nrw-heinsberg AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kreis Heinsberg -- NRW
Listenarchiv
- From: "Thomas" <thomas AT theves.net>
- To: <nrw-heinsberg AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [NRW-Heinsberg] Diskussionspapier Rente/Altersarmut Teil 1
- Date: Wed, 12 Sep 2012 20:25:00 +0200
- Importance: Normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-heinsberg>
- List-id: <nrw-heinsberg.lists.piratenpartei.de>
Hallo zusammen,
ich habe zwar im Moment nicht die Zeit, mich um bestehende Termine zu kümmern, aber Mails lese ich dann doch noch. Ich sehe das mit der Altersarmut ein wenig anders und mit „nüchternen“ Augen (glaube ich zumindest). Es gibt sicher viele Fälle von Armut allgemein, aber sehr viele davon sind selbst verschuldet (so sehe ich auch die finanzielle Lage in Griechenland, Spanien und Italien und wenn alles so weiter geht, sind wir auch bald betroffen, aber das ist ein anderes Thema). Wolfgang, ich gebe Dir Recht, wenn Du sagst, dass praktisch mit der Geburt die Rentenplanung beginnen sollte. Dass das Neugeborene nicht selbst dafür aufkommen kann, ist mal klar, aber erfahrungsgemäß bekommen die Kleinkinder oft und viel zu viel Geschenke – sei es von den Eltern, Großeltern, Freunden etc. Ab und zu ein Geschenk – dagegen ist sicher nichts einzuwenden, aber den Rest sollte man im Sinne des Kindes irgendwo irgendwie anlegen und wenn es nur auf einem Sparbuch ist. Wenn Du (Wolfgang) jetzt behauptest, „arme Eltern mit Kindern“ können das aber nicht, na ja dann sollten wir solche Leute mal gemeinsam besuchen. Du wirst schnell feststellen, dass diese Kinder (und auch die Eltern) meistens mehr Spielzeug haben, als ich meinen Kindern kaufen kann.
Ich gehe zum Schritt „Bildung“: ist auf jeden Fall wichtig und verbesserungswürdig, in diesem Punkt gebe ich Dir ganz sicher Recht. Einschulalter 5 Abitur mit 17 halte ich allerdings für absoluten Wahnsinn für die Kinder. Nur um 2 Versicherungsjahre mehr zu erreichen, würde ich den Kindern die frühe Einschulung und das verkürzte Abitur ersparen wollen (mein Sohn hat leider das Pech, ein Jahr weniger zu haben)
Jetzt gehe ich in den Bereich „Ausbildung“ und will da gleich den „jungen Menschen“ sagen wir bis 25 Jahre mit einpacken: ich würde behaupten (ohne es statistisch belegen zu können und nur aus Erfahrungen mit diesen Altersgruppen) 75 % der jungen Leute leben von der Hand in den Mund. Aber warum? Weil sie es an jedem Zahltag – ob nun Lohn oder Gehalt – richtig „krachen“ lassen. Wenn dann noch Geld übrig ist, wird’s an den Folgetagen unter die Menschheit gebracht. Ich kenne sehr viele Jugendliche und auch Erwachsene, die noch nicht mal 50-70 Euro im Jahr für eine private Haftpflichtversicherung übrig haben, aber jeden Tag „feiern“ gehen.
Dann kommt die Zeit, in der man selbst Geld verdient: leider muss ich immer wieder feststellen, dass ich eigentlich blöd bin, soviel zu arbeiten und dafür relativ wenig Lebenskomfort habe. Mit meinem „Nettoeinkommen“ würde ich sagen, liege ich auch im Bereich der „Armut“ und dennoch sorge ich privat für mein Alter vor. Dafür verzichte ich – wie bereits erwähnt – auf eine Menge Lebenskomfort. Ich kann mir z.B. nur einen kleinen Urlaub von vielleicht einer Woche im Jahr im benachbarten Holland leisten, gehe selten aus und hab auch nicht die neuesten technischen Geräte. Wenn ich aber sehe und höre, wie Mitmenschen in Deutschland leben, die beispielsweise Hartz IV empfangen, schlackere ich – salopp gesagt – mit den Ohren.
