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ag-drogen - [AG-Drogen] Nervbolzens Egotripp

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

[AG-Drogen] Nervbolzens Egotripp


Chronologisch Thread 
  • From: Stefan Blanke <webmaster AT webmop.de>
  • To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-Drogen] Nervbolzens Egotripp
  • Date: Thu, 27 Oct 2011 20:06:02 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Hallö.

Nochmal zu Erinnerung. Hier geht es eigentlich um das für und wider der Cannabislegalisierung. Die Probleme die hier gewälzt werden sind auch unter einer Prohibition existent
und werden durch die Prohibition verstärkt. Ich denke dabei an Zuckerbeimischungen, Vogelsand, Brick Weed etc. Zudem ist das Gefühl illegal zu sein für Anfällige
und im Allgemeinen auch alle Konsumenten ein Zusatzstoff auf den gut und gerne verzichtet werden kann. Das wirkliche Problem bleibt und ist die Prohibition.

Ich sehe den jetzigen Antrag auch aus dieser Perspektive äußerst kritisch, weil er impliziert (bzw. in seiner Formulierung so schwammig ist) dass durch alleinige Betrachtung der Droge
an sich eine Legalisierbarkeit bzw. das Gegenteil abgeleitet werden kann.  Meine Fragen dazu wurden, warum auch immer ignoriert. Es war auch meine Idee das wir möglichst viele Drogen
an sich betrachten sollten, das war ein Fehler und ich habe mich an der Bestimmung des Gefahrenpotentials beteiligt, das war ebenfalls ein Fehler. Ich denke beim Cannabis ist keine
Information aufgetaucht, die die Nachteile der Prohibition übersteigen würde. Ich sehe das wir durch diese Betrachtungen einen schwammigen Bereich schaffen, der letztendlich
immer wieder nur die Verfahrensweisen der Prohibition als richtig anerkennt. Wenn jemand eine Information hat die wirklich und eindeutig die Prohibition als alleiniges Mittel
zum Umgang mit einer Droge zulässt; her damit!

Wir werden uns aber entscheiden müssen, zwischen schwammigen "Ja aber"-Rumeiereien und der klaren Entscheidung gegen eine Prohibition. Ich sehe auch die Möglichkeit Zwischenstufen zu entwickeln,
die idealerweise in einer Aufhebung der Prohibition münden können. Die Betrachtung des Gefahrenpotentials ist aber mMn komplett verfehlt, da es die wirklichen Probleme nicht löst und Drogen sowieso
konsumiert
werden. Des weiteren habe ich, so denke ich wirklich alle Fragen schon gestellt, die sich in diesem Zusammenhang ergeben. Auch dieser Text wurde ignoriert. Mir ist nicht klar woran das liegt
und ich bitte um Aufklärung. Ist mein Denken zu radikal? Hab ich einen an der Klatsche? Lebe ich in einer Parallelwelt? Ich wünsche mir ein wenig Metainformation von euch oder zumindest eine positive,
negative, erweiternde Reaktion auf das was ich zusammenfassend schreibe.

Ebenso wundere ich mich über das Abwürgen meines Umfrageversuchs mit dem Hinweis auf "tendenzielle" Fragen. Mein Wunsch mir mitzuteilen worin das tendenzielle liegt wurde nicht nachgekommen.

Zusammengenommen habe ich schwere Probleme mit dem (nicht) Verhalten der alten AG Drogen Mitglieder. Was schon damit anfängt das mir die Information verweigert wurde wie ich denn überhaupt
Mitglied werden kann...

Diese Umstände stellen konstant die Sinnhaftigkeit meines Tuns in Frage, dies kann wenn es so weiter geht den Tod meiner Motivation bedeuten, ich habe zwar bis jetzt in meinem Leben noch nichts
anderes kennenlernen dürfen, fände es aber wiedereinmal, wenn auch nicht überraschen, doch zumindest schade wenn es wieder soweit kommt.
 
Amen
Stefan

Am 27.10.2011 15:57, schrieb Chris Lüders: Hallo Georg, hallo Stefan,

ich versuche jetzt mal auf eure beiden Mails in einer zu antworten, da ich auch erstmal nur noch eine Sache dazu beitragen möchte.
Ich fänd es generell toll, wenn wir uns beim Thema Cannabis und auch bei den anderen Drogen mal auf einen bestimmten Punkt einigen könnten. Ich denke es gibt genügend Material um eine gewisse wissenschaftliche Wahrheit über die meisten Drogen zusammenzufassen, die weitestgehendst unumstößlich ist. Ich denke es ist schwierig, wenn wir hier ewig hin- und her diskutieren ob und wie schädlich verschiedene Drogen sind. Es gibt bestimmte Fakten und es gibt Meinungen und ich würde gerne Fakten zusammentragen und dann zu möglichst jeder Droge (ja jede ist übertrieben) eine Wikiseite erstellen, wo man diese Fakten findet. Andererseits finde ich es irre schwierig produktive Arbeit zu leisten, wenn man nur intern mit Meinungen statt Fakten über Drogen diskutiert. 

