ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>
- To: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Drogenpolitik] Info
- Date: Fri, 11 May 2012 14:35:11 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Hallo,
ich schalte mich jetzt auch mal als ein Vertreter meines Berufsstandes ein, der eine ähnliche Arbeit macht wie die Kollegen in Mainz.
Dies konnte ich jedenfalls deren Internetauftritt entnehmen.
http://www.cafe-balance.de/dascaf.html
Interessant und bezeichnend finde ich auch deren Namen. Offensichtlich scheint dort die Balance deutlich in eine Richtung gekippt zu sein, die ich persönlich klar verurteile, was ich in der Folge deutlich begründen werde.
Ich würde folgendermaßen differenzieren.
1. Es handelt sich bei besagter Stelle, nach ihrem Profil zu urteilen, um eine reine "Suchtberatungsstelle" also weder um eine Heroin oder Methadonagabestelle noch um eine therapeutische Einrichtung unter ärztlicher Aufsicht.
Dort arbeiten nur Sozialarbeiter und Pädagogen. Offensichtlich keine Ärzte oder Psychologen.
Hier nochmal deren Aufgabenbereich, entnommen deren Homepage:
Suchtberatung (suchtbegleitend & ausstiegserorientiert)
* E-Mail-Beratung für Konsumenten von (Party-)Drogen
* Beratung von Angehörigen, Freunden, Informationssuchenden
Gesundheitsprophylaxe
* psychosoziale Begleitung von Substituierten
* Vermittlung in Therapie, Entgiftung, Substitution
* Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten, Ämterbegleitung,
Wohnungssuche
* Aufsuchende Arbeit/Streetwork
Für mich bedeutet das, dass wenn dort wirklich unter Billigung/Tolerierung der Mitarbeiter oder eventuell sogar unter deren Mitwirkung und persönlichen Bereicherung Handel mit Drogen (insbesonder Heroin) betrieben wurde oder sie sonstwie in diese Prozesse involviert sind, dies ethisch, berufsständig und gesetzlich nicht zu vertreten ist. Warum denn, mag man fragen. Aus folgenden drei Gründen:
a) Wie paradox ist es wenn eine Beratungsstelle, die die Aufgabe hat über Risiken, Konsquenzen aufzuklären und vielleicht auch suchtbegleitend agiert, selbst dafür sorgt, Mißbrauch und Abhängigkeit zu fördern. (berufsständiger Verstoß)
b) Es gibt vielleicht Menschen, die dort in die Einrichtung kommen, um von ihrerem Mißbrauch und ihrer Sucht wegzukommen. Diesen Menschen schadet man massiv. Ich würde zumindest von starkem Vertrauensmißbrauch reden, wenn sie mitbekommen, das dort in einer Stelle, die für sie als Schutzraum und Anlaufstelle in einer Verzweiflungs- und Notsituation dienen, gedealt und konsumiert wird. (Beispiel für einen ethischen Verstoß)
c) Ganz abgesehen davon handeln sie natürlich ganz klar gegen das BTMG. (gestzlicher Verstoß)
2. Nun zu folgendem Dialog zwischen Michael und Till
Ich halte das für einen Teil einer gezielten Denunzierung einer Einrichtung. u.U. sogar wegen eines Hausverbots wegen solchen Handlungen, oder vergleichbaren Beweggründen. (Mutmaßung)Da bin ich völlig anderer Meinung. Was, wenn die Mitarbeiter der Einrichtung jemanden gefunden haben, der zum Selbstkostenpreis sauberen Stoff anbietet? Niemanden bescheißt, erpresst, pünktlich und zuverlässig ist? Wo ist der Unterschied zu einer Diamorphinabgabe in einer entsprechenden Einrichtung? Abgesehen mal von den kostentreibenden Anforderungen an die genehmigten Einrichtungen, sehe ich keine so großen Unterschiede. Denk doch mal an unsere Erkenntnisse, welche Vorteile und Ergebnisse sich aus der Diamorphinabgabe ergeben! Was, wenn ähnliches in dieser Einrichtung ablief, nur eben ohne Genehmigung und ohne Echtstoffzufuhr? Es kann natürlich ebenso sein, dass hier strafrechtlich was aufgebauscht wird, um den Betrieb der Mainzer Drogenhilfe behindern/einstellen zu können. Ich zweifle dran, aber es gibt nichts, was es nichts gibt. In diesem Fall wäre es noch wichtiger die Sache im Auge zu behalten, auch wenn es keine AK Drogenpolitik in RP gibt. (Kann die nicht schnell jemand gründen?)
Wie gesagt, es ist möglich, dass wir enttäuscht werden, aber die Sache ist so außergewöhnlich, dass wir sie beobachten sollten. Es juckt mich in den Fingern jetzt schon dazu ne PM rauszugeben und sei es nur um vor einer Vorverurteilung zu warnen.
> Aus dem was ich oben beschrieben habe ergibt sich ganz klar was die Aufgabe in so einer Einrichtung ist. Diese Einrichung ist definitiv nicht zuständig dafür legales oder illegales Heroin zu verteilen. Dazu hat sie weder die Genehmigung, die Kompetenz noch die Aufgabenstellung. Aus diesem Grunde sind aus meiner Sicht jegliche Diskussionen, die in eine Rechtfertigung dieses Verhaltens führen, völlig fehl am Platz. Dann brauchen wir zukünftig kein differenziertes Drogenhilfesystem mehr, dann kann in einer Entzugsklinik Echtstoffabgabe gemacht werden, in einer Suchtberatungsstelle gedealt werden und in einer Entwöhungsklinik für Alkoholiker weiter gesoffen werden, nur um es mal übertrieben auf den Punkt zu bringen.
