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ag-barrierefreiheit - [Ag-barrierefreiheit] Antrag Inklusion und nationale Identität

ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit

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[Ag-barrierefreiheit] Antrag Inklusion und nationale Identität


Chronologisch Thread 
  • From: Holger Hofmann <pirat37304 AT yahoo.de>
  • To: AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Ag-barrierefreiheit] Antrag Inklusion und nationale Identität
  • Date: Sat, 8 Dec 2012 10:20:15 +0000 (GMT)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-barrierefreiheit>
  • List-id: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit.lists.piratenpartei.de>

Grüße an alle,

ich habe mich vom Status "Interessiert an der AG Barrierefreiheit" in den Status "Mitglied in der AG Barrierefreiheit" verschoben.
Falls ich mich noch irgendwo gesondert (an-)melden soll/muß, bitte ich um Rückmeldung.

>Thomas Küppers schrieb: 
>Hallo,
>leider wurde heute in Bochum der Grundsatzprogrammantrag zur Inklusion 
>erst 2x mit 2/3-Mehrheit bestätigt und dann doch noch gekippt.
>Ich denke, dass wir aus dieser Situation das Beste machen sollten. 
>Lasst uns den Ärger vergessen und noch einmal eine Kraftanstrengung 
>tätigen, denn
>*Inklusion gehört in unser Programm!*

Sehe ich anders. Inklusion ist ein Modewort, das nur bedingt auf 
gesundheitlich eingeschränkte Personen angewandt werden kann. Diese 
könnten vollständig intergriert, aber nicht immer vollständig inkludiert werden. Inkludieren
könnte man nur zwei Gruppen reltativ gleicher körperlicher Merkmale. 
Z.B. wenn in eine Gruppe Rollstuhlfahrer ein Fußgänger inkludiert werden 
soll (ich drehe das Beispiel bewußt einmal um, klappt auch in die andere 
Richtung), wird dieser sich stets nur einem Rollstuhl im Weg finden. Er 
wird anschließend von selbst auf die Idee kommen, neben eine Rampe eine 
Treppe/Leiter zu bauen, womit er sich jedoch bereits ins Abseits stellt 
und somit exkludiert. Baut man also gleich neben die Rampe eine Treppe, 
hat man den Fußgänger jedoch nicht inkludiert, sondern integriert, da man auf seine
besonderen Bedürfnisse (wird nicht mehr von Rollis 
geschupst und kann schnell irgendwo rauf zu gelangen) eingegangen ist. Da 
man ihn nicht mit den Rollstuhlfahrern gleichgestellt hat, bildet er nun eine Gruppe in der
Masse und wurde nicht inkludiert, sondern integriert.

Somit gehört nicht Inklusion, sondern Integration in das Programm der AG Barrierefreiheit.

>Julia Probst schrieb: 
>Hallo,
>es war klar, dass der Antrag so wie er ist, nicht durchgeht, da jemand 
>"nationale Identitäten" reingeschmuggelt hat. Ausser mir wurden ja 
>noch andere davon überrascht.
>Es muss klar sein, dass man mit einer Vermengung von 
>Einwanderungspolitik bzw. Inklusionspolitik von Migranten und 
>Inklusionspolitik von Menschen mit Behinderungen nicht weit kommt - 
>das haben wir ja heute gesehen.

Inklusion kann -wie ich oben versucht habe darzustellen- nur unter Menschen relativ gleicher körperlicher Merkmale erfolgen.
Inklusion gehört daher in die Einwanderungspolitik, Integration in die Politik für gesundheitlich eingeschränkte Menschen.

>Stephan Schurig schrieb 
>Hey Leute,
>ich möchte euch wirklich massiv widersprechen. Das Konzept der 
>Inklusion macht meiner Meinung nach KEINE Unterscheidung zwischen 
>Migrant_innen und Nicht-Migrant_innen. 

Stimmt, ein Wort macht keinen Unterschied, den macht das Leben.

>Auch das Konzept der Integration in Bezug dazu ist meiner Meinung nach veraltet.

Es könnte nur dann veraltert sein, wenn es bereits umgesetzt wäre. Ist es 
jedoch nicht. Darauf dürften wir -meiner optimistischsten Einschätzung 
nach- wohl noch mindestens zwei- bis dreihundert Jahre warten. Ich 
erinnere mich hier an einen Fernsehbericht, in dem ausgeführt wurde, daß 
in den Deutschen Bundestag aus Sicherheitsaspekten maximal 14 
Rollstuhlfahrer dürfen. (Ich weiß nicht, ob dies noch aktuell ist, lasse 
mich hier gerne berichtigen.)
Da kann ich nur sagen: Tolle Integration, die unser höchstes Gremium im Staate hier vormacht. X(

>Eine Inklusion meint als ALLE Menschen und lehnt diese Twei-Gruppen-
>Theorie ab. 
>Richtig ist, dass die Konsequenz daraus andere sind, wobei 
>unterstütze Kommunikation, Barrierefreiheit, Teilhabe etc. für alle 
>Gruppierungen wichtig sind, ob jung, alt, behindert, migrierend o.ä.

Hier zeigst Du selber, daß das Leben die Einteilung in verschiedene 
Gruppen vornimmt und dies nicht eine Theorie ist.

