Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] ev1.tv möchte Filmen

[aloa5 <aloa5 AT news.piratenpartei.de>]

Johanne Naber schrieb:
> Hallo,
>
> komisch, da verstehe ich den folgenden Absatz anders:.....

Wikipedia wird von einem gewissen Klientel geschrieben ;) Es gibt eine 
ganze Reihe von Artikeln dort welche man sehr mit Vorsicht genießen muss.

Es ist so: eine Kommission aus Befürwortern hat (aus der Theorie heraus - 
also m.E. so wie heute) ein Mindesteinkommen befürwortet. Danach hat man 
es innerhalb mehrerer Pilotprojekte eingeführt.

Widerquist hat die Studien zu den Feldversuchen ausgewertet:
http://works.bepress.com/cgi/viewcontent.cgi?article=1003&context=widerquist

Wenn man abzieht das er der Chef der internationalen pro-BGE-Bewegung ist 
bleibt dabei ein reichlich vernichtendes Urteil übrig.

Ein Mitarbeiter Friedmans hatte sich auch einmal dazu geäußert:
http://www.zeit.de/2007/16/Grundeinkommen/komplettansicht
http://logicorum.wordpress.com/2011/12/08/okonomische-betrachtung-des-bedingungslosen-grundeinkommens-ii-lohne-anreize-und-preise/

"».....Die Erwartung war, dass die Menschen trotz des Geldes mehr 
arbeiten würden, weil die Anreize besser sein sollten als im 
herkömmlichen Steuer- und Sozialsystem«, erinnert sich Gary Burtless, 
der als junger Wissenschaftler an dem Versuch mitwirkte und heute 
Professor an der Brookings Institution in Washington ist. »Aber das war 
die größte Überraschung: Die Menschen arbeiteten deutlich weniger.« 
»Ich habe selbst bei Tobin studiert und war ein Anhänger seiner Ideen«, 
sagt Burtless, »aber heute weiß ich: Er und Friedman haben sich 
geirrt.« Das Problem: Je mehr die Bezieher ihre Arbeit einschränken, 
desto weniger Geld steht zur Umverteilung zur Verfügung..... "

Das ergibt ein etwas anderes Bild als bei Wikipedia. In Widerquists Arbeit 
findet man zu MINCOME auch diese Anmerkung (von ihm) dazu:
"Smaller response to the Canadian experimentwas not surprising because of 
the make-up of the sample and the treatments offered."

Bei SIME-DIME sah das Resultat für das Arbeitskräfte-Angebot so aus:
http://logicorum.files.wordpress.com/2010/11/sime-dime1-e1289556599393.jpg

Das ist also auch empirisch gesehen nicht ohne eine ganze Reihe an 
Fragezeichen, zumal die negESt noch eine relativ harmolse, da atypische 
Variante des BGE ist. Die idealtypischen bei welchen jeder das BGE erhält 
(nicht nur diejenigen mit wenig Einkommen) sind in der Wirkung wie bei den 
Kosten vermutlich noch etwas heftiger.

Daher - so einfach ist das nicht. Jedenfalls nicht für die 
Pro-Argumentation. Widerquist beendet seine Auführungen ja auch damit das 
man damit rechnen können das die Löhne steigen (was man bei den 
Experimenten nicht testen konnte). Höhere Löhne würde höhere Einnahmen 
bedeuten welche den höheren Ausgaben gegenüber stünden. Außerdem wäre 
der Rückgang bei den Hauptverdienern nur bei wenigen Prozent gelegen.

Er sagt nicht das höhere Löhne Inflation bedeuten welche einem 
konstanten BGE gegenüberstehen würden - also eben das Kaufkraft-Niveau 
der Empfänger senkt. Und er nennt nur die Hauptverdiener als 
"positiv".... diesen stehen aber Zweitverdiener u.a. gegenüber.

Daher: nicht blind Wikipedia vertrauen. Bei manchen Themen lohnt es sich 
auch selbst nachzulesen.

Grüße
Otmar