Eine Stellungnahme noch zu Georgs folgender Aussage zur "Auslösung von Psychosen durch Cannabiskonsum";
Psychiater aus der Forensik sagen, dass das wohl eine wahrscheinliche Annahme ist, aber auszuschließen, dass C. (wie auch andere psychotrope Drogen) KEINE Psychose verursachen können, mag niemand.
 Mag sein, ich bin nicht unfehlbar, aber ich habe noch nirgends gehört, dass diese Möglichkeit von Wissenschaftlern offen gehalten wird. Wie gesagt, ich würde vorschlagen die Fakten und Argumente für genau solche Diskussionen zusammentragen und dann kann man sehen, was der aktuelle wissenschaftliche Stand ist und mit diesem Wissen diskutieren.
Das mag alles ziemlich blöde klingen, aber ich habe einfach gedacht, wir wollen hier zu einer gewissen einheitlichen Meinung kommen und irgendwie politische Arbeit machen und das klappt ja nicht, wenn wir die ganze Zeit Diskussionen über die Schädlichkeit von Drogen führen, die auf "ich habe mal gehört" und eigenen Meinungen basieren. 

Weiß nicht, ob das hier falsch rüberkommt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns hier im Kreis drehen und dass die inhaltliche Arbeit dadurch extrem erschwert ist.

Viele Grüße,
Chris

P.s. @Georg: meine Name ist nicht Christ, vermutlich, war das nur ein Schreibfehler, aber ich bin Atheist und wenn ich Christ genannt werde, fährt unmittelbar ein kalter Schauer über meinen Rücken :P


Am 27. Oktober 2011 15:24 schrieb Georg v. Boroviczeny <georg AT von-boroviczeny.de>:

Hallo Christ,

du schreibst: " Ich bitte um mehr Objektivität und wenn du dir nicht sicher bist, kannst du ja auch fragen, oder dich informieren bevor du etwas so darstellst als "sei es einfach so". Es ist nicht schlimm wenn man etwas nicht weiß, aber denn darf man es auch nicht als wissenschaftlichen Fakt hinstellen.", für meinen Eindruck machst du das gerade;

" Das ist einfach mal falsch. Cannabis verursacht keine Psychosen, sondern kann latente Psychosen auslösen. Da ist ein großer Unterschied" so dezidiert habe ich das noch niemanden, den ich kenne und ernst nehme, behaupten hören: Psychiater aus der Forensik sagen, dass das wohl eine wahrscheinliche Annahme ist (und ich schließe mich, nach allem, as ich weiß, dem an) aber auszuschließen, dass C. (wie auch andere psychotrope Drogen) KEINE Psychose verursachen können, mag niemand. Schließlich greifen ALLE diese Drogen in den Hirnstoffwechsel (Dopamin/Serotonin) ein; ein 'falsch' ablaufender Stoffwechsel ist kennzeichnend für eine Psychose.

So ich Guido verstehe, meint er 'Rauchen ohne Tabak' im Bang, das ist was anderes, als der Joint. Aber: Joint sind nun mal die am weitesten verbreitete Form (hierzulande) des Cannabiskonsums (wer das Gegenteil belegen kann, nehme das gerne an) und dann ist es nötig, -auch- darüber zu reden.

 

Ich war jetzt einige Tage nur passiv dran, werde demnächst versuchen, was zu den angerissenen Problemen  zu schreiben

Georg

 

 


Von: ag-drogen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-drogen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Chris Lüders
Gesendet: Donnerstag, 27. Oktober 2011 13:56
An: Mailingliste der AG Drogen
Betreff: Re: [AG-Drogen] AG-Drogen Nachrichtensammlung, Band 25, Eintrag 90

 

Hallo Guido!

 

"Es kann tatsächlich auch Psychosen verursachen, was ich bei meinen Klienten auch bereits ein paar mal beobachtet habe."

.

 

"Das Problem liegt unter anderem an der am gestiegenen THC Gehalt der Pflanzen seit den 60er Jahren. Heute ist der THC Gehalt bis zu 20x so hoch."

Naja, der Unterschied ist doch nur, dass man sich früher einen Wolf geraucht hat, um was zu merken und heute baust du dir einen Joint und das reicht.