Natürlich gibt es Ausnahmen, die definitiv unterstützt werden müssen, wie z.B. Behinderte Menschen oder schuldlos in eine Armut gerutschte Personen (aber hier fängt es schon an, schwierig zu werden: wie kann ich schuldlos von selbst verschuldet abgrenzen?).
Mein Fazit: Unser Rentensystem beruhend auf dem Generationenvertrag ist sicher überholt und gilt reformiert, aber nicht nur auf Kosten der Gut- und Besserverdiener, sondern eher auf Basis des Bewusstseins jedes Einzelnen. Ich bin der Meinung, jeder sollte in jungen Jahren „verdonnert“ werden, einen Betrag X in einen Rentenfonds einzuzahlen, der sicher verdienstabhängig sein sollte. Ein kleiner Teil aus diesem Betrag sollte für Härtefälle (z.B. Behinderte) zur Verfügung gestellt werden. Klingt im Moment so, wie das bisherige System, aber ich meine damit, dass sich jeder selbst im Rentenalter finanziert. Geht einfach, ist einfach und ist in meinen Augen effizient.
So, genug geschrieben Schöne Grüße Thomas T.
-----Ursprüngliche
Nachricht----- Hi, wie versprochen liefere ich heute noch Teil 1 ab. Die inzwischen angekommenen Bemerkungen habe ich zur Kenntnis genommen. Ein System, das auf bestmöglichen Ergebnissen basiert, kann in vielen weiteren Unterpunkten auf Abweichungen von der angenommen Utopialösung reagieren. Existierende Altersarmut muss vom sozialen System aufgefangen werden und alle anderen, beginnend mit der Kindererziehung, müssen angepaßt werden um die Altersarmut in der Zukunft zu verhindern. Es ist also kein Problem der Rente, sondern das Ergebnis von vielen Fehlern in anderen Systembereichen, die von mir noch angesprochen werden. Jetzt das Rentensystem zu ändern, ruiniert nur das labile und mühsam sanierte Sytem, das erst durch die "Voll"beschäftigung auf wackelige Beine zu stehen gekommen ist. Zum Thema "Voll"beschäftigung und Arbeitsmarktpolitik komme ich später. Meine provozierende Anmerkung, dass die Altersarmut bereits am Tag1 nach der Geburt beginnt, möchte ich anhand von 2 Beispielen untermauern. Die Beispiele sind nicht erfunden, sondern lebender Beweis, wie entscheidend die elterliche Erziehung für die spätere Entwicklung sein kann. Ein Junge, der gerade die ersten Tage als Dreijähriger im Kindergarten verbringt, wurde in einer Familie erzogen, in der beide Elternteile berufstätig sind. Außerhalb der gesetzlichen Mutterschaftszeiten wurde das Kind von der Großmutter betreut, die aber nicht die traditionellen Erziehungsmethoden, sondern nach Maßgabe der Mutter, konsequent neueste wissenschaftliche Erziehungsmethoden einsetzen mußte. Das Ergebnis ist unglaublich: Ein Kind, das noch keine Minute seines Lebens vor einem Fernseher verbracht hat bzw. die Funktion eines Fernsehers überhaupt nicht kennt, hat sich in spielerischer Art und Weise ein Repertoir an Wissen angeeignet, das 6- oder 7-jährige auch nicht im entferntesten nachweisen können. Er kennt alle auf dem Markt befindlichen Kabelarten, kann sie dem entsprechenden Gerät zuordnen und besitzt entsprechendes Kinderwerkzeug, mit denen er spielerisch ausgemusterte technische Geräte reparieren könnte. Dass er alle Vogelarten, alle Gartenkräuter und alle Baumarten unterscheiden kann, sei nur nebenbei erwähnt. Die Liste läßt sich noch um weitere Beispiele ergänzen. Nicht als Gegenbeweis, sondern als normales Beispiel einer Erziehung im Jahre 2012 möchte ich die Entwicklung eines 4.jährigen Mädchens anführen, das täglich ca. 2 Stunden vor dem Fernseher verbringt und von der Entwicklung weit hinter der des Dreijährigen liegt. Wird jetzt nicht in irgendeiner Form eingegriffen, vergrößert