>"Inklusion ist nicht nur eine gute Idee, sondern ein Menschenrecht. 
>Inklusion bedeutet, dass kein Mensch ausgeschlossen, ausgegrenzt oder 
>an den Rand gedrängt werden darf. Als Menschenrecht ist Inklusion 
>unmittelbar verknüpft mit den Ansprüchen auf Freiheit, Gleichheit und 
>Solidarität. Damit ist Inklusion sowohl ein eigenständiges Recht, als 
>auch ein wichtiges Prinzip, ohne dessen Anwendung die Durchsetzung der 
>Menschenrechte unvollständig bleibt.

Schöne Theorie, aber das Leben schreibt halt was anderes. 
Rollstuhlfahrer können nun mal keine Treppen steigen, schon daher sind 
sie eine besondere Gruppe in der Masse, die integriert (Bau von Rampen 
neben Treppen), aber nicht unbedingt inkludiert ("Na nun schnallt Euch mal den 
Rollstuhl auf den Rücken und steigt mit uns Fußgängern die Treppe hoch" 
- übertrieben dargestellt, aber von mir nicht bös gemeint; Inklusion würde
lediglich in die andere Richtung bedingt funktionieren: Abriß der Treppen und Bau
von Rampen, siehe zu den Folgen jedoch o.g. Bsp.) werden könnte. 
Für viele andere gesundheitliche Einschränkungen kann man ähnliche 
Beispiele finden.

>Wie alle anderen Menschenrechte fußt das Recht auf Inklusion auf der 
>universellen Menschenwürde: Weil alle Menschen mit der gleichen und 
>unveräußerlichen Würde ausgestattet sind, haben wir alle die gleichen 
>Rechte und den Anspruch darauf, dass der Staat sie umsetzt. Das heißt, 
>dass er die Menschenrechte durch seine Rechtsordnung absichert und die 
>tatsächlichen Voraussetzungen dafür schafft, dass alle ihre Rechte 
>gleichermaßen wahrnehmen können. 

Hier wird Integration, nicht Inklusion beschrieben. Inklusion bedeutet 
Gleichmacherei, Intergration bedeutet eingehen auf die besonderen 
Bedürfnisse des Einzelnen. Inklusion führt daher im Ergebnis zu einer 
Verletzung der Menschenwürde gesundheitlich eingeschränkter Personen, 
Integration hingegen berücksichtigt diese.

>Dabei gewährleisten die Menschenrechte den Schutz vor jeglicher Form 
>von Diskriminierung, zum Beispiel aufgrund einer Behinderung, der 
>Hautfarbe, der Herkunft, der Geschlechtsidentität oder der sexuellen 
>Orientierung. Um Inklusion wirkungsvoll umzusetzen, braucht es diesen 
>Schutz vor Diskriminierung. Das Verbot der Diskriminierung bedeutet 
>aber nicht pauschal, dass alle identisch behandelt werden müssen. 
>Vielmehr müssen bei der Umsetzung der Menschenrechte unsere jeweils 
>spezifischen und unterschiedlichen Ausgangslagen berücksichtigt 
>werden. 

Damit wird gesagt, daß es in der Masse durchaus unterschiedliche Gruppen 
gibt, die sich voneinander abheben. Also können diese Gruppen nur in die 
Masse intergriert, nicht jedoch inkludiert werden.

>Um das Ziel von Inklusion zu erreichen, dass alle Menschen frei und 
>gleich und auf der Grundlage der eigenen Selbstbestimmung ihr Leben 
>miteinander gestalten können, müssen daher alle Barrieren, die diesem 
>Ziel (noch) im Wege stehen, Schritt für Schritt abgebaut werden. Das 
>gilt für bauliche Barrieren genauso wie für Barrieren in den Köpfen.

Damit erreicht man das Ziel Integration, nicht das Ziel Inklusion.

>Inklusion als Menschenrecht ist natürlich nicht nur ein Thema für 
>Menschen mit Behinderungen. Es ist für alle Menschen wichtig, die 
>nicht voll und gleichberechtigt an allen Bereichen der Gesellschaft 
>teilhaben können, etwa aufgrund ihres Alters, ihrer sexuellen 
>Orientierung, einer Behinderung, ihrer Hautfarbe, Herkunft oder ihrer 
>Geschlechtsidentität. Und als Menschenrecht geht Inklusion alle 
>Menschen an, nicht allein diejenigen, die ausgeschlossen sind. Denn 
>Menscherechte bauen darauf auf, dass jeder Mensch den anderen als 
>Gleichen respektiert und sich deshalb solidarisch für die Rechte der 
>anderen einsetzt. Nur wenn alle mitmachen, kann Inklusion gelingen."


Zur Verdeutlichung des Unterschiedes zwischen Integration und Inklusion 
verweise ich mal auf 
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Stufen_Schulischer_Integration.svg&filetimestamp=20110604122759
(Bilddarstellung der 
Exklusion = Ausschluss aus der Masse, 
Seperation = eine zweite Gemeinschaft neben der Masse,
Integration = eine Gruppe in der Masse,
Inklusion = alle sind gleich in der Masse)

 
Gruß Holger
 
"Kein Mensch kann das beim anderen sehen und verstehen, was er nicht selbst erlebt hat" Hermann Hesse



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