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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] sachwertgebundenes regionales Vollgeld

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] sachwertgebundenes regionales Vollgeld


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: Heinz-Ulrich Eisner <hueisner AT web.de>
  • Cc: ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] sachwertgebundenes regionales Vollgeld
  • Date: Fri, 24 Feb 2012 01:22:56 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Heinz-Ulrich,

erst einmal vielen Dank dafür, dass du hier so ein Konzept vorstellst.

Grundsätzlich finde ich Experimente zu alternativem Geld
unterstützenswert in dem Sinne, dass etwaige gesetzliche Hürden zu
deren Aufbau abgeschafft werden sollten. Ich sehe das so wie du, dass
eine Umwälzung des Systems von unten her zumindest ermöglicht werden
sollte. Ich bin eher skeptisch bezüglich der Frage, ob das wirklich
passieren wird, aber wer weiß...

Nun ein paar Kommentare ganz konkret zu Aspekten von deinem Vorschlag:

1. Der Kubik soll rein elektronisch existieren.
Da gibt es natürlich Bedenken, was die Privatsphäre angeht. Außerdem
gibt es ein gewisses Problem der Akzeptanz. Mit Papiergeld kann ich
eine andere Person zum Systemnutzer machen einfach indem ich ihm einen
Schein in die Hand drücke. Beim elektronischen System muss jeder
Kubik-Nutzer dem System explizit beitreten. Das ist eine Hürde, die
ich nicht vernachlässigen würde. Mit der Verbreitung von Smartphones
wird das womöglich unproblematischer, aber man muss das Problem in
jedem Fall ernst nehmen.

2. Rücktausch von Kubik in € ist nicht möglich.
Das sehe ich als Problem für die anfängliche Akzeptanz der
Alternativwährung. Was macht ein Unternehmen, das mehr Kubik einnimmt,
als es für Zahlung der Rechnung an die Stadtwerke gebrauchen kann?
Diese Bedenken könnte man womöglich zerstreuen, indem man in
Kooperation mit der Stadt die Kubiks auch für die Bezahlung von
Steuern einsetzbar macht.

3. Es wird sich ein Wechselkurs entsprechend Angebot und Nachfrage einstellen.
De facto fixieren zumindest zu Beginn des Systems die Stadtwerke den
Wechselkurs, indem sie den Preis für einen Kubikmeter Wasser in €
festlegen.

Hier zur Erklärung: Sagen wir, die Stadtwerke verlangen X € für einen
Kubikmeter Wasser (wenn man nicht in Kubik bezahlt). Wenn man auf dem
Devisenmarkt weniger als X € für einen Kubik bezahlt, dann werden die
Kunden, die keine Kubik haben, am Devisenmarkt Euro gegen Kubik
tauschen und dann mit diesen Kubik bezahlen. Dadurch sparen sie Geld,
und der Preis für Kubik auf dem Devisenmarkt wird teurer. Wenn man auf
dem Devisenmarkt mehr als X € für einen Kubik bezahlt, dann werden die
Kunden, die Kubik haben, ihre Stadtwerksrechnung mit Euro bezahlen,
nachdem sie ihre Kubik gegen Euro getauscht haben.

Diese Wechselkurskorrektur funktioniert natürlich nur so lange, wie
der Umsatz der Stadtwerke (plus Steuern der Stadt, falls die auch in
Kubik bezahlt werden können) relativ groß ist im Vergleich zu den
Umsätzen, die zum Bewegen des Devisenmarkts benötigt werden.

4. Das Dokument ist nicht konsistent was die Werterhaltungsfunktion
von Geld angeht. An einer Stelle schreibst du, dass jährlich 2%
Betriebskosten auf Guthaben erhoben wird. An anderer Stelle aber
schreibst du, dass der Kubik attraktiv sein soll, weil er mangels
Inflation seinen Wert besser behält. Da ist irgendwas nicht ganz
stimmig ;)

Abschließend würde ich noch sagen, dass ich die Preisfixierung via
Wasser deutlich sympathischer finde als die Preisfixierung via Gold,
und mir deine Idee auch von daher sympathisch ist. Noch besser finde
ich nur die Preisfixierung (bzw. genauer gesagt die
Preisunterschranke) via Arbeitsleistung, die den Kerngedanken der
sogenannten Job-Garantie ausmacht.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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