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muenster - Re: [MS Piraten] Besprechung Landschaftsplan Roxeler Riedel

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

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Re: [MS Piraten] Besprechung Landschaftsplan Roxeler Riedel


Chronologisch Thread 
  • From: "Ulrich Schlueter" <uschluet AT muenster.de>
  • To: 'Kreis Münster/ NRW' <muenster AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [MS Piraten] Besprechung Landschaftsplan Roxeler Riedel
  • Date: Fri, 18 May 2012 00:10:23 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>

Hallo Ulrich,

Du schreibst: " - Bauerweiterungsflächen Roxel: Westlich des Ortskerns bis
Bösenseller Straße ist planerisch eine Erweiterungsfläche für die Roxeler
Wohnbebauung. Das Dorf würde etwa doppelt so groß wie heute, würden daraus
wirklich Baugebiete...."

Dazu folgende Anmerkungen:

Schaue Dir folgende kurze Sendung an:
http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/328676_ratgeber-bauen-und-wohnen/
10207118_architektur-im-klimawandel
Oder lesen Sie hier den Text zur Sendung:
http://www.daserste.de/information/ratgeber-service/bauen-wohnen/sendung/wdr
/2012/22042012-architektur-im-klimawandel-100.html

Hier ein Zitat von Prof. Christoph Mäckler, TU Dortmund: „Wir reden von
Energie einsparen und denken immer nur an das Wärmedämmen von Häusern. Im
Grunde genommen muss die Frage der Energieeinsparung sehr viel weiter
gefasst werden. Wenn wir noch heute hektarweise täglich die Landschaften
zersiedeln mit Einfamilienhäusern und Reihenhäusern, dann müssen wir einfach
ganz klar sehen, dass das energiepolitisch eine Katastrophe ist. Wir müssen
zur kompakten Stadt zurückkommen, und in dem Moment, wo Sie dicht bauen, wo
Wohnung über Wohnung ist, wo Sie nur wenig Außenwände haben, sparen Sie
natürlich ad hoc schon Energie. Wir können es uns schon aus energetischen
Gründen gar nicht mehr leisten, große Einfamilienhaus- und
Reihenhaussiedlungen vor die Stadt zu setzen, abgesehen davon, dass das
ökologisch auch ein völliger Nonsens ist.“

Mir geht es dabei nicht nur um Zersiedelung und ökologische oder öknomische
Aspekte, sondern auch darum, dass zukünftig besonders die Behinderten und
Senioren, somit oft Menschen, die mit wenig Geld auskommen müssen, halbwegs
zentral oder zumindest mit guter öffentlicher Nahverkehrsanbindung wohnen
können, damit sie mobil bleiben und am öffentlichen Leben teilnehmen können.

Ich und meine vier Geschwister sind im Dorf Hiddingsel groß geworden, 10 km
von Dülmen und 25 km von Münster entfernt. Vor meinem Elternhaus in
Hiddingsel standen irgendwann 6 Autos, weil sowohl meine Eltern als auch wir
Kinder jeden Tag nach Dülmen oder anders wohin mussten. Damals waren die
Benzinpreise noch gering. Ich sage jetzt schon voraus, dass alle jungen
Familien, die in Handorf, Sprakel oder Roxel bauen und dort ihre Kinder groß
ziehen, irgendwann mindestens 3 Autos vor der Tür stehen haben werden. Vor
ca. 20 Jahren bauten viele junge Münsteraner in Nottuln, wie dort die
Baugrundstücke so preiswert waren. Deren Kinder sind inzwischen erwachsen
und ziehen nach Münster, weil es in Nottuln außer netter Landschaft nichts
gibt. Nottuln verkommt damit mehr und mehr zum Altenheim, wie viele andere
umliegenden Gemeinden ebenfalls. Sind die Heranwachsenden erst einmal in die
Städte abgewandert, gibt es irgendwann keine Steuereinnahmen mehr, die
Infrastruktur ist nicht mehr bezahltbar, die umliegenden Gemeinden verarmen.
Die Gewerbebetriebe ziehen weg, und neue Gewerbebetriebe ziehen da nicht
hin, weil man keine Arbeitskräfte dort findet und keine Azubis. Das ist wie
eine Spirale nach unten...