Abschließend mein Urteil:
Auf keinen Fall irgendeine Pressemitteilung. Sollte sich der Verdacht des Dealens und der Involviertheit der Mitarbeiter darin bestätigen ist dieses Verhalten aufs Schärfste zu verurteilen und entsprechend strafrechtlich zu behandeln.
Wir sollten uns immer im Klaren sein, dass wenn wir Legalisieren, dadurch nicht die Schutzräume verschwinden für die Menschen, die von Drogen abhängig sind oder sie mißbrauchen. Diese Schutzräume müssen weiter, so wie es sie im Moment gibt, bestehen bleiben.
Getrennt davon sollen die Räume aufgestellt und etabliert werden, die sich um eine konkrollierte Abgabe kümmern wie z.B. Echtstoffabgabeeinrichtung, Cannabis Social Clubs, Apotheken oder what so ever. Beides muß strikt und absolut voneinander getrennt sein!!!
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich schockiert Michael, ob deiner Rechtfertigungs- und Vermischungsargumentation, die versucht beide Bereiche völlig miteinander zu vermischen und sogar Ansätze beinhaltet das Verhalten dieser MItarbeiter zu erklären, zu relativieren und zu sogar zu rechtfertigen. Zitat: "Es kann natürlich ebenso sein, dass hier strafrechtlich was aufgebauscht wird, um den Betrieb der Mainzer Drogenhilfe behindern/einstellen zu können."
Sorry, wenn ich da etwas über meine persönliche Betroffenheit und Befindlichkeit äußere, aber da wird mir ehrlich gesagt etwas übel.
Gruß,
Guido
Am 11.05.2012 13:46, schrieb Michael Demus:
Hallo Till,
Ich stimme Deinem Post nur bedingt zu.
Am 10.05.2012 23:22, schrieb Till Uhlmann:
Nach meiner Erfahrung wird in solchen Einrichtungen streng daraufGenau aus diesem Grunde bin ich aufmerksam geworden. Es ist einfach zu außergewöhnlich. Meiner Erfahrung gibt es zwar nichts, was es nicht gibt und Gier kann ein unglaublich starkes Motiv sein, aber ich weiß auch wie aufopferungsvoll die MItarbeiter solcher Hilfseinrichtungen ihr Werk verrichten. Sowas gefährdet man nicht einfach mal so um ein paar Euro dazu zu verdienen. Es ist immer noch möglich, dass wir enttäuscht werden, aber ich hege den Verdacht, dass mehr dahinter steckt.
geachtet, dass keine Verkaufshandlungen stattfinden.
Ein offensichtlicher Handel hat dort nahezu sicher nichtDu ergehst Dich in Vermutungen, genau wie ich. :-)
stattgefunden.
Aber ich gebe zu bedenken, dass die Sache in einem polizeilichen Ermittlungsverfahren gemündet ist. Ich gebe zu bedenken, dass Durchsuchungsmaßnahmen stattgefunden haben. Dabei gebe ich zudem zu bedenken, dass es wegen der Durchsuchungsmaßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einen richterlichen Beschluss zur Durchsuchung gegeben haben wird, alle geschilderten Tatsachen weisen darauf hin, dass die Durchsuchung nicht wegen Gefahr im Verzug angeordnet wurde. Wenn ein Richter einen DS-Beschluss ausgestellt hat, muss es einen Anfangsverdacht gegeben haben der den Richter überzeugt hat. Nee. Ich lege mich fest, in der Einrichtung wird ein Handel mit Heroin stattgefunden haben. Das sehe ich auch nicht als Problem an. Es ist eher der Aufhänger, denn wenn wir ehrlich sind, mit unserer Politik beabsichtigen wir doch nichts anderes als die Konsumenten mit Echtstoff zu versorgen. Die Begleitumstände sind nicht so, dass wir sie befürworten können, aber im Grundgerüst streben wir ähnliche Zustände an.
Die Angestellten in den Begegnungsstätten sind keineNein, aber sie sind verantwortlich dafür was in der Einrichtung vorgeht. Findet dort ein illegaler Drogenhandel statt, tragen sie eine Mitverantwortung, zumindest dann, wenn sie von dem Handel wussten und nichts dagegen unternommen haben. No offense, ich erkläre hier nur, wie der Gesetzgeber die Sache sieht.
Bewacher!
LG
M.
- [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 09.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Bestenfalls, 10.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 10.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Christine Zander, 10.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Till Uhlmann, 10.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Gabriele Gebhardt (SCM), 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Dirk H., 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Guido Weyers, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Guido Weyers, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Guido Weyers, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Andi_nRw, 17.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Spiff Pirat, 17.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, bestenfalls, 17.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Dirk H., 17.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Spiff Pirat, 17.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Gabriele Gebhardt (SCM), 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 11.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Michael Demus, 10.05.2012
- Re: [Drogenpolitik] Info, Bestenfalls, 10.05.2012
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