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sg-presse - Re: [Sg-presse] Qualität der PMs

sg-presse@lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der SG Bundes-PR

Listenarchiv

Re: [Sg-presse] Qualität der PMs


Chronologisch Thread 
  • From: Anita Möllering <anita.moellering@googlemail.com>
  • To: Mailingliste der SG Presse - Diskussion <sg-presse@lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Sg-presse] Qualität der PMs
  • Date: Thu, 6 Feb 2014 09:31:01 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/sg-presse>
  • List-id: Mailingliste der SG Presse - Diskussion <sg-presse.lists.piratenpartei.de>

Hallo Martina,


vielen Dank für Deinen kritischen Blick. Ich möchte Dir kurz darauf antworten.

a/  Treffende Analyse des Statements: 
Vielen Dank für Deine Analyse des Anti-Homophobie-Statements. Ich finde diese treffend, habe nichts hinzuzufügen und stimme Dir, was dieses Statement betrifft zu. 


b/ Pauschalangriffe und aggressive Töne schaffen leider kein konstruktives Klima
Sicher würden auch die Analysen weiterer und anderer Statements interessante - und potentiell für die Arbeit auch lehrsame - Erkenntnisse hervorbringen. Eine Kritik, die - auch wenn sie in der Sache noch so richtig ist - mit pauschalisierenden Worten einleitet wie "IMMER" und mit Szenarien wie "Schweigen brechen", "furchtbar", "einprügeln", "Wahnsinn", "rausjagen", nochmal "schweigen" arbeitet, schafft von vornherein eine hochdramatische, wenn nicht sogar aggressive Stimmung, welche wiederum - so geht es zumindest mir - nicht unbedingt den Boden für eine offenes und konstruktives Gespräch zu diesem Thema schafft. Aber genau darüber müsste - in der SG Presse - durchaus mal regelmäßig in Form von Manöverkritiken gesprochen werden: Welche Ziele & Faktoren haben wir hier eigentlich täglich gegeneinander abzuwägen und erreichen wir mit dem, was wir tun, eigentlich das allein primäre Ziel: Eine hohe Abdruckquote von Meldungen und treffende Debattenbeiträge in der medialen Öffentlichkeit Form von guten Statements.


c/ Konstruktiver Vorschlag: Mal eine Redaktionssitzung für das Thema "Manöverkritik" einplanen und ein paar Do's & Don'ts formulieren

Um nun dennoch mal das mit dem Konstruktiven zu machen (denn auch mir fallen in letzter Zeit ein paar Dinge auf - so z.B. vermehrt eine kreative, aber unglückliche Vermixung der Formate Statement und PM), würde ich der SG allgemein mal vorschlagen, eine Redaktionssitzung - zumindest eine Stunde davon - dem Thema Manöverkritik zu widmen und ein paar Do's und Don'ts für Piraten-Pressetexte zu formulieren.

In diesem Gespräch bitte ich jedoch eine Reflexion darüber einfließen zu lassen, was eigentlich die Funktion, Sinn und Ziel von Pressetexten ist.

Das sage ich aus einem wichtigen Grund: 

Wenn es um das Ziel der Arbeit der SG Presse geht - insbesondere wenn von "Qualität" gesprochen wird - , wird sehr oft von "schönen" Texten als Ziel der Arbeit hier gesprochen. Ja, Pressetexte sollten "gut gemacht" sein. Und es ist sicher auch das kleine Etappen-Ziel der konkreten Arbeit an einem Text, dass er in seinen Merkmalen am Ende "handwerklich gut gemacht" und "schön" ist. 

