Re: [MS Piraten] Sonntags-Öffnung - Gastbeitrag auf @zeitonline

[Peter Hemecker <Peter+Hemecker AT news.piratenpartei.de>]

Hallo !

Prinzipiell finde ich es nach wie vor i.O., dass am Sonntag der 
Einzelhandel geschlossen bleibt. Und das weniger wegen der christlichen 
Begründung mit dem Gottesdienstbesuch und auch nicht wegen der 
gewerkschaftlichen mit der vermeintlichen Unzumutbarkeit, am Sonntag 
arbeiten zu müssen. Das sind Begründungen aus früheren Zeiten, die 
längst der Vergangenheit angehören. Denn es gibt viele Menschen, denen 
es egal ist, ob sie an einem Sonntag oder unter der Woche arbeiten, die 
gerne auch die steuer- und sozialversicherungsfreien Sonntagszuschläge in 
Anspruch nehmen wollen und/oder die nebenberuflich oder neben dem Studium 
einen kleinen Nebenjob aufnehmen wollen.

Die Begründung liegt vielmehr darin, dass es einen Tag in der Woche geben 
sollte, wo (von den Freizeit- und Notfallbranchen abgesehen) weite Teile 
der Bevölkerung frei haben und sie die Möglichkeit haben sollten, sich 
zu treffen, zu verabreden und gemeinsam etwas zu unternehmen. Insgesamt 
hat der Sonntag durch den weitgehend fehlenden Berufsverkehr auch etwas 
Entschleunigendes, Friedvolles, was unter der Woche nicht der Fall ist.

Was jetzt Münster anbelangt, so halte ich für die Innenstadt 
verkaufsoffene Sonntage prinzipiell für überflüssig, da die City 
bereits jetzt eine ungemeine Sogwirkung auf das Umland, bis hin nach 
Holland oder ins Ruhrgebiet hat. Die Ludgeristraße nimmt deutschlandweit 
Platz 12 der umsatzstärksten Einkaufstraßen ein.

Anders ist das bei Straßenfesten (Hammer Straßenfest,...) und 
Stadtteilfesten, die für 5 Stunden an einem Sonntagnachmittag geöffnet 
haben. Hier würde ich - in rechtlich möglichem Umfange - verkaufsoffenen 
Sonntagen zustimmen.

Gerade dort leidet der Einzelhandel unter der übermächtigen Konkurrenz 
der Innenstadt und sollte daher gestärkt werden. Oft wissen die Menschen 
gar nicht, welche hübschen Geschäfte mit interessanten und individuellen 
Angeboten es dort gibt. Solche Events, bei denen das Publikum beim Bummel 
durch die Festivität automatisch auch mal einen Blick in die Geschäfte 
wirft, führen dazu, dass man das eine oder andere Geschäft entdeckt und 
vielleicht danach häufiger besucht.

Zum anderen ist es auch ökologisch sinnvoll, dass nicht alle aus den 
Vororten in die City (oder zu Einkaufszentren) fahren, sondern vor Ort 
einkaufen. Weiterhin ist es auch für die Bevölkerungsstruktur gut, wenn 
es einen intakten Mittelstand in Form von inhabergeführten Geschäften 
gibt. Die Zufriedenheit und Identifikation der Mitarbeiter solcher 
Geschäfte mit ihrem Job dürfte auch höher sein, als bei 
Handelskonzernen oder Ketten.

Grüße
Peter

mgutsch schrieb:

> Ahoi,
>
> auf @zeitonline habe ich einen meiner Meinung nach interessanten Beitrag 
> zur Sonntags-Öffnung von Boris Palmer (OB Tübingen/Grüne) gefunden.
> Insbesondere finde ich den Aspekt interessant, dass der Einkauf übers 
> Internet dem Einzelhandel zunehmend "das Wasser abgräbt" und eine 
> Sonntags-Öffnung dem ein Stück weit entgegen wirken könnte.
>
> Ich bitte um Diskussion, auch angesichts der immer aufflammenden 
> Diskussion in Münster.
>
> http://www.zeit.de/2015/09/einzelhandel-sonntagsoeffnung-einkaufen-internet
>
> Gruß
>
> Martin