenden Durchschnitt verwendet.

Interpretation und Schlussfolgerung
Zyklische Effekte sind tatsächlich nicht auszuschließen. Selbst bei geringem
Versatz. Der Frage nach einer langfristigen Veränderung sind wir vorerst
nicht nachgegangen. Es wäre natürlich interessant. Ich werde mal sehen, ob
ich das irgendwie hinbekomme.
Die Untersuchung zielte darauf ab, den Zusammenhang zwischen Zinsen und
Geldmenge zu untersuchen, und sollte nur zeigen, dass eine wissenschaftliche
Betrachtung von ökonomischen Zusammenhängen möglich ist. Da ich persönlich
keine Theorie damit zu stützen habe, ist der Wert dieser Untersuchung,
zumindest für mich, relativ gering. Wie gesagt, es sollte nur die Möglichkeit
eines wissenschaftlichen Ansatzes aufzeigen.

grüße

Mike

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