[Ddorf-Talk] an EiligeIntuition: Mechanismen menschlicher Entscheidungsfindung und politische Implikationen

[Diana Janknecht <diana.janknecht AT gmx.de>]

Hallo Diana,

c/o Dieter, David, fg1967,

habe eben mal den Begriff
/"Mechanismen menschlicher Entscheidungsfindung und politische
Implikationen"
/

gegoogelt und fand auf Anhieb ein beträchtliche Anzahl bemerkenswerter,
imho hochkarätiger deutschsprachiger Beiträge zu dem Thema,

http://scholar.google.de/scholar?q=Mechanismen+menschlicher+Entscheidungsfindung+und+politische+Implikati​onen&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart&sa=X&ei=Lra8T6rPCsbVtAaetuj7DQ&ved=0CAYQgQMwAA
http://scholar.google.de/scholar?q=Mechanismen+menschlicher+Entscheidungsfindung+und+politische+Implikati%E2%80%8Bonen&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart&sa=X&ei=Lra8T6rPCsbVtAaetuj7DQ&ved=0CAYQgQMwAA

was eine aufwändige Übersetzung des gesamten Textes von der britischen
Parlamentsseite meines Erachtens z.T erübrigen würde.

Vielleicht gelingt es Dir ja, da Du Dich ja mit dem Thema intensiver
beschäftigt hast - mit sicher erheblich geringeren Aufwand für Dich -
eine knappe Zusammenfassung der möglichen Besonderheit des britischen
Inhaltes hier zu publizieren.

[attachment=876]

Sonnigen Gruß

Günther

Hey Günther,

mir gibt Google Scholar leider nur Blödsinn aus, wenn ich deinen Links folge. 
Entsprechend weiß ich nicht, was du gesehen hast. :(
Ich versuch dennoch mal, die "Vorteile" ggü. anderen Texten darzustellen. 
Erstmal hat der Artikel sicherlich ggü. anderen niedrigschwelligen Artikeln keinen 
Vorteil. Von meiner Warte aus hab ich nur wenig Zugang zu populärwissenschaftlichen 
Veröffentlichungen, wie es so schön heißt. Sprich: Ich freue mich, wenn ich sowas finde 
und es inhaltlich nicht total schief ist. Das wäre eigentlich schon der einzige und 
große Vorteil.

Inhaltlich geht es wie gesagt um Present Bias (es gibt leider keinen griffen, 
deutschen Fachbegriff meines Wissens). Present Bias meint, dass Lebewesen im 
Schnitt (es gibt empirische Befunde zu Tieren aller Art, also auch zu 
Menschen) dazu neigen, überproportional hohen Wert kurzfristigen 
Zielen/Belohnungen zuzurechnen und längerfristige Ziele/Belohnungen einen 
sinkenden subjektiven Wert zuzuteilen. Beispiel: 10 € heute oder 20 € in 10 
Jahren. Das ist jetzt ein Extrembeispiel, demonstriert aber den Mechanismus. 
Die meisten Probanden nehmen die 10 € auf die Kralle. Obwohl die 20 € eben 
einen objektiv höheren Wert hat. Dieser grundsätzliche Mechanismus wird in 
dem Text im Zusammenhang der Weltwirtschaftskrise diskutiert und hinsichtlich 
dem Problems, dass private Altersfürsorge wenig Zuspruch gefunden hat. Ein 
weiteres Thema ist der Klimawandel und der er eher schleppende Emissionsabbau 
weltweit. Im Anschluss daran werden noch politisch induzierte Interventionen 
diskutiert, die dem entgegenwirken sollen. Hier findet sich ein sehr 
diskussionswürdiger Punkt:

Es wird vorgeschlagen, dass Precommitment gefördert werden muss (richtig meines 
Erachtens, wird gleich ausgeführt) und das der "Bürger" vor sich selbst 
geschützt werden muss (genau, Knackpunkt!).

Precommitment meint, dass man sich (im Wissen, dass man Langzeitziele nur 
schwer auch langfristig verfolgen kann) frühzeitig dafür entscheidet, sein 
eigenes Aussteigen zu verhindern/ zu erschweren. Beispiel: Bei einer Diät 
keine Süßigkeiten im Haus zu haben, weil man dann einfach nicht Naschen kann. 
Damit stärkt man sein längerfristiges Ziel Abnahme gegenüber dem 
kurzfristigen Ziel Heißhunger mit Süßkram stillen.

Hier kommt das von mir angeführte Menschenbild ins Spiel. Möchte ich (um ein 
Bild zu verwenden), meine Mitmenschen wie Schafe als Schäfer langfristig 
durch einen Zaun dadurch schützen, sich selber nicht zu gefährden. Oder will 
ich durch Bildung (wie eine Anleitung zum eigenen Körper/Verhalten ^^) die 
vermeintlichen Schafe ermächtigen, eigene Entscheidungen zu treffen, aber 
gestärkt durch Wissen über menschliches Verhalten.

Ich habe den durchschnittlichen Piratenstandpunkt bisher bei der zweiten Lösung ausgemacht und 
das wäre auch meine Idee. Aber um das erfolgreich umzusetzen, ist eben ein Wissen über 
Mechanismen wie Present Bias notwendig. Present Bias ist hier nur ein von zig sogenannten 
Verzerrungen ( "Bias" ist das fetzige "Fachwort" dazu), die gegenwärtig der 
Psychologie bekannt sind. Ich weiß, dass ich das nicht wüsste, wenn ich nicht Psychologie 
studiert hätte. Also klafft da eine eindeutige und größere Lücke zwischen dem, was der 
Wissenschaft bekannt ist und dem, was an Wissen bei den Nichtfachmenschen ankommt. Da gibt es 
sicherlich auch 1000 Beispiele aus anderen Disziplinen, aber ich kann nur für mein Fach reden.

Also wäre meine Idee, dass erstmal unter den Piraten solches Wissen 
verbreitet wird und das längerfristig auch in unsere Bildungspolitik Einzug 
findet.

Und um den Bogen zu den Düsseldorfer Piraten zu ziehen: Ich würde mich da 
gern in die Bresche schmeißen und bissel Psychoedukation ^^ leisten.

Liebe Grüße

Diana/ Frau G.

p.s.: Sorry, für den langen Text. Aber kürzer schaff ich das nicht... ^^