Das Ziel der Pressearbeit ist aber ein anderes: Im großen Blick sind Pressetexte Funktionstexte. Das große Ziel der Pressearbeit - was Presse-Texte betrifft - ist Abdruck: Abdruck der Nachrichten, die wir mitzuteilen haben. Und auch Aufnahme der Kommentare unserer Leute in Texten zu wichtigen aktuellen Debatten. Kurz: Unser Ziel in der Pressearbeit ist Präsenz, (mediale) Öffentlichkeit für unsere Themen und Köpfe, wahrgenommen werden. Auf dieser eher höheren Ebene bringt uns ein gut gemachter Text nichts, wenn er schlicht 3 Tage nach Ende der öffentlichen Debatte erscheint. Mit unseren Pressetexten arbeiten wir nicht im luftleeren Raum. Wir haben den Takt der Geschichte, wir haben den noch schnelleren Takt der Medien, wir haben redaktionelle Abläufe, wir haben sehr, sehr viele äußere Bedingungen unter denen wir arbeiten.


Kurz: 
Die SG Presse arbeitet in diesem Spannungsfeld zwischen dem unmittelbaren Ziel des Autors, einen "schönen, journalistisch handwerklich gut gemachten Text" anzufertigen, und dem mittelbaren Ziel, damit auch in den Medien & Tagesnachrichten zu landen. Ja, das ist natürlich das gleiche Spannungsfeld, in dem auch ein Redakteur einer Tageszeitung arbeitet. Aber der hat deshalb ja auch eine mindestens 1,5-jährige journalistische Ausbildung und täglich mind. 8 Stunden Berufserfahrung, um auch unter Zeitdruck handwerklich gute Texte abzuliefern. Hier in der SG Presse haben wir ehrenamtliche Mitarbeiter, die meist eben nicht über diese Ausbildung verfügen. Das ist so. Wir überfordern unsere Leute hier, wenn wir an ihnen täglich die gleiche Anspruchshaltung herantragen, wie an einen ausgebildeten und berufserfahrenen Redakteur. Da hilft es nichts, einfach nur immer wieder auf den Leuten rumzuhacken. Da hilft nur, die Leute zu schulen, schulen, schulen, um den Lack bei der Ausbildung etwas aufzufangen. 

Nicht falsch verstehen: Das ist kein Plädoyer dafür schlecht gemachte Texte. Ganz im Gegenteil. Ein absolut schlecht gemachter Text bringt uns, auch wenn er dreimal rechtzeitig in der Redaktion ist, am Ende auch genau 0 (wenn nicht sogar Minuspunkte). 

Aber es wäre meines Ermessens wesentlich besser, wenn wir mal konstruktiv überlegen, wie wir diesen Zielkonflikt unter den Bedingungen ehrenamtlicher Arbeit am Besten auflösen können. Dazu gehört es aber auch, anzuerkennen, was die eigenen Ressourcen und Bedingungen sind. Wir machen aus unseren Bedingungen nur das Beste, wenn wir auch die Stärken sehen und nutzen, und nicht, in dem wir immer wieder gebetsmühlenartig um die Schwäche der eigenen Organisation und denen anderer Parteimitglieder kreisen.



Besten Gruß
Anita




Am 5. Februar 2014 12:05 schrieb Martina Flasch <martina.flasch@piratenpartei.de>:
Hallo,

ich habe lange zu der immer schlechter werdenden Qualität der PMs
geschwiegen. Aus gutem Grund, wie ich finde. Aber jetzt werde ich dieses
eine mal mein Schweigen brechen - vermutlich werdet ihr euch darüber
furchtbar aufregen und entsprechend auf mich einprügeln - aber das werde
ich in Kauf nehmen müssen, denn es geht nicht mehr, ich kann bei diesem
Wahnsinn, der hier rausgejagt wird, nicht mehr schweigen. Nehmen wir die
letzte PM:


"Das Europäische Parlament hat gestern die Kommission, die
Mitgliedstaaten und alle einschlägigen Einrichtungen aufgefordert, einen
»EU-Fahrplan zum Schutz der Grundrechte von LGBTI-Personen«
aufzustellen. [1]"

1. welche Kommission?
2. einschlägige Einrichtungen - was zur Hölle soll das denn überhaupt sein?
3. Was für einen EU-Fahrplan
4. Was sind LGBIT-Personen und was sind deren besonderen Grundrechte
oder haben die andere oder gar keine?

