Re: [AG Bauen und Verkehr] 352 Mill Liter Kerosin in 2012 eingespart

["Robert Merz" <romerz AT gmx.de>]

Ahoi Siegfried,

ahoi Bau und Verkehrspiraten.

 

1. Ich meinte nicht das spontane Streichen von einzelnen Flügen, sondern die Planung der Kapazität im Charter und in der Linie über eine ganze Saison. 

 

2. Die Sommersaison geht etwa ein halbes Jahr. Wer hinfliegt, fliegt auch wieder zurück. Die angebotene Urlaubsdauer harmoniert mit den Umläufen der Flieger. Deshalb sind Chartermaschinen durch die Pauschalreisen während der ganzen Saison sehr gut ausgelastet, mindestens während der 3 Monate Sommerferienzeit = Spitzenzeit  in Deutschland.

 

3. Nach Ferienende Bayern ab Mitte September werden z.B. Golf-Reisen angeboten. Robinson bucht für diese Zeit Ex-Profis als Attraktion. Zudem sinken dann die Preise der Pauschalreisen drastisch, sodass dann die Rentner fliegen.

 

4. Aussage eines Managers: "Die A321 hat so niedrige Sitzplatzkosten, da macht es nichts aus, wenn auch mal ein paar Plätze leer bleiben." Meine Ergänzung: Hauptsache man hat dann, wenn man die Plätze teuer verkaufen kann, genügend Kapazität. Die A321 ist die längste und damit größte Version der A318/A319/A320-Baureihe.

 

5. In Japan wird jetzt eine A380 mit über 800 Plätzen für die Kurzstrecke ausgerüstet, gegenüber ca. 500 auf der Langstrecke. Da fliegen auch schon seit Jahrzehnten B747-Jumbos Kurzstrecke, weil sie die benötigte Kapazität haben. Die Zelle ist auf etwa 40.000 Landungen ausgelegt, das reicht dann für etwa 2 Jahrzehnte derartiges Flugzeugleben. Wenn eine Airline später mal dafür eine Chance sieht, wird sie das mit dem A380 in Europa genauso machen. Nur jetzt noch nicht, denn einstweilen verdient man mit der A380 auf der Langstrecke mehr Geld. Aber gerade Frankfurt - London-Heathrow ist dafür der "Verdächtige" - hohes Potenzial zwischen den Finanz/Wirtschafts/Touristikzentren - Kapazitätsengpässe weil nur 2 Bahnen in LHR - und (noch) keine direkte schnelle Bahnstrecke. DB will zwar von Deutschland nach London fahren, braucht die Züge aber, wenn sie nach jahrelanger Verzögerung von Siemens geliefert werden, zunächst im Binnenverkehr. Das dauert also beides noch.

 

Piratige Grüße

aus der Gegend von Stuttgart

Pi-Robby

 

Gesendet: Donnerstag, 08. August 2013 um 00:46 Uhr
Von: "Siegfried Egyptien" <the.vision.of.tourism AT gmail.com>
An: "Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste" <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Re: [AG Bauen und Verkehr] 352 Mill Liter Kerosin in 2012 eingespart

Am 7. August 2013 23:20 schrieb Robert Merz <romerz AT gmx.de>:

Und 80 % Sitzladefaktor ist ein sehr guter Wert. Ist aber eine Mischung aus Linien- und Charterfliegern. In älteren Kalkulationen war als Wirtschaftlichkeitsschwelle oft von etwa 65 % die Rede.

Ja, ich glaube mich erinnern zu können, daß die Ziele der Chartercarrier in diesem Bereich lagen.

 

 

Meine Urlaubsflüge in der Hauptreisezeit mit Charter ans Mittelmeer waren praktisch immer voll ausgebucht. Das geht aber so nicht bei Linienflügen - und auch nicht das ganze Jahr.

Die Schwierigkeit liegt nicht darin, am Ferienanfang einen vollen Flieger in ein Feriengebiet zu generieren. Der Rückflug ist ungleich schwieriger. Wenn der leer ist, hast du bei Hin- und Rückflug nur 50 % Auslastung. Am Ferienende ist das Problem der Hinflug. Ähnliches gilt für Saisonanfang bzw. -ende. Und genau da haben die Reisebüroleute mit ihren Fachkenntnissen für bessere Auslastung gesorgt. 

 

 

Die Reisebüroleute haben nichts zur Erhöhung des Sitzladefaktors beigetragen. Das waren die Ölscheichs mit ihren drastisch steigenden Ölpreisen. Die haben die Zusammenlegung der weniger gebuchten Flüge erzwungen.

Sorry, Völliger Quatsch. Die Streichung eines Fluges bedeutet für den Ölhändler eine Nachfragereduzierung, also weniger Umsatz. Die Streichung von Flügen ist für die Airlines das letzte Mittel um auf einen nachfrageschwachen (=verlustbringenden) Flug zu reagieren.

 

Dazu natürlich auch noch die Billigstrategie. Früher war Fliegen Luxus, da konnte man sich halbvolle Maschinen leisten und machte trotzdem prächtige Gewinne. Ich erinnere mich an einen Artikel aus der Zeit. Da war ein Flug Hamburg - München über 700 km genau so teuer wie ein Flug NewYork - SanFrancisco über 5.000 km - weil da Konkurrenz herrschte - und in Deutschland praktisch nicht. Das ist heute anders.

 

 Ich selbst habe in den 1980ér Jahren noch Flüge Frankfurt-New York für DM 1.499,00 (Hochsaison) verkauft. 30 Tage Vorausbuchungsfrist und ähnliche Schikanen und trotzdem oft ausgebucht. Ab Amsterdam hatten wir andere Carrier mit Hochsaison-Preisen schon ab 1.199,00 .Berlin-Athen ab DM 350,00 usw. Das waren damals die Graumarktpreise. Und die Lufthansa 100% Staatseigentum. Praktisch eine Behörde, wo Mitarbeiter mit beamtenähnlichen Arbeitsverhältnisse ackern mussten. Die haben ganz schön gelästert, als Sir Freddy Laker mit seinen Billig-Transatlantikflügen Pleite ging.

 

Dazu werden in den letzten Jahren die Flieger immer größer. Auch das spart Personal- und Spritkosten. Die Entwicklung geht weiter in diese Richtung. Der Riesenvogel A 380 ist ein großer kommerzieller Erfolg für Airbus und für die Airlines. Auch weil er pro Passagier-km so wenig Sprit verbraucht.

Der A380 ist für Langstrecken entwickelt worden. Einmal starten, viel lange fliegen, landen und zurück.Im Regeleinsatz innerhalb Europas wird er wohl nicht fliegen. Allerdings jetzt zum Üben zwischen London und Frankfurt: http://www.airliners.de/british-airways-setzt-erstmals-airbus-a380-nach-frankfurt-ein/30151 . 

 

Siegfried Egyptien