Verantwortungsbewusster Konsum gehört halt zu jeder Droge.

 

"Außerdem ist die Konsumform ein wichtiger Faktor. Genauso wie es hinsichtlich einer Abhängigkeitsentwicklung es einen Unterschied macht, ob jemand Heroin 
raucht oder sich spritzt, macht es auch einen Unterschied ob jemand Cannabis als Joint mit Tabak gemischt raucht oder sich
über eine Bong einverleibt."

Wenn du es mit Tabak mischt, kannst du höchstens eine Tabak-Abhängkeit bekommen, das hat allerdings eigentlich nichts mit der Abhängigkeit von Cannabis zu tun. Ansonsten ist die Gefahr eine psychische Abhängigkeit von Cannabis zu bekommen, doch völlig unabhängig von der Konsumform. Wo soll der Unterschied sein, ob ich mir ne Tabak-Cannabis Mischung mit der Bong rauche, oder in einem Joint? Das einzige was wirklich ein Problem darstellt ist, das man überhaupt die Droge Tabak mit Cannabis mischt. Das ist ein Mischkonsum und hat nichts mit eigentlichem Cannabiskonsum und seinen Auswirkungen zu tun. Meiner Meinung nach kann man Cannabiskonsum und seine Auswirkungen nur neutral bewerten, wenn es oral (in Essen) oder mit einem Vaporisator konsumiert wurde. Damit ist das Argument, dass Cannabiskonsum schädlich für die Lunge und krebserregend ist, nämlich auch haltlos.  

 

Klingt für mich alles ein wenig danach, als hättest du dich noch nicht eingehend und fachlich mit der Droge Cannabis beschäftigt. Auch wenn du viele "Kifferbiografien" kennst, ist das ja noch lange nicht repräsentativ um dadurch ein Urteil über die Droge zu fällen. Wenn du in der Drogensuchtberatung sitzt, und viele "Suchtibiografien" kennst, müsstest du am Schluss ja auch zu dem Punkt kommen, dass Drogen einfach schlecht sind weil alle abhängig sind. Aber es gehen ja nur diejenigen zur Suchtberatung, die ein Suchtproblem haben und dass sind bei Cannabis meines Wissens nach nur ca. 2% der Konsumenten und selbst da Frage ich mich, ob die Zahl repräsenativ ist.

 

Ich bitte um mehr Objektivität und wenn du dir nicht sicher bist, kannst du ja auch fragen, oder dich informieren bevor du etwas so darstellst als "sei es einfach so". Es ist nicht schlimm wenn man etwas nicht weiß, aber denn darf man es auch nicht als wissenschaftlichen Fakt hinstellen.

 

Viele Grüße,

Chris

 

 

Am 27. Oktober 2011 11:19 schrieb Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>:

Hallo zusammen.

hier nochmal ein paar kurze Ergänzungen und Korrekturen.

Es heißt nicht Demotivationssyndrom sondern Amotivationssyndrom.
Cannabis als Amotivationssyndrom gilt als umstritten, weil es wohl Studien gibt die
belegen, das die Konsumenten bereits vorher über eine geringe Leistungsfähigkeit verfügten
und das durch den Konsum wohl nur noch verstärkt wurde.
Ich kenne durch meine Anamneseerhebungen jedoch so viele Kifferbiographien, dass es mir
immer wieder auffällt wie sich, insbesondere eine jugendliche Persönlichkeit, durch den exzessiven Konsum von Cannabis
total verändern kann. Es ist für mich durch meine tägliche Arbeit damit mittlerweile so evident, dass
Cannabis zu erheblichen Problemen führen kann, dass ich darüber gar nicht mehr nachdenke.
Das Problem liegt unter anderem an der am gestiegenen THC Gehalt der Pflanzen seit den 60er Jahren. Heute ist der THC Gehalt bis zu 20x so hoch.
Außerdem ist die Konsumform ein wichtiger Faktor. Genauso wie es hinsichtlich einer Abhängigkeitsentwicklung es einen Unterschied macht, ob jemand Heroin
raucht oder sich spritzt, macht es auch einen Unterschied ob jemand Cannabis als Joint mit Tabak gemischt raucht oder sich
über eine Bong einverleibt.

http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/wirkstoffgehalt.htm

THC ist definitiv grundsätzlich nicht harmlos und sollte genausowenig bagatellisiert werden wie Alkohol.
Es kann tatsächlich auch Psychosen verursachen, was ich bei meinen Klienten auch bereits ein paar mal beobachtet habe.

http://www.3sat.de/page/?source=/nano/cstuecke/103610/index.html

@ Alfred. Mit deiner Formulierung kann ich sehr gut mitgehen.

Gruß,

Guido

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