Der berühmte erste Absatz soll eigentlich einen Neuigkeitswert an
Informationen schaffen - hier wird nur Unklarheit geschaffen und  es
werden Fragen aufgeworfen.

Das nachfolgende Zitat von Julia Reda könnte groß sein, aber beginnt es
mit dem Satz:

"Diese Entschließung kommt genau zur richtigen Zeit." Und sofort stellt
sich die Frage: Welche Entschließung, in der Einleitung war ja gerade
einmal "EU-Fahrplan" die Rede, jetzt ist es eine Entschließung? Kurz:
worüber wird hier geredet?

Damit ist das Zitat, das hätte groß werden können, schon im Ansatz
erstickt.

Dann gibt es noch einen Abschließenden Absatz, der einem echt die Schuhe
auszieht, zumindest, wenn man über grundlegende Kenntnisse der deutschen
Grammatik verfügt:

Der erste Satz beginnt mit: "Die Piratenpartei steht für...." Wenn man
mal davon absieht, dass es korrekter Weise "Piratenpartei Deutschland"
heißen muss, stellt man fest: Der erste Satz wurde richtig mit einem
Subjekt 3.Person Singular eingeleitet. der zweite Satz endet jedoch mit:
"...lehnen wir ab." Das ist allerdings 1. Person Plural.

Hier wurde also mal eben innerhalb von zwei Sätzen ohne jeden
erkennbaren Sinn die grammatikalische "Person" gewechselt - und damit
übrigens auch die Intention und die Perspektive. Während man mit
3.Person Singular (Piratenpartei Deutschland) allgemein sachliche Infos
verbreiten möchte, will man mit der 1. Person Plural (wir) Meinungen
verbreiten - und die gehören in einer PM in ein Zitat.

Innerhalb von zwei Sätzen wurde also alles falsch gemacht, was man
falsch machen kann.

Das Ganze endet dann wie folgt:

Diskriminierung aufgrund des
Geschlechts, der Geschlechterrolle, der sexuellen Identität oder
Orientierung ist Unrecht. Gesellschaftsstrukturen, die sich aus
Geschlechterrollenbildern ergeben, werden dem Individuum nicht gerecht
und müssen überwunden werden. [3]

1. Das ist Meinung und gehört derart unkommentiert allenfalls in ein
Zitat. Es sei denn es würde sich auf den ersten Satz beziehen, also die
Piratenpartei Deutschland. Dieser Zusammenhang kann aber nicht mehr so
ohne weiteres erschlossen werden, da der zweite Satz die Person ja
komplett gewechselt hat.

2. Wenn es Parteiprogramm ist, ist das runterleiern davon wertlos; es
schafft keinen Informationsmehrwert (was ist an unseren Programmpunkten
neu? - genau, gar nichts). Der einzige Mehrwert wäre es, die obigen
Sätze zu erläutern. Aber genau das ist nicht erfolgt. Warum
Geschlechterrollen dem Individuum nicht gerecht werden sollen, weiß an
dieser Stelle vermutlich auch nur der liebe Gott. Erklärt wird dies
jedenfalls nicht.


Wenn ich so eine PM lesen muss, stellen sich bei mir schon körperliche
Schmerzen ein. Das ist wirklich gruselig.

Bitte macht etwas. Haltet euch doch wenigstens an die Grundlagen
deutscher Grammatik ein und wechselt nicht sinnfrei die Personen und
Perspektiven. Das sind Grundschulbasics.

Die Freigeber hatten früher ausschließlich die Aufgabe, genau auf solche
Dinge zu achten, damit diese nicht vorkommen. Wie immer jetzt die
Kriterien für eine Freigabe aussehen mögen - mit Qualitätsüberwachung
hat das jedenfalls nichts mehr zu tun.

Und jetzt werde ich wieder schweigen und mich weiter gruseln.

Gruß
Martina
--
Sg-presse mailing list
Sg-presse@lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/sg-presse



--
Anita Möllering AKA anuschka

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