sich die Diskrepanz immer mehr und wird zu einer Belastung für das System der Kindererziehung und der Schulausbildung. Die Beispiele kann man als extrem einstufen, es zeigt jedoch die gesamte Bandbreite, die bei der Entwicklung eines Kindes bis zur ersten Schulstunde berücksichtigt werden muß, um der Problematik auch nur annähernd gerecht zu werden. Gefährliches Halbwissen und Ignoranz zeigen sich ja überall in der örtlichen Kommunalpolitik, wenn es darum geht, Schulen oder Kindergärten zu verändern oder gar zu schließen. Siehe Tüddern: Teilweise müssen Schulkinder mehr als 2 Stunden pro Schultag Busfahren und/oder laufen, um in die Schule zu kommen. Hier beeinflußt man extrem negativ durch unzulängliche Entscheidungen die Entwicklung von leistungsbereiten Kinden, weil die Systemzusammenhänge nicht beachtet werden. 1. Erkenntnis: Familiäre Erziehung ist der erste und vorentscheidende Schritt für ein Kind. Früher Einsatz von wissenschaftlichen Methoden und konsequenter Anpassung an Veränderungen sind von großer Bedeutung. Auch das Rentensystem spielt hier mit. Glauben Sie nicht? Die Großmutter des Dreijährigen hat vorzeitig aufgehört zu arbeiten um sich der Betreuung des Kindes zu widmen, fast ein Vollzeitjob. Ich finde. dass die Zeit der Kinderbetreuung der Großeltern bei der Berechnung der Rentenhöhe berücksichtigt werden sollte. 2. Erkenntnis: Es ist schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, ein System zu schaffen, das allen Kindern einen optimalen Übergang in das Schulsystem ermöglicht. Konsequente Betreuung, KITA und Vorschule sollten das Kind bis zu einem Eintritt ins Schulsystem fördern, unterstützen und gegebenenfalls intensiv helfen, um eine Chancengleichheit zu erhalten. Treffen sich die Vierjährige, bereits 1 Jahr im Kindergarten und noch zum Teil überfordert und der Dreijährige im selben Kindergarten, ist der Junge nach wenigen Tagen unterfordert. Das mag alles völlig überzogen klingen, ist aber Realität. Albert Schweitzer war ein Genie, zwar nahe am Wahnsinn, aber einer der wichtigsten Wissenschaftler, der entscheidende Entwicklungen zu der ständig steigenden Lebenserwartung der Menschen beigetragen hat. Selbstverständlich spielen viele Faktoren wie Erziehung der Eltern, soziale Stellung der Familie und,und,und, aber, man darf diese Faktoren nicht vernachlässigen und frühzeitig der Realität ins Auge schauen. Bei der Integration von Zuwanderern spielt traditionell die Sprache eine große Rolle, frühzeitige Unterstützung ist dringend erforderlich, weil die Probleme in alle weiteren Bereiche Schule/Ausbildung/Arbeitsplatz mitgeschleppt werden, zum Bremsklotz mutieren und der Altersarmut den Weg bahnen. Bitte wieder konstruktive Kritik, ich arbeite sie ab. Teil 2 folgt demnächst, es ist mein Lieblingsthema: Schule Als kostenfreier Nachhilfelehrer für einen Schüler der 10. Klasse einer Hauptschule mit qualifizierten Abschluß stelle ich allen einmal den Stundenplan von Schulbeginn bis Ende September vor: Mittwoch, 29.08.2012 Schulbeginn Mon 03. Sept - Freitag, 07. Sept Klassenfahrt Mon 10. Sept - Freitag, 14. Sept Schulunterricht ab Montag, 17. Sept drei Wochen Praktikum! Müssen wir uns wundern, dass wir uns jetzt über Altersarmut reden müssen? Viele Grüße Wolfgang |
- [NRW-Heinsberg] Diskussionspapier Rente/Altersarmut Teil 1, Wolfgang Hartung, 12.09.2012
- Re: [NRW-Heinsberg] Diskussionspapier Rente/Altersarmut Teil 1, juergen.mertens, 12.09.2012
- Re: [NRW-Heinsberg] Diskussionspapier Rente/Altersarmut Teil 1, Thomas, 12.09.2012
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