Der Piratenpartei fehlt wie allen anderen Parteien eine durchweg schlüssige
und nachvollziehbare Wohnpolitik. Ein Aspekt davon sollte sein, dass nicht
weiter zersiedelt wird! Dörfer wie Handord, Roxel, Sprakel oder Wolbeck
sollten Dörfer bleiben, weil der Aufbau der Infrastruktur (Kitas, Anbindung
an Autobahnen, Kosten eines Nahverkehrs mit Bussen im 10-Minutentakt usw.)
dauerhaft nicht erschwinglich sind. Alle Studien zur Wohnraumentwicklung und
zur Alterung der Gesellschaft gehen in dieselbe Richtung. Lies auch den
unten angehängten Kommentar vom WN-Redakteur Klaus Baumeister. Ich würde
diesem Kommentar folgenden Satz hinzufügen: "Und wer mit seinen Kindern in
Davensberg oder Roxel oder auf dem Land leben möchte, muss auch die
zukünftigen finanziellen Konsequenzen tragen und nicht von der Kommune, vom
Land oder dem Bund verlangen, dass diese später die Kosten für PKWs, Benzin
oder Umgehungsstraßen und Autobahnzubringer aufbringen, die Kitas und andere
Infrastruktur wie in der Innenstadt von Münster finanzieren."

Gruß
Uli

Ulrich Schlüter
Biederlackweg 72
48167 Münster
Germany
Tel. +49 (0) 251 4198233
Mobil +49 (0) 1522 1975992
uschluet AT muenster.de

Quelle: Westfälische Nachrichten vom 28.04.2012

Kita-Streit und das Problem der Verdichtung - Fläche ist nicht vermehrbar

Klaus Baumeister

Wohnen wie in Davensberg, Einkaufen wie in Düsseldorf - viele Münsteraner
genießen die Vorteile einer Großstadt mit ländlich geprägten
Stadtrandbezirken. Auch heute noch gibt es Tausende Hausbesitzer in der
Stadt mit frei stehendem Einfamilienhaus, 600-Quadratmeter-Grundstück und 15
Autominuten bis zum Prinzipalmarkt.

Kein Zweifel: Das ist Lebensqualität, um nicht zu sagen ein Luxus, um den
uns die Menschen in vielen anderen Städten beneiden. Münster gehört zu den
ganz wenigen Großstädten in Nordrhein-Westfalen, in denen man tatsächlich
noch das pralle Kulturangebot der City mit der Beschaulichkeit der
verkehrsberuhigten Wohnquartiere kombinieren kann.

Doch die Idylle trügt. Längst zeigt sich, dass die anhaltende und viel
gepriesene Attraktivität Münsters zwangsläufig die Stadt verändern wird. Es
gibt einen anhaltenden Zuzug, eine anhaltende Prosperität - und damit auch
einen anhaltenden Konflikt um die nicht vermehrbaren Flächen. Die heftigen
Konflikte um die beiden geplanten Kindergärten in Mecklenbeck und
Mauritz-Ost belegen das eindrücklich.
Über Jahre hinweg wurden von Sprakel bis Amelsbüren und von Albachten bis
Handorf immer neue Baugebiete ausgewiesen. Hier sind die Grenzen des
Wachstums erreicht, zumal die Landwirtschaft aufschreit und die Kommune
dauerhaft überfordert ist, immer neue Straßen und Spielplätze zu
unterhalten.

Die logische Folge: Urbanisierung. Kleinere Grundstücke, größere
Verdichtung. Weniger Einfamilienhäuser, mehr Miet- und Eigentumswohnungen in
großen Wohnkomplexen. Diesem Trend wird auch dadurch Vorschub geleistet,
dass sich der Trend zu Klein- und Single-Haushal-ten fortsetzt.

Zum Problem wird diese Urbanisierung deshalb, weil Immobilienmakler und
findige Marketingexperten allen Wohnungssuchenden noch immer vorgaukeln,
Münster sei ein Dorf mit angeschlossenem Prinzipalmarkt.

Nein, es ist an der Zeit, den Menschen schlicht die Wahrheit zu sagen: Wer
wohnen möchte wie in Davensberg, muss auch nach Davensberg